Als Gleitsichtbrille wird heutzutage eine besondere Brillenform bezeichnet, deren Korrekturmethode der Fehlsichtigkeit auf dem Prinzip ineinander übergreifender Sehzonen der Brillengläser basiert. Man unterscheidet hierbei zwischen
- der oberen Zone, welche bei der Fernsicht (Sichtradius über 2 Meter) des Trägers zum Einsatz kommt,
- der mittleren Zone , welche den Bereich zwischen Nah- und Fernsicht (Sichtradius zwischen 0,5 und 3 Meter) umfasst und
- der unteren Zone , welche die Nahsicht (Sichtradius unter 0,5 Meter) unterstützt.
Für die Herstellung einer optimal angepassten Gleitsichtbrille ist es wichtig, die genaue Dicke, die gewünschte Preisspanne, sowie das richtige Gewicht für die Brille zu ermitteln. Um die benötigten Daten zu erheben, verwenden Optiker meist einen sogenannten Tracer – ein digitales Programm, mit dessen Hilfe die Feineinstellungen für das künftige Brillenmodell am Computer rekonstruiert werden. Darüber hinaus ist es dank der computergestützten Datenerhebung möglich, die Maße des Brillengestänges an die Bedürfnisse des Trägers anzupassen.
Gleitsichtgläser – wo liegen die Besonderheiten?
Im Gegensatz zu herkömmlichen bifokalen oder trifokalen Brillengläsern, ist das Glas einer Gleitsichtbrille nicht in voneinander isolierte, optische Sichtbereiche unterteilt. Vielmehr gewährleistet das Gleitsichtglas einen harmonischen Übergang verschiedener Sehzonen, sodass jene ineinander ‚übergleiten‘. Dank dieser speziellen Eigenschaften der Gläser ist es dem Träger solcher Brillen möglich, ein und die selbe Brille sowohl für den Nah-, als auch den Fernsichtbereich zu nutzen. Zu den klassischen Einsatzgebieten der Gleitsichtgläser gehören:
Alterssichtigkeit (Presbyobie): Äußerst beliebt sind Gleitsichtbrillen im Bereich der altersbedingten Fehlsichtigkeit, die für gewöhnlich ab dem 40. Lebensjahr auftritt und Beeinträchtigungen der Fern- und Weitsichtigkeit gleichermaßen mit einschließt.
Bildschirm- und Bürotätigkeiten: Durch die besondere Ausrichtung von Gleitsichtgläsern auf optische Nah- und Zwischenbereiche ist das Brillenmodell ideal für Aktivitäten im erweiterten Nahbereich (zwischen 40 und 100 cm) geeignet. So sorgen die Gläser beispielsweise für einen erleichterten Sichtwechsel zwischen Tastatur, Dokumenten und Bildschirm. In diesem Zusammenhang spricht man bei Gleitsichtgläsern auch von Nahkomfortgläsern.
Lesen: Neben gewöhnlichen Lesebrillen, kann auch die Gleitsichtbrille für eine Verbesserung der Lesefähigkeit sorgen. Allerdings ist hierfür eine kleine Eingewöhnungsphase der Augen von Nöten, das heißt, in den ersten Wochen kann es vor allem im Bereich der Buchstaben- und Schrifterkennung zu vorübergehenden Komplikationen kommen, wenn die Brille getragen wird.
Gleichtsichtbrillen als Sportbrillen – ist das möglich?
Mittlerweile ist es nicht mehr unmöglich, eine Gleitsichtbrille auch im Bereich der Sportbrillen fertigen zu lassen. Dies kann insbesondere beim Radfahren eine sehr große Hilfe darstellen. Wenn Sie eine solche Sport-Gleichtsichtbrille kaufen möchten, sollten Sie sich jedoch auf recht hohe Kosten gefasst machen. Da bei einer solchen Fertigung spezielle Messungen vorgenommen werden, muss Ihr Optiker zudem über ein entsprechendes Gerät verfügen. Nur so erhalten Sie eine Gleitsichtbrille, mit der Sie auch auf dem Rad Nähe und Ferne gleich gut überblicken können.
