Zu den acht Millionen Menschen in Deutschland, die unter Migräne leiden, gehören überwiegend Erwachsene. Die neurologische Erkrankung macht aber auch vor Kindern nicht halt, denn von den rund 80 % Kindern, die hierzulande über Kopfschmerzen klagen, weisen gut 12 % ebenfalls eine Migräne auf. Umso wichtiger erscheint deshalb eine geeignete Behandlung, zu der auch die private Anwendung schonender Hausmittel gehört. In unserem Ratgeber möchten wir Ihnen deshalb einige bewährte Hausmittel näher bringen, aber auch abgrenzen, wann Sie besser einen Arzt aufsuchen sollten.
Mögliche Ursachen für Migräne
Migräne kann spontan auftreten oder von Vorzeichen (z.B. Sehstörungen) angekündigt werden. Ein einzelner Migräneanfall ist dabei oft qualvoll und kann die Lebensqualität signifikant beeinträchtigen. Wiederkehrende, anfallsartige und pulsierende Kopfschmerzen sind nicht ungewöhnlich, wobei sich die Migräne insgesamt wie folgt klassifizieren lässt:
- Migräne ohne Aura (Migräne tritt ohne Vorzeichen auf)
- Migräne mit Aura (Migräne tritt unter Vorzeichen auf)
- Status migraenosus (Migräne tritt unter Vorzeichen auf und löst einen Hirninfarkt aus)
- chronische Migräne (Migräne taucht über mindestens 3 Monaten öfter als 15 mal auf)
- Migralepsie (Migräne besitzt den Charakter einer Epilepsie)
Die Ursachen für einen Migräneanfall sind sehr vielschichtig. Die meisten Betroffenen entdecken im Laufe der Jahre gewisse Faktoren, welche die Entstehung ihrer Migräne begünstigen oder sogar auslösen. Was gut ist, denn wenn Sie als Betroffener erst einmal erkannt haben, welche sogenannten Trigger (Schlüsselreize) zu einem Migräneanfall führen, gewinnen Sie spürbar Lebensqualität zurück. Mit diesem Wissen können Sie teilweise aktiv mithelfen, neue Migräneattacken zu verhindern und auch Hausmittel greifen nach Identifikation relevanter Trigger wesentlich besser. Auffallend oft wurden in diesem Zusammenhang die nachstehenden Schlüsselreize als Ursache für einen Migräneanfall genannt:
- Migräne durch veränderte Schlafgewohnheiten
(z.B. spätes zu Bettgehen oder Schlaflosigkeit) - Migräne durch emotionale Ausnahmezustände
(z.B. Stress, Konflikte oder Versagensängste) - Migräne durch bestimmte Aspekte in der Ernährung
(z.B. glutamat-, tyramin-, histamin- oder serotoninreiche Ernährung) - Migräne durch bestimmte Umweltfaktoren
(z.B. Lärm, Wetterumschwünge oder hohe Schadstoffbelastungen) - Migräne durch hormonelle Schwankungen
(z.B. durch Wechseljahre oder hormonhaltige Medikamente)
Welche Hausmittel helfen bei Migräne?
Bevor Sie zu starken Schmerzmitteln greifen, die teilweise beachtliche Nebenwirkungen haben oder bei Überdosierung zu ernsten Organschädigungen führen können, empfiehlt es sich, während einem Migräneanfall zunächst auf folgende Hausmittel zurück zu greifen:
- feste und entspannte Tagesroutine als wichtigstes Hausmittel – Leiden Sie unter regelmäßigen Migräneanfällen, kann es oft schon helfen, wenn Sie für sich einen möglichst festen und stressfreien Tagesablauf planen, der Sie vor Reizüberflutung bewahrt. Hierzu zählt insbesondere die Einhaltung einer gesunden Schlafroutine, sind es doch häufig unregelmäßige und nicht erholsame Schlafrhythmen, die zu einem Migräneanfall führen. Gerade mit Blick auf migräneartige Kopfschmerzen ist es deshalb wichtig, dass Sie Ihrem Gehirn genug Zeit und Ruhe zum Verarbeiten alltäglicher Sinneseindrücke geben.
