Was umgangssprachlich unter dem Begriff ‚Häufiges Wasserlassen‘ definiert ist, bezeichnet in der medizinischen Realität eine Vielzahl an unterschiedlichen Krankheitsbildern. Zudem muss dem häufigen Urinieren nicht immer eine chronische Erkrankung zugrunde liegen. Manchmal ist es auch einfach ein vorübergehender Harnwegsinfekt. Aus diesem Grund hier ein kleiner Überblick über die möglichen Ursachen für häufiges Wasserlassen.
Pollakisurie – häufiger Harndrang bei gleicher Menge an Urin
Unter dem Wort Pollakisurie versteht man den überdurchschnittlichen Drang, Wasser zu lassen, ohne dass sich dabei die Gesamtmenge der täglichen Urinausscheidung markant verändert. Das häufige Ausscheiden kleiner Mengen von Urin weist in diesem Zusammenhang meist auf eine Harnwegserkrankung hin. Zu ihnen zählen:
- Blasen-, Nieren- und Prostataentzündungen
- Blasen- oder Prostatakrebs
- erhöhte Anspannung oder Druck (z.B. durch Stress oder Schwangerschaften)
- in der Blase befindliche Katheter
- Krampfanfälle (z.B. bei Epilepsie)
Das verstärkte, manchmal auch unkontrollierbare Wasserlassen ist bei Pollakisurie demnach entweder auf bakterielle Verunreinigungen, nervliche Spannungsmomente oder Fremdkörper zurück zu führen, die den Harnleitern suggerieren, dass die Blase voll sei. Sollten Sie also sehr Wasserlassen müssen und dabei nur geringe Mengen Urin ausscheiden, ist die Diagnose eines Arztes sehr wichtig.
Polyurie – höhere Menge an Urin und häufiges Wasserlassen
Im Gegensatz zur Pollakisurie kommt es bei der Polyurie zu einer tatsächlichen Erhöhung der Urinmengen. Als Richtwert gilt eine Ausscheidungsmenge von über 2 Litern Urin pro Tag. Verursacht wird die Polyurie für gewöhnlich durch
- übermäßigen Alkoholkonsum
- Einnahme von Medikamenten
- Herzinsuffizienz
- Niereninsuffizienz bzw. Nierenversagen
- unbehandelte oder schlecht eingestellte Diabetes mellitus
Gründe für eine Polyurie können folglich veränderte Blutzuckerwerte, Ödeme, chronische Funktionsstörungen oder Störungen im Elektrolyt- bzw. Nährstoffhaushalt des Körpers sein. Auch geht der erhöhte Flüssigkeitsverlaust oft mit einem verstärkten Durstgefühl einher. Sollten Sie also diese Anzeichen einer Polyurie feststellen, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen!
Nykturie und altersbedingte Inkontinenz
Ab dem 60. Lebensjahr kann häufiges Wasserlassen auch ein Anzeichen der körperlichen Alterung sein. So beträgt die Rate derer, die zwischen 60 und 70 an vermehrtem, nächtlichen Wasserlassen (Nykturie) leiden, beispielsweise etwa 50 Prozent. Bei über 80 Jährigen sind es sogar bis zu 90 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit den Fallraten im Bereich der akuten Blasenschwäche (Inkontinenz). Hier steigt das Erkrankungsrisiko bereits ab dem 50. Lebensjahr.
Sowohl Nykturie als auch Inkontinenz liegen in einer Störung der Harnfunktion begründet. Meist sind es Muskelschwächungen, die ein erhöhtes, bei Blasenschwäche sogar nicht steuerbares häufiges Wasserlassen zur Folge haben. Des Weiteren kann die gestörte Blasenfunktionalität zu allgemein verstärkter Harnproduktion (deutlich mehr Urin in der Blase) führen.
Was lässt sich gegen erhöhten Harndrang und häufiges Wasserlassen tun?
Die Therapiemöglichkeiten bei häufigem Harndrang sind abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Chronische Erkrankungen bzw. Störungen der Harnleiter machen beispielsweise die Verabreichung spezieller Medikamente erforderlich, während bei einer Schwangerschaft nur wenige Maßnahmen zur Aufhebung des Harndrucks aufgrund des ungeborenen Kindes existieren. Dennoch gibt es einige Tipps zur Regulierung:
- Bei einer Infektion der Blase bzw. der Niere helfen bestimmte Hausmittel und Kräuter, wie zum Beispiel Cranberrysaft oder Brennnesseltee gegen den Harndrang. Des Weiteren sollten Betroffene insgesamt sehr viel trinken, um die bakteriellen Verunreinigungen aus dem Harntrakt zu spülen.
- Auch andere Heilkräuter, etwa in Form von Ackerschachtelhalm, Bärentrauben, Birkenblättern, echter Goldrute, Holunder, Kapuzinerkresse, Kürbissamen, Preiselbeere und Schafgarbe haben sich gegen häufiges Wasserlassen bewährt. Fragen Sie einfach in der Apotheke oder Drogerie nach geeigneten Präparaten, die den Druck von der Blase nehmen.
- Sind Muskel- oder Nervenkrämpfe für den Harndrang verantwortlich, sollten Sie als Mann über die Einnahme von Alphablockern nachdenken, welche es vermögen, den Prostatabereich zu entkrampfen. Als Frau können Ihnen bestimmte Östrogene, Salben und Zäpfchen gegen die Anspannungen helfen und so häufiges Wasserlassen bekämpfen.
- Eine weitere Möglichkeit zur Entspannung der Blasenmuskulatur bieten sogenannte Anticholinergika und Spasmolytika. Sie Verringern die Kontraktionsfähigkeit der Blasenmuskulatur und sorgen so für eine Reduzierung des Harndrangs.
- In manchen Fällen liegt dem häufigen Wasserlassen gar keine körperliche Beeinträchtigung zugrunde. In diesem Fall sind dann oftmals psychische Gründe (z.B. Stress oder Angstzustände) die Ursache. Sollte dies auf Sie zutreffen, denken Sie über eine therapeutische Behandlung nach und nehmen sie Entspannungsangebote wie Akupunktursitzungen, Autogenes Training oder Kurse zum gezielten Erlernen von Muskelentspannungen im Bereich der Blase in Anspruch.
- Sollte sich nichts gegen den häufigen Harndrang unternehmen lassen, beispielsweise durch altersbedingte Funktionsstörungen der Blase, so kommt es auf die richtige Kleidung an. Neben Inkontinenzeinlagen sollten Sie vor allem darauf achten, Bekleidung zu tragen, die sich im Notfall schnell öffnen lässt, um einen unkomplizierten Toilettengang zu gewährleisten. Darüber hinaus gibt es spezielle Kursangebote für Blasen- und Beckenbodentraining, die Sie in Anspruch nehmen können. Auf diese Weise können Sie häufiges Wasserlassen zwar nicht verhindern, sind aber wenigstens darauf vorbereitet.
Fazit
Pollakisurie oder Polyurie sind heute also bei weitem keine Seltenheit. Wenn Sie unter dem Drang des häufigen Wasserlassens leiden, sollten Sie von Ihrem Arzt zunächst die Ursachen erforschen lassen. Ist das Krankheitsbild erst genauer bekannt, lassen sich oftmals auch entsprechende Therapiemöglichkeiten finden.