In Deutschland beklagen etwa 8 % der Männer und rund 15 % aller Frauen Gallensteine (Cholelithiasis). Die auch als Cholelithen bekannten Gallensteine führen oft zu starken Schmerzen und müssen ggf. operativ entfernt werden. Wie genau ein Cholelith entsteht und was sich zur Behandlung von Gallensteinen unternehmen lässt, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Weshalb entstehen Gallensteine?
Gallensteine bestehen aus kristallisierten Rückständen der Gallenflüssigkeit (Bilis). Diese besteht maßgeblich aus Gallensäure, Proteinen, Cholesterin sowie den Farbstoffen der Gallenflüssigkeit. Dazu gehört das rote Billirubin und das grüne Biliverdin. Die Aufgabe der Gallenflüssigkeit besteht darin, bei der Fettverdauung sowie der Regulierung des Zwölffingerdarms zu helfen. Dieser liegt zwischen Magen und Dünndarm lokalisiert und kann bei Verstopfungen durch Gallensteine mit Gallereflux reagieren. Auch andere Verdauungsbeschwerden und kolikartige Schmerzen sind bei Cholelithiasis denkbar.
Auskristallisierte Gallensteine bestehen zum größten Teil aus Bilirubin und Cholesterin. Die dabei entstehenden Ablagerungen werden in Gallensteine und Gallengries unterteilt. Als Gries werden die Steine bezeichnet, die einen Durchmesser von weniger als 1 mm haben. Sie sind für gewöhnlich die Vorstufe zu größeren Gallensteinen. Neben ihrer Einteilung nach Größe lassen sich Gallensteine aber auch nach ihrer Zusammensetzung und Lage unterscheiden:
- Cholesterinsteine – Diese Gallensteine bestehen zu 70 % aus Cholesterin und haben deswegen eine gelbliche Farbe. In Deutschland treten Cholesterinsteine in 80 % aller Fälle von Cholelithiasis auf.
- Bilirubinsteine – Diese Gallensteine bestehen überwiegend aus Bilirubin. Die Färbung ist deshalb rot-bräunlich gehalten. Bilirubinsteine treten in 20 % aller Fälle von Gallensteinleiden auf.
- Gallenblasensteine – Gallenblasensteine entstehen direkt in der Gallenblase. Sie sind häufig symptomfrei, so lange sie sich nicht bewegen. Bei Reibung an den Organwänden der Gallenblase kann es allerdings zu einer schmerzhaften Gallenblasenentzündung (Cholezystits) oder einer Gallengangsentzündung (Cholangitis) kommen.
- Gallengangsteine – Im Gallengang befindliche Gallensteine sind meist problematischer als Steine in der Gallenblase. Da der Durchmesser des Gallengangs deutlich schmaler ist, kommt es hier oftmals zu Verstopfungen. Auch verbindet der Gallengang die Gallenblase mit dem Dünndarm bzw. Zwölffingerdarm. Bei Vorliegen von Gallensteinen ist ein Rückstau von Gallenflüssigkeit deshalb nicht auszuschließen.
Ursachen von Gallensteinen
Gebildet wird die Gallenflüssigkeit in der Leber. Von hier aus fließt sie später in die Gallenblase und über den Gallengang in den Zwölffingerdarm. Auf ihrem Weg kann die Gallenflüssigkeit durch zahlreiche Ursachen zum Ausfall kristalliner Rückstände veranlasst werden. Hier ein kleiner Überblick:
- Vorerkrankungen: Enorm erhöht wird das Risiko von Gallensteinen durch bereits bestehende Erkrankungen der Leber oder des Dünndarms. Dazu gehören:
- Leberzirrhose
- Gelbsucht
- Morbus Crohn
- chronische Verstopfung
Darüber hinaus kommen auch systemische und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Protoporphyrie, Schilddrüsenfehlfunktionen und ein zu hoher Cholesterinspiegel für die Entstehung von Gallensteinen in Frage.
- Ernährung: Mit Blick auf Cholesterinsteine und einen erhöhten Cholesterinspiegel im Blut ist eine ungesunde Ernährung eine häufige Ursache. Vor allem fettreiche Ernährung kann hier leicht zu kristallisierten Ausfällen der Gallenflüssigkeit führen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Gallensteine aus Cholesterin gerne in Folge von Übergewicht auftreten.
- genetische, hormonelle und altersbedingte Faktoren: Neben genetisch bedingten Stoffwechselstörungen können auch erblich bedingte Hauteigenschaften und Altersfaktoren das Auftreten von Gallensteinen befördern. So gehören Frauen über 40, die bereits mehrfach Schwanger waren und einen hellen Hauttyp besitzen, zum Beispiel zu einer besonderen Risikogruppe. Schwangerschaften im Speziellen können Gallensteine zudem durch veränderte Hormonabläufe hervorrufen. Zudem gelten Hormonpräparate zur Verhütung als Gallensteinbeförderer.
