Laut verschiedenen Statistiken tragen in Deutschland rund fünf Prozent der Erwachsenen Kontaktlinsen. Gegenüber jenen Verbrauchern, die mit der Alternative Brille durch den Alltag gehen, eine Minderheit. Trotzdem ist die Zahl der Linsenträger absolut betrachtet immer noch beeindruckend, es wären demnach circa vier Millionen Bundesbürger. Dabei ist der Anteil derer, die weiche Kontaktlinsen nutzen, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Laut einer Erhebung durch das Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 2005 haben rund vier Fünftel die weichen Linsen der formstabilen Variante vorgezogen. Warum gibt es überhaupt weiche und formstabile – die sogenannten harten – Kontaktlinsen?
Harte Kontaktlinsen – nur ein historischer Vorsprung?
Die Tatsache, dass es harte und weiche Kontaktlinsen gibt, hat auch historische Wurzeln. Es waren formstabile Linsen, die zuerst entwickelt wurden. Somit existierten bereits im 19. Jahrhundert Glasschalen, die eine entsprechende Bezeichnung verdienten. Allerdings ließ der Tragekomfort hier noch erheblich zu wünschen übrig. Moderne Kontaktlinsen gibt es dagegen erst seit etwa der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Denn erst der Kunststoff Polymethylmethacrylat (PMMA) machte deren Herstellung tatsächlich möglich. Mittlerweile ist nicht nur die Materialforschung im Bereich der Kunststoffe erheblich fortgeschritten. Hydrogele machen inzwischen eine Fertigung weicher Kontaktlinsen möglich.
Formstabile Linsen werden also nicht – wie Sie vielleicht angenommen haben – aus Glas, sondern werden aus Kunststoffen mit entsprechenden optischen Eigenschaften gefertigt. Der Vorteil, den dieser Linsentyp aufweist, liegt auf der Hand. Harte Kontaktlinsen sind wesentlich haltbarer und können über einen Zeitraum von mehreren Jahren benutzt werden. Darüber hinaus bringen formstabile Linsen einige weitere Pluspunkte mit, sie:
- sind sauerstoffdurchlässig
- erlauben eine Versorgung der Hornhaut mit Nährstoffen
- trocknen das Auge weniger stark aus
- korrigieren einige Fehlsichtigkeiten besonders gut
- sind unempfindlicher gegenüber Schmutzanhaftungen.
Gerade die Sauerstoffdurchlässigkeit und bessere Versorgung mit Nährstoffen ist aus Sicht der Augenheilkunde ein deutlicher Vorsprung gegenüber den weichen Linsen. Harte Kontaktlinsen eigenen sich zudem besonders bei komplexen Fehlsichtigkeiten mit Unregelmäßigkeiten bei den Brechungsfehlern. Natürlich haben die formstabilen Linsen nicht nur Vorteile. Zu den Minuspunkten gehören:
- ein erheblicher Anpassungsaufwand (Fehler können zu Hornhautschäden führen)
- das Fremdkörpergefühl in den ersten Tragewochen
- ein höheres Verlustrisiko (bedingt durch die Formstabilität und Linsengröße)
Weiche Kontaktlinsen – mehr Tragekomfort
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Kontaktlinsenpflege – wie pflege ich meine Linsen?
Obwohl wesentlich älter, haben sich viele Verbraucher inzwischen von harten Kontaktlinsen verabschiedet. Weiche Linsen überzeugen durch einen höheren Tragekomfort, da sie sich an die Krümmung der Hornhaut anpassen und durch ihre Größe unter dem Augenlid liegen. Das Tragen dieser Linsen wird als wesentlich angenehmer empfunden, es fehlt das Fremdkörpergefühl.
Gerade Situationen, in denen harte Linsen stören oder drohen herauszufallen, stellen weiche Linsen eine Alternative dar. Klassische Beispiele sind sportliche Aktivitäten oder das Arbeiten in staubreicher Umgebung. Trotz des höheren Komforts (auch beim Einlegen) dürfen Sie nicht vergessen, dass die Korrektur der Fehlsichtigkeit und die Gesundheit Ihres Auges im Mittelpunkt stehen müssen. Weiche Kontaktlinsen sind hier aus mehreren Gründen leider nur die zweite Wahl, da sie:
- bei Fehlsichtigkeiten mit komplexen Brechungsfehlern weniger gut wirken
- die Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff vermindern
- Flüssigkeit aus der Umgebung aufnehmen und das Auge austrocknen
- Schmutz und Keimen eine bessere Anhaftung ermöglichen
- intensiv gepflegt werden müssen
- Augenerkrankungen (wie Entzündungen) begünstigen können.
Darüber hinaus erreichen weiche Kontaktlinsen im Vergleich zum formstabilen Gegenstück nur einen Bruchteil von deren Lebenszeit. Je nach Typ müssen Sie die Linsen täglich oder einmal im Monat gegen neue Kontaktlinsen austauschen.
Wann ist welcher Linsentyp geeignet?
Grundsätzlich wird seitens der Ärzte und Optiker den harten Kontaktlinsen der Vorzug gegeben. Verbraucher sehen die Situation erfahrungsgemäß anders. Wie sollten Sie sich aber im Alltag verhalten? Gehören Sie zu den Patienten, die Linsen nicht jeden Tag tragen müssen, ist die harte Variante teuer und aufwendig – weiche Kontaktlinsen können hier von Vorteil sein. Wer dagegen im Alltag immer auf die Sehhilfe angewiesen ist, sollte über formstabile Linsen nachdenken – trotz des vielleicht anfänglich unangenehmen Tragegefühls. Gerade bei komplizierten Fehlsichtigkeiten ist die Besserung der Sehschärfe zwischen beiden Linsentypen deutlich wahrnehmbar. Und auch die höhere O2-Durchlässigkeit spricht für die harten Linsen.
Tipp: Wer gern sportlich aktiv ist, die harten Linsen aber nicht verlieren will, kann hier gern zur Brille greifen oder nutzt weiche Kontaktlinsen. Ein kombinierter Einsatz ist durchaus denkbar – auch wenn Sie rund ums Haus oder im Garten zugange sind.