Die Gehirn- oder Hirnblutung zählt zu den gefährlichsten Komplikationen, mit denen die Krankenhausmedizin täglich zu kämpfen hat. Entstehen kann eine solche Blutung beispielsweise bei einem Schlaganfall oder einer Kopfverletzung. Dabei provoziert die Gehirnblutung neben einem Bluterguss nur allzu oft auch einen enormen Gehirndruck, der zu Funktionsstörungen, wenn nicht sogar zu einem tödlichen Hirnversagen führen kann. Lesen Sie in diesem Beitrag mehr über die Entstehungsursachen von Hirnblutungen und wichtige Informationen zur Akuthilfe.
Wie entsteht eine Gehirnblutung?
Das Gehirn (Cerebrum) ist von einer nicht unerheblichen Anzahl an blutleitenden Gefäßen durchzogen. Zum einen wären hier die Gefäßverzweigungen der Hirnarterie (Arteria cerebri) und der Hirnhautarterie (Arteria meningea) zu nennen, welche das Gehirn mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Während sich die Äste der Gehirnarterie durch den Innenbereich des Gehirns erstrecken, liegt die Hirnhautarterie namensgemäß im Bereich der Hirnhaut (Meninx encephali), bzw. entlang der harten Hirnhaut (Dura mater encephali) lokalisiert. Als Pendant zur Hirn- und Hirnhautarterie existieren darüber hinaus die Äste Gehirnvene (Vena cerebri) sowie der hirnhauteigenen Sinusvene (Sinus durae matris). Als venöse Gefäße des Gehirns transportieren sie sauerstoffarmes Blut aus den Gehirnregionen ab. Zu einer Hirnblutung kommt es nun, wenn eines oder mehrere der genannten Gefäße Schaden nehmen (z.B. durch eine Kopfverletzung) und in Folge Blut aus dem beschädigten Gefäß in das Gehirn austritt. Zu unterschieden ist dabei zwischen zwei Formen von Gehirnblutung:
- Intrazerebrale Blutung – Die Gehirnblutung ereignet sich innerhalb des Gehirngewebes und rührt in der Regel von Verletzungen der Hirnarterie oder Hirnvene her. Gelegentlich wird die intrazerebrale Blutung auch als echte Hirnblutung bezeichnet. In 90 Prozent aller Fälle führt diese Form der Blutung zu einem Schlaganfall.
- extrazerebrale Blutung – Anders als die intrazerebrale Hirnblutung nimmt diese Blutung ihren Anfang nicht im Gehirn selbst, sondern in den Außenbereichen der Hirnhaut. Es handelt sich also zunächst um eine indirekte Gehirnblutung, die bei ausbleibender Behandlung jedoch bis ins Innenhirn vordringen kann. Dabei wird zwischen folgenden Varianten der extrazerebralen Gehirnblutung differenziert:
- epidurales Hämatom – Die Blutung findet zwischen Schädelknochen und äußerer Hirnhaut statt und sorgt dort für einen Bluterguss. Zurück zu führen ist die extrazerebrale Blutung für gewöhnlich auf eine Kopfverletzung unter beteiligung der Hirnhautarterie oder Sinusvene.
- subdurales Hämatom – Die Blutung entsteht zwischen der harten Hirnhaut und der Spinngewebshaut (Arachnoidea). Ursächlich ist meist eine Kopfverletzung mit leichtem Schädel-Hirn-Trauma, durch welches die an der Spinngewebshaut befindlichen Ausstülpungen der Sinusvene beschädigt werden.
- subarachnoidale Blutung – Die Subarachnoidalblutung ist eine besondere Form von Schlaganfall, bei der es zu Einblutungen unter der Spinngewebshaut und damit direkt auf der Hirnoberfläche kommt. Als Auslöser gelten Verletzungen, die durch das Platzen arterieller Hirngefäße entstehen.
