Der auch als Ohrinfarkt bekannte Hörsturz (engl.: sensorineural hearing loss) beschreibt eine plötzlich auftretende Hörminderung, die ohne erkennbare Ursache auftritt. Ein Hörsturz betrifft in der Regel nur ein Ohr. Er kann sich, je nach Schweregrad der Schallempfindungsstörung, durch eine geringe Hörminderung oder auch durch einen vollständigen Hörverlust auszeichnen. In besonders schweren Fällen werden sogar Hörgeräte unausweichlich, um die akustischen Probleme zu kompensieren. Lesen Sie in diesem Ratgeber, welche Symptome ein Hörsturz hervorruft und welche Maßnahmen zur Behandlung ergriffen werden können.
Wie entsteht ein Hörsturz?
Bei einem gesunden Ohr dringen Geräusche von außen als Schallwellen durch den Gehörgang bis zum Trommelfell, das die Schallsignale an die Gehörknöchelchen im Mittelohr übermittelt. Diese wiederum leiten den Schall als Impulse an das Innenohr, wo die Geräusche in Nervensignale umwandelt und über die Nervenbahnen an das Gehirn weitergegeben werden. Liegt ein Hörsturz vor, so gerät die komplexe Schallübertragung im Innenohr ins Stocken. Die Schallimpulse können folglich nicht mehr in Nervensignale umgewandelt werden. Der damit verbundene, meist einseitige Hörverlust wird als idiopathisch sensorineural bezeichnet.
Von einem Hörsturz betroffen sind in Deutschland jährlich bis zu 16.000 Personen. Neben Hörverlust sind dabei auch Tinnitus und Druckgefühle im Innenohr kennzeichnend für die plötzlich einsetzende Erkrankung. Deren Entstehungsursache ist bis heute nicht vollständig erforscht. Sehr häufig heilt der Hörsturz auch spontan wieder ab, was der Medizin weitere Rätsel aufgibt. Es wird allerdings vermutet, dass bei der Entstehung des Hörsturzes das Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren eine Rolle spielt. Sie sollen über Durchblutungsstörungen im Innenohr zu Schädigungen an den dort befindlichen Haarzellen führen, was in Folge Hörprobleme und Hörverlust auslöst.
Risikofaktoren für einen Hörsturz
Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Durchblutungsstörungen im Innenohr und Hörsturz ist leider noch nicht belegt. Allerdings zeichnen Patientenangaben zu bestehenden Vorerkrankungen und Einflussfaktoren ein klares Bild. Hier einige denkbare Risikofaktoren im Überblick:
- Vorerkrankungen: Als Hauptursache eines Hörsturzes werden Erkrankungen angesehen, die zu einer Durchblutungsstörung im Innenohr führen. Hierzu zählen unter anderem Otosklerose sowie Mikrozirkulationsstörungen und Thrombosen in den Gefäßen des Innenohres. Ebenso kommen Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus oder Bluthochdruck) und durch Infektionen hervorgerufene Schwellungen im Mittel- bzw. Innenohr (z.B. Innenohrentzündung) als Ursachen für Hörsturz in Frage.
- psychosomatische Ursachen: Auch psychische Ursachen, wie anhaltender Stress stehen im Verdacht, einen Hörsturz zu begünstigen. Die Durchblutungsstörungen sind hier meist auf eine stressbedingte Nerven- und Gefäßüberlastung zurück zu führen. Zudem kann auch Bluthochdruck im Zuge von Stress auftreten.
- Traumata: Neben Durchblutungsstörungen wird auch eine Verletzung der hauchdünnen Membranen, die das Mittel- vom Innenohr trennen, als Auslöser für einen Hörsturz verdächtigt. Entsprechende Verletzungen werden auch Fensterruptur genannt und können zum Beispiel durch ein Knalltrauma oder Barotrauma entstehen.
Welche Symptome bringt Hörsturz mit sich?
Die Symptome eines Hörsturzes entwickeln sich innerhalb kürzester Zeit, so dass sie plötzlich und ohne erkennbaren Auslöser auftreten. Dabei tritt zunächst ein Tinnitus, ggf. in Kombination mit Druckgefühlen auf, ehe sich dann ein umfangreicher Hörverlust zu Wort meldet. Ohrenschmerzen, wie sie für die meisten Ohrerkrankungen typisch sind, lassen sich bei einem Hörsturz hingegen nicht feststellen. Insgesamt muss mit folgenden Symptomen gerechnet werden:
- Hörminderung
- Ertaubung
- Druckgefühl im Innenohr
- Tinnitus
- Ohrgeräusche
- Schwindel
- Lärmempfindlichkeit
- Empfindungsstörungen
- Doppeltonhören
Diagnose und Therapie bei Hörsturz
Sofern im Patientengespräch keine konkreten Risikofaktoren ersichtlich werden, erfolgt die Diagnose eines Hörsturzes durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt in Form einer Ausschlussdiagnose. Hierzu werden zunächst Otoskopien, Tympanometrien, Tonaudiometrien sowie Stimmgabeltests vorgenommen. Sie helfen dabei, Symptome wie Tinnitus und Hörminderungen, aber auch mögliche Ursachen wie z.B. eine entzündungsbedingte Schwellung festzustellen. Bleiben entsprechende Tests ergebnislos, geben bildgebende Verfahren und Labortests eventuell Auskunft über vorliegende Verletzungen (z.B. Fensterruptur), Nervenschädigungen, Durchblutungsstörungen oder Vorerkrankungen.
