Die auch als Haarbalgentzündung bekannte Haarwurzelentzündung (Follikulitis) ist eine sehr unangenehme Entzündungsform, bei der sich kleine eitergefüllte Pusteln um die betroffene Haarwurzel bilden. Dabei kann die Follikulitis praktisch an jeder behaarten Körperstelle auftreten. Von der Entzündung ausgeschlossen sind folglich nur die Handinnenflächen und Fußsohlen, die beim Menschen als einzige Körperbereiche unbehaart sind. Lesen Sie in diesem Ratgeber mehr zum Thema Follikulitis, sowie zu geeigneten Maßnahmen der Therapie und Prävention.
Was genau ist eine Follikulitis?
Wie bereits erwähnt, beschreibt die Follikulitis eine Entzündung im Bereich der Haarwurzel. Diese ist von einem sogenannten Haarfollikel umgeben, welches dafür sorgt, dass das Haar fest in der Haut verankert bleibt. Gelangen nun Erreger entlang der Follikel in die Haut, sorgt dies nicht selten für eine Infektion, die sich durch eitrige Pusteln, Furunkel oder Abszesse um den Haaransatz äußert. Besonders häufig sind von einer solchen Haarwurzelentzündung die Brust- Bart-, Bein- und natürlich die Kopfhaare betroffen.
Da Haarfollikel gemeinhin auch als Haarbalg bezeichnet werden, ist bei Follikulitis oftmals auch von einer Haarbalgentzündung die Rede. Der Begriff ist sogar treffender, da die Entzündung eigentlich nicht die Haarwurzel an sich, sondern eben die sie umgebenden Follikel betrifft. Ausgelöst wird die Entzündung meist durch das grampositive Bakterium Staphylococcus aureus. Dabei handelt es sich um eine an sich harmlose und natürlich in der menschlichen Haut vorkommende Bakterienart, die jedoch sehr gefährlich werden kann, sobald sie größere Toxinmengen ins Körpergewebe abgibt. Zudem können auch andere Krankheitserreger für eine Follikulitis verantwortlich sein. In diesem Zusammenhang werden folgende Sonderformen der Krankheit unterschieden:
- gramnegative Follikulitis – Im Gegensatz zur Haarwurzelentzündung durch grampositive Bakterien wie Staphylococcus aureus entsteht diese Form der Follikulitis durch gramnegative Erreger wie Escherichia coli oder Enterobacter. Die Entzündung erfolgt, sobald die Bakterien die natürliche Bakterienflora der Haut empfindlich aus dem Gleichgewicht bringen.
- eosinophile pustulöse Follikulitis – Eine sehr spezielle Follikulitisform mit bislang unbekannter Ursache. Sie tritt vermehrt in Japan und hier vornehmlich bei jungen Männern auf. Der Befall beschränkt sich auf das Gesicht, den Rumpf, sowie die Extremitäten des Patienten. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zu Dermatosen, die im Zuge einer AIDS-Erkrankung entstehen.
- Folliculitis barbae candidomycetica – Hier sind Candidapilze für die Haarwurzelentzündung verantwortlich. Die Sonderform manifestiert sich vergleichsweise tief in der Hautschicht und benötigt deshalb eine mehrwöchige Therapie.
- Folliculitis decalvans – Eine weitere, teils unzureichend erforschte Form der Haarwurzelentzündung. Zwar sind auch hier hauteigene Stphylococcus-aureus-Bakterien an der Entstehung beteiligt, jedoch ist die Entzündung bei Folliculitis declevans besonders schwer und führt neben Vernarbungen an der Entzündungsstelle sogar zu chronischem Haarausfall, auch Alopezie genannt.
Ursachen für Haarwurzelentzündungen
Um sich derart vermehren zu können, dass sie schädliche Mengen ihrer giftigen Abbauprodukte absondern, benötigen die meisten Erreger ein feuchtes Milieu. Des Weiteren können nässende Wunden und eine anhaltende Übersäuerung der Haut eine Follikulitis befördern. Folgende Ursachen kommen hier als Auslöser in Betracht:
- Verletzungen: Ein kleiner Schnitt während der Nassrasur reicht bei empfindlicher Haut bereits aus, um Keimen den Weg in tiefer gelegene Gewebeschichten zu ebnen und so eine Haarwurzelentzündung zu verursachen. Gleiches gilt für Schürfwunden, bei denen die Haarfollikel nicht selten in Mitleidenschaft gezogen werden.