Zu den typischen Symptomen einer Gehirnblutung gehören neurologische Ausfälle (z.B. Lähmungen oder epileptische Anfälle) sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Wie bereits erwähnt, werden die meisten Hirnblutungen dabei durch einen Schlaganfall oder eine Kopfverletzung hervorgerufen. Im Detail sind die denkbaren Ursachen für eine Hirnblutung aber bei Weitem vielfältiger. Hier ein kleiner Überblick.
Gefäßerkrankungen: Hypertonie kann dazu führen, dass die Gefäßwände im Laufe der Zeit mehr und mehr an Elastizität verlieren. Die Folge ist eine höhere Anfälligkeit der Blutgefäße für Risse. Sollte in diesem Zusammenhang ein Blutgefäß im Gehirn aufplatzen, ist eine intrazerebrale oder extrazerebrale Hirnblutung mit daraus resultierendem Schlaganfall kaum zu vermeiden. Des Weiteren kommen Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose für eine Gehirnblutung durch gerissener Gefäße in Frage.
- Gefäßmissbildungen: Geht es um subarachnoidale Hirnblutungen, so sind es in aller Regel Gefäßmissbildungen, die zum Platzen arterieller Blutgefäße und damit zu einer Blutung führen. Allerdings kann die Stabilität der missgebildeten Arterien auch hier durch bestehenden Bluthochdruck beeinträchtigt werden, was den Degenerationsprozess erheblich beschleunigt. Mit einem Schlaganfall ist bei solch einem Szenario grundsätzlich zu rechnen.
- Kopfverletzungen: Verletzungen am Kopf durch einen Stoß, Sturz oder eine Prellung kann die Blutgefäße des Gehirns ebenfalls beschädigen und so eine Blutung auslösen. Je nach Schwere der Kopfverletzung sind hier leichte extrazerebrale Hämatome oder schwerwiegende intrazerebrale Hirnblutungen zu erwarten. Komplikationen wie neurologische Ausfälle und Lähmungen sind bei schweren Kopfverletzungen ebenfalls sehr wahrscheinlich.
- Stenosen und Schlaganfälle: Ein Schlaganfall kann nicht nur die Folge, sondern auch die Ursache einer Hirnblutung sein. Als Auslöser kommt solch ein Hirnschlag beispielsweise durch einen Gefäßverschluss (Embolie) in Betracht. Derartige Stenosen werden vor allem durch Thrombosen und Tumore ausgelöst, die ein Gefäß verstopfen oder es abschnüren. Ebenso ist eine Koronare Herzkrankheit als Ursache des Schlaganfalls denkbar.
Diagnose und Behandlung bei Hirnblutung
Die Diagnose muss bei einer Gehirnblutung sehr schnell erfolgen, kann sich aus ihr doch rasch ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln. Patienten die eine frische Hirnblutung erlitten haben, sind meistens unkonzentriert und weisen eine Orientierungslosigkeit auf. Ebenso können Kopfschmerzen oder gar ein Anfallsleiden auftreten. Entsprechende Symptome lassen sich im Zuge einer ersten ärztlichen Beobachtung sowie einer Anamnese feststellen. Im Anschluss erfolgt eine ausführliche Computertomografie des Kopfbereichs. Durch das bildgebende Verfahren können sowohl die Hirnblutungen als auch die beschädigten Gefäße und Gehirnareale erkannt werden. Ergänzend hilft eine Blutuntersuchung dabei, etwaige Vorerkrankungen auszumachen. Wurden die nötigen Voruntersuchungen getätigt, ist eine zeitnahe Akuthilfe gefragt:
- Notoperation – In fast allen Fällen von Hirnblutung muss eine schnelle operative Maßnahme erfolgen. Nur so lässt sich eine durch die Einblutung entstehende Hirnschwellung vermeiden, die in Folge zu einem steigenden Hirndruck sowie einem lebensgefährlichen Hirnschlag führen könnte. Innerhalb der Operation wird die Blutung abgeleitet und beschädigte Gefäße versorgt. Je nach Ursache und Ausmaß der Hirnblutung muss ggf. auch der Schädel eröffnet werden.
