Dass die weiblichen Geschlechtsorgane sehr empfindlich sind und bei Verunreinigungen oder Verletzungen recht schnell mit Entzündungen reagieren, ist kein Geheimnis. Insbesondere eine Gebärmutterhalsentzündung (Zervizitis) kann diesbezüglich schwere gesundheitliche Konsequenzen haben, sofern sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Lesen Sie in diesem Ratgeber, durch welche Ursachen eine Zervizitis entsteht, welche Symptome sie mit sich bringt und wie man sie am besten behandelt.
Wie entsteht eine Zervizitis?
Die Gebärmutter (Uterus) bezeichnet jenen Teil der weiblichen Unterleibsorgane, welcher als eine Art Reifekammer für das ungeborene Kind fungiert. Im oberen Bereich ist sie über die Eileiter (Ovidukte) mit den Eierstöcken (Ovare) verbunden. Im unteren Bereich geht die Gebärmutter in den Gebärmutterhals (Zervix) über. Dieser bezeichnet einen schmalen Kanal zwischen Uterus und Scheide und wird nach oben hin von dem inneren Muttermund, nach unten hin vom äußeren Muttermund begrenzt.
Im Normalfall sind Gebärmutter und Gebärmutterhals mit einer schützenden Schleimhaut sowie einer Gebärmuttermuskelschicht ausgekleidet. Diese schützt die weiblichen Geschlechtsorgane vor Entzündungen durch kleine Verunreinigungen. Größere Erreger, wie zum Beispiel Bakterien oder Viren, können diese Schutzfunktion der Schleimhaut jedoch deutlich einschränken und so für eine Gebärmutterhalsentzündung sorgen. Des Weiteren sind stoffliche Ungleichgewichte oder Verletzungen im Bereich des Gebärmutterhalses dazu in der Lage, eine Zervizitis hervor zu rufen. Ferner tritt mit der Endometritis (Entzündung der Schleimhaut) mitunter auch eine andere Form der Gebärmutterentzündung auf. Die häufigsten Verursacher für eine Zervizitis sind diesbezüglich:
- bakterielle Infektionen – z.B. Chlamydien, Mykoplasmen, Streptokokken, Staphylokokken
- virale Erreger – z.B. Herpes simplex, humane Pappilome
- fungale Erreger – z.B. Candida albicans
- Geißeltierchen – z.B. Trichomonaden
Ursachen für eine Gebärmutterhalsentzündung
Wie bereits erwähnt, sind bakterielle oder virale Erreger die häufigsten Ursachen für eine Zervizitis. Es gibt jedoch auch noch andere Gründe für die Gebärmutterhalsentzündung, die wir nachstehend gemeinsam mit typischen Infektionen für Sie zusammengefasst haben:
- Geschlechts- und Intimkrankheiten: Sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien, Feigwarzen, Hepatitis, Herpes oder Syphilis werden allesamt durch Erreger ausgelöst, die Entzündungen fördern. Dringen sie bis in den Gebärmutterhals vor, ist eine Zervizitis deshalb fast schon vorprogrammiert. Von Geschlechtskrankheiten betroffen sind dabei oft Frauen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern. Dies gilt auch für die Gebärmutterhalsentzündung, welche bei Frauen, die ihren Geschlechtspartner häufig wechseln, gut 25 % öfter auftritt. Ähnlich sieht es bei Patientinnen aus, die bereits eine Entzündung der Scheide (z.B. durch Pilzinfektionen) beklagen. Hier tritt Zervizitis gerne als Folge auf, wenn die Erreger von der Scheide in den Gebärmutterhals verschleppt werden.
