Solange sie keine Probleme bereitet, nehmen wir ihre Existenz kaum wahr. Die Rede ist von der Gallenblase. Das birnenförmige Organ liegt unmittelbar an der Leber in der Gallenblasengrube und wird vom quadratischen und rechten Leberlappen eingefasst. Die Aufgabe der Gallenblase ist einfach: Sie nimmt die von der Leber produzierten Verdauungssäfte (Galle) auf und fungiert als deren Speicherorgan. Nach der Nahrungsaufnahme wird die Galle in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet, um die Verdauung zu unterstützen.
Um die Kapazität der wirksamen Verdauungssäfte steigern zu können, ist die Gallenblase so angelegt, dass deren Schleimhautzellen der Galle Wasser entziehen und diese so eindicken. Das Problem: Unser heutiger Lebensstil macht die Gallenblase in ihrer Funktion teilweise überflüssig.
Im Zusammenspiel mit Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel können sich gesundheitliche Probleme wie Gallensteine entwickeln, welche tatsächlich die Entfernung der Gallenblase notwendig machen. Die Cholezystektomie ist inzwischen eine der Standardbehandlung in der modernen Medizin, die heute häufig laparoskopisch (also minimalinvasiv) erfolgt. Offene Eingriffe sind dagegen zunehmend seltener geworden. Laut einer Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes wurde eine Cholezystektomie im Jahr 2010 mehr als 170.000 Mal durchgeführt.
Cholezystektomie: Wann ist es nötig, eine Gallenblase zu entfernen?
Die Gallenblase ist ein Speicherorgan, das nicht einfach nur die von der Leber produzierten Verdauungssekrete aufnimmt. Durch die besondere Feinstruktur der Gallenblase ist ein Wasserentzug aus der Galle möglich, der einer Eindickung auf zehn Prozent entspricht. Das Ergebnis – die sogenannte Blasengalle – besteht in der Hauptsache aus Gallensäuren, Lecithin sowie Farbstoffen und Cholesterin.
Befinden sich diese Bestandteile im Gleichgewicht, ist mit keinen Beschwerden zu rechnen. Verschiebt sich das Gleichgewicht allerdings in Richtung Cholesterin, kann es zur Bildung von Gallensteinen kommen. Die Dysbalance kann unter anderem durch:
- eine hohe Aufnahme des Cholesterins
- oder einen relativen Überschuss (Unterschuss an Gallensäure)
entstehen. Kommt dann noch der Fakt hinzu, dass die Flüssigkeit über einen längeren Zeitraum in der Gallenblase verbleibt, bilden sich in der Gallenflüssigkeit Kristallisationskeime und nachfolgend Gallensteine.
Allein die Tatsache, dass sich in Ihrer Gallenblase Gallensteine bilden, ist noch kein Anlass für einen operativen Eingriff. Schätzungen gehen dahin, dass etwa ein Zehntel der Bevölkerung Gallensteine (Cholelithiasis) zu beklagen hat. Nur ein Bruchteil zeigt allerdings wirklich Symptome, man spricht hier von ungefähr einem Viertel der Betroffenen.
Sollten durch die Gallensteine allerdings Probleme auftauchen, ist es unter Umständen nötig die Gallenblase zu entfernen. Es kann passieren, dass die Gallensteine den Ausgang der Gallenblase (zwischen dem Gallenblasenhals und Ductus cysticus) verlegen. Die Folge sind sogenannte Gallenkoliken und Entzündungsreaktionen. Diese akuten Symptome werden heute oft als Indikator dafür angesehen, eine Gallenblase zu entfernen. Darüber hinaus kann die Cholezystektomie für den Fall nötig werden, dass Polypen im Gewebe der Gallenblase diagnostiziert werden (Vorläufer für einen möglichen Gallentumor) oder es zu bösartigen Gewebsneubildungen kommt.
Gründe für eine Entfernung der Gallenblase im Überblick:
- befinden sich die Bestandteile der Galle im Ungleichgewicht, entstehen Gallensteine
- bei Schmerzen durch Gallensteine entfernen Ärzte oft die Gallenblase
- bei Tumoren
- Polypen als Vorgänger eines Gallentumors
Gallenblasenentfernung: Wie läuft der Eingriff ab?
Im Hinblick auf die Cholezystektomie werden heute zwei Verfahren angewandt – einmal die offene Cholezystektomie (konservative Gallenblasenentfernung) und auf der anderen Seite die laparoskopische Cholezystektomie. Letztere basiert auf dem Schlüsselloch-Verfahren. Dabei wird mit wenigen Millimeter großen Einschnitten (Trokarzugänge) im Bauchraum gearbeitet, um die Gallenblase entfernen zu können.
Über einen Hauptschnitt wird das Laparoskop in den Bauchraum eingeführt und hierüber werden die Organreste in einem Beutel mit den Gallensteinen entfernt. Zum Ablauf des Eingriffs unter Vollnarkose gehört auch das Aufblasen des Bauchraums mit Kohlendioxid, um das Operationsfeld vorzubereiten. Über Hilfsschnitte erfolgt die Einführung des Operationsbestecks. Über den Haupttrokar leuchtet der Operateur das OP-Umfeld aus und kann so das weitere Vorgehen überwachen. Wie viele Trokarzugänge gelegt werden, hängt von individuellen Faktoren ab.
