Verspüren Sie plötzlich und unvermittelt einen ziehenden oder dumpfen Schmerz zwischen den Beinen? Dann handelt es sich wahrscheinlich um Hodenschmerzen (Skrotalschmerzen). Hierbei handelt es sich um ein relativ breites Feld der Urologie, das ganz unterschiedliche Ursachen haben kann. Ein akutes Trauma tritt beispielsweise nach einem Sturz oder einem Schlag in den Genitalbereich auf.
Aber auch andere Auslöser können Ihnen den Alltag schwer machen. Im Gegensatz zum Trauma, dessen Hintergrund bekannt ist, bleiben viele Ursachen für den Schmerz im Genitalbereich unklar. Letztlich führen die Hodenschmerzen nicht nur zu körperlichem Missempfinden. Auch emotional wird der Schmerz zu einer Belastung. Wie soll man mit den Hodenschmerzen umgehen? Welche Gegenmaßnahmen können Ihnen im Ernstfall helfen? Unser Ratgeber zum Thema Hodenschmerzen beantwortet diese Fragen.
Ursachen für Hodenschmerzen
Hodenschmerzen sind ein in der Behandlungspraxis der Urologie recht häufiges Problem. Dies liegt nicht nur daran, dass der Schmerz durch die Empfindlichkeit des Genitalbereichs allgemein schnell als stark empfunden wird. Hodenschmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben – wie das bereits angesprochene Trauma durch mechanische Gewalt von außen, Erkrankungen im Genitalbereich oder Krankheiten, die auf den Hoden ausstrahlen.
Akute Hodenschmerzen durch Trauma: Hierbei wirkt eine Kraft von außen auf den Hoden, es kommt zu einer Bildung von Hämatomen, Schwellungen oder Rupturen kommen. In vielen Fällen ist das Trauma die Folge eines Sport- oder Verkehrsunfalls. Im Alltag kann aber auch das eine oder andere Missgeschick beim Heimwerken oder der Gartenarbeit als Ursache für Hodenschmerzen durch ein Trauma auftreten.
Kavaliersschmerzen: Hierbei handelt es sich um Hodenschmerzen im Zusammenhang mit sexueller Erregung. Auslöser dieser Skrotalschmerzen ist das im Penis und Hoden befindliche Blut. Bei Erregung verhindert eine Verengung der Venen das Abfließen von Blut, was die Erektion unterstützt. Bleibt die Ejakulation aus, entspannen sich die Blutgefäße nicht, was zu einem Spannungs- bzw. Schmerzgefühl führen kann.
Schmerzen durch Hodenentzündung: Eine Orchitis – die Hodenentzündung – kann auf verschiedenen Wegen ausgelöst werden. Meist handelt es sich um Bakterien oder Viren, die über eine Harnröhrenentzündung oder aus der Prostata in den Hoden einwandern. Einige Erreger wählen auch den Weg über den Blutkreislauf. Hinsichtlich der klinischen Zeichen tritt bei einer Hodenentzündung oft eine Rötung auf, der Hoden schwillt an und es kann zu Fieber kommen. Als Patient nehmen Sie im Zusammenhang mit der Orchitis eventuell auch beim Wasserlassen Beschwerden wahr. Problematisch ist die Hodenentzündung unter anderem durch die Tatsache, dass verschiedene Erkrankungen – wie eine Torsion der Hoden oder Hodenkrebs – ähnliche Symptome entwickeln können.
Skrotalschmerzen durch eine Hodentorsion: Die Hodentorsion gehört zu den gefürchteten Komplikationen und kann bei verzögertem Behandlungsbeginn die Unfruchtbarkeit des Patienten nach sich ziehen. Dabei kommt es zu einer Verlagerung des Hodens um die eigene Achse. Durch die Bewegung werden Blutgefäße abgeschnürt, es kommt zur Infarzierung des betroffenen Gewebes. Starke Schmerzen, Schwellungen des betroffenen Hodens und dessen Rötung sind Anzeichen der Hodentorsion.
Hodenschmerzen durch Tumore: Im Bereich des Hodens können sich Tumore bilden und Hodenschmerzen auslösen. Allerdings nehmen Sie als Patient in vielen Fällen vor diesem Stadium bereits tastbare Vergrößerungen bzw. die Bildung von Knoten am Hoden wahr und können mit dem Arzt gegensteuern. Hodenkrebs lässt sich zudem verhältnismäßig gut behandeln.
