Bei einer Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) wird die Gebärmutter komplett oder in Teilen aus dem Körper entnommen. Das Verfahren zählt zu den häufigsten invasiven Eingriffen innerhalb der Gynäkologie und wird bei schweren Erkrankungen wie etwa Gebärmutterkrebs vorgenommen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wann eine Gebärmutterentfernung erfolgen muss und wie der Eingriff von statten geht.
Sinn und Zweck der Hysterektomie
Die Gebärmutter (Uterus) ist ein Hohlorgan und wichtiges Element der weiblichen Geschlechtsorgane. Sie besteht aus dem Gebärmutterkörper (Corpus uteri), dem Isthmus und dem Gebärmutterhalskanal (Zervix uteri), der im Muttermund endet. Das Gewebe der Gebärmutter besteht dabei aus verschiedenen Muskel-, Schleimhaut- und Bindegewebsschichten. Die wichtigste Funktion der Gebärmutter besteht darin, eine befruchtete Eizelle während seiner Entwicklung in der Schwangerschaft zu versorgen und zu schützen. Außerhalb einer Schwangerschaft ist die Gebärmutter zudem für den Auswurf der aufgebauten Gebärmutterschleimhaut während dem Zyklusgeschehen verantwortlich.
Erkrankungen der Gebärmutter (sog. Metropathien) können nun für gravierende Störungen innerhalb der genannten Prozesse sorgen. Je nach Schwere gefährden die Metropathien oftmals sogar das Leben einer Patientin, so sie zu bedrohlichen Veränderungen des Uterus führen. Eine Hysterektomie ist demnach häufig die einzige Möglichkeit, um Patientinnen vor dem Tod zu bewahren. Dabei sind vor allem folgende Erkrankungen immer wieder Grund für einen derartigen Eingriff:
- gutartige Metropathien mit starken Schmerzen
z.B. Myome, Endometriose, Adenomyosis, schwerwiegende Menstruationsstörungen, Gebärmuttervorfall, Fehlbildungen, chronische Gebärmutterentzündung - bösartige Metropathien
z.B. Karzinome im Zervix (Gebärmutterhalskrebs), Korpuskarzinome oder karzinombedingte Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut - sonstige Erkrankungen der Gebärmutter
z.B. Verwachsungen nach Infektionen oder einer OP, unstillbare Blutungen unmittelbar nach einer Geburt oder schwere Verletzungstraumata
Varianten der Gebärmutterentfernung
Für die Hysterektomie stehen unterschiedliche Verfahren zur Auswahl. Deren Anwendung richtet sich nach der Erkrankung, der Größe der Gebärmutter und nach einer eventuellen Ausweitung des Krankheitsbildes auf Eileiter und Eierstöcke. Ebenso ist entscheidend, ob die Gebärmutter radikal, nur in Teilen oder mit weiteren Geschlechtsorganen wie den Eileitern entfernt werden muss. Unterscheiden lässt sich hier zwischen folgenden OP-Varianten:
- abdominale Hysterektomie – Der Uterus wird über einen Schnitt in den Bauch entfernt. Das abdominale Verfahren hat bislang die höchste Komplikationsrate und wird deshalb kaum mehr angewandt.
- vaginale Hysterektomie – Die Gebärmutter wird durch Eröffnung der Vagina entfernt. Dieses Verfahren weist die höchste Blutungsgefahr auf und kann nur bei einer kleinen Gebärmutter zur Anwendung kommen, die zuvor noch nicht operiert wurde. Außerdem lässt sich der Zustand der Eileiter und Eierstöcke hier nicht beurteilen, was spontane OP-Entscheidungen im Ernstfall erschwert.
- laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie – Während der Gebärmutterentfernung wird unterstützend ein Endoskop über einen schlüssellochgroßen Schnitt in der Bauchdecke eingebracht. Die Methode kann auch bei einem größeren Uterus und nach bereits getätigten Voroperationen zum Einsatz kommen.
- laparoskopische Hysterektomie – Der Uterus wird mittels endoskopischer Bauchspiegelung nach dem Schlüssellochverfahren entfernt. Diese Variante der Gebärmutterentfernung zählt heute zu den modernen Standardverfahren und zeichnet sich durch geringe Blutungen sowie ein niedriges Risiko aus.
- totale laparoskopische Hysterektomie – Die Gebärmutter wird mitsamt dem Zervix entfernt. In besonders schweren Krankheitsfällen ist es möglich, auch die Eileiter oder Eierstöcke mit zu entfernen.
- laparoskopische suprazervikale Hysterektomie – Die Gebärmutterentfernung erfolgt oberhalb des Zervix. Der Gebärmutterhals verbleibt somit im Körper. Die suprazervikale Hysterektomie gilt als Verfahren mit der geringsten Komplikationsgefahr und minimalem Blutverlust.