- Ernährung überprüfen – Viele wichtige Hausmittel gegen Migräne liegen in einer richtigen Ernährung begründet. So kann eine Reduzierung von Triggern wie Glutamat oder Histamin beispielsweise Ihre Migräne lindern. Ebenso ist es von Vorteil, für Gehirn und Nerven wichtige Nährstoffe wie Vitamin B6 in die Ernährung mit einzubauen, damit Ihr Körper gegen Migräneattacken so gut gewappnet ist wie möglich.
- ätherische Öle aus dem Handel – Pfefferminze wurde 2004 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt und das nicht ohne Grund, denn neben Erkältung hilft Pfefferminzöl auch als natürliches Schmerzmittel gegen Migränekopfschmerz. Träufeln Sie das Öl einfach auf Ihre Schläfen, Stirn und den Nacken und massieren sie die betreffenden Stellen anschließend sanft. Wenn Sie eine andere entspannende Duftart bevorzugen, können Sie auch zu Rosmarin- oder Kümmelöl als Hausmittel gegen die Kopfschmerzen greifen. Achten Sie aber bei jedem Öl darauf, es sich nicht in die Augen zu reiben. Als Hausmittel gegen migräneartige Kopfschmerzen hilft ätherisches Öl oftmals sehr gut.
- Kümmelsäckchen – Eine alternatives Hausmittel zu Kümmelöl ist ein Kümmelsäckchen. Füllen Sie dazu ein Stück Baumwollstoff mit Kümmelsamen und erwärmen Sie es kurz unter Aufsicht bei geringer Hitze im Ofen oder auf der Herdplatte. Legen Sie das warme Kümmelsäckchen anschließend dort auf, wo die Schmerzen ihren Ursprung haben und warten Sie ruhig ab. Die schmerzlindernde Wirkung sollte binnen einer halben Stunde eintreten.
- migränelindernde Heilpflanzen – Ob entzündungshemmende Kräuter wie Mutterkraut und Waldmeister, schmerzstillendes Mädesüß, krampflösender Holunder, beruhigender Lavendel, entspannende Melisse oder durchblutungsfördernder Ingwer – jede der Pflanzen hilft Ihnen durch ihre beruhigenden Inhaltsstoffe bei einem Migräneanfall. Zu verwenden sind die Heilpflanzen am besten als in Apotheken erhältliche Tees oder ätherische Öle.
- Pestwurz bei Migräne – Eines der ältesten Heilmittel, das gegen Schmerzen und Krämpfe bei Migräne hilft, ist die gewöhnliche Pestwurz, die vor allem vorbeugend wirkt. Allerdings sollten Sie Pestwurz als Schmerzmittel nur in Fertigpräparaten verwenden, da bei einer privaten Überdosierung die Gefahr einer Leberschädigung durch die in Pestwurz enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide besteht. Wenn Sie dies beachten, gilt Pestwurz als gutes Hausmittel gegen Migräne.
- Petersilie kann helfen – Einen beginnenden Migräneanfall können Sie möglicherweise frühzeitig beenden, indem Sie direkt bei den ersten Anzeichen ein Stück krampflösende Petersilie zerkauen. Das Hausmittel hilft erfahrungsgemäß jedoch nicht bei allen Patienten, weshalb Sie es individuell ausprobieren müssen. Ob Petersilie als häufiger Teil der Ernährung auch als Hausmittel zur Vorsorge gelten kann, ist bisher nicht erforscht.
- progressive Muskelentspannung – Um die progressive Muskelentspannung anzuwenden, legen Sie sich flach hin und schließen Sie die Augen. Atmen Sie einige Male tief durch und beginnen Sie dann damit, willkürlich alle Muskeln des Körpers einzeln anzuspannen und wieder zu entspannen. Beginnen Sie mit den kleinen Zehen und versuchen Sie darauf zu achten, wirklich jeden Muskel zu erreichen. Diese Methode schenkt Tiefenentspannung, was sich bei Migräne wie ein Hausmittel lindernd auswirken kann.
- Nerven beruhigen durch Rückzug – Ein kühler, dunkler, ruhiger Raum kann die Kopfschmerzen durch Reizentzug lindern. Oftmals ist das alleine schon ein sehr hilfreiches Hausmittel, um Ihren Beschwerden entgegen zu wirken. Bleiben Sie dabei mindestens eine halbe Stunde reizisoliert, damit sich Ihr Nervenkostüm beruhigen kann.
