Ein gerötetes Augenlid und Schmerzen in diesen Bereich deuten nicht selten auf ein Gerstenkorn (Hordeolum) hin. Dieses beschreibt eine meist eitrige Entzündung der Augenliddrüsen, welche die Form eines Gerstenkorns besitzt. So unangenehm und schmerzhaft ein Gerstenkorn auch sein kann, ist die Prognose bei ausreichender Behandlung doch sehr vielversprechend. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie sich eine geeignete Therapie gestaltet und welche Ursachen für die Entstehung von Gerstenkörnern in Frage kommen.
Entstehung eines Gerstenkorns
Das Augenlid (Blepharon) hat die Aufgabe, das Auge vor Schmutzpartikeln und Keimen zu schützen. Darüber hinaus sorgt der Liedschlag für eine ausreichende Befeuchtung des Auges, indem er die von den Tränendrüsen der Augenhöhle produzierte Tränenflüssigkeit gleichmäßig über die Hornhaut und Lederhaut der Augen verteilt. Neben Bindegewebe, Hautschichten und verschiedenen Muskeln zur Bewegung verfügt das Augenlid dabei auch über diverse Drüsen. Während die Meibom-Drüsen und Zeis-Drüsen Talg zur Reinigung des Auges sowie zur Bildung von Tränenflüssigkeit produzieren, handelt es sich bei den Moll-Drüsen um die Schweißdrüsen des Augenlids.
Sollten sich die Drüsen des Augenlids entzünden (z.B. aufgrund einer bakteriellen Infektion), so kommt es zur Abszessbildung in Form eines Gerstenkorns. Sind die Meibom-Drüsen von der Entzündung betroffen, ist ferner ein Hagelkorn denkbar. Häufiger ist aber das Gerstenkorn die Folge, wobei sich die Erkrankung wie folgt unterteilen lässt:
- Hordeolum internum – die eitrige Entzündung bricht nach innen durch und betrifft die Meibom-Drüsen des Augenlids, welche Talg für die Tränenflüssigkeit produzieren
- Hordeolum externum – die eitrige Entzündung bricht nach außen durch und betrifft entweder die schweißproduzierenden Moll-Drüsen oder die Zeis-Drüsen des Augenlids, welche für die Produktion von Reinigungstalg zuständig sind
- Hordeolosis – die Gerstenkornerkrankung nimmt einen chronischen Verlauf und wird somit zu einem wiederkehrenden Problem
Ursachen für ein Gerstenkorn
In den meisten Fällen ist eine bakterielle Infektion in den Drüsen des Augenlids für das Gerstenkorn verantwortlich. Grundsätzlich kommen aber noch weitere Ursachen für die Entzündung in Frage. Insgesamt können Gerstenkörner auf folgende Faktoren zurück zu führen sein:
- bakterielle Infektionen: Etwa 90 bis 95 % aller Gerstenkörner werden durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelöst. In seltenen Fällen kann auch eine Streptokokken-Infektion für das Gerstenkornverantwortlich sein. Da dieselben Bakterien auch für diverse Augenkrankheiten verantwortlich sind, lassen sich Vorerkrankungen wie die Bindehaut- oder Hornhautentzündung nicht als Ursache ausschließen.
- Immunschwächen: Es ist kein Geheimnis, dass Immunschwächen eine Infektionserkrankung begünstigen. Darüber hinaus begünstigt ein geschwächtes Immunsystem bei Gerstenkörnern auch einen chronischen Verlauf. Sehr oft ist ein chronisches Gerstenkorn dabei auf Diabetes mellitus zurück zu führen. Die Stoffwechselkrankheit bedeutet für die Immunabwehr eine stetige Belastung, was das Risiko von Infektionen begünstigt.
- mangelnde Hygiene: Nicht selten gelangen Infektionserreger durch ungewaschene Hände ins Auge. Etwaiges Augenreiben kann diesbezüglich auch chronische Gerstenkornentzündungen befördern, sofern immer wieder neue Erreger ins Auge gerieben werden. Des Weiteren kommen schlecht gereinigte Kontaktlinsen als Keimträger in Betracht.