- Schweißbildung: Auch starkes Schwitzen kann dazu beitragen, dass es zu einer Haarwurzelentzündung kommt. Da Schweiß gleichzeitig feucht und sauer ist, spielen Überfeuchtung und Übersäuerung der Haut hier zusammen, was das Entzündungsrisiko verdoppelt.
- Erkrankungen der Haut: Besonders häufig geht eine Follikulitis mit Hauterkrankungen wie Akne einher. Auch Menschen, die unter einer dauerhaft fettigen Haut oder einer Hautdrüsenstörung leiden, sind für Haarwurzelentzündungen besonders anfällig. Grund hierfür ist die Tatsache, dass der Fettgehalt der Haut sowohl Verunreinigungen als auch einen überdurchschnittlichen Anstieg des dermalen Bakterienmilieus provoziert. Eitrige Pusteln und Furunkel im Bereich der Haarfollikel lassen dann natürlich nicht lange auf sich warten.
- geschwächtes Immunsystem: Menschen mit einem durch Krankheit vorgeschwächten Immunsystem sind besonders anfällig für eine Entzündung der Haarwurzel. Vor allem chronische Autoimmunerkrankungen wie Diabetes oder AIDS beschwören häufig krankheitsbedingte Veränderungen von Haut- und Haarabschnitten, die sich durch Rötungen oder Furunkel bemerkbar machen.
- ungesunde Lebensführung: Geht es um die Gesundheit von Haut und Haarwurzeln, spielt die persönliche Lebensführung eine entscheidende Rolle. So kann eine falsche Ernährung, ebenso wie übermäßiger Alkoholgenuss zum Beispiel für eine chronische Übersäuerung der Haut sorgen. Diese führt dann zu Haarwurzelentzündungen und anderen Hauterkrankungen Ähnlich sieht es bei der falschen Wahl von Pflegeprodukten aus. Gerade stark parfümierte Lotionen und Duschgels verändern der pH-Wert der Haut oftmals sehr stark, was einen idealen Nährboden für entzündungsverursachende Erreger stellt. Nicht zuletzt sind auch durch Make-Up verstopfte Hautporen ein gefundenes Fressen für Bakterien und Co.
- Medikamente: Mit Blick auf eine gramnegative Follikulitis ist nicht selten eine anhaltende Antibiotikatherapie für die Haarwurzelentzündung verantwortlich. Da sich antibiotische Wirkstoffe häufig gegen grampositive Bakterien richten, dauert es hier meist nicht lange, bis die natürliche Bakterienflora der Haut aus dem Gleichgewicht gerät. Zudem verändern manche Arzneistoffe auch den hauteigenen pH-Wert, was rasch zu einer Übersäuerung führen kann.
Symptome einer Haarwurzelentzündung
Eine Haarwurzelentzündung kann schlecht übersehen werden, denn es gibt einige klare Symptome wie eitrige Pusteln, Furunkel oder deutlich gerötete Haaransätze. Neben diesen äußerlichen Symptomen gestaltet sich der Entzündungsverlauf manchmal auch schmerzhaft oder ruft Juckreiz hervor, was sie besonders im Intimbereich und auf der Kopfhaut sehr unangenehm macht. Darüber hinaus ist von Entzündungen dieser Art oftmals nicht nur eine Haarwurzel, sondern gleich eine ganze Hautpartie betroffen. Ist das der Fall, handelt es sich um einen entzündlichen Abszess. Alles in allem ist bei Haarwurzelentzündungen mit folgenden Beschwerden zu rechnen:
- eitrige Pusteln, Pappeln, Furunkel oder Abszesse
- Schwellungen rund um den Entzündungsherd
- gerötete Hautpartien
- starker Juckreiz
- Schmerzen bei Berührung
- Narbenbildung und Haarausfall (bei Folliculitis declevans)
Diagnose und Therapie bei Haarwurzelentzündung
Um eine Haarwurzelentzündung zu diagnostizieren, reicht dem Arzt ein Blick auf die betroffene Körperpartie. Die Haut ist entzündet, geschwollen und rot, die Pusteln haben die Größe einer Stecknadel und sind meist mit weißlich-gelbem Eiter gefüllt. Wenn der Patient allerdings schon mehrfach entzündete Haarwurzeln beklagte, wird der Arzt eine ausführliche Anamnese und eventuell auch eine Blutuntersuchung durchführen, um Krankheiten wie zum Diabetes mellitus oder Drüsenfehlfunktionen ausschließen zu können. Wurde eine erfolgreiche Diagnose gestellt, kommen dann folgende Maßnahmen zur Behandlung in Betracht:
- Therapie durch Medikamente: In der Regel heilt eine Haarwurzelentzündung sehr gut und auch schnell ab. Die Betroffenen müssen über einen bestimmten Zeitraum ein Antiseptikum zur Desinfektion einnehmen, sowie eine antibiotische Salbe auf die betroffenen Körperpartien auftragen. Sollte die Entzündung der Haarwurzeln schon sehr weit fortgeschritten sein, wird in der Regel ein Antibiotikum in Tablettenform verschrieben.