- medikamentöse Behandlung – Ergänzend zur Notoperation verabreichen Ärzte bei Gehirnblutung auch entwässernde Infusionen, was den Hirnwasserdruck senken soll. Ebenso ist die Senkung des Blutdrucks durch entsprechende Medikamente üblich. In schweren Fällen werden Patienten gelegentlich sogar in ein künstliches Koma versetzt und künstlich beatmet, um den Heilungsprozess unter absoluter körperlicher Ruhe zu beschleunigen.
- Langzeittherapie bei Gehirnblutung – In Abhängigkeit von dem Gehirnareal, das von der Gehirnblutung in Mitleidenschaft gezogen wurde. umfasst die Rehabilitation eines Patienten unterschiedliche Maßnahmen. Manche Betroffene haben durch die Blutung schwere Nervenschäden im Bereich des hirneigenen Bewegungszentrums erlitten, was eine Remobilisierung durch motorisches Training notwendig macht. In anderen Fällen ist das Sprach- und Gedächtniszentrum des Patienten von der Hirnblutung betroffen. Hier müssen ein kognitives Training sowie gezielte Sprachübungen stattfinden. In jedem Fall ist eine frühzeitige Rehabilitation angebracht, um bleibende motorische und kognitive Störungen so gut es geht zu verhindern.
Gehirnblutung – wann zum Arzt?
Eine Hirnblutung ist grundsätzlich ein Fall für den Arzt, denn ohne zeitnahe Akuthilfe kann sie extreme Folgeschäden nach sich ziehen. Hierzu zählen vor allem dauerhafte Funktionsausfälle im Gehirn, die wiederum Bewegungs-, Sprach- und Gedächtnisstörungen begünstigen. Selbst ein Schlaganfall oder komplettes Hirnversagen sind nicht auszuschließen. Gehen Sie darum bitte zum Arzt, wenn Sie folgende Anzeichen einer Gehirnblutung an sich bemerken:
- Schwindel oder Kopfschmerzen (ggf. mit Übelkeit und Erbrechen)
- motorische Störungen (z.B. Lähmungen oder Koordinationsprobleme)
- kognitive Störungen (z.B. Sprach-, Erinnerungs- oder Orientierungsprobleme)
- Empfindungsstörungen (z.B. Kälte- oder Kribbelgefühle im Kopfbereich)
- Kreislaufprobleme und zeitweise Bewusstlosigkeit
Fazit
Hirnblutungen sind die Folge von Schäden an den hirneigenen Blutgefäßen. Sie können entweder innerhalb des Gehirns oder Außerhalb im Bereich der Hirnhaut auftreten und bedeuten im unbehandelten Zustand häufig Lebensgefahr für den Patienten. Von vorübergehenden bis bleibenden Funktionsausfällen im Gehirn sind hier zahlreiche riskante Konsequenzen denkbar. Selbst ein Schlaganfall oder komplettes Hirnversagen sind bei ausbleibender Therapie denkbar, weshalb eine Gehirnblutung unter allen Umständen sofort behandelt werden muss. Die Akuthilfe sieht hier zunächst eine Druckentlastung des Gehirns durch Ableitung der Blutung vor. Ebenso können Medikamente zum Einsatz kommen, die den Gefäßdruck senken oder die Heilung der Gefäßverletzung im Gehirn beschleunigen.
Wurden ausreichende Notfallmaßnahmen durchgeführt, ist im Anschluss eine gezielte Langzeittherapie notwendig, um das in Mitleidenschaft gezogene Gehirnareal wieder voll funktionsfähig zu machen. Es sei jedoch erwähnt, dass die Funktionalität des Gehirns nicht in allen Fällen wiederhergestellt werden kann, sofern die Hirnblutung zu lange ungehindert fortschreiten konnte. Ein weiterer Grund, weshalb akute Behandlungsmaßnahmen umgehend zu tätigen sind, um bleibende Hirnschäden zu vermeiden.