Die Hemiparese bezeichnet die teilweise motorische Lähmung einer Körperhälfte. Sie ist somit das Gegenteil einer Hemiplegie, bei der es zur vollständigen Halbseitenlähmung kommt. Betroffen sein können von einer Hemiparese sowohl Arme und Beine, als auch Teile der Zunge oder einer Gesichtshälfte. Der häufigste Grund für unvollständige Halbseitenlähmungen ist dabei ein Schlaganfall, wobei grundsätzlich noch weitaus mehr Ursachen für eine Hemiparese existieren. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zur Entstehung der Lähmung, sowie zu deren Behandlung.
Wie entsteht eine Hemiparese?
Geht es um die verschiedenen Formen der Lähmung, so ist zunächst zwischen vollständigen und unvollständigen Lähmungen zu unterscheiden. Die Varianten der vollständigen Lähmung werden als Plegien, jene der unvollständigen Lähmung als Paresen bezeichnet. Innerhalb dieser Unterteilung gibt es weitere Differenzierungen:
- Monoplegie / Monoparese – vollständige oder unvollständige Lähmung einer Gliedmaße
- Paraplegie / Paraparese – vollständige oder unvollständige Lähmung beider Beine oder Arme, die auch als Querschnittslähmung bezeichnet wird
- Hemiplegie / Hemiparese – vollständige oder unvollständige Lähmung einer Körperhälfte, die auch als Halbseitenlähmung bezeichnet wird
- Tetraplegie / Tetraparese – vollständige oder unvollständige Lähmung aller vier Extremitäten
Betrachtet man nun Hemiplegie und Hemiparese im Speziellen, so ist in beiden Fällen eine Schädigung der gegenüberliegenden Gehirnhälfte (z.B. durch einen Schlaganfall) für die Halbseitenlähmung verantwortlich. Grund hierfür ist die Tatsache, dass jede Körperhälfte, bzw. deren Muskeln vom gegenüberliegenden Gehirnareal gesteuert wird. Deshalb führen Gehirnschäden meist zu spiegelverkehrten Ausfällen. Je nachdem, wie schwer der Hirnschaden ist, kommt es dabei zu einer vollständigen oder unvollständigen Lähmung. Als Ursachen für Hemiparesen lassen sich hier folgende Aspekte nennen:
- Sauerstoffmangel im Gehirn: Ein Sauerstoffmangel des Gehirns ist die häufigste Ursache für Hemiparesen. Da sich der Hirnschaden hier schrittweise ereignet, tritt meist zunächst eine unvollständige Halbseitenlähmung ein. Erst, wenn der Sauerstoffmangel weiterhin ungehindert fortschreitet, ist im auch eine Hemiplegie denkbar. Als Hauptauslöser des Sauerstoffmangels gelten Durchblutungsstörungen, wie sie zum Beispiel bei einem Schlaganfall oder epileptischen Anfall entstehen. Doch auch Gehirnverletzungen und daraus resultierende Gehirnblutung können zu einer gestörten Durchblutung und damit zu einem Sauerstoffmangel führen. Neben Lähmungen treten in solch einem Fall auch Seh- und Sprachstörungen auf.
- Unfälle im Bereich des Gehirns: Neben Vorszenarien wie einem Schlaganfall kann es auch bei einem Unfall zu Sauerstoffmangel im Gehirn kommen. Zudem sorgen Unfallverletzungen nicht nur für Durchblutungsstörungen, sondern oftmals auch für Nervenschäden im Hirnbereich. Dies erschwert die Weiterleitung von Nervenimpulsen. Das Risiko, eine Hemiparese oder Hemiplegie zu erleiden, ist im Zuge eines Unfallgeschehens also gleich doppelt so hoch. Selbst eine Tetraparese oder Tetraplegie ist hier nicht auszuschließen, sofern der Unfall besonders großflächige Gehirnschäden angerichtet hat.
- Erkrankungen des Gehirns: Entzündliche Gehirnerkrankungen stellen eine weitere denkbare Ursache für Hemiparese und Hemiplegie dar. Vor allem Meningitis und Enzephalitis stehen immer wieder mit Halbseitenlähmungen in Verbindung. Darüber hinaus kommen auch Tumoren des Gehirns als Ursache für einen Schlaganfall bzw. Lähmungen in Frage. Die Hemiparese tritt in diesem Fall nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich schleichend über einen längeren Zeitraum.