Hodenschmerzen durch andere Erkrankungen: Neben den bisher genannten Auslösern für Schmerzen im männlichen Genitalbereich kann der Skrotalschmerz auch durch Erkrankungen ausgelöst werden, die man mit dem Hoden nicht in Verbindung bringt. Dazu gehört beispielsweise der Leistenbruch. Durch das gestörte Gewebe des Bauchfells üben die Eingeweide Druck auf Blutgefäße oder den Samenleiter aus, was letztlich als Skrotalschmerz wahrgenommen wird. Eine weitere Ursache für das Schmerzempfinden kann in Erkrankungen der Nieren zu suchen sein. Diese strahlen in die Leistengegend und den Genitalbereich aus, was von Patienten letztlich als schmerzende Hoden wahrgenommen wird.
Behandlung von Hodenschmerzen
Hinsichtlich der Therapie von Hodenschmerzen ist zuallererst nach der genauen Ursache für das Missempfinden zu suchen. Hintergrund: Je nach Diagnose muss der Behandler einen anderen Weg in der Therapie einschlagen. Während beispielsweise der Kavaliersschmerz in aller Regel von selbst zurückgeht und auch Schmerzen durch ein Trauma nicht in jedem Fall behandelt werden müssen, sieht die Situation bei:
- Hodentorsion
- Orchitis
- Tumoren oder
- Leistenbruch
völlig anders aus. Beispielsweise ist im Zusammenhang mit der Entzündung bei einem bakteriellen Auslöser eine Therapie mit Antibiotika durchaus angeraten. Die Hodentorsion oder ein Tumor machen hingegen operative Maßnahmen erforderlich. Speziell die Torsion kann schnell zu erheblichen Komplikationen führen, da zu späte Eingriffe das Absterben des Gewebes und damit die Unfruchtbarkeit des Patienten nach sich ziehen.
Schmerzauslöser | Behandlung |
---|---|
Trauma | Schmerzlinderung, Kühlen, eventuell OP |
Hodentorsion | OP |
Orchitis | Arzneimittel, Schmerzlinderung |
Tumor | OP |
Kavaliersschmerzen | allgemein keine Behandlung erforderlich |
Leistenbruch o. ä. | Behandlung Primärleiden |
Wann Sie mit Hodenschmerzen dringend zum Arzt sollten
Hodenschmerzen sind Ihnen als Mann unangenehm. Und das starke Geschlecht geht nur sehr ungern zum Arzt. In Bezug auf die Skrotalschmerzen sollten Sie das Ganze aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Haben Sie:
- kürzlich an einem Harnwegsinfekt gelitten
- vor den Schmerzen Knoten festgestellt
- oder erkennen eine Beule im Bereich der Leiste
sind die Beschwerden in jedem Fall eine Sache für den Facharzt. Dessen Rat ist auch zu suchen, wenn nach einem Trauma der Hoden stark schmerzt und sich ein Hämatom bildet. Rötungen und Schwellung bilden zudem noch einen Grund, warum Ihr Arzt einen Blick auf den Hoden werfen sollte. Letztlich kann nur das geübte Auge eines Mediziners – in Kombination mit der Sonografie – prüfen, ob die Schmerzen eine eher harmlose Ursache haben oder sich doch ernsthafte Erkrankungen dahinter verbergen.
Hodenschmerzen besser nicht auf die leichte Schulter nehmen
Hodenschmerzen treten im Alltag regelmäßig auf. Aus der Sicht eines Urologen sind Ihre Beschwerden also nicht ungewöhnlich. Trotz dieser Tatsache sollten die Schmerzen für Sie ein Alarmzeichen sein – gerade wenn keine äußere Ursache im Sinne eines Traumas erkennbar ist. Da sich die einzelnen Auslöser innerhalb der klinischen Zeichen gerade für den Laien durchaus ähneln, ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen.
Nur dieser kann wirklich sicher feststellen, ob es sich um einen eher harmlosen Auslöser handelt, eine medikamentöse Therapie ausreicht – oder am Ende doch die Operation am Hoden unumgänglich ist. Je eher beispielsweise Hodenkrebs erkannt wird, desto besser schlägt die Behandlung an. Achten Sie im Alltag aber nicht nur auf sich selbst. Gerade Eltern mit Kindern sollten Jungen im Alltag im Auge behalten, da Orchitis oder Hodentorsion durchaus auch im Kindesalter auftreten können und entsprechend zu behandeln sind.