Eine Harnröhrenentzündung (Urethritis) liegt immer dann vor, wenn sich die Schleimhäute innerhalb der Harnröhre entzündet haben. Betroffene leiden unter anhaltendem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen. Dabei wird die Harnröhrenentzündung meist durch Erreger verursacht, die von außen in die Harnröhre eindringen. Doch auch chemische Reize innerhalb der Harnröhre sind als Ursache denkbar. Lesen Sie im Folgenden, wie genau eine Harnröhrenentzündung entsteht und mit welchen Methoden sie behandelt werden kann.
Wie entsteht eine Harnröhrenentzündung?
Die mit der Blase verbundene Harnröhre leitet den in den Nieren produzierten Urin nach außen ab. Bei Männern ist sie durchschnittlich 25 bis 30 cm lang, wohingegen Frauen einen deutlich kürzeren Harnröhrenabschnitt von nur 3 bis 4 cm aufweisen. Diesem Umstand liegt es auch zugrunde, dass eine Urethritis gerade bei Männern zu verstärkten Symptomen und größeren Schmerzen führt. Bei Frauen hingegen kann sie sich zunächst auch unbemerkt entwickeln. Gleichzeitig ist die Harnröhrenentzündung bei Frauen aber auch deutlich häufiger anzutreffen, da die verkürzten Harnwege der Frau für Erreger leichter zugänglich sind. Gerade deswegen tritt eine Urethritis bei Damen häufig zusammen mit einer Blasenentzündung auf.
Nach der Schädigung der Harnröhrenschleimhaut erfährt diese bei Urethritis eine verstärkte Durchblutung in Kombination mit Rötungen und Schwellungen. Diese entzündliche Reaktion erschwert das Wasserlassen und kann mitunter sogar ohne gefüllte Blase für Harndrang sorgen. In Sachen Entstehung und Ursache lässt sich die Harnröhrenentzündung ferner wie folgt einteilen:
Einteilung nach Ursache:
- spezifische Urethritis (Urethritis gonorrhoica) – bei Urehtritis gonorrhoica wird die Harnröhrenentzündung durch Gonokokken ausgelöst, welche auch unter dem Fachbegriff Neisseria gonorrhoeae bekannt sind. Hierbei handelt es sich um den Auslöser der Gonorrhoe.
- unspezifische Urethritis (Urethritis non gonorrhoica) – die Harnröhrenentzündung wird nicht nur Gonokokken, sondern durch andere Bakterien, Viren, Pilze oder nicht-infektiöse Ursachen hervorgerufen.
Einteilung nach Entstehung:
- aszendierende Infektion – die Erreger der Urethritis gelangen von außen in die Harnröhre und wandern diese empor
- deszendierende Infektion – Erreger, die sich bereits im Harnwegssystem (z.B. Blase oder Nieren) befinden, wandern in die Harnröhre hinab
- allergische Urethritis – reizende Stoffe gelangen in die Harnröhre und verursachen dort eine allergische Reaktion
Ursachen für eine Harnröhrenentzündung
Meist sind für eine Harnröhrenentzündung bakterielle Erreger verantwortlich, die innerhalb der Harnröhre eine Infektion auslösen. Allerdings können auch äußere Einflüsse wie chemische oder mechanische Reize zu einer Belastung der Harnröhrenschleimhäute führen und so eine Entzündung auslösen. Die folgende Übersicht führt mögliche Ursachen im Einzelnen für Sie auf:
- Infektionen: Wie bereits aufgezeigt, sind bakterielle Infektionen die häufigste Ursache für Harnröhrenentzündungen. Neben Gonokokken kommen hier auch Bakterien wie Chlamydien oder Streptokokken für die Infektion infrage. Darüber hinaus sind auch Pilze, Viren und Einzeller bekannte Erreger. Diese gelangen zum Beispiel in Form von Herpes simplex oder Trichomonaden in die Harnröhre. Schmierinfektionen und ungeschützter Geschlechtsverkehr bilden hierbei die üblichen Übertragungswege.
- Allergische Reaktionen: Reizende Substanzen können eine allergische Urethritis auslösen, wenn sie in die Harnröhre gelangen. Derartige Stoffe werden zum Beispiel von parfümierten Hygieneartikeln wie Damenbinden, Toilettenpapier und Intimsprays oder auch von in Verhütungsmitteln enthaltenden Spermiziden gestellt.
- Fremdkörper: Auch Fremdkörper in der Harnröhre sind dazu in der Lage, die Schleimhaut dauerhaft schädigen und Erregern das Eindringen erleichtern. So sind Blasenkatheter zum Beispiel dafür bekannt, derartige Reizungen hervorzurufen. Des Weiteren sind Gegenstände, die innerhalb autoerotischer Praktiken in die Harnröhre eingeführt werden, als Auslöser von Harnröhrenentzündungen denkbar.
- Urethritis als Folgeerkrankung: Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, begünstigen ebenfalls die Entstehung einer Harnröhrenentzündung. Hierzu zählen vor allem Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Erkrankungen der Harnwege. Auch Beschwerden Darms können auf die Harnröhre übergreifen. Außerhalb stoffwechselbedingter Erkrankungen seien zudem Infektionen des weiblichen Unterleibs erwähnt. Hier ist eine sogenannte Periurethritis denkbar, die entsteht, wenn eine Infektion von den Eileitern oder Eierstöcken auf das Harnröhrenbindegewebe übergreift.