Vor der eigentlichen Entfernung der Gallenblase muss diese vom Operateur frei präpariert und für die Entnahme vorbereitet werden. Hierbei sind der Gallenblasengang und die versorgenden Blutgefäße abzutrennen bzw. zu verschließen. Anschließend kann das Gewebe abgetrennt und durch die Trokarzugänge in einem Bergebeutel entnommen werden.
Die offene Gallenblasenentfernung läuft nach einem ähnlichen Schema ab. Hier wird der Operationsschnitt im Bereich des rechten Rippenbogens angelegt (mehrere Zentimeter lang). Wie bei der laparoskopischen Cholezystektomie erfolgt auch hier ein Freipräparieren des Operationsfelds mit dem Verschluss der Gefäße und einer anschließenden Entnahme der Gallenblase.
Die Cholezystektomie erfolgt heute als:
- offene Gallenblasenentfernung oder
- laparoskopische Gallenblasenentfernung
und basiert auf:
- der Eröffnung des Bauchraums
- dem Freipräparieren des Operationsfelds
- einem Verschluss von Gallenblasengang und Blutgefäßen
- der Entnahme der Gallenblase
unter Vollnarkose.
Gallenblase entfernen – die Folgen
Die Gallenblase hat als Speicherorgan für die Lebergalle fundamentale Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel. Trotzdem kann es durch krankhafte Veränderungen wie:
- akute Entzündungen
- Tumore oder
- Gallensteine
nötig werden, die Gallenblase zu entfernen. Es stellt sich die Frage, welche Folgen die Cholezystektomie für Sie als Patienten hat? Speziell Einschränkungen und Auswirkungen auf die Lebensqualität sind für Betroffene von Interesse.
Grundsätzlich ist gerade in den ersten Tagen nach dem Eingriff die Operation noch deutlich zu spüren. Als Patient können Sie Schmerzen wahrnehmen. Schließlich zieht die Gallenblasenentfernung die Eröffnung von Gefäßen und Nervenreizungen nach sich. Schmerzen direkt im Anschluss an die OP sind daher nicht ungewöhnlich – selbst im Fall der laparoskopischen Cholezystektomie. Behandeln lassen sich diese Effekte durch die Gabe von Schmerzmitteln.
Darüber hinaus können in den ersten Tagen noch Beschwerden durch die Vollnarkose sowie das Aufblähen des Bauchraums entstehen. Seien Sie beispielsweise auf Schulterschmerzen vorbereitet, da es durch den Eingriff zu Nervenreizungen kommen kann.
Sofern die Operation ohne Komplikationen verläuft, ist mit einem Ende des Klinikaufenthalts nach circa 10 – 14 Tagen zu rechnen. Als Patient sollten Sie sich aber auch zu Hause schonen, um die Wundheilung zu unterstützen. Lagern Sie beispielsweise Ihre Beine hoch, um so die Bauchdecke zu entspannen. Zudem ist in den ersten Wochen übermäßige Anstrengung durch Sport oder schweres Heben zu vermeiden.
Hinsichtlich der Ernährung gelten nach einer Entfernung der Gallenblase folgende Tipps:
- kleine Mahlzeiten (ca. 4 – 5) über den Tag verteilen
- fettarm und gut verdaulich essen
- auf eine ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen achten
- stark blähende Gemüsesorten in den ersten Wochen und Monaten meiden.
Da die Gallenblase allgemein nur eine Speicherfunktion erfüllt, treten bei gesunder Ernährung Beschwerden in der Regel selten auf. Frittiertes, fettes Fleisch oder stark gewürzte und salzige Speisen sollten nach einer Cholezystektomie eher die Ausnahme sein. Gleiches gilt für Alkohol oder Limonaden, die ohne Gallenblase ebenfalls oft nur eingeschränkt vertragen werden.
Die Folgen einer Gallenblasenentfernung für Betroffene:
- Schmerzen direkt nach der OP
- Folgen der Vollnarkose
- Bei sehr fettigem oder stark gewürztem Essen könnten Probleme in der Verträglichkeit auftreten
- Limonaden und Alkohol werden ebenfalls schlechter vertragen
Fazit: Auf die Gallenblase kann durchaus verzichtet werden
Die Entnahme eines inneren Organs nimmt niemand gern auf die leichte Schulter. Eine Tatsache, welche auch für die Cholezystektomie – also die Entfernung der Gallenblase – gilt. Allerdings ist der Speicherfunktion heute eine Eigenschaft, auf die wir verzichten können. Mitunter ist die Cholezystektomie sogar die einzige Möglichkeit, um bei Erkrankungen schnell für Linderung zu sorgen (starke Schmerzen durch Gallensteine) bzw. die Ausbreitung (etwa durch Metastasen) zu verhindern.
Grundsätzlich sind ein Überleben und der Alltag ohne Gallenblase möglich. Werden Sie selbst mit einer Gallenblasenentfernung konfrontiert oder eines der Familienmitglieder, machen Sie sich am besten schon vor der OP mit möglichen Einschränkungen vertraut. Gerade im Hinblick auf die Ernährungsgewohnheiten kann eine Umstellung nötig werden.