Symptome bei Gerstenkorn
Die Symptome eines Gerstenkorns sind sehr eindeutig und können auch von einem Patienten leicht erkannt werden. Üblich sind zum Beispiel deutliche Schwellungen am Augenlied, welche die für ein Hordeolum typische Gerstenkornform aufweisen. Insgesamt zeichnet sich das Gerstenkorn durch folgende Beschwerden aus:
- Schwellungen und Rötungen am Augenlid
- Druckempfindlichkeit
- Schmerzen im Augenlidbereich
- Fremdkörpergefühl
- Eiterbildung
Diagnose und Therapie bei Gerstenkorn
In vielen Fällen verschwindet ein Gerstenkorn nach einigen Tagen von alleine wieder. Sollte die Entzündung jedoch sehr schmerzhaft sein, überdurchschnittlich lange anhalten oder wiederholt auftreten, ist ein Arztbesuch ratsam. Ein Hordeolum externum erkennt der behandelnde Augenarzt dabei schon durch bloße Blickdiagnose. Zur Feststellung eines Hordeolum internum wird das Augenlid vorsichtig umgeklappt, um dessen Innenseite nach dem Gerstenkorn abzusuchen. Zur genauen Bestimmung betroffener Drüsen kommt dann ein Spaltlampenmikroskop zum Einsatz. Abstriche des Auges helfen dann abschließend bei der Identifikation von Entzündungserregern. Behandelt wird das Gerstenkorn danach wie folgt:
- medikamentöse Behandlung: Ein externes Gerstenkorn lässt sich sehr einfach mit Augentropfen oder Augensalben behandeln. Die Medikamente haben einen antibiotischen Wirkstoff, wobei Tropfen tagsüber und Salben nachts angewendet werden. Die Augentropfen werden meist über den Tag angewendet und die Salben nachts. Der eitrige Inhalt des Gerstenkorns sollte im Laufe der medikamentösen Behandlung rasch abfließen
- Eröffnung des Gerstenkorns: Interne Gerstenkörner machen Patienten oft durch extreme Missempfindungen zu schaffen. Auch ist es denkbar, dass ein internes bzw. externes Gerstenkorn trotz Medikamenteneinsatz nicht ausreichend von selbst abheilen. In solch einem Fall eröffnen Ärzte den Abszess mittels eines kleinen Stiches unter örtlicher Betäubung. Von Selbstversuchen ist hier ganz klar abzuraten, da unprofessionelle Stiche die Entzündung verschlimmern könnten.
- Wärmebehandlung: Es hat sich gezeigt, dass die Öffnung der Gerstenkörner durch Wärme befördert werden kann. Zu diesem Zweck empfehlen Ärzte, als Hausmittel etwa dreimal täglich eine Rotlichtlampe anzuwenden. Die Wärme fördert die Durchblutung, was das Gerstenkorngewebe dazu veranlasst, sich schneller zu öffnen. Hausmittel wie feuchte Umschläge haben sich dagegen als weniger hilfreich erwiesen.
Gerstenkorn – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine Gerstenkornentzündung verläuft normalerweise ohne weitere Komplikationen. Auch ist es meist binnen weniger Tage wieder abgeklungen. Einzig chronische Verläufe könnten sich in Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Ursache langwieriger gestalten.
- Chronische Hordeolosisentzündungen können unter Umständen zu einer Bindehautentzündung führen. Auch birgt die wiederholte Infektion von Augenliddrüsen Risiken für die Gesundheit des Auges. Sollten hier die zur Reinigung und Tränenbildung benötigten Drüsen betroffen sein, kann es zu größeren Infektionen, sowie trockenen Augen kommen.
- Vorbeugende Maßnahmen bestehen bei Gerstenkornentzündung maßgeblich aus einer sorgsamen Augenhygiene, sowie einer ausreichenden Stärkung des Immunsystem. Vor allem Patienten mit Diabetes mellitus sollten hier sehr umsichtig sein, neigen sie doch dazu eine Hordeolosis zu entwickeln.
Fazit
Ein Gerstenkorn kann sich entweder am Außenlied oder am Innenlied entwickeln. Es handelt sich zumeist um eine bakterielle Infektion der Augenliddrüsen, wie sie beispielsweise durch mangelnde Hygiene oder Vorinfektionen entstehen. Erfreulicher Weise verlaufen die meisten Gerstenkornentzündung aber ohne Komplikationen. Auch bildet sich das Hordeolum für gewöhnlich von selbst wieder zurück, wobei Augentropfen, Augensalben und Wärmebehandlungen mit Rotlicht den Heilungsprozess beschleunigen können.