Übelkeit und Erbrechen können viele Ursachen haben. Das Erbrechen ist dabei eine Schutzreaktion des Körpers, durch die sich der Magen schwallartig und unkontrolliert über die Speiseröhre entleert. Neben dem Mageninhalt kann hier auch Gallenflüssigkeit erbrochen werden. Welche Ursachen des Erbrechens in diesem speziellen Fall in Frage kommen, zeigt Ihnen dieser Ratgeber. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise in punkto Behandlung.
Wie kommt es zum Erbrechen von Galle?
Die Gallenflüssigkeit (Bilis) ist ein wichtiges Körpersekret zur Verdauung von Nahrungsfetten. Es wird in der Leber produziert und von dort aus über die Gallenblase in den Zwölffingerdarm (Duodenum) geleitet. Als wichtigste Bestandteile des Gallensekrets gelten neben Wasser vor allem die Gallenfarbstoffe Bilirubin und Biliverdin. Diese verleihen der Gallenflüssigkeit ihre gelblich-grüne, manchmal auch bräunliche Färbung. Des Weiteren finden sich in der Galle auch scharfe Gallensalze, Lipide, Proteine und Cholesterin. Die täglich produzierte Menge an Gallenflüssigkeit beträgt in etwa 700 ml, die zwischen den Mahlzeiten regelmäßig in der Gallenblase gespeichert werden.
Sollte es zum Erbrechen von Galle kommen, so hat der Nahrungsbrei den Zwölffingerdarm zuvor bereits passiert. Da die Gallenblase in diesen mündet, hat das Gallensekret durch ihn eine direkte Aufstiegsmöglichkeit in den Magen. Sobald die Galle im dort angekommen ist, provoziert sie mageninterne Reizzustände, die in Folge zu Übelkeit und Erbrechen führen. Mediziner sprechen hierbei auch von Gallereflux. Ein Symptombild, das leider viel zu oft mit Säurereflux (Sodbrennen) verwechselt wird. Die Ursachen des Gallereflux, wie auch des Erbrechens von Galle sind sehr vielschichtig. Aus diesem Grund hier nun eine kleine Übersicht:
- Gallenkolik: Die Gallenkolik bezeichnet eine akute Notsituation, in der eine durch Gallensteine hervorgerufene Verstopfung des Gallengangs zu starken, kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch führt. Übelkeit und das Erbrechen von Gallensekret können hier denkbare Begleitsymptome sein, wenn die Verstopfung zeitgleich zu Verdauungsproblemen führt. Die meisten Patienten erleiden eine Gallenkolik nach sehr üppigen und reichhaltigen Mahlzeiten. Übelkeit und Erbrechen treten damit gezielt nach dem Essen auf, wenn die Galle ihrer Verdauungsfunktion nachkommen muss.
- falsche Ernährung: Fernab einer Gallenkolik können Verdauungsprobleme, die ein Erbrechen von Gallensekret nach sich ziehen, auch durch eine falsche Ernhrung entstehen. Vor allem zu süße und zu fette Nahrung sorgt gerne für Gallereflux in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen. Doch auch blähende Lebensmittel sowie stark kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol werden immer als Ursache für das Aufsteigen von Gallenflüssigkeit bis in die Speiseröhre angeführt.
- Verstopfung: Hin und wieder entleert sich der Zwölffingerdarm auch aufgrund einer Verstopfung in die falsche Richtung. Gerade wenn es sich um eine Verstopfung im angrenzenden Dünndarm handelt, ist das Risiko eines Gallereflux und damit eines Erbrechens von Galle sehr hoch. Ursächlich können hier abermals falsche Lebensmittel sein. Doch auch Engpässe im Dünndarm (z.B. durch Gewebewucherungen oder anatomische Fehlentwicklungen) kommen für hohe Verstopfungen im Dünndarm sowie dem damit verbundenen Aufsteigen von Gallensekret in die Speiseröhre in Betracht.
- Schwangerschaft: Wird im Rahmen einer Schwangerschaft Galle erbrochen, so kann dies zum einen auf hormonell bedingte Verdauungsprobleme zurück zu führen sein. Zum anderen ist es denkbar, dass der Dünndarm bzw. Zwölffingerdarm durch das ungeborene Kind nach oben hin gestaucht wird. Dies begünstigt einen Säure- wie auch einen Gallereflux in den Magen. Befördert werden Übelkeit und das Erbrechen von Gallenflüssigkeit auch hier durch verzehrte Mahlzeiten.
- Vorerkrankungen und Stress: Magen-Darm-Erkrankungen wie die Säurerefluxkrankheit, der Reizmagen, Gastritis oder Morbus Crohn sind bekannt dafür, Übelkeit und Erbrechen zu provozieren. Auch im Zwölffingerdarm anverdaute Nahrung kann hierbei zusammen mit Galle erbrochen werden. Zusätzlich fallen Diabetes, Stresssymptome und Essstörungen wie Bulimie oder Übergewicht immer wieder durch anhaltende Übelkeit und ein Erbrechen von Gallensekret auf.