Symptome bei Gallensteinleiden
Gallensteine müssen nicht zwingend Beschwerden hervorrufen. Gerade Gallengries und Steine in der Gallenblase sind zu Beginn lange unauffällig. Erst wenn die Cholelithen für Reibungspunkte an der Gallenwand oder Verstopfungen des Gallengangs sorgen, sind kolikartige Schmerzen sowie eine Cholezystitis zu erwarten. Oft werden Gallenblasensteine im späteren Verlauf in den Gallengang gespült. Während und nach diesem Prozess werden die Schmerzen dann in der Regel intensiver. Grundsätzlich kommen bei Cholelithiasis folgende Symptome in Betracht:
- bräunlich verfärbter Urin
- erhöhte Cholesterin- und Leberwerte
- Fieber und Schweißausbrüche
- Gelbsucht
- kolikartige Schmerzen im Oberbauch
- Übelkeit und Brechreiz
- Völlegefühl und Blähungen
Diagnose und Therapie bei Gallensteinen
Um Gallensteine sowie deren Tragweite zu diagnostizieren, befragen behandelnde Ärzte zunächst den Patienten. So bringen sie bestehende Beschwerden, deren Dauer sowie mögliche Ursachen für das Steinleiden in Erfahrung. Anschließend ist eine körperliche Untersuchung üblich. Sie können zum einen aus Untersuchungen per Ultraschall, Röntgen, CT oder MT bestehen. Zum anderen besteht bei Cholelithiasis die Möglichkeit, eine sogenannte Cholangiographie oder Cholezystographie durchzuführen. Hierbei wird mit endoskopischen Geräten und Kontrastmitteln gearbeitet, die oral eingeführt werden.
Eine Behandlung der Gallensteine ist nicht immer notwendig. Solange sie keine Beschwerden verursachen, wird heute nicht selten von einer OP abgesehen. Auch gibt es inzwischen einige Alternativen zur operativen Gallensteinentfernung. Nachstehend eine Übersicht zu verschiedenen Therapien:
- Litholyse: Zur Auflösung von Gallensteinen gibt es heute verschiedene Medikamente. Zu ihnen zählen Ursodeoxycholsäure und Chenodeoxycholsäure. Anwenden lassen sich die Präparate jedoch nur, wenn die Gallensteine nicht größer als 5 mm sind. Bei Begleiterkrankungen wie Cholezystitis, Cholangitis, Hepatitis oder Pankreatitis ist eine Litholyse ebenfalls ausgeschlossen. Regelmäßig eingenommen können durch die medikamentöse Behandlung innerhalb von 2 Jahren gut 70 % der Gallensteine beseitigt werden. Allerdings ist das Risiko wiederkehrender Steine mit 50 % noch relativ hoch.
- ESWL, ERC und ERCP: Die sogenannte endoskopisch retrograde Cholangiographie (ERC) wie auch die gleich geartete Chlangiopankreatikographie (ERCP) lassen sich nicht nur zur Erkennung der Gallensteine nutzen. Wurden die Steine innerhalb des Verfahrens entdeckt, kann unmittelbar danach auch gleich eine Entnahme der Steine stattfinden. Ebenfalls denkbar ist eine Zertrümmerung der Steine von außen durch Stoßwellen. Das entsprechende Verfahren wird extrakorporale Stoßwellentherapie (kurz: ESWL) genannt.
- Cholezystektomie: In schweren Fällen von Gallensteinleiden hilft womöglich nur noch die teilweise oder vollständige Entfernung der Gallenblase. Zu diesem Zweck öffnen Chirurgen den Bauch des Patienten auf Höhe der Galle und entfernen das Organgewebe mithilfe laparoskopischer Geräte. Die Laparoskopie ist heute sehr weit fortgeschritten und kann die Organentnahme unter minimalen Komplikationen durchführen.
Gallensteine- Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Ob eine Therapie bei Gallensteinen vollständige Heilung verspricht, hängt sowohl vom gewählten Verfahren, als auch von bestimmten Dispositionen und Nachbehandlungen ab. Einige Patienten beklagen nach erfolgreicher Therapie nie wieder Gallensteine. Bei anderen Betroffenen meldet sich im Laufe der nächsten 5 bis 10 Jahre erneut ein Gallenstein zu Wort.
- Patienten können über viele Jahre hinweg beschwerdefrei leben. Kommt es jedoch zu einschlägigen Symptomen, ist schnelles Handeln gefragt, um ernste Komplikationen zu vermeiden. Probleme könnten unter anderem Gallengangs- und Gallenblasenentzündungen bereiten. Des Weiteren sind Komplikationen durch Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Gallensteinverstopfungen und Gallenperforationen gegeben. Bitte nehmen Sie diese Gefahren ernst, denn unbehandelt können die beschriebenen Probleme lebensgefährliche Konsequenzen haben.
- Eine fettarme Ernährung, ausreichende Bewegung und regelmäßige Kontrollen der Cholesterinwerte sind bei Gallensteinleiden zur Vorbeugung wie Nachbehandlung geeignet. Eine gesunde Lebensweise und ärztliche Kontrollen sind demnach die beste Option, um ein Gallensteine erfolgreich auszukurieren bzw. zu vermeiden. Darüber hinaus halten sich bei gesunder Alltagsplanung auch Komplikationen in Grenzen.
Fazit
Auch wenn Gallensteine in der ersten Phase ihrer Entstehung kaum Beschwerden verursachen, bringen vor allem große Gallensteine häufig starke Symptome mit sich. Von verschiedenen Organentzündungen wie der Gallengangs- oder Gallenblasenentzündung bis hin zu lebensbedrohlichen Organschäden ist hier vieles denkbar. Deshalb muss beim Aufkommen erster Symptome schnell gehandelt werden. Zur Therapie stehen hier neben der Entfernung der Gallensteine per OP auch medikamentöse und Schallwellentherapien zur Verfügung. Welche Behandlung die Richtige ist, besprechen Sie am besten individuell mit Ihrem behandelnden Arzt.