Bei einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) zeigt sich die Haut des Gehörganges von einer Entzündungsreaktion gezeichnet. Durch diese kommt es bei Betroffenen zu starken Ohrenschmerzen, Juckreiz und Schwellungen. Die Entzündung kann auf einem oder beiden Ohren auftreten und sich im schlimmsten Fall auf die Ohrmuschel und das Mittelohr ausbreiten. Vor allem bei einer folgenden Mittelohrentzündung bakterieller Natur bestehen dabei große Gefahren für die Hörfähigkeit des Patienten. Eine unzureichende Behandlung kann hier zu bleibenden Gehörschäden oder gar zu einem vollständigen Gehörverlust führen. Welche Maßnahmen zur Therapie bei Otitis externa zu ergreifen sind und was es über die Ursachen sowie Symptome der Ohrentzündung zu wissen gibt, erläutern wir Ihnen hier.
Entstehung einer Gehörgangsentzündung
Der äußere Gehörgang (Meatus acusticus externus) verbindet die Ohrmuschel mit dem Trommelfell. Er ist ca. 3,5 cm lang, S-förmig gekrümmt und besteht aus zwei Teilstücken, von denen das erste knorpelig und mit einer behaarten Haut versehen ist. Knapp 1 cm vor dem Trommelfell wandelt sich der knorpelige Teil des Gehörganges schließlich zum knöchernen Ohrkanal (Canalis acusticus externus). Er ist etwa 0,2 bis 0,3 cm lang und ebenfalls leicht gekrümmt.
Damit eingedrungene Schmutzpartikel nicht bis zum Trommelfell vordringen, verfügen die Gehörgänge über zwei besondere Eigenschaften:
- Ihre bereits erwähnte S-Krümmung: Diese lässt einen direkten Kontakt zwischen Schmutz und Trommelfell zu.
- Ein eigener Reinigungsmechanismus: Er ist im knorpeligen Abschnitt des Gehörganges lokalisiert und produziert über entsprechende Drüsen das für unsere Ohren unerlässliche Ohrenschmalz (Cerumen). Einmal abgesondert, nimmt es im Gehörgang Fremdpartikel auf und transportiert sie zurück nach außen. Durch seinen sauren pH-Wert weist Ohrenschmalz außerdem eine antibakterielle Wirkung auf, die Bakterien daran hindert, sich im Ohr anzusiedeln.
Trotz dieses ausgeklügelten Schutzmechanismus kann es bei bestimmten Einflussfaktoren aber dennoch zu einer Entzündung der Gehörgangshäute kommen. Je nach Ausprägung wird die Gehörgangsentzündung hier wie folgt differenziert:
- Otitis externa diffusa – der gesamte äußere Gehörgang ist entzündet.
- Otitis externa circumscripta – durch ein entzündetes Haarbalg im Gehörgang entsteht ein Furunkel.
- Otitis externa bullosa haemorrhagica – die Gehörgangsentzündung entsteht in Folge eines grippalen Infektes, häufig in Kombination mit einer Mittelohrentzündung.
- Otitis externa necroticans – besonders schwere Form einer Gehörgangsentzündung, die zum Absterben von Gewebeteilen führt.
Ursachen für eine Gehörgangsentzündung
Grundsätzlich an einer Gehörgangsentzündung verschiedene Arten von Infektionen beteiligt. Zu den wichtigsten bakteriellen Erregern zählen hier Pseudomonas aeruginosa und Staphylokokken. Diese siedeln sich mit Vorliebe in feucht-warmen Milieus wie Badeseen oder Schwimmbädern an. Seltener können auch Viren oder Pilze eine Otitis externa hervorrufen. Zu den Ursachen einer Ohrinfektion gehören dabei:
- Aufweichen der Gehörgangshaut: Durch ein anhaltend-feuchtes Klima, zum Beispiel durch häufige Schwimmbadbesuche oder das Tragen von Ohrenstöpseln, kann die Haut des Gehörganges empfindlich aufweichen. Zusätzlich schwemmt eintretendes Wasser beim Schwimmen oder Duschen das schützende Ohrenschmalz aus dem Gehörgang, wodurch sich der schützende pH-Wert in den Gehörgängen kritisch verändert. Bakterien haben dann natürlich leichtes Spiel und provozieren schnell entzündliche Vorgänge.
- Verletzungen: Auch kleinere Verletzungen bieten Erregern Angriffspunkte im Gehörgang. Hierzu zählen unter anderem Schädigungen durch aggressive Reinigungsmittel (z.B. Ohrenspülungen), das Einführen von Fremdkörpern (z.B. Wattestäbchen oder scharfkantige Gegenstände) sowie eingedrungene Parasiten. Je größer die Verletzung dabei ist, desto höher ist das Risiko einer entzündlichen Wundinfektion.
- Allergien und Erkrankungen: Ein geschwächtes Immunsystem, kann ebenfalls zu den Ursachen einer Gehörgangsentzündung gezählt werden. Vor HNO-Erkrankungen wie Grippe bieten Erregern über das Innenohr erleichterten Zugang zum Gehör. Die Entzündung des Gehörganges geht hier häufig mit einer Mittelohrentzündung einher. Daneben kommen auch immunschwächende Allergien sowie Autoimmun- und Hautkrankheiten (z.B. Diabetes mellitus oder Neurodermitis), als Auslöser der Gehörgangsentzündung infrage.
