Ein Schmerzempfinden, das von den Nieren in die Bauchregion ausstrahlt, in Kombination mit einem häufig verkrampften Unterleib, können die ersten Anzeichen für eine Harnleiterentzündung sein. Diese entwickelt sich zu Beginn oft unauffällig und aufgrund verschiedenster Ursachen. Wichtig zu wissen ist, dass eine Entzündung der Harnleiter immer wieder als Folgeentzündung einer vorausgegangenen Harnröhren- oder Blasenentzündung eintritt. Wie genau sich die Harnleiterentzündung manifestieren kann, und was es bei der Behandlung zu beachten gilt, erfahren Sie hier.
Wie entsteht die Harnleiterentzündung?
Die Harnleiter beschreiben ein paariges und schlauchartiges Harnwegsorgan, das aus feinen Muskelsträngen besteht und auf etwa 30 bis 35 cm Länge die Nieren mit der Harnblase verbindet. Dabei transportieren die Harnleiter den in der Niere produzierten Harn in die Harnblase, von wo aus der Urin über die Harnröhre ausgeschieden wird. Es ist ersichtlich, dass die Harnwege schon allein wegen ihrer Funktion sehr eng miteinander verbunden sind. Und auch Harnwegserkrankungen begünstigen sich oftmals gegenseitig. Dies gilt auch für die Harnleiterentzündung, welche durch bestimmte Schleimhautreizungen (z.B. Bakterien) der Harnleiter entsteht. Sehr häufig ist hier eine Blasen- oder Harnröhrenentzündung als Vorerkrankung auszumachen, durch die Keimerreger bis in die Harnleiter aufsteigen.
Grundsätzlich können von einer Harnleiterentzündung sowohl Frauen als auch Männer betroffen sein. Allerdings treten Harnwegsentzündungen beim weiblichen Geschlecht deutlich öfter auf. Grund hierfür ist die verkürzte Harnröhre der Frau, welche Keimen den Aufstieg in die oberen Harnwege erleichtert. Werden Blasen- bzw. Harnröhrenentzündungen hier nicht sorgfältig auskuriert, ist die Harnleiterentzündung als Folgeerkrankung sehr wahrscheinlich.
Welche Ursachen kann eine Harnleiterentzündung haben?
Die Ursachen einer Harnleiterentzündung können sehr umfangreich sein. Zu den Hauptursachen gehören Bakterien, Viren, Pilze und Einzeller, die von außen über die unteren Harnwege in die Harnleiter gelangen. Da dies jedoch nicht der einzige denkbare Entstehungsweg ist, hier eine kleine Übersicht zu möglichen Gründen:
- Vorinfektionen der Harnwege: Bakterielle Infektion sind die häufigste Ursache für entzündete Harnleiter. Oftmals sind hier Gonokokken oder Escherichia coli Bakterien als Auslöser zu finden, die über eine Schmierinfektion (z.B. beim Geschlechtsverkehr oder ungenügender Intimhygiene) zunächst in die Harnröhre gelangen und dort für eine Harnröhrenentzündung sorgen. Ohne Gegenbehandlung wandern die Bakterien im weiteren Verlauf ungehindert in die Harnblase, führen dort zur Blasenentzündung und setzen sich später auch in die Harnleiter ab. Gleiches gilt für Infektionserreger wie Chlamydien, Mykoplasmen, Ureaplasen und Candida Pilze, die meist auf demselben Wege wie Bakterien in die Harnleiter gelangen.
- mechanische Reizung: Außer einer Infektion können die Harnleiter auch auf mechanische Reizzustände mit Entzündungen reagieren. Als gut bekannte Auslöser gelten hier Blasenkatheter, die neben Harnröhren- und Blasenentzündungen auch zu Harnleiterentzündungen führen können. Darüber hinaus sorgen auch Blasen- und Nierensteine gerne für Harnleiterentzündungen, wenn sie sich von ihrem Entstehungsort in die Harnleiter absetzen und dort Gewebereizungen provozieren.
- allergische Reaktionen: Allergische Reaktionen gegen bestimmte Waschlotionen oder Gleitgele mit Spermiziden können nicht nur im Intimbereich manifestieren. Vor allem die Harnwege von Frauen regieren nicht selten mit Allergien auf bestimmte Inhaltsstoffe. Eine Harnleiterentzündung als Folge einer allergischen Reaktion sind dabei nicht auszuschließen.
