Milben kennen viele Haushalte nur durch die Familie der Hausstaubmilben (Dermatophagoides), die in unseren Breiten in fast jeder Wohnung anzutreffen sein dürfte. Deren Lebensweise – zum Beispiel in Matratzen und Kopfkissen – ist allerdings nur eine ökologische Nische, welche die Milben als Unterklasse der Arachniden (Spinnentiere) besetzt haben. Mit knapp 550 Familien und circa 50.000 Arten gehören Milben (Acari) zur facettenreichsten Gruppe der Spinnen.
Anders als die Hausstaubmilben, deren Anwesenheit Ihnen oder Familienmitgliedern im Wesentlichen durch eine Hausstauballergie (als Allergen wirken hier unter anderem ausgeschiedene Verdauungsenzyme der Milben) auffällt, sind andere Milbenarten durchaus in der Lage, sichtbare Spuren zu hinterlassen. Dazu gehört unter anderem die Herbstgrasmilbe. Der Grund: Neotrombicula autumnalis – so die wissenschaftliche Bezeichnung der Milbe – lebt als Laufmilbe teilweise parasitär.
Lebensweise der Herbstgrasmilben
Herbstgrasmilben haben im deutschen Sprachraum verschiedene Namen. Neben den bekannten Bezeichnungen Gras- oder Heumilbe ist sie auch als Gras- oder Erdlaus bekannt. Alles Bezeichnungen, die erste Hinweise zur Lebensweise von Neotrombicula autumnalis enthalten. Die einzelnen Individuen der Art leben unter anderem in Wiesen auf Grashalmen. Und vielleicht haben Sie bei einem Streifzug durch die Natur oder im eigenen Garten das eine oder andere Exemplar der Herbstgrasmilbe beobachten können. Zwar werden die Larvenstadien der Milbe lediglich 0,3 mm groß und sind mit bloßem Auge weitgehend unsichtbar.
Adulte – also im Erwachsenenstadium angekommene – Exemplare von Neotrombicula autumnalis erreichen eine Körpergröße von bis zu 2 mm und sind damit auch für das bloße Auge zu erkennen. Besonders markant sind die rötliche Färbung der Milben und der breite Rückenschild.
Nach der Eiablage und dem Schlüpfen begeben sich die Larvenstadien der Trombiculidenart an Grashalmen in Höhen zwischen 5 bis 20 Zentimeter und warten in dieser Position auf Wirte. Häufig in Frage kommen hierfür Kleintiere wie diverse Nager, aber auch Hunde und Katzen können als Wirtstier für die Larven von Neotrombicula autumnalis in Betracht kommen. Gleiches gilt für den Menschen. Einmal abgestreift suchen sich die Larven eine passende Stelle für den Biss und bohren sich in die Haut ihres Wirts. Dabei saugen sie nicht primär Blut, sondern ernähren sich von Lymphflüssigkeit und Zellsäften. Nach dem Ende der Mahlzeit lassen sich die Larven der Milbe fallen und entwickeln sich über ein Nymphenstadium zum erwachsenen Tier weiter. Das Larvenstadium ist bei den Laufmilben der einzige parasitäre Lebensabschnitt, als erwachsenes Tier ernähren sich die Milben unter anderem räuberisch.
Trombidiose – der Biss der Herbstgrasmilbe
Zum Beginn der Mahlzeit ritzt die Larve von Neotrombicula autumnalis die Hornhaut des Wirtstieres ein und injiziert zusammen mit dem Speichel verschiedene Substanzen. Darunter sind Stoffe, die gewebelösend und gerinnungshemmend wirken. Diese histolytisch wirkenden Substanzen sind ein Teil der Erklärung, warum der Stich von Herbstmilben deutliche Spuren hinterlassen kann. Im Vergleich zum „normalen“ Saugzyklus an Wirtstieren, der sich über einen Zeitraum von bis zu sechs Tagen erstrecken kann, ist die Nahrungsaufnahme beim Menschen meist deutlich verkürzt – er erstreckt sich auf nur wenige Stunden.
Würden die Larven der Herbstmilbe auch beim Menschen den vollständigen Zyklus durchlaufen, käme es nicht nur zu einer Injektion von Speichelsekret. Bei längerem Saugvorgang härten Mucopolysaccharide im Stichkanal aus-und es bildet sich ein Stylostom. Letztlich ist das Ergebnis des Larvenbisses die sogenannte Erntekrätze oder Stachelbeerkrankheit. Es treten hier:
- ein starker Juckreiz (durch das gewebsauflösende Sekret und Entzündungen)
- Rötungen der Einstichstelle
- mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen
- Pusteln
- Quaddeln oder krustige Erscheinungsbilder
- und in der Folge Sekundärinfektionen
auf. Bevorzugt sind diese klinischen Befunde im Bereich der Achseln, ober- und unterhalb der Gürtellinie sowie im Bereich von Hautfalten ca. 24 Stunden nach dem Biss zu finden und können mehrere Tage anhalten. Da die Larven der Herbstgrasmilben in den Monaten zwischen Juli und Oktober oft gruppenweise auftreten, zeigt sich ein entsprechendes klinisches Bild.
Hinweis: Die Medizin hat in den letzten Jahren erkannt, dass die Stärke der Trombidiose von individuellen Faktoren beeinflusst werden kann. Treten bei Ihnen keine oder nur geringe Symptome nach dem Milbenbiss auf, kann dies bei Familienangehörigen ganz anders aussehen.
Maßnahmen gegen die Herbstgrasmilben
Grundsätzlich hat sich in den letzten Jahren die Behandlungshäufigkeit von durch Neotrombicula autumnalis ausgelösten Erkrankungen erhöht, in einigen Regionen wird von einer regelrechten Plage gesprochen. Um sich vor den Stichen der Milben zu schützen, können Sie in den Monaten zwischen Juli und Oktober Wiesen meiden. Allerdings tauchen die Larven der Milbe auch in Gärten auf.
Generell raten Experten daher:
- zum Tragen dichten Schuhwerks und geschlossener Kleidung
- zur Verwendung sogenannter Repellentien (Vergrämungsmittel)
- zur Verwendung von Mitteln, die natürliches oder synthetisches Pyrethrum enthalten
- in der Hauptverbreitungszeit zum Duschen nach Aufenthalten im Freien
- zu einer regelmäßigen Grasmahd.
Tipp: Da als Wirte der Herbstgrasmilben auch Hunde und Katze in Frage kommen, sind Symptome wie Juckreiz und Rötungen auch bei Haustieren anzutreffen. Achten Sie bei Ihren Vierbeinern auf entsprechende klinische Bilder als erstes Alarmzeichen für die eigene Gesundheit.