Symptome einer Gehörgangsentzündung
Eine Otitis externa macht sich bei Betroffenen vor allem durch starke Ohrenschmerzen bemerkbar, die mit Juckreiz und Rötungen einhergehen. Charakteristisch sind außerdem Druckschmerzen im Ohr, die sich beim Ziehen der Ohrmuschel, Kauen oder bei Berührung des Knorpels am Ohreingang verstärken. Insgesamt können folgende Symptome auftreten:
- Ohrenschmerzen
- Juckreiz
- Druckgefühl
- Rötungen
- Schwellungen
- Verkrustung
- Sekretfluss
- verringertes Hörvermögen
- Blutungen
Diagnose und Therapie bei Gehörgangsentzündung
Die Diagnose einer Gehörgangsentzündung erfolgt durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt, der die Gehörgänge und das Trommelfell zunächst mittels Otoskopie nach Veränderungen untersucht. Um schwere Schäden am Gehör auszuschließen, werden Hör- und Gleichgewichtstests vorgenommen. Zeigen sich diese auffällig, kann auf den Einsatz von bildgebenden Verfahren zurückgegriffen werden. Zur genauen Bestimmung des verantwortlichen Erregers wird zusätzlich ein Abstrich genommen. Die Therapie richtet sich dann nach Ursache und Schweregrad der Entzündung:
- Wärmebehandlung und Ohrspülung: Zur Linderung von Schmerzen empfiehlt sich bei Entzündungen des Gehörganges der Einsatz von Wärme in Form einer Rotlichtlampe oder erwärmten Körnerkissen. Angestaute Sekrete können dank der Erwärmung verflüssigt und so in ihrem Abfließen unterstützt werden. Um die Gehörgänge von eingedrungenen Erregern oder Fremdkörpern zu befreien, ist zudem eine Gehörgangsspülung notwendig. Anschließend erfolgt die Behandlung der Entzündung, wobei antibiotische und desinfizierende Mittel zum Einsatz kommen.
- Medikamente: Eine von Bakterien verursachte Gehörgangsentzündung erfordert meist den Einsatz von Medikamenten. Zunächst werden hierfür desinfizierende und antibiotische Mittel verwendet (z.B. Ciprofloxacin), die der Arzt mittels einer getränkten Tamponade in den Gehörgang schiebt. Auch alkoholische Ohrentropfen, welche die Haut des Gehörganges vor Austrocknung schützen, lassen sich den Medikamenten beimischen. Ergänzend erfolgt meist die Gabe von cortisonhaltigen Medikamenten (z.B. Prednisolon, Glukokortikoide) und Schmerzmitteln (z.B. Ibuprofen), die erneute Entzündungen unterdrücken.
- Schonung und Hausmittel: Um den Heilungsprozess bei Gehörgangsentzündung zu unterstützen, sollten Sie während der Behandlung auf Wasserkontakt verzichten. Schwimmen ist demnach bis zur Abheilung tabu. Beim Duschen können Sie das Ohr durch Aufsetzen einer Badehaube vor Wasser schützen. Ebenso sollten keine Ohrstöpsel oder Ohrhörer getragen werden, damit die Gehörgänge ausreichend belüftet werden. Gegen Schmerzen empfehlen sich Hausmittel wie Kamillenteebeutel oder Zwiebelsäckchen, die Sie einfach auf das betroffene Ohr legen.
- operative Eingriffe: In besonders schweren Fällen kann ein Eingriff notwendig werden, um stark entzündetes oder bereits abgestorbenes Gewebe zu entfernen. Oberstes Ziel der Ohroperationen ist es, die Hörfähigkeit des Patienten zu erhalten und einen Hörverlust soweit möglich zu verhindern.
Gehörgangsentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine Gehörgangsentzündung hat bei frühzeitiger Therapie eine gute Prognose, so dass Beschwerden innerhalb weniger Tage abklingen. Komplikationen treten hingegen auf, wenn sich die Entzündung unbehandelt ausbreitet. Bleibende Hörschäden oder ein kompletter Hörverlust sind dann nicht mehr auszuschließen. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen zählen hier Mittelohr- und Trommelfellentzündungen. Bei einer Otitis externa necroticans drohen ferner Knochenmarkentzündungen des Schädels und Hirnnervenschäden.
- Um einer Gehörgangsentzündung vorzubeugen, empfiehlt sich zunächst ein pfleglicher Umgang mit den Gehörgängen, bei dem auf unnötige Reinigungen verzichtet wird. Ohrenstäbchen sollten niemals zu tief in die Gehörgänge geschoben werden. Ist Wasser ins Ohr eingedrungen, empfiehlt es sich, das Außenohr lediglich mit einem Handtuch sauber zu tupfen.
- Träger von Ohrenstöpseln oder sog. In-Ear-Kopfhörern sind dazu angehalten, diese regelmäßig mit einer desinfizierenden Lösung zu reinigen, um Infektionen zu vermeiden. Eine regelmäßige Belüftung der Ohren ist hier umso wichtiger.
- Wer häufiger unter einer Gehörgangsentzündung leidet, kann im Schwimmbad spezielle Badekappen verwenden, die die Ohren miteinschließen und so den Gehörgang trocken halten.
Fazit
Bei einer Otitis externa liegt eine Entzündung der Gehörgangshaut vor, die bei Betroffenen zu Ohrenschmerzen, Juckreiz und einer verminderter Hörleistung führen kann. Sie wird meist durch bakterielle oder virale Erreger ausgelöst, die sich durch Verletzungen der Gehörgangshaut Zutritt in tiefere Gewebeschichten verschaffen. Bei frühzeitig einsetzender Behandlung heilt eine Gehörgangsentzündung jedoch innerhalb weniger Tage ab, ohne Folgeschäden am Gehör zu hinterlassen. Zu spät erkannte Gehörgangsentzündungen sind dagegen deutlich komplikativer und können über eine Ausbreitung ins Trommelfell, Mittelohr oder die Knochenhaut bleibende Gehörschäden hervorrufen. Achten Sie deshalb auf verdächtige Symptome und gehen Sie bei anhaltenden Ohrenschmerzen bitte zum Arzt.