Das auch als Herzflimmern oder Kammerflimmern bekannte Vorhofflimmern ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung. Sie wird durch eine Erregungsstörung des Herzmuskels hervorgerufen. Ohne sofortige ärztliche Behandlung kann Kammerflimmern zum Tod durch Herzinfarkt bzw. Herzstillstand führen, da das Herz nicht mehr in der Lage ist seine Pumpleistung aufrecht zu erhalten. Zudem ist auch ein lebensgefährlicher Schlaganfall bei Vorhofflimmern nicht auszuschließen. Es kommt nämlich aufgrund der verminderten Pumpleistung nicht selten zu Blutgerinnseln. Lesen Sie in diesem ratgeber, wie genau Kammerflimmern entsteht, wodurch es hervorgerufen wird und wie es sich behandeln lässt.
Wie entsteht Herzflimmern?
Das menschliche Herz (Cor oder Cardia) ist ein aus Muskelgewebe bestehendes Hohlorgan. Seine Aufgabe besteht darin, durch rhythmisches Zusammenziehen Blut durch unseren Körper zu pumpen und damit die Versorgung unserer Organe mit ausreichend Sauerstoff zu gewährleisten. Im Inneren ist das Herz in eine linke und eine rechte Herzhälfte gegliedert, die sich aus einem Herzvorhof (Atrium) und einer Kammer (Ventriculus cordis) zusammensetzen. Räumlich voneinander getrennt werden die beiden Herzhälften durch die sogenannte Herzscheidewand (Septum).
Zwischen diesen einzelnen Herzräumen und den angeschlossenen Blutgefäßen befinden sich kleine Herzklappen, die dafür sorgen, dass das Blut kontinuierlich in nur eine Richtung fließt. Die dafür nötigen Kontraktionen des Herzmuskels werden im Sinusknoten (Nodis sinuatrilais) regelmäßig gebildet. Die Erregungen strahlen von diesem Knoten ausgehend über die Herzvorhöfe sowie den dortig befindlichen Atrioventrikularknoten (Nodis atrioventricularis) in die Herzkammern aus. Das aus den beiden Knoten entstehende Leitungssystem der Erregungen ermöglicht eine aufeinanderfolgende Erregung der einzelnen Herzmuskelzellen. Dies sorgt wiederum für eine effektive Pumpleistung des Herzens.
Beim Herzflimmern kommt es nun zu unsystematischen Muskelerregungen innerhalb des Herzmuskels, wodurch sich eine Herzrhythmusstörung einstellt. Dabei wird bereits erregtes Gewebe viel zu schnell erneut erregt, wodurch es insgesamt zu kreisenden Impulswellen kommt. Diese bringen wiederum die Pumpleistung des Herzens plötzlich zum Erliegen.
Welche Ursachen hat Herzflimmern?
Häufig liegt die Ursache für Kammerflimmern in einer bestehenden Herzerkrankung. Doch auch andere Entstehungswege sind denkbar. Hier ein kleiner Überblick:
- Herzerkrankungen: Ist das Herz bereits durch eine Krankheit geschädigt oder geschwächt, kann es leichter zu einer Herzrhythmusstörung kommen. Zu den Risikofaktoren, die Vorhofflimmern begünstigen, zählen diesbezüglich vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Koronare Herzkrankheit, oder auch das Brugada-Syndrom. Geht es um Erkrankungen des AV-Knotens, so ist das Wolff-Parkindson-White-Syndrom die häufigste Ursache für Vorhofflimmern. Ebenso kann das Kammerflimmern einen drohenden Schlaganfall oder Herzinfarkt andeuten.
- Blitzschläge und Stromunfälle: Kommt es zu ungehindertem Körperkontakt mit elektrischem Strom (z.B. durch Fassen in eine Steckdose oder schlecht isolierte Stromleitungen), so kann sich der Strom ungehindert im ganzen Körper ausbreiten und so innere Organe, Muskeln und die Haut stark schädigen. Hierbei kommt es oftmals auch zu Brandwunden an den Ein- und Austrittstellen des Stromflusses. Zudem bringt das erhöhte Maß an Elektrizität auch die elektrischen Erregungsimpulse des herzeigenen Erregungsleitungssystems durcheinander. Gleiches gilt auch für einen Blitzschlag.
- Risikofaktoren: Vorhofflimmern kann auch durch die Einnahme von Medikamenten (z.B. Asthmasprays oder Schilddrüsenhormone) sowie auch übermäßigen Alkoholkonsum hervorgerufen werden. Des Weiteren kommen Elektrolytstörungen, eine bereits vorhandene Lungenembolie oder auch starker, anhaltender psychischer Stress als Ursache für Herzrhythmusstörungen in Frage.