Aufgrund der unsicheren Ursachenlage gibt es bei Hörsturz keine einheitliche Behandlung. Stattdessen wird je nach Schweregrad und Zustand des Patienten eine Kombination aus unterschiedlichen Therapieformen angewandt. Im Vordergrund der meisten Therapieformen steht dabei die Anregung der Durchblutung des Innenohres. Insgesamt kommen folgende Maßnahmen zum Einsatz:
- Stressabbau: Kamen im Gespräch mit dem Patienten verdächtige Stressbelastungen zum Vorschein, so besteht die wichtigste Therapie aus Erholung. Gönnen Sie ihren Ohren, wie auch ihrem Körper etwas Ruhe und versuchen Sie, ihren Alltag künftig stressfrei zu planen. Unterstützend können hier auch spezielle Übungen zur Entspannung wie Yoga helfen.
- durchblutungsfördernde Maßnahmen: Um die Durchblutung im Innenohr anzuregen, verabreichen HNO-Ärzte Rheologika (z.B. Pentofoxifyllin oder Hydroxyethylstärke) in Form von Infusionen. Ebenso kann eine Fibrinogenabsenkung durch eine Blutreinigung (Apherese) die Fließeigenschaft des Blutes erhöhen. Selten wird eine Vitamin-C-Infusion eingesetzt, die ebenfalls Entzündungen hemmt und die Durchblutung fördert.
- Glucocorticoide: Zahlreiche Therapiepläne umfassen den Einsatz von hochdosierten Glukokortikoiden (z.B. Prednisolon, Prednison), die sich entzündungshemmend und immununterdrückend auswirken. Schwellungen im Innen- oder Mittelohr als Ursache für den Hörsturz lassen sich so oftmals lindern.
- Lokalanästhetika: Gegen anhaltende Ohrgeräusche oder einen Tinnitus können intravenös verabreichte Lokalanästhetika (z.B. Procain, Lidocain) Abhilfe schaffen. Sie sorgen durch eine örtliche Betäubung bereits blockierter Nerven im Innenohr für Linderung und können schwächen krankheitsbedingte Ohrgeräusche kurzzeitig ab.
- Operation: In besonders schweren Fällen, wie einer Ertaubung oder einer Fensterruptur, kann ein Hörsturz durch einen operativen Eingriff behandelt werden. Besonders häufig wird hierbei eine Tympanoskopie vorgenommen, bei der eine Ruptur der Innenohrmembran mit Hilfe eines Gewebestückes abgedichtet wird.
Hörsturz – Tipps zur Prävention
- So unvermittelt ein Hörsturz entsteht, so unvermittelt kann es auch zu einer spontanen Heilung der Hörminderung kommen. Besonders günstig steht die Prognose bei einer frühzeitigen Behandlung. Ansonsten kann es zu einem Hörverlust oder einem anhaltenden Tinnitus kommen, sowie zu einem wiederkehrenden Auftreten des Hörsturzes.
- Da die Ursachen eines Hörsturzes nicht geklärt sind, kann ihm nur bedingt vorgebeugt werden. Hierzu empfiehlt es sich vor allem, das Immunsystem zu stärken und dem Körper regelmäßig ausreichend Erholung von Stress und Alltagsstrapazen zu gönnen.
Fazit
Ein Hörsturz ist eine sensorineural motivierte Hörminderung, die meist einseitig im Innenohr auftritt und mit Symptomen wie Tinnitus, Druckgefühlen und Schwindel einhergehen kann. Die Ursache für das Auftreten eines Hörsturzes ist derzeit noch nicht geklärt, sodass zahlreiche Risikofaktoren wie Ohrerkrankungen oder auch Stress als mögliche Auslöser in Betracht kommen. Die Behandlung erfolgt daher meist durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen, die auf möglichst viele der Ursachen einwirken sollen. Allerdings heilt der Hörsturz auch häufig so spontan wieder ab, wie er entstanden ist. Eine Behandlung erübrigt sich in solch einem Fall.