Symptome der Harnleiterentzündung
Schmerzen beim Wasserlassen, ebenso wie Schmerzsymptome, die bis in den Nieren-, Bauch- oder Rückenbereich ausstrahlen, sind bei entzündeten Harnleitern nicht unüblich. Da die Anzeichen aber auch für eine Harnröhren- oder Blasenentzündungen typisch sind, bleibt die Harnleiterentzündung oftmals unentdeckt oder wird nicht ausreichend behandelt. Es ist darum sehr wichtig, die gesamte Symptomatik zu betrachten, welche bei Harnleiterentzündungen meist eine Kombination aus nachstehenden Beschwerden zeigt:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Schmerzen beim Wasserlassen oder schmerzhaftes Harnträufeln
- Vermehrtes Wasserlassen
- Austrittbereich der Harnleiter ist gerötet
- Schmerzempfinden im Bauch-, Nieren- und Rückenbereich
- Krämpfe im Unterbauch
- Juckreiz und Ausfluss
Diagnose und Therapie der Harnleiterentzündung
Um Harnleiterentzündungen von einer Harnröhren- oder Blasenentzündung abzugrenzen, ist eine genaue Untersuchung der Harnwege von Nöten. Ein oft genutztes Diagnoseverfahren ist hier die Harnleiterspiegelung (Cysto-Urethroskopie). Ebenfalls wichtig ist eine Urinprobe, durch welche sich die Art der Erreger, wie auch das Ausmaß der Infektion feststellen lassen. Ähnlich hilfreich sind Abstriche aus der Harnröhre. Bei Frauen wird ggf. zusätzlich der Abstrich aus dem Gebärmutterhals entnommen. Nach erfolgreicher Diagnose sind dann folgende Behandlungsmaßnahmen wichtig:
- medikamentöse Behandlung: Auf Basis des Erregers lassen sich zur Behandlung von Harnleiterentzündungen verschiedene Medikamente anwenden. Bakterielle Ursachen erfordern hier zum Beispiel ein Antibiotikum, besser noch, ein Breitbandantibiotikum. Ergänzend ist die Gabe von Schmerzmitteln möglich.
- Wärmebehandlung: Wärmebehandlungen können bei Harnleiterentzündungen nach eigenem Ermessen vorgenommen werden. Die Wärme regt die Durchblutung an, lindert Schmerzen und aktiviert zudem die Abwehrmechanismen des Körpers zur besseren Bekämpfung der Infektion. Fokussieren sollte sich die Wärmebehandlung dabei auf den Nierenbereich sowie auf die Füße. Alternativ sind auch Hausmittel wie wärmende Sitzbäder, etwa mit Zusätzen wie Teebaumöl empfehlenswert.
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Das ausreichende Trinken (etwa 3 l pro Tag) ist bei Harnwegsentzündungen besonders wichtig, um Erreger aus Harnleitern, Harnblase und Harnröhre zu spülen. Ein guter Tipp sind hier Kräutertees aus Cranberry, Brennnessel, Kapuzinerkresse, Goldrute, Birke, Weide oder Wacholder. Erfreulich ist, dass die genannten Kräuter auch bei Entzündungen der Harnröhre und der Harnblase helfen. Inzwischen gibt es sogar zahlreiche heilpflanzliche Präparate, welche sich die Wirkung der genannten Kräuter gegen Harnwegsentzündungen zu Nutze machen. Sie sollten bei schweren Harnleiter-, Harnröhren- oder Blasenentzündungen aber nur unterstützend verwendet werden.
Fazit
Die Harnleiterentzündung ist häufig Folge einer vorausgegangenen Blasen- oder Harnröhrenentzündung und wird aufgrund sehr ähnlicher Symptomatik auch häufig mit diesen verwechselt. Dies ist umso tückischer, da eine augenscheinlich verheilte Entzündung der Harnblase bzw. Harnröhre bei unzureichender Behandlung leicht erneut aufflammt und sich dann in einer Harnleiterentzündung fortsetzt. Es ist darum unabdingbar, anfängliche Harnwegsentzündungen sofort zu therapieren. Nur so lässt sich verhindern, dass sich Entzündungserreger unbemerkt in die Harnleiter absetzen.