Behandlung bei Vorhofflimmern
Herzflimmern wird vor allem durch ein EKG (Elektrokardiogramm) diagnostiziert, in dem sich deutlich flimmernde Wellen mit einer Frequenz von ca. 300 bis 800 pro Minute abzeichnen. Diese Wellen entstehen durch die unkontrollierten Zuckungen des Herzmuskels. Bei der Untersuchung werden hierzu Elektroden am Brustkorb sowie den Armen und Beinen des Patienten aufgeklebt und so die Herzimpulse gemessen.
Nicht alle Formen von Vorhofflimmern sind akut lebensgefährlich. Es gibt jedoch akute Formen, die ohne notärztliche Behandlung innerhalb von 10 bis 15 Minuten zum Tod durch Herzversagen oder Schlaganfall führen. Bereits nach ca. 15 Sekunden anhaltenden und schwerwiegenden Herzflimmerns werden Patienten in solchen Fällen bewusstlos und pulslos. Die notwendigen Erstmaßnahmen und die Behandlung bei Kammerflimmern können deshalb sehr unterschiedlich ausfallen:
- Herz-Lungen-Wiederholung – Sollte der Patient bereits bewusstlos und der Notarzt noch nicht eingetroffen sein, muss die Zeit mittels Erste-Hilfe-Maßnahmen überbrückt werden, um eine weitere Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe zu gewährleisten. Hierzu wird der Betroffene mit Mund-zu-Mundbeatmung sowie einer Herzdruckmassage am Leben gehalten, bei der der Brustkorb mehrmals ca. 5 cm tief eingedrückt wird. Empfohlen ist hier ein Rhythmus von 30 Mal drücken und zweimaliger Beatmung empfohlen.
- Defibrillation – Sobald der Notarzt eingetroffen ist, werden mit einem Defibrillator starke, kurze Stromstöße auf den Brustkorb abgegeben, durch den alle Herzmuskelzellen gleichzeitig erregt werden. Dies soll anschließend eine erneute, normale Erregungsbildung ausgehend vom Sinusknoten ermöglichen. Die Erfolgschancen sind dabei höher, je früher die Behandlung einsetzt.
- Überwachung und Medikamentöse Behandlung – Sofern dem Vorhofflimmern krankheitsbedingte Ursachen zugrunde liegen, ist die Gabe von Arzneimitteln (z.B. Herzmedikamenten) notwendig. Einige Patienten leiden zusätzlich unter anfallsartigem oder persistierendem Vorhofflimmern, was bedeutet, dass die Herzrhythmusstörungen immer wieder auftreten. Hier helfen Antiarrhythmatika wie Flecainid. Zusätzlich sollte der Patient nach Auftreten der Herzrhythmusstörung für eine Weile beobachtet werden, um Komplikationen wie Herzversagen oder einen Schlaganfall zu vermeiden und sicherzugehen, dass sich die Unregelmäßigkeiten im Herzschlag nicht wiederholen.
- operativer Eingriff: Sollten ernste Herzerkrankungen oder Anomalien im Herzgewebe dauerhaftes Vorhofflimmern und Komplikationen wie ein erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko begünstigen, so kann möglicherweise eine Katheter-Ablation helfen. Dabei werden Störungsherde innerhalb des Herzens, welche eine unregelmäßige Herzerregung provozieren, verödet.
Herzflimmern – wann zum Arzt?
Herzflimmern, das zuvor noch nicht ausreichend von einem Arzt beurteilt oder auf geeignete Medikamente eingestellt wurde, ist grundsätzlich ein Fall für den Notarzt. Rufen Sie in solch einem Fall deshalb bitte unverzüglich die Notrufnummer 112 an, wenn sie entsprechende Herzrhythmusstörungen an sich beobachten! Nur durch zeitnah einsetzende notärztliche Maßnahmen lassen sich schwerwiegende Folgen wie ein Schlaganfall oder Herzversagen vermeiden. Hinweise auf ein Kammerflimmern können folgende Symptome sein:
- Brustkorbschmerzen
- Schwindel
- Herzrasen
- Übelkeit
- Benommenheit
- Herzstolpern
- Abgeschlagenheit
- Atemnot
- Kurzatmigkeit
Fazit
Herz- bzw. Vorhofflimmern beschreibt eine ernste Rhythmusstörung innerhalb des Herzmuskels, in deren Folge die Pumpleistung des Herzens ohne geeignete Gegenmaßnahme vollständig zum Erliegen kommen kann. Meist ist Kammerflimmern ein Teil der Symptome bzw. eine Komplikation bei bestehenden Herzerkrankungen, so zum Beispiel Koronarer Herzkrankheit oder Bluthochdruck. Andere Risikofaktoren, wie etwa ein Stromunfall oder Stress sind als Auslöser aber ebenso denkbar. Da Vorhofflimmern bei ausbleibender Behandlung zu einem lebensbedrohlichen Schlaganfall, wenn nicht sogar zum sicheren Herztod führt, muss im Falle des Falles schnell gehandelt werden. Einen Notarzt zu rufen ist bei erstmaligem Auftreten des Symptoms deshalb die einzig richtige Vorgehensweise, um das Patientenleben zu retten!