Lange Zeit hieß es: ‚Computerspiele sind schlecht‘, ‚Wer zu viel vor der Konsole sitzt wird dumm‘ oder gar ‚Computerspieler stumpfen emotional ab‘. Zu dieser Ansicht hat sich in den letzten Jahren eine gegensätzliche gesellt: Wer auf dem Handy, am PC oder an der PlayStation spielt, habe womöglich sogar messbare Vorteile davon. Wir zeigen die aktuelle Studienlage auf und besprechen andere prophylaktische Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das eigene Gehirn auch im Alltag zu stärken.
Das Negative
Schaut man sich aktuelle wissenschaftliche Studien zum Thema Gaming an, so findet man eine Vielzahl mehr oder weniger diffuser Ergebnisse: So soll beispielsweise die Größe des „orbitofrontalen Kortex“ – also der Hirnregion, die mit dem Verarbeiten von Emotionen und ethischen Empfindungen assoziiert ist – bereits nach sechs Wochen regelmäßigen Spielens messbar abnehmen. Während diese Veränderung zwar im MRT messbar ist, ließen sich in Versuchen, bei denen dieselben Probanden mit ethischen Problemstellungen konfrontiert wurden, keine Unterschiede zwischen Gamern und Nicht-Gamern feststellen. Trotzdem bergen Spiele einige nicht von der Hand zu weisende Gefahren: Die Spiel- oder Computerspielsucht betrifft schließlich nicht nur das Mobile Casino mit Suchtpotential, sondern im Zweifel auch andere Online-Multiplayer-Spiele oder Mobile Games am Handy.
Des Weiteren sollte gerade bei Kindern, die sich noch in der Entwicklung befinden, darauf geachtet werden, dass sich das Spielen in einem vernünftigen Rahmen bewegt – wenn ein Kind bereits zu Schulzeiten damit aufwächst, jeden Tag fünf Stunden an PC oder Konsole zu spielen und dann falls noch Zeit bleibt einen Teil der Hausaufgaben zu erledigen, schleift sich dieses Verhalten unter Umständen ein und macht es dem Nachwuchs später im Leben schwerer.
Das Positive
Abseits jeglicher aktueller Forschungsvorhaben ist eines unstreitbar: Computerspiele sind für viele Kinder und Jugendliche, jedoch auch für eine beträchtliche Gruppe junger Erwachsener ein beliebtes Hobby. Das mag an dem hohen Maß an Interaktion liegen, das man gegenüber einem Buch oder Film aufbringen muss – um voranzukommen ist es notwendig, schnell und überlegt auf im Spiel aufkommende Impulse zu reagieren. Dazu kommt die soziale Komponente, die beispielsweise In-Game-Chats oder Plattformen wie Teamspeak bereitstellen.
Doch auch wissenschaftlich lassen sich einige Vorteile des Gamings nicht von der Hand weisen. So zeigt beispielsweise eine aktuelle Studie, dass regelmäßiges Spielen mit einem größeren Hippocampus assoziiert war – also der Region, die unter anderem für den Übergang von Kurz- ins Langzeitgedächtnis sowie für Teile der räumlichen Orientierung verantwortlich ist. Praktisch zeige sich das auch daran, dass die Versuchsteilnehmer, die regelmäßig spielten, Situationen schneller erfassen und neu erlerntes Wissen in Kategorien einteilen könnten.
Möglicherweise könnten Computerspiele hier also einen Ansatz im Kampf gegen Krankheiten wie Alzheimer darstellen, um so die Gedächtnisleistung der Betroffenen länger aufrecht zu erhalten.
Des Weiteren wurden leicht positive Effekte auf die Sehkraft bei Menschen festgestellt, die sich mehrere Stunden wöchentlich speziell mit Actionspielen beschäftigen.
Auch die Aufmerksamkeit soll wohl nicht unter einem regelmäßigen Spielegenuss leiden; vielmehr seien Gamer deutlich besser dazu in der Lage, zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und herzuwechseln und ihre Aufmerksamkeit bewusst zu steuern.
Wer sein Gehirn gerne stärken und trotzdem nicht auf Spiele verzichten möchte, kann beispielsweise auf spezielle Trainings-Apps zurückgreifen: Diese greifen auf bekannte Übungen zurück und kombinieren diese beispielsweise mit einem stetig wachsenden Zeitdruck, um gezielt bestimmte Hirnfunktionen auf die Probe zu stellen.