Behandlung bei Hemiparese
Hemiparesen werden am besten von einem Neurologen diagnostiziert, der sich mit den Besonderheiten des Gehirns auskennt. Ursachen wie ein Schlaganfall, Epilepsie oder Unfallszenario lassen sich meist schon durch Anamnese oder Blickdiagnose erahnen. Um einen Verdacht zu bestätigen und eventuelle Verletzungen, Entzündungen oder Nervenschäden aufzudecken, erfolgen im Anschluss allerdings eingehende neurologische Untersuchungen (z.B. durch EEG, CT oder Angigraphie). Zusätzlich werden motorische Tests der Funktionalität und Koordination durchgeführt. Diese dienen zum einen der Differenzierung zwischen Hemiparesen und Hemiplegien. Zum anderen müssen Ärzte auch schwerere Lähmungen, wie etwa eine Tetraparese ausschließen können. Die Behandlung von unvollständigen Halbseitenlähmungen sieht dann folgende Schritte vor:
- Medikamente – Sollte ein Schlaganfall vorliegen, werden dem Betroffenen umgehend blutgerinnungsauflösende Mittel verabreicht. Der Wirkstoff Tenekteplase ist in diesem Zusammenhang sehr beliebt. Liegen andere Erkrankungen vor, zum Beispiel eine Entzündung des Gehirns, kommen hingegen Antibiotika oder Virustatika zum Einsatz. Eine Überwachung der Atmung und der gehirneigenen Sauerstoffsättigung gehören in jedem Fall mit zur ärztlichen Versorgung.
- operative Maßnahmen – Diese Behandlung wird bei Verletzungen mit daraus resultierender Gehirnblutung als Sofortmaßnahme vorgenommen. Die Blutungen müssen möglichst sofort gestoppt werden, um eine weiteren Lähmungserscheinungen vorzubeugen und die bestehende Hemiparese zu behandeln. Liegen Tumore vor, müssen diese unter Umständen ebenfalls per OP entfernt werden.
- Bewegungstherapie – Durch gezielte Bewegungsübungen erhält ein Hemiparese-Patient die Möglichkeit zur Remobilisierung. Dies ist vor allem nach einem Schlaganfall wichtig, um die Motorik so gut es geht wiederherzustellen. Auch andere Ursachen für Halbseitenlähmungen sprechen nach Behandlung der Grunderkrankung gut auf Bewegungstherapie an. Eine weitere Option ist die sogenannte „Forced Use“ Therapie, bei der die gesunden Gliedmaßen des Patienten bewusst fixiert werden, um die geschädigten Gliedmaßen gezielt zur Bewegung anzuregen.
- Psychotherapie – Eine Hemiparese ist oft mit starken Angstzuständen verbunden. Auch fühlen sich betroffene Patienten oftmals hilflos und verzweifelt ob der Bewegungseinschränkungen, die Halbseitenlähmungen mit sich bringen. Eine Gesprächstherapie bzw. psychotherapeutische Betreuung ist darum als begleitende Behandlung sehr zu empfehlen.
Hemiparese – Wann zum Arzt?
Hemiparesen sind grundsätzlich ein Fall für den Arzt, da sie auf eine gefährliche Beeinträchtigung des Gehirns hindeuten. Gehen Sie darum bitte sofort zum Arzt, sofern Sie eine entsprechende Lähmung oder Symptome wie Orientierungslosigkeit, Seh- oder Sprachstörungen an sich bemerken! Sollten die Symptome gar einem Schlaganfall geschuldet sein, ist es ratsam, einen Notarzt zu rufen. Selbiges gilt im Übrigen auch für Anzeichen einer Hemiplegie.
Fazit
Im Gegensatz zur Hemiplegie ist Hemiparese keine vollständige, sondern lediglich eine unvollständige Halbseitenlähmung, welche als Folge verschiedener Gesundheitsprobleme im Hirnbereich auftreten kann. Neben einem Schlaganfall kommen dabei auch Erkrankungen, Entzündungen und Verletzungen des Gehirns als Ursache in Frage. Eine schnelle Behandlung ist hier nicht nur nach einem Schlaganfall geboten. Auch alle anderen Ursachen erfordern bei Hemiparesen eine zeitnahe Therapie, da es ansonsten zu weiteren Funktionsausfällen im Gehirn und damit auch zu weiteren Lähmungserscheinungen kommen kann. Nehmen Sie entsprechende Anzeichen also ernst und suchen Sie bei Verdacht auf angehende Lähmungen unverzüglich einen Arzt auf!