- Fremdkörper: Sexspielzeug, ebenso wie bestimmte Verhütungsmittel (z.B. Spirale oder Stäbchen), stellen für den Gebärmutterhals einen Fremdkörper dar. Dieser kann bei falscher Handhabe, schlechter Reinigung oder grundsätzlicher Empfindlichkeit des Gebärmutterhalses gegenüber Fremdkörpern eine Zervizitis auslösen. Die Entzündung geht hier nicht selten auch mit Verletzungen der Schleimhäute einher. Je größer diese sind, desto höher ist das Risiko, eine Gebärmutterhalsentzündung zu erleiden.
- Gewebeveränderungen: Kommt es im weiblichen Unterleib zu Veränderungen der Gewebestruktur, reagiert das Gewebe gerne mit einer Entzündung. Nennenswert sind hier vor allem Myome, Polypen und Gebärmutterhalskrebs. Doch auch schlecht verheilte Wunden können Veränderungen des Gewebes im Bereich der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses verursachen.
- besondere Lebensphasen: Der Muttermund spielt bei der Entstehung einer Gebärmutterhalsentzündung oftmals eine wichtige Rolle. Ist er beispielsweise wegen des Zyklus oder aufgrund einer bestehenden Schwangerschaft weiter geöffnet als üblich, haben entzündliche Erreger leichtes Spiel. Auch nach der Geburt eines Kindes besteht hier erhöhte Gefahr, denn bis sich der Muttermund nach dem Austragen eines Babys wieder vollständig schließt, dauert es bis zu 2 Monate. Frauen sollten während dieser Zeit deshalb besonders vorsichtig sein, um keine Infektion oder Zervizitis zu riskieren.
- hormonelle Hintergründe: Auch hormonelle Gründe können hinter einer Gebärmutterhalsentzündung stecken. So sorgt der sinkende Östrogenspiegel während der Menopause zum Beispiel dafür, dass sich die Schleimhäute der Scheide, des Gebärmutterhalses und der Gebärmutter nachhaltig verändern. Eine weitere, sensible Phase im Leben einer Frau also, in der eine besondere Prävention gegen Gebärmutterhalsentzündung ratsam ist.
Symptome bei Gebärmutterhalsentzündung
Eines der deutlichsten Anzeichen für eine Gebärmutterhalsentzündung ist ein weißlicher, verhältnismäßig zähflüssiger und geruchloser Ausfluss aus der Scheide (Fluor genitalis). Dieser Ausfluss setzt sich gemeinhin aus dem natürlichen Sekret des Gebärmutterhalses, sowie Wundsekreten zusammen, die bisweilen sehr unangenehm riechen und dem Ausfluss eine gelbliche Färbung verleihen. Beides ist für gewöhnlich auf Beimengungen von Eiter zurück zu führen, die im Zuge der Entzündung aus der Wunde treten. Je nach Schwere der Entzündung können zudem weitere Symptome auftreten, wie zum Beispiel:
- Fieber
- Blutungen beim Geschlechtsverkehr
- Brennende Schmerzen in der Scheide
- Schmerzen beim Wasserlassen
- unregelmäßiger Menstruationszyklus
- Schmerzen im Unterbauch
Diagnose und Behandlung bei Gebärmutterhalsentzündung
Neben der Befragung der Patientin ist bei Gebärmutterhalsentzündung vor allem eine gründliche, gynäkologische Untersuchung nötig. Ob Spekulum, Koloskop, Ultraschalluntersuchung via Scheide (Vaginalsonographie) oder die Entnahme von Abstrichen, um den Ausfluss genauer beurteilen zu können – bei Zervizitis sind für gewöhnlich alle genannten Diagnosemaßnamen nötig, um den Erreger schnellstmöglich zu ermitteln und das Ausmaß der Entzündung einzuschätzen. Die Behandlung gestaltet sich nach erfolgreicher Diagnose wie folgt:
- medikamentöse Behandlung: Je nachdem, welcher Erreger für die Gebärmutterhalsentzündung verantwortlich ist, werden unterschiedliche Arzneimittel für die Therapie notwendig. Beruht die Entzündung auf einer Infektion durch Bakterien oder Geißeltierchen, wird diesbezüglich meist mit Antibiotika gearbeitet. Bei Pilzinfektionen als Ursache für die Gebärmutterhalsentzündung erfolgt hingegen eine Behandlung mit Antimykotika. Bei Virusinfektionen werden hingegen Virustatika verabreicht. Sollte die Zervizitis auf hormonelle Hintergründe zurück zu führen sein, ist des Weiteren eine 20 tägige Hormontherapie mit Gestagen oder Östrogen denkbar.
