Die auch als Schrumpfhoden bezeichnete Hodenatrophie stellt eine pathologische Verkleinerung eines oder beider Hoden dar. Diese geht häufig mit dessen Funktionalitätsausfall und damit einer Zeugungsunfähigkeit des betroffenen Mannes einher. Für Patienten bedeutet dies eine enorme Belastung, zumal der verkleinerte Hoden für gewöhnlich auch optisch sehr auffällig ist. In diesem Ratgeber möchten wir die Ursachen für die Entstehung eines Schrumpfhodens etwas genauer beleuchten und auf geeignete Maßnahmen zur Behandlung aber auch zur Prävention hinweisen.
Was ist eine Hodenatrophie?
Im Normalzustand besitzt der männliche Hoden (Testikel oder Testiculus) ein Volumen von 20 bis 25 ml. Dieses ist auch zwingend notwendig, damit die Testikel ihrer Produktion von Spermien und Geschlechtshormonen wie Testosteron nachkommen können. Liegt eine Hodenatrophie vor, so kann sich das Hodenvolumen allerdings bis auf 1 cm³ verringern. Der Schrumpfhoden ist also meist durch bloßes Betrachten oder Ertasten erkennbar.
Ursächlich für die Veränderungen am Hoden können verschiedene Einflüsse sein. Oftmals ist die Einnahme verschiedener Substanzen (z.B. Hormonpräparate oder Medikamente) an der Entstehung beteiligt. Es kommen jedoch auch krankheits- und verletzungsbedingte Ursachen in Frage. Unabhängig von den Gründen für den Schrumpfhoden büßen betroffene Männer dabei meist ihre Hodenfunktionalität ein. Es können im Hoden also keine männlichen Geschlechtshormone oder Spermien mehr gebildet werden, was unweigerlich zur Impotenz des Patienten führt.
Ursachen für Schrumpfhoden
Die Ursachen, die zu Hodenatrophie führen, liegen wie bereits erwähnt in Substanzeinfluss, Erkrankungen oder Verletzungen begründet. Die Veränderungen setzen dabei nicht sofort ein, sondern entwickeln sich über einen mehr oder weniger langen Zeitraum. Auch die Spermienproduktion stellt sich bei Schrumpfhoden erst nach und nach ein. Lesen Sie nachstehend mehr über die Einzelheiten denkbarer Ursachen für verkümmerte Hoden:
- Substanzeinfluss: Zu den Medikamenten, die einen Schrumpfhoden begünstigen, zählen vor allem östrogen- und testosteronhaltige Präparate. In diesem Zusammenhang sei vor allem der Missbrauch von Anabolika erwähnt. Dieser hat in den letzten Jahren zu immer mehr Fällen von verkümmerten Hoden bei Bodybuildern geführt. Darüber hinaus kann auch Alkoholmissbrauch zu Funktionalitätsausfällen der Hoden sowie zu Zeugungsunfähigkeit führen. Beide Formen von Substanzeinfluss stören das männliche Hormonsystem nachhaltig.
- Erkrankungen: Zu den Krankheiten, die Hodenatrophie begünstigen, zählen vor allem die Hodenentzündung (Orchitis), Infektionskrankheiten wie Aids oder Mumps und sogenannte Varikozele. Letztere beschreiben die Bildung von Krampfadern innerhalb der Venen des Samenstrangs, was dauerhafte Durchblutungsstörungen für die Hoden bedeuten kann. Der Blutdrückstau befördert zum einen den Funktionalitätsausfall sowie krankhafte Verkleinerungen der Testikel aufgrund von Unterversorgung. Zum anderen sorgen die Durchblutungsstörungen auch für eine anhaltende Überhitzung der Hoden. Durch die Hitze sterben die Spermien ab und es droht eine Zeugungsunfähigkeit. Ebenfalls erwähnt sei das sogenannte Klinefelder-Syndrom. Hier weisen männliche Patienten ein zweites X-Chromosom auf, das eine erblich bedingte Unterentwicklung der Hoden zur Folge hat.
- Traumata: Verletzungen, die einen Schrumpfhoden provozieren, können auf verschiedenem Wege zustande kommen. Denkbar ist zum Beispiel ein Hodenbruch oder eine Hodentorsion. Grundsätzlich können auch Gewalteinwirkungen und OP-Komplikationen ein verringertes Hodenvolumen bzw. Funktionsausfälle der Hoden heraufbeschwören. Der Entstehungsweg ist dann mit jenem bei vorliegendem Krampfaderleiden der Genitalvenen zu vergleichen.