Vor- und Nachteile einer Gleitsichtbrille
- Der wohl größte Vorteil einer Gleitsichtbrille liegt in ihrer Multifunktionalität. Da die spezielle Aufteilung der Gläser einen nahtlosen Korrekturübergang von Fern- zu Weitsicht ermöglicht, eignet sich die Brille für jedwede Art von Fehlsichtigkeit. (+)
- Auch eine verbesserte Sicht innerhalb der Zwischendistanzen wird durch den Gleitsichteffekt unterstützt, weshalb das Tragegefühl im Vergleich zu herkömmlichen Bifokalbrillen von den Betroffenen meist als deutlich angenehmer empfunden wird. (+)
- Da sich eine Gleitsichtbrille vielseitig einsetzen lässt, entfallen für den Träger Mehrkosten, welche sich zum Beispiel durch die Anschaffung einer zweiten Tages- oder Lesebrille ergeben. (+)
- Durch den harmonischen Übergang der einzelnen Sehspektren bieten Gleitsichtgläser optische Vorzüge und sind bei weitem unauffälliger als Brillengläser, bei denen die Korrekturfelder strikt voneinander getrennt sind. (+)
- Als eher negativ zu bewerten ist die Tatsache, dass die Eingewöhnungsphase bei Gleitsichtgläsern länger wird, je später ein Träger sich für das Modell entscheidet. Mit der Eingewöhnung einher gehen zudem vorübergehende Seh- und Wahrnehmungsprobleme, wie Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, temporäre Unschärfen und Schaukeleffekte. (-)
- In der Eingewöhnungsphase erschwert eine Gleitsichtbrille zudem die Einschätzung von Entfernungen. (-)
- Aufgrund der aufwändigeren Herstellung sind Gleitsichtbrillen in ihrer Anschaffung wesentlich teurer als andere Brillen. (-)
Was kosten Gleitsichtbrillen?
Aufgrund Ihrer besonderen Fertigung kosten Gleitsichtbrillen deutlich mehr als herkömmliche Einstärkenbrillen. Die Preisspanne liegt dabei zwischen 150 und 600 Euro. Es kommt letztlich immer darauf an, welche Besonderheiten Sie für Ihre Brille wünschen und ob beispielsweise die Gläser besonders dünn sein sollen (dies ist mit einem deutlichen Aufpreis verbunden). Ferner kommt es natürlich auch auf den jeweiligen Optiker an, denn die Preise für spezielle Brillen mit Gleitsicht unterscheiden sich je nach Anbieter deutlich. Wenn Sie auf Online-Optiker setzen, können Sie Ihre Gleitsichtbrille unter Umständen 20-30% günstiger bekommen, da diese weniger Personal bezahlen müssen und darüber hinaus auch keine Kosten für Ladnegeschäfte aufzubringen haben. Im Gegenzug müssen Sie als Kunde auf eine entsprechende Beratung verzichten. Letztlich haben also beide Optionen Ihre Vor- und Nachteile, aber gerade erfahrene Nutzer von Gleitsichtbrillen können durch eine Online-Bestellung viel Geld sparen.
Fazit:
Die Gleitsichtbrille ist ein wahres Allroundtalent, wenn es um die Korrektur von Fehlsichtigkeiten geht und vor allem für Menschen ab 40 Jahren sehr zu empfehlen. Personen, die sich nur schwer bis gar nicht an das Tragen der Gläser gewöhnen können, oder aus ästhetischen Gründen auf eine Brille verzichten möchten, sollten allerdings auf Gleitsicht-Kontaktlinsen zurück greifen. Ihre Funktionsweise ähnelt zwar dem Prinzip der Gleitsichtbrille, basiert jedoch auf der bivisuellen Wahrnehmung, welche durch den Einsatz einer fernsicht- und einer nahsichtoptimierten Linse erreicht wird. Leider bedürfen die Kontaktlinsen ebenfalls einer langwierigen Eingewöhnungsphase und sind zudem nicht für nächtliche Aktivitäten, wie etwa das Autofahren bei Dunkelheit geeignet. In vielen Fällen brauchen Sie dann neben den Kontaktlinsen noch eine weitere Brille.