- Schonung der Haut: Männer, die sich bislang nass rasiert haben, sollten nach der Therapie auf die Trockenrasur umsteigen. Frauen, die sich im Sommer die Beine, die Achseln und die Bikinizone rasieren und in Folge eine Haarbalgentzündung bekommen haben, sollten die Rasur für einige Zeit gänzlich aussetzen, bis die Entzündung der Haarwurzeln vollständig abgeheilt ist. Auch hier empfiehlt sich im Anschluss, auf eine trockene Rasur umsteigen.
- richtige Hautpflege: Wenn die Follikulitis durch falsche Hautpflegeprodukte verursacht wurde, ist es ratsam, künftig natürliche Pflegeprodukte zu verwenden. Gründliches Abschminken ist Pflicht, das Gesichtswasser sollte eine antibakterielle Wirkung haben. Kommt es zu einem akuten Entzündungunsfall, kann ferner Teebaumöl, das auf die betroffenen Hautstellen getupft wird, eine sehr gute Lösung sein.
- richtige Ernährung: Haarwurzelentzündungen, die aufgrund falscher Ernährung entstanden sind, erfordern eine gezielte Ernährungsumstellung. Um einer Übersäuerung zu entgehen, empfiehlt sich hier eine basische Ernährung. Alkohol und Lebensmittel, die den Körper übersäuern oder für unreine Haut sorgen, sind fortan nur noch in Maßen zu genießen.
Haarbalgentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Follikulitis ist eine weitverbreitete Hauterkrankung, die in den meisten Fällen einen harmlosen Verlauf nimmt. Häufig tritt schon wenige Tage nach Beginn der Therapie eine deutliche Besserung ein und nach spätestens zwei Wochen verschwinden die Pusteln vollständig. Sollte es hingegen zu einem schwereren Verlauf kommen, wirken die entsprechenden Medikamente meist zwar sehr gut, die Erkrankung könnte insgesamt jedoch zwei bis maximal drei Wochen länger dauern.
- Nimmt die Haarbalgentzündung einen chronischen Verlauf, treten die Symptome in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf. In diesem Fall kann eine Eigenbehandlung mit Teebaumöl einen starken Ausbruch verhindern. Insgesamt könnte die Erkrankung jedoch dauerhaft bestehen bleiben. Bei Folliculitis decalvans muss zudem mit chronischem Haarausfall gerechnet werden.
- Damit es erst gar nicht zu einer Entzündung der Haarwurzeln kommt, sollten Sie klassische Risikofaktoren vermeiden. Wechseln sie Ihre Rasierklingen regelmäßig aus und ernähren Sie sich hautfreundlich. Pflegeprodukte, die ölhaltig sind oder den pH-Wert der Haut nachhaltig verändern, sollten gegen natürliche Produkte getauscht werden. Bei Menschen, die allgemein zu fettiger Haut oder vermehrter Schweißproduktion neigen, muss die Haut durch gründliches Duschen und sorgfältiges Abtrocknen gezielt gepflegt werden.
Fazit
Eine Entzündung der Haarwurzeln ist zwar eine sehr unangenehme, meist aber auch harmlose Erkrankung. Wenngleich es aber kaum Komplikationen bei der Behandlung gibt, ist Vorbeugung wie immer besser als Heilen. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Haut nicht nur schädliche Einflüsse belastet wird, die zu einer dermalen Übersäuerung führen oder Entzündungserregern anderweitig ein geeignetes Milieu zur Ausbreitung bieten. Wer unter einer chronischen Krankheit leidet, die die Haut ohnehin schon in Mitleidenschaft zieht, muss bei der täglichen Pflege umso hautfreundlicher vorgehen.