- Altersfaktoren: Auf natürlichem Wege entsteht eine Hodenatrophie in der Regel ab dem 40. Lebensjahr. Gründe lassen sich abermals im Hormonhaushalt finden, der bei Männern ab diesem Zeitpunkt deutlich weniger Testosteron produziert.
Symptome bei Hodenatrophie
Optisch ruft Hodenatrophie eine deutliche Verkleinerung des Hodenvolumens hervor. Hinzu kommen Unfruchtbarkeit und, bei zugrundeliegender Erkrankung oder Verletzung, eventuelle Schmerzen. Insgesamt müssen Sie mit folgenden Symptomen rechnen:
- verkleinerte Hoden
- Unfruchtbarkeit
- Schmerzen
- Verfärbungen am Skrotum
Diagnose und Therapie bei Schrumpfhoden
Die Diagnose eines Schrumpfhodens wird durch einen Urologen gestellt, der zunächst den Hodensack abtastet und eine Blickdiagnose durchführt. Anschließend wird zur Diagnosefestigung eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Diese macht neben bereits eingetretenen Gewebeschäden auch die Ursache der Hodenatrophie erkennbar. Ergänzend ist eine Analyse der Blutwerte sinnvoll, die unter Umständen bestehende Entzündungen oder virale Erkrankungen aufdeckt. Um zu ermitteln, ob durch die Atrophie des Hodens bereits Funktionsstörungen eingetreten sind, wird ein Spermiogramm angewandt. Hierbei lässt sich das Ejakulat des Patienten auf Spermien bzw. deren Beschaffenheit untersuchen. Ergibt sich dabei eine Azoospermie, liegt durch die Atrophie bereits Unfruchtbarkeit beim Betroffenen vor. Die Behandlung der Hodenatrophie richtet sich dann natürlich nach dem jeweiligen Befund und dem Alter des Patienten:
- Substanzverzicht: Ist eine Hodenatrophie durch die Einnahme von Anabolika oder übermäßigen Alkoholkonsum entstanden, sollten Betroffene sofort darauf verzichten. Oft ist es hierdurch möglich, sowohl das normale Hodenvolumen als auch die Zeugungsfähigkeit des Patienten wiederherzustellen. Voraussetzung ist aber, dass die Therapie zeitnah zur Entstehung der Hodenatrophie stattfindet.
- Medikamente: Zur Behandlung von bakteriellen Infektionen und Entzündungen ist ggf. die Einnahme von Antibiotike und entzündungshemmenden Präparaten von Nöten. Testosteronhaltige Medikamente helfen ergänzend dabei, die Spermienproduktion erneut anzukurbeln.
- Operation: Liegt eine Durchblutungsstörung vor, so kann diese meist nur innerhalb eines chirurgischen Eingriffs behoben werden. Bei Vorliegen einer Varikozele ist hier eine Entfernung und Verödung der Krampfader notwendig. Hodentorsionen, Hodenbrüche und Hodenverletzungen lassen sich ebenfalls innerhalb einer Operation korrigieren.
Hodenatrophie – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine zeitnahe Therapie kann bei Schrumpfhoden nicht nur das Hodenvolumen wiederherstellen, sondern auch die Zeugungsfähigkeit des Patienten retten. Insofern nimmt Hodenatrophie einen positiven Verlauf, wenn sie rechtzeitig behandelt wird.
- Bleibt eine Hodenatrophie hingegen unbehandelt, so führt dies neben Hormonschwankungen auch zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit, die nicht mehr kuriert werden kann. Eine gefürchtete Komplikation ist hier die Azoospermie, welche ein vollständiges Fehlen von Samenreifungszellen beschreibt. Ebenso können im Zuge der Atrophie Erektionsstörungen und ein deutlicher Libidoverlust auftreten.
- Dem Auftreten eines Schrumpfhodens kann nur schwer vorgebeugt werden. Hierzu empfiehlt es sich vor allem, auf die Einnahme von Anabolika und rauen Mengen Alkohols zu verzichten. Zusätzlich sollten regelmäßig Kontrolluntersuchungen bei einem Urologen wahrgenommen werden, um Veränderungen am Hoden rechtzeitig zu erkennen.
Fazit
Bei einer Hodenatrophie liegt eine genetisch, krankheits- oder verletzungsbedingte Verkleinerung des Hodens vor. Bei starker Ausprägung sind zudem Funktionsstörung des Hodens zu erwarten, wobei selbst ein Versiegen der Spermienproduktion nicht ausgeschlossen ist. Um Betroffene hier vor lebenslanger Unfruchtbarkeit zu bewahren, muss eine zeitnahe Behandlung erfolgen. Deren Fokus liegt vor allem auf dem Sichern einer ausreichenden Durchblutung der Hoden und der Wiederherstellung des männlichen Hormonhaushalts.