
Bei einem Hodenbruch oder auch Skrotalhernie handelt es sich nicht um einen Bruch des Hodens, sondern um einen Gewebebruch der Bauchwand. Rund vier Prozent der männlichen Bevölkerung sind von diesem Beschwerdebild betroffen. Am häufigsten tritt der Hodenbruch bei Kleinkindern und bei Erwachsenen zwischen 40 und 50 Jahren auf. Viele von ihnen merken zunächst nicht einmal etwas davon, denn Schmerzen entstehen erst im späteren Verlauf. Nichtsdestotrotz kann ein Hodenbruch sehr gefährlich sein, im schlimmsten Fall droht eine bleibende Zeugungsunfähigkeit. Wir zeigen, was hinter dem Beschwerdebild steckt.
Was ist ein Hodenbruch?
Das Geschlechtsorgan der Männer ist ein äußert komplexes Körperteil. Es besteht aus den folgenden Elementen:
- Dem Hoden
- Dem Nebenhoden
- Der Hodenarterie
- Dem Nebenhodenrand
- Dem freien Hodenrand
- Dem Kopf- und Schwanzende
- Dem Hodengekröse
- Und dem Samenstrang
Kommt es zu einem Hodenbruch oder auch Skrotalhernie genannt, bricht nicht der Hoden selbst, sondern das Gewebe der Bauchwand. Durch diese Lücke verlagern sich Eingeweide entlang des Samenstrangs in den Hoden. Es kommt zu einer Ausstülpung des Bauchfells, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Auch Darmschlingen, Harnleiter oder Harnblase können vom Hodenbruch betroffen sein.
Ursachen eines Hodenbruchs
In vielen Fällen steht der Hodenbruch in Verbindung mit einem bestehenden Leistenbruch. Als Folge des Bruchs kommt es zu einer Lücke in der Bauchwand, durch diese die Darmteile absacken und entlang des Samenstrangs in den Hoden wandern können. Der Leistenbruch entsteht meist durch zu schweres und falsches Anheben. Eine Fehlhaltung sorgt dafür, dass der Druck auf die Bauchwand zu groß wird, wodurch diese reißt.
Auch eine Hodentorsion kann für den Hodenbruch verantwortlich sein. Die Torsion entsteht, wenn es am Hoden oder Nebenhoden zu einer starken Verdrehung kommt. Meist tritt dies bei Kleinkindern auf, bei denen die Geschlechtsteile noch nicht voll ausgewachsen sind. Auch bei Sportlern kommt es aufgrund der abrupten Bewegungen häufiger zu Hodentorsion.
Ein Hodenbruch kann durch eine Ruptur des Zwerchfells entstehen. Bei einem Zwerchfellbruch lässt sich nicht ausschließen, dass es zu Geweberissen in der Bauchwand kommt. In diesem Fall können Eingeweide und Flüssigkeiten in den Hoden gelangen.
Patienten, die einen Hodenbruch erleiden, werden vorsorglich auf Krebserkrankungen untersucht. Karzinome schwächen das Gewebe ab und machen es weniger widerstandsfähig. Ein Riss in der Bauchwand wird dadurch wahrscheinlicher, weshalb sich ein Hodenbruch sogar auf eine Krebserkrankung zurückführen lassen kann.
Welche Symptome treten beim Hodenbruch auf?
Im frühen Anfangsstadium verursacht ein Hodenbruch kaum Symptome, der Patient verspürt meist auch keine Schmerzen. Aus diesem Grund merken Männer häufig nicht, dass sie an diesem Beschwerdebild leiden.
Bei einem kleinen Bruch macht sich der Schmerz erst bei Anspannung der Bauchmuskeln bemerkbar. Betroffene verspüren ein leichtes Ziehen, das in umliegende Bereiche ausstrahlen kann.
Bleibt der Hodenbruch unbehandelt und die Bruchpforte nimmt an Größe zu, lassen sich weitere Symptome deuten:
- Stärkere Ausprägung der Schmerzen, vor allem beim Anspannen der Bauchmuskulatur
- Blut im Stuhl
- Missempfindung, Überempfindlichkeit bei Berührungen
- Übelkeit und womöglich Erbrechen
- Probleme beim Wasserlassen
- Allgemeines Unwohlsein, Leistungsabfall
Behandlung eines Hodenbruchs
Um die Diagnose eines Hodenbruchs stellen zu können, greifen Mediziner auf bildgebende Verfahren zurück. Unter Umständen ist eine Bauchspiegelung nötig, um sichere Aussagen treffen zu können.
- Wurde das Beschwerdebild diagnostiziert, erfolgt umgehend die Behandlung des Hodenbruchs, um eine Ausweitung der Bruchpforte zu vermeiden. Dafür wird dem Patienten ein sogenanntes Bruchband angelegt, dass ein weiteres Herunterrutschen des Bruchsacks vermeidet. Es fungiert damit ähnlich eines Korsetts. Bei einem leichten Hodenbruch kann das Bruchband ausreichend sein, um das Bauchfell zurück in die Leistengegend zu leiten.
- Im nächsten Schritt wird die Bruchpforte vernäht, um das erneute Absacken der Eingeweide zu verhindern. Der Arzt wendet dafür eine spezielle Vernähtechnik an und nutz plastische Fäden, die sich nach einer gewissen Zeit selbst auflösen.
Behandlung eines ausgeprägten Hodenbruchs
Bei einem ausgeprägten Hodenbruch ist die Behandlung des Beschwerdebilds deutlich aufwendiger. Die Bruchpforte ist größer und kann nicht nur vernäht, sondern muss verschlossen werden. Dafür kommen zwei Varianten infrage:
- TAP-Verfahren: Der Mediziner nutzt ein Netzimplantat, dass er zwischen Bauchfell und Bruchpforte fixiert. Dafür führt er eine Bauchhöhlenspiegelung durch und bringt das Implantat mit Klemmen im Gewebe an.
- TEP-Verfahren: Vor allem bei einem geschwächten Gewebe wenden Mediziner die „Total extraperitonealen Hernioplastik“, kurz TEP, an. Dabei wird das Netzimplantat nicht nur auf die Bruchpforte, sondern auf das gesamte Bauchfell gelegt. Dadurch wird das Gewebe gestärkt und das Risiko eines erneuten Durchbruchs verringert. Dieser Eingriff erfolgt mittels einer Bauchdeckenspiegelung.
Heilungschancen eines Hodenbruchs
Nach einem Hodenbruch müssen sich die Patienten zunächst schonen. Sie dürfen drei Monate lang keine Gewichte über zehn Kilogramm heben und sollte auf Sport verzichten. Wenn es zu keinen Komplikationen kam, sollte der Hodenbruch anschließend gut verheilt sein.
Eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Urologen hilft dabei, eine Skrotalhernie zu vermeiden. Abschwächungen des Gewebes und kleinere Einrisse können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Zur Prävention ist Männern angeraten, Druck auf das Gewebe umliegend der Geschlechtsorgane gänzlich zu meiden. Schweres und vor allem falsches Heben kann nicht nur einen Hoden- oder Leistenbruch verursachen, es kann auch zu einem schmerzhaften Bandscheibenvorfall kommen. Nicht weniger gefährlich sind ruckartige Bewegungen, bei denen die Leiste stark gespreizt wird.