- Medikamente und Operationen: In seltenen Fällen tragen Arzneimittel zu einer gestörten Verdauungsfunktion bei, die dann in Übelkeit und dem Erbrechen von Gallenflüssigkeit gipfelt. Meist beeinträchtigen die Präparate die Funktion des Schließmuskels zwischen Magen und Zwölffingerdarm. Ähnliches gilt auch für OPs in diesem Bereich. Gute Beispiele sind das Legen eines Magenbandes oder der Entfernung von Geschwüren und Tumoren.
Behandlung beim Erbrechen von Gallensekret
Zur Diagnose ist beim Erbrechen von Gallenflüssigkeit zunächst eine ärztliche Anamnese von Nöten. Betrachtet werden hier vor allem die Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten und Vorerkrankungen des Patienten, um den Verdacht auf mögliche Ursachen einzugrenzen. Anschließend ist eine Blutentnahme, ggf. sogar eine Probe des Erbrochenen üblich. Stuhl- und Urinproben, sowie Ultraschalluntersuchungen und Röntgenaufnahmen helfen dann bei der Differenzialdiagnose weiter. Zur Behandlung des Erbrechens gibt es dann ursachenabhängig folgende Möglichkeiten:
- Ernährungsumstellung – Wird gezielt nach dem Essen Gallensekret erbrochen, so ist ein Verzicht auf Lebensmittel nahezulegen, die Übelkeit und Erbrechen befördern. Vorrangig sollten Sie hier von Alkohol, fetten und zuckerreichen Nahrungsmitteln absehen. Ebenso sind kohlensäurehaltige Getränke, sowie blähende und stopfende Mahlzeiten zu meiden.
- Medikamente – Medikamentöse Unterstützung gibt es beim Galleerbrechen durch Präparate, die den Wirkstoff Ursodesoxycholsäure enthalten. Immer wieder empfohlen wird hier Ursofalk, das gerade bei Gastritis und anderen Erkrankungen, die Gallereflux begünstigen, eingesetzt wird. Weitere nützliche Medikamente sind Antazida und Ripan, welche bei der neutralisierung von Gallensekret im Magen helfen. Die Ursachen des Erbrechens sind damit aber noch nicht vollständig therapiert, weshalb bei Vorerkrankungen zusätzlich eine medikamentöse Behandlung der Grunderkrankung erfolgen muss.
- Hausmittel – Einige Kräuter, so zum Beispiel Kamille und Fenchel, sind dazu in der Lage, den Verdauungstrakt bei anhaltender Übelkeit und Erbrechen zu beruhigen. Am besten nehmen Sie die Heilpflanzen als Tee ein. Zusätzlich sind Wärme, Bewegung, Atemübungen und eine stressfreie Alltagsplanung zu empfehlen, um dem Erbrechen von Gallenflüssigkeit beizukommen.
- Operation – Liegt der Verdacht auf eine Gallenkolik oder chronisch gestörte Schließmuskelfunktion im Magen-Darm-Bereich vor, ist eine OP häufig optionslos. Behandelnde Ärzte können hier zum Beispiel einen Antireflux-Stent im Gallengang setzen oder Gallensteine im Rahmen einer Operation entfernen.
Gallensekret erbrochen – Wann zum Arzt?
Gallenflüssigkeit zu erbrechen, legt leider häufig den Verdacht einer Gallenkolik nahe. Auch geht dem Erbrechen hier meist eine anhaltende Übelkeit, sowie das fortdauernde Entleeren des Mageninhalts über die Speiseröhre voraus, was auf ein ernst zu nehmendes Verdauungsproblem hindeuten kann. Um schwerwiegende Gesundheitsprobleme vollständig ausschließen zu können, raten wir deshalb grundsätzlich zu einem Arztbesuch, wenn es zum Galleerbrechen kommt.
Fazit
Sollten Gallensekrete Magen und Speiseröhre passieren und so zum Erbrechen von Galle führen, liegt gemeinhin ein sogenannter Gallereflux vor. Oftmals beklagen Betroffene auch eine starke Übelkeit dabei. Hinter dem Begriff verbirgt sich der Rückfluss von Gallenflüssigkeit aus dem Zwölffingerdarm in den Magen, welcher auf einmalige oder anhaltende Verdauungsstörungen hindeuten kann. Da sich unter den möglichen Ursachen auch gefährliche Erkrankungen wie die Gallenkolik tummeln, ist eine ärztliche Untersuchung sehr wichtig. Und auch Schwangerschaften, Essstörungen und andere Einflussfaktoren sollten beim Erbrechen von Gallensekret ärztlich in Augenschein genommen werden. Rechtzeitig erkannt, lässt sich das Problem aber oftmals gut behandeln.