Symptome bei Harnröhrenentzündung
Je nach Ursache kann eine Urethritis verschiedene Symptome wie Schmerzen und Rötungen aufweisen. Im Grunde ist die Symptomatik bei Männern und Frauen gleich, jedoch können die Symptome bei Frauen zunächst längere Zeit ausbleiben. Handelt es sich bei dem Patienten um einen Mann, besteht zusätzlich die Gefahr einer Kavernitis. Diese beschreibt die Entzündung einer oder mehrerer Schwellkörper am männlichen Glied. Unabhängig vom Geschlecht müssen Sie bei Harnröhrenentzündung ferner mit folgenden Beschwerden rechnen:
- Ausfluss
- Schmerzen beim Wasserlassen
- anhaltender Harndrang
- Brennen in der Harnröhre
- geröteter Harnröhrenausgang
- blutiger Urin
- Unterbauchschmerzen
- Fieber
Diagnose und Therapie bei Harnröhrenentzündung
Eine Harnröhrenentzündung wird innerhalb einer körperlichen Untersuchung und Symptomanalyse diagnostiziert. Mögliche Erreger werden mit Hilfe eines Abstriches sowie einer Urinprobe ermittelt. Um zu untersuchen, ob mögliche Erreger bereits weiter in die Harnleiter vorgedrungen sind, kann ergänzend eine Blasenspiegelung durchgeführt werden.
Je nach Befund kann es erforderlich sein, auch den Sexualpartner des Patienten zu behandeln, um eine erneute Infektion zu verhindern. Je schneller die Therapie hier einsetzt, desto besser sind die Chancen auf eine Heilung ohne Komplikationen. Prinzipiell finden bei Harnröhrenentzündung folgende Methoden der Therapie Anwendung:
- Medikamente: Bei Infektionen durch Mikroorganismen werden Medikamente gegen den jeweiligen Erreger verabreicht (z.B. Chlarithromycin gegen Chlamydien). Diese verhindern ein weiteres Vordringen der Keime und dämmen das Risiko von Komplikationen ein. Gegen starke Schmerzen und Fieber verschreiben Ärzte auch gerne Schmerzmittel wie Ibuprofen.
- pflanzliche Mittel: Um Erreger aus der Harnröhrenschleimhaut zu schwemmen, sollte ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden. Tees und Säfte aus Salbei, Brennnessel oder Cranberry säuern hier sogar erfolgreich den Urin an und hemmen so die Vermehrung der Erreger zusätzlich.
- Behandlung einer nicht infektiösen Harnröhrenentzündung: Liegt eine nicht-infektiöse Urethritis vor, muss sich die Behandlung logischer Weise nach dem jeweiligen Krankheitsauslöser richten. Sind zum Beispiel Inhaltsstoffe von Intimhygiene-Artikeln für eine allergische Urethritis verantwortlich, sollten Sie künftig auf Produkte dieser Art verzichten. Bei einer bestehenden Grunderkrankung muss sich die Therapie dagegen auf deren Behandlung konzentrieren.
Urethritis – Infos zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Rechtzeitig behandelt, lässt sich die Harnröhrenentzündung binnen weniger Tage in den Griff bekommen. Setzt die Behandlung einer infektiösen Harnröhrenentzündung zu spät ein, können Komplikationen wie eine Harnröhrenverengung oder eine Nierenentzündung entstehen. Bei Schwangeren im Speziellen können Chlamydien oder Gonokokken das ungeborene Kind schwerwiegend schädigen.
- Eine Harnröhrenentzündung kann sich bei Frauen chronisch auf Eierstöcke und Eileiter ausbreiten und damit zur Unfruchtbarkeit führen. Bei Männern hingegen kann eine Urethritis auf Hoden und Prostata übergreifen. Hier droht ohne rechtzeitige Behandlung im schlimmsten Falle Impotenz.
- Da zahlreiche Erreger durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden, sollte zur Prävention von Harnröhrenentzündung bei sexuellem Kontakt immer ein Kondom verwendet werden. Zusätzlich können durch unmittelbares Entleeren der Blase nach dem Geschlechtsverkehr Erreger wieder aus der Harnröhre gespült werden. Selbstverständlich sollten Sie und Ihr Geschlechtspartner ihren Intimbereich auch stets gründlich reinigen, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.
- Damit die Harnröhrenschleimhaut widerstandsfähig bleibt, sollten Sie stets ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Achten Sie zusätzlich darauf, dass ihr Unterleib durch wärmende Kleidung vor Unterkühlungen geschützt ist, um Erkrankungen wie Blasenentzündungen zu verhindern.
- Allergische Reaktionen innerhalb der Harnröhre verhindern Sie am besten, wenn Sie gänzlich auf Produkte zur Genitalhygiene verzichten. Diese sind gemeinhin äußerst aggressiv und zur Intimpflege gemeinhin auch völlig unnötig. Ebenso sollten Sie als Frau bei Produkten wie Binden oder Tampons darauf achten, dass diese keine unnötigen bzw. reizenden Zusatzstoffe enthalten. Von der Einführung diverser Fremdkörper in Harnröhrenabschnitte ist zudem abzuraten, da mechanische Reize dieser Art überaus gefährlich sind.
Fazit
Eine Urethritis ist eine Entzündung der Harnröhrenschleimhaut, die Symptome wie Ausfluss oder Schmerzen beim Wasserlassen verursachen kann. Meist wird sie von bakteriellen Infektionen ausgelöst, wobei auch mechanische oder chemische Reize als Auslöser in Frage kommen. Die Behandlung einer Harnröhrenentzündung erfolgt für gewöhnlich durch Gabe von Arzneimitteln. Unterstützend können vor allem pflanzliche Mittel mit desinfizierender Wirkung in Form von Tees eingesetzt werden. Ein rechtzeitiger Therapiebeginn ist grundsätzlich zu empfehlen, da die Entzündung ansonsten auch auf andere Bereiche im Unterleib übergreifen kann. Dies erhöht die Gefahr bleibender Schäden.