- Wechselduschen als Hausmittel – Kreislaufanregendes Duschen mit abwechselnd sehr warmem und kaltem Wasser fördert die Durchblutung, was den Migräneschmerz positiv beeinflussen kann. Hören Sie aber auf ihr eigenes Empfinden. Es ist gut möglich, dass Sie Temperaturunterschiede als zu unangenehm empfinden. In dem Fall ist es ratsam, auf andere Hausmittel zurück zu greifen, damit Sie Ihren Zustand nicht unbeabsichtigt verschlimmern.
- Vanille gegen Migräne – Vanille wirkt entspannend und antreibend zugleich. Durch ihre ätherischen Öle, den Vanillylalkohol und weitere Bestandteile hilft sie, Ihren Körper von innen heraus zu kräftigen und so die Migränebeschwerden zu lindern. Lösen Sie dafür einen Teelöffel Vanilleextrakt als Hausmittel in 200 ml Wasser auf und trinken Sie diese Mischung.
Migräne – Wann zum Arzt?
Wenn Ihre Kopfschmerzen immer in den selben Situationen auftreten, sollten Sie nicht allein auf Hausmittel setzen, sondern sich unbedingt an einen Arzt wenden, damit ernste neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Darüber hinaus können Ärzte ihnen rezeptpflichtige Medikamente verschreiben, wenn kein Hausmittel mehr hilft. Als Faustregel gilt: Kontaktieren Sie Ihren Arzt…
Wenn Ihre Kopfschmerzen immer in den selben Situationen auftreten, sollten Sie nicht allein auf Hausmittel setzen, sondern sich unbedingt an einen Arzt wenden, damit ernste neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Darüber hinaus können Ärzte ihnen rezeptpflichtige Medikamente verschreiben, wenn kein Hausmittel mehr hilft. Als Faustregel gilt: Kontaktieren Sie Ihren Arzt…
- …sofort, falls Sie einen Unfall erlitten haben und dadurch unter halbseitigen, starken Kopfschmerzen leiden. Auch falls Sie zusätzlich zu den Migräneschmerzen hohes Fieber, einen steifen Nacken, abnorme Lichtscheu oder besondere Geräuschsensibilität bemerken, oder die Schmerzen in Zusammenhang mit Krämpfen oder Lähmungserscheinungen auftreten, ist umgehend ein Arzt aufzusuchen.
- …in den nächsten Tagen, falls Sie Ihre Migräne immer morgens eintritt oder die Migräne mindestens 24 Stunden andauert, ohne dass Hausmittel wie bewusste Ernährung oder ein gesunder Tagesrhythmus etwas ausrichten.
- …innerhalb von 14 Tagen, falls Sie das erste Mal unter Kopfschmerzen leiden, die den Verdacht auf Migräne erhärten oder die Schmerzen bei langjährigem Leiden von ungewohnter Intensität sind. Auch ist ein Arztbesuch binnen 14 Tagen angezeigt, wenn Ihre bisherigen Medikamente nichts mehr ausrichten und auch kein Schmerzmittel oder Hausmittel mehr hilft.
Diese Empfehlungen sollten Sie jedoch nicht als allgemeingültig ansehen. Wenn Sie sich besonders unwohl oder unsicher bezüglich der Migräne fühlen, kann ein Arztbesuch auch sofort hilfreich sein. Die passenden Hausmittel gegen Migräne lassen später auch noch ergänzend einsetzen.
Fazit
Migräneattacken sind sehr unangenehm und können Ihren Alltag teilweise stark beeinträchtigen. So manches Hausmittel hilft jedoch gut, um Kopfschmerzen und andere Symptome zu lindern. Eine gezielte Ernährung, die Vermeidung von Reizüberflutung, sowie Maßnahmen zur Entspannung sind hierbei in jedem Fall empfehlenswert. Bei lang anhaltenden Schmerzen und wiederkehrenden Migräneanfällen empfiehlt sich aber dennoch ein Besuch beim Arzt. Mit ihm können Sie eine geeignete Wirkstoffkombination im Bereich Schmerzmittel finden, die Ihnen dabei hilft, Ihr Leben beschwerdefrei zu gestalten. Natürlich könne Hausmittel bei einzelnen Migräneattacken trotzdem hilfreich sein.