Ablauf einer Gebärmutterentfernung
Vor dem Eingriff wird die Patientin zunächst auf Ihre Verfassung untersucht. Hierbei stehen Blut- und Urinwerte, eine EKG-Analyse sowie ein Ultraschall des Gebärmutterkörpers und des Zervix auf dem Programm. Danach erhält die Patientin eine Vollnarkose. Der Eingriff wird anschließend von einem Operationsteam aus Chirurgen mit gynäkologischem Schwerpunkt und einem Anästhesisten durchgeführt:
- Schritt – Eröffnung: Je nach OP-Verfahren legen die Ärzte den Zugang zur Gebärmutter. Dies passiert entweder über eine Eröffnung des unteren Scheidenbereichs (vaginale Hysterektomie), durch einen Unterbauchquerschnitt (abdominale Hysterektomie) oder über minimal-invasive, etwa 1 cm große Schnitte in der Bauchdecke (totale und suprazervikale laparoskopische Hysterektomie).
- Schritt – Abtrennung der Gebärmutter: Als nächstes wird die Gebärmutter von ihren Haltestrukturen, Blutgefäßen, der Scheide und gegebenenfalls den Eileitern und dem Zervix abgetrennt. Dieser Vorgang ist der heikelste Teil der Operation, denn nicht sauber ausgeführte Schnitte können hier schnell zu einem großen Blutverlust führen. Ein zügiges und gleichsam sorgfältiges Arbeiten der zuständigen Chirurgen ist darum äußerst wichtig.
- Schritt – Entfernung der Gebärmutter: Anschließend wird die Gebärmutter aus dem Bauchraum entfernt. Hierzu wird sie bei einer vaginalen Hysterektomie über die eröffnete Scheide nach außen gezogen. Bei einer abdominalen Hysterektomie wird sie aus dem offenen Bauchraum gehoben. Ein totaler laparoskopischer oder laparoskopischer suprazervikaler Eingriff setzt dagegen auf eine Vorzerkleinerung der Gebärmutteranteile im Körper mit Hilfe eines Morcellators. Danach saugen Chirurgen die Anteile über starre Endoskope ab.
- Schritt – Nahtsetzung: Die verbleibenden Bestandteile der Gebärmutter werden nach der Entfernung mit Nähten verschlossen. Wurde der Uterus komplett entfernt, verbinden Ärzte die Aufhängung des Gebärmutterhalses durch eine Naht mit der Scheide, um die Haltefunktion der Unterleibsstrukturen zu erhalten. Blieb der Zervix erhalten, wird dieser vernäht.
Chancen und Risiken einer Gebärmutterentfernung
Eine Hysterektomie stellt einen großen operativen Eingriff dar. Dieser sollte aufgrund möglicher Komplikationen und Folgeschäden nur vorgenommen werden, wenn eine konservative Behandlung nicht zum Erfolg führt. Da eine Schwangerschaft nach einer Gebärmutterentfernung unmöglich wird, sollte der Eingriff nicht vorgenommen werden, wenn bei der Patientin noch ein Kinderwunsch besteht. Selbst ohne Kinderwunsch kann der Eingriff psychosomatische Auswirkungen nach sich ziehen, die mit denen während der Menopause vergleichbar sind. Viele Frauen fühlen sich danach weniger weiblich, wobei die belastenden Gefühle zu Depressionen oder gar einer Identitätskrise führen können. Eine psychotherapeutische Betreuung ist für Patientinnen darum sehr ratsam.
Wie jeder operative Eingriff birgt auch eine Hysterektomie das Risiko von Komplikationen und Folgeschäden. Zu diesen zählen unter anderem Blutungen, Wundheilungsstörungen, Traumata umliegender Organe, Schmerzen (u.a. beim Geschlechtsverkehr), Verwachsungen, Senkungen sowie Harnwegsinfektionen. Werden innerhalb des Eingriffes auch die Eierstöcke entfernt, kann dies ferner zu einer Veränderung des Hormonhaushaltes sowie dem frühzeitigen Einsetzen der Wechseljahre führen. Eine begleitende Hormontherapie kann hier eventuell notwendig werden. Soweit der Gesundheitszustand der Patientin es zulässt, ist darum eine laparoskopische suprazervikale Hysterektomie vorzuziehen, um die Komplikationen so gering wie möglich zu halten.
Chancen | Risiken |
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Fazit
Eine Hysterektomie ist ein gynäkologisches OP-Verfahren, in dem die Gebärmutter vollständig oder teilweise aus dem Unterbauch entfernt wird. Der Eingriff ist eine drastische Maßnahme. Er kann jedoch unausweichlich werden, um eine Patientin bei schweren Metropathien zu heilen. Gelegentlich ist die Gebärmutterentfernung sogar die einzige Möglichkeit, um das Leben der Patientin zu retten. Da die OP viele Risiken birgt, wird häufig auf eine laparoskopische suprazervikale oder zumindest eine laparoskopische Hysterektomie gesetzt. Beide Verfahren stellen die minimal-invasiven Methoden zur Entfernung der Gebärmutter dar und sind heute als Standard allgemein üblich. Zu erwähnen ist, dass neben Komplikationen wie Blutungen oder Entzündungen auch seelische Nebenwirkungen eintreten können. Viele Frauen assoziieren eine Gebärmutterentfernung nämlich mit dem Verlust ihrer Weiblichkeit. Tatsächlich kann sich nach dem Eingriff eine vorzeitige Menopause oder zumindest ein veränderter Hormonhaushalt einstellen. Aus diesem Grund ist neben der chirurgischen Behandlung oftmals auch eine psychotherapeutische Betreuung oder Hormontherapie notwendig.