- operativer Eingriff: Sofern entartetes Gewebe für die Gebärmutterhalsentzündung verantwortlich ist, muss womöglich eine operative Entfernung des betroffenen Gewebes erfolgen. Zur Verfügung stehen Ihnen hier zum einen Resektionen mit dem Laser oder Skalpell. Zum anderen können vor allem Polypen häufig mit einer Elektroschlinge entfernt werden. Bei Warzen beschränkt sich der Eingriff häufig auf das Abtupfen der Entartungen mit Podophyllotoxin oder Trichloressigsäure.
Zervizitis – Infos zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine Gebärmutterhalsentzündung ist im Normalfall nach spätestens drei Wochen überstanden. Erfolgte die Therapie rechtzeitig, ist auch selten mit Komplikationen zu rechnen. Hatten die Erreger hingegen lange genug Zeit, um von der Scheide über den Gebärmutterhals in die Gebärmutter einzuwandern, könnte dies schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Frau haben. Durch Infektionen verklebte Eileiter, Eileiterschwangerschaften oder gar Unfruchtbarkeit wären hier nur einige von vielen möglichen Folgen, die eine unbehandelte Zervizitis mit sich bringen könnte.
- Unbehandelte Polypen und Zellentartungen bergen immer das Risiko, sich zu einem Karzinom aus zu wachsen. Eine rechtzeitige Behandlung der Entzündung ist demnach auch mit Blick auf die Prävention von Gebärmutterhalskrebs wichtig.
- Zur Vorbeugung gegen Zervizitis empfiehlt es sich, die Intimpflege nicht nur bei sich selbst zu schätzen. Geschlechtspartner sollten stets frei von Geschlechtskrankheiten sein und sich vor dem Geschlechtsakt unbedingt ihren Intimbereich waschen. Wer gerne Spielzeug beim Sex verwendet, muss dafür sorgen, dass die Objekte stets ausreichend gereinigt sind. Um einer Zervizitis durch Verschleppung von Keimen vorzubeugen, müssen Sie ferner Infektionen bzw. Entzündungen im Bereich der Scheide vorzeitig behandeln lassen
- Frauen, die gerade ihre Wechseljahre durchleben oder kürzlich entbunden haben, sollten noch mehr Wert auf die richtige Intimhygiene legen. Der geöffnete Muttermund erhöht hier das Risiko einer Infektion nämlich deutlich. Verzichten Sie in diesem Zusammenhang für die ersten zwei Monate am besten komplett auf Geschlechtsverkehr. Tragen Sie zudem täglich gewechselte, saubere Baumwollunterwäsche, bis sich ihr Unterleib von den Strapazen erholt hat.
Fazit
Mit einer Entzündungen im Bereich der Gebärmutter ist nicht zu Spaßen. Auch wenn die Gebärmutterhalsentzündung in den meisten Fällen ohne Komplikationen verläuft und sich gut therapieren lässt, bedeuten die für eine Zervizitis verantwortlichen Erreger eine herbe Gefahr für die Frauengesundheit. Insbesondere unbehandelte Entzündungen im Gebärmutterhals, der Schleimhaut oder der Gebärmuttermuskelschicht können schnell auf die Gebärmutter, sowie die Eileiter und Eierstöcke übergreifen, was im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen kann. Nehmen Sie übel riechenden und eitrig erscheinenden Ausfluss, sowie andere passende Symptome einer Gebärmutterhalsentzündung also stets ernst.