Gleitsichtbrillen scheinen im Trend zu sein. Und das, obwohl viele gar nicht genau verstehen, was das eigentlich ist, geschweige denn, ob sich eine Anschaffung lohnt! Egal ob online oder auf dem Weg durch eine belebte Einkaufspassage: Immer öfter werben Optiker für sogenannte Gleitsichtbrillen. Doch was genau steckt eigentlich dahinter, wie unterscheiden sich die Gläser von anderen Brillen und für wen lohnt sich so eine Gleitsichtbrille überhaupt? Im Folgenden fassen wir alles Wissenswerte einfach verständlich zusammen. Anschließend solltet ihr im Bilde sein, um zumindest Überlegungen hinsichtlich eines Kaufs für euch persönlich anstellen zu können. Dabei gehen wir zunächst auf einige Grundlagen hinsichtlich Brillen, unserer Augen und dem Sehverhalten des Menschen ein. So versteht der Laie dann auch, was es mit der Gleitsichtbrille auf sich hat und wie diese funktioniert.
Optische Grundlagen
Um zu verstehen, wo genau eine Gleitsichtbrille ihre Stärken ausspielt, muss man sich zunächst kurz mit den Brechungseigenschaften des menschlichen Auges beschäftigen.
Bei einem gesunden Auge werden die einfallenden Lichtstrahlen an der Cornea so gebrochen, dass sie auf der Netzhaut genau auf dem sogenannten gelben Fleck, dem Ort des schärfsten Sehens, wieder zusammenfallen. Dies ermöglicht ein maximal scharfes Sehen sowohl im Nah- als auch im Fernbereich. Ist das Auge etwas kürzer oder etwas länger als normal, resultiert daraus eine Kurz- oder Weitsichtigkeit. Das liegt daran, dass der Fokuspunkt der einfallenden und beim Eintritt ins Auge gebrochenen Strahlen jetzt nicht mehr direkt auf der Netzhaut, sondern kurz davor oder kurz dahinter liegt – so entsteht ein unscharfes Bild.
Im Alter kommt mit der sogenannten Alterssichtigkeit – fachsprachlich als Presbyopie bezeichnet – häufig noch ein weiteres Problem dazu: Die Linse bricht Licht aus dem Nahbereich nicht mehr so stark, das Lesen von kleinen Texten wird schwer bis unmöglich.
Kommen Kurzsichtigkeit und Alterssichtigkeit zusammen, haben die Patienten ein Problem: Einerseits soll das Brillenglas ein Sehen in die Ferne ermöglichen, andererseits müssen auch kleine Objekte in der Nähe sowie Schrift und Zahlen sicher erkannt werden.
Die Lösung: Eine Gleitsichtbrille
Die viel beworbene Gleitsichtbrille vereint unterschiedliche Sehstärken in einem Glas und richtet sich damit genau an die Nutzer, die scheinbar paradoxerweise gleichzeitig an einer Kurz- und Altersweitsichtigkeit leiden. Während der obere Bereich des Glases für den Blick in die Ferne angepasst ist, vergrößert der untere Bereich, den wir normalerweise beispielsweise beim Lesen in Anspruch nehmen, nahe Objekte. Im Zentrum des Glases werden mittlere Distanzen von rund 60 Zentimetern bis zu einem Meter in den Fokus gerückt.
Die Idee, mehrere Dioptrien in einem Glas zu vereinen, ist nicht neu: Sogenannte Bifokallinsen gibt es bereits seit über 100 Jahren. Diese haben jedoch einen entscheidenden Fehler, den Gleitsichtbrillen umgehen – beim Blick von oben nach unten macht das Sehfeld durch den abrupten Übergang einen Sprung, was einerseits unangenehm ist und andererseits besonders beim Treppensteigen die Unfallgefahr erhöht.
Durch neuartige hochpräzise Schleifmechanismen ermöglichen Gleitsichtbrillen dem Träger einen nahtlosen Übergang zwischen allen Schärfebereichen und erhöhen auf diese Weise sowohl den Tragekomfort als auch die Sicherheit.