Synthetische Arzneimittel und Medikamente geben in der modernen Medizin nach wie vor den Ton an. Seit einigen Jahren entwickelt sich aber ein Trend, der in genau die andere Richtung geht. Zunehmend mehr Haushalte entdecken nicht nur die traditionelle chinesische Medizin (TCM) für sich. Auch die in Mitteleuropa beheimatete Volksheilkunde erlebt einen zweiten Frühling. Und damit rücken auch die hier verwendeten Mittel wieder in den Mittelpunkt. Deren große Gemeinsamkeit ist die einfache Tatsache, dass die „Präparate“ im Wesentlichen aus der Natur stammen. Schließlich handelt es sich – wie auch langsam die Wissenschaft erkennt – an dieser Stelle um die größte Wirkstoff-Apotheke.
Im Zuge dieses wachsenden Interesses an den Methoden der althergebrachten Volksmedizin sind auch Heublumen und ihre Wirkung wieder zunehmend in den Fokus gerückt. Um was handelt es sich an dieser Stelle und wie wirken Heublumen genau?
Heublume – was steckt drin?
Grundsätzlich ist der Ausdruck Heublume (Flores graminis) in gewisser Weise irreführend. Handelt es sich hier doch um kein eigenständiges Gewächs, das Sie beim Durchstreifen von Wiesen und Feldern wiederfinden werden. Der Begriff Heublume fasst eigentlich ein buntes Sammelsurium verschiedener Pflanzen und Pflanzenteile zusammen, die gemeinsam vorkommen. Neben Blüten und Teilen des Stängels sind in Heublumen auch Samen und Teile der Blätter enthalten. Dieses Potpourri ist der Tatsache geschuldet, dass Heublumen – oder Grasblüten, wie sie im Volksmund auch genannt werden – bei der Heuernte entstehen.
Aufgrund der Tatsache, dass Heu – also Gräser – den Ausgangspunkt der Heublumen bilden, ist auch deren Zusammensetzung Variationen unterworfen. Dies betrifft nicht nur die einzelnen Gräserarten, die in Heublumen zu finden sein können – sondern auch deren Anteil. Ursache sind die Unterschiede zwischen dem Bestand einzelner, für die Herstellung von Heublumen genutzter Wiesen. In Heublumen (Flores graminis) auftauchen können:
- Fuchsschwanzgras (Alopecurus pratensis)
- Trespe (Bromus)
- Lieschgras (Phleum pratense)
- Quecke (Elymus)
- Ruchgras (Anthoxanthum) u.v.m.
Die positiven Eigenschaften erzielen Heublumen durch die vorhandenen Inhaltsstoffe, welche in den verschiedenen Pflanzen stecken. So können neben Cumarinen auch Falvonoide, ätherische Öle und Gerbstoffe enthalten sein. Letztere sind für einen Teil der besonderen Wirkung von Heublumen verantwortlich, da Gerbstoffe entzündungshemmend wirken, gleichzeitig aber auch gegen Bakterien und Pilze wirksam sein können.
Heublumen – die Anwendung in der Praxis
Grundsätzlich werden Heublumen in erster Linie äußerlich angewendet – sprich als Umschläge und Auflagen oder in Form von Bädern. Beispielsweise empfehlen Hebammen nach wie vor Sitzdampfbäder während der Schwangerschaft, um den Beckenboden in Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt zu lockern und weicher zu machen. Darüber hinaus gelten Wickel und Auflagen aus Heublumen als schmerzlindernd, haben den Ruf einer beruhigenden sowie entspannenden Wirkung und sollen die Durchblutung verbessern.
Darüber hinaus schreibt die Volksmedizin den Heublumen weiterhin einen positiven Effekt bei Erkältungsbeschwerden, Fieber und Rheuma zu. Aber auch im Fall von Problemen mit der Haut bzw. Blase sollen sie eine entsprechende Wirkung entfalten können. Seitens der Medizin werden die Wirksamkeiten der Heublumen deutlich differenzierter betrachtet. Hinzu kommt, dass in einigen Fällen auf deren Anwendung verzichtet werden sollte. Dies trifft beispielsweise auf alle Patienten zu, die unter einem akuten Rheumaschub leiden. In gleicher Weise wäre der Griff zu Heublumen kontraindiziert, wenn offene Wunden zu behandeln sind oder akute Entzündungen vorliegen. Denken Sie bitte auch daran, dass unter bestimmten Bedingungen heiße Vollbäder mit Vorsicht zu genießen sind, etwa bei Bluthochdruck. Aber auch während einer Schwangerschaft sollen Sie in diesem Zusammenhang umsichtig agieren.
Wann sollten Sie noch auf Heublumen verzichten? Wesentlicher Bestandteile der Heublumen sind Pflanzenteile diverser Gräser. Eine wachsende Zahl an Verbrauchern ist leider gegen Gräserpollen allergisch. Leiden Sie bereits unter einer Blütenpollenallergie, speziell in Bezug auf Gräser, sind allergische Reaktionen bei einer Verwendung von Heublumen durchaus denkbar. Hier noch einmal die wichtigsten Fakten im Überblick:
- Nutzung vor alle als Umschlag, Auflage oder in Form von Bädern
- Eine gute Hilfe während der Schwangerschaft (lockert den Beckenboden)
- Schmerzlindernd
- Bessere Durchblutung
- Schulmedizin rät bei akuten Rheumaschüben von Nutzung ab
- Nicht bei offenen Wunden nutzen
- Vorher die Verträglichkeit in Bezug auf Allergien testen
Hinweis:em>Bevor Sie im Rahmen einer Selbstmedikation zu Heublumen – etwa für die Behandlung chronischer Hauterkrankungen o. Ä. greifen – sprechen Sie bitte vorab mit Ihrem Arzt in Bezug auf mögliche Komplikationen, die sich daraus ergeben können.