Das Bildnis vergammelten Fisches und erkrankter Gäste, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden, wird gerne als Metapher für schlechte Restaurants verwendet. Aus gutem Grund, denn die Fischvergiftung gehört zu den gängigsten Formen einer Lebensmittelvergiftung. Ihren Spaß verlieren die bildhaften Gleichnisse zum Thema aber sehr schnell, wenn man die Lebensgefahr betrachtet, die von manchen Fischvergiftungen ausgeht. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr zur Lebensmittelvergiftung durch Fisch sowie deren Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Wie entsteht eine Fischvergiftung?
Wie bereits erwähnt, zählen Fischvergiftungen zur Kategorie der Lebensmittelvergiftung. Die Vergiftung erfolgt demnach durch den Verzehr von Fisch, der entweder verdorben ist oder für den Menschen schädliche Gifte (Toxine) enthält.
Sollte die Fischvergiftung auf dem Verzehr von verdorbenem Fisch beruhen, sind höchstwahrscheinlich bakterielle oder virale Verunreinigung des Fisches der Grund. Diese können zum Beispiel durch mangelnde Hygiene bei der Zubereitung, falsche Lagerung oder Erkrankungen des Fisches entstehen.
Lassen sich die genannten Gründe allerdings ausschließen, so geht die Vergiftung meist vom Fisch selbst aus und ein Verzehr von giftigem Fisch ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Ursache für die Fischvergiftung. Hier muss zwischen folgenden Arten der Vergiftung unterschieden werden:
- aktive Fischvergiftung: Bei aktiven Fischvergiftungen wird die Vergiftung durch fischeigene Gifte ausgelöst. Bestes Beispiel hierfür ist das Nervengift des Kugelfischs namens Tetrodotoxin. Das Muskelfleisch dieser Fischart wird in Japan gerne zur Herstellung von Fugu, einer japanischen Spezialität verwendet. Dass der Koch dieses Gericht vor dem Servieren selbst verkosten muss, hat seinen Grund. Sollten die giftigen Organe des Kugelfischs bei der Zubereitung des Fugu nämlich nicht ordnungsgemäß entfernt werden, gelangt das Tetrodotoxin ins umliegende Muskelfleisch und ruft beim Verzehr eine lebensbedrohliche Intoxikation hervor. Ähnlich gestaltet sich eine aktive Fischvergiftung auch beim Stich eines Igelfisches oder Stachelrochens. Die beiden Fischarten produzieren ebenfalls starke Toxine, die bei Berührung der Fischstacheln freigesetzt werden.
- passive Fischvergiftung: Die passive Fischvergiftung ist auch als Ciguatera bekannt. Hier werden die Gifte nicht vom Fisch selbst produziert, sondern gelangen über dessen mitverzehrte Nahrungsbestandteile in den menschlichen Organismus. Der häufigste Auslöser einer Ciguatera ist hierbei der Mikroorganismus Gambierdiscus toxicus – ein Geißeltierchen aus der Familie der Dinoflagellaten, welches sich mit Vorliebe auf Meeresalgen ansiedelt und die Nervengifte Ciguatoxin und Maitotoxin produziert. Darüber hinaus gelten auch muschelfressende Fische als besonders gefährdet, da viele Muscheln ebenfalls hochwirksame Toxine (z.B. Histamin, Azaspiracid, Botulinumtoxin oder Okadasäure) produzieren. Besonders gerne gefressen werden entsprechende Algen- und Muschelarten von Muränen, Snappern, Barrakudas, Makrelen, Barschen, Doktor- und Papageifischen.
Welche Symptome verursachen Fischvergiftungen?
Auch wenn sich die passive Ciguatera, sowie die aktive und bakteriell-virale Fischvergiftung erheblich voneinander unterscheiden, sind die Symptome doch meist die selben. Dabei können Sie eine entsprechende