In Deutschland basiert das Gesundheitswesen auf einer Trennung zwischen Kassenpatienten und Privatversicherten. Letztere genießen den Ruf, seitens der Ärzte bevorzugt behandelt zu werden. Die Politik streitet diesen Sonderstatus der PKV-Patienten zwar immer wieder ab. Diverse Studien zur Wartezeit haben in der Vergangenheit aber den gegenteiligen Schluss nahegelegt. Eine aktuelle Studie des Statistischen Bundesamts (Destatis) liefert jetzt einen triftigen Grund für den unterschiedlichen Umgang mit Patienten.
Kassenpraxen verdienen ohne Privatversicherte weniger
Anhand der Einnahmen haben die Statistiker untersucht, welche Praxen in Deutschland an der Spitze liegen und bei welcher Einnahmesituation sich Kassenpraxen eher bei den Schlusslichtern einsortieren müssen. Das Ergebnis ist mehr als eindeutig: Je weniger eine Kassenpraxis (Praxen, die mindestens 1 Euro ihrer Einnahmen aus der Erbringung von Leistungen gegenüber der gesetzlichen Krankenkassen erwirtschaften) Privatpatienten hat bzw. privatmedizinische Leistungen anbietet, umso niedriger das wirtschaftliche Ergebnis am Jahresende.
Laut der Studie hat diese Gruppe unter den Kassenpraxen im Jahr 2011 durchschnittlich Einnahmen in Höhe von 323.000 Euro erzielt. Abzüglich der Aufwendungen blieb unterm Strich ein Reinertrag von 163.000 Euro übrig. Zum Vergleich: Die Spitzenreiter (Kassenpraxen mit einem Privat-Einnahmenanteil zwischen 50 – 75 Prozent) erzielten Bruttoeinnahmen von 781.000 Euro und Erlöse (abzüglich der Ausgaben) von 321.000 Euro – also in etwa doppelt so hohe Reinerträge.
Der wirtschaftliche Erfolg hängt an Privatversicherten
Welche Lehre lässt sich aus diesen Zahlen ziehen? Offensichtlich ist für den wirtschaftlichen Erfolg einer Kassenpraxis entscheidend, wie viele Privatversicherte sich behandeln lassen bzw. in welchem Umfang Patienten sogenannte IGeL (individuelle Gesundheitsleistung) in Anspruch nehmen. Eine Ursache dieser besonderen wirtschaftlichen Bedeutung der Privatversicherten liegt in der unterschiedlichen Abrechnungspraxis im Vergleich zu Kassenpatienten. Einfluss auf die Einnahmesituation haben aber nicht nur die Privatversicherten. Laut Destatis ist die Fachrichtung ein entscheidender Faktor für die Ertragssituation im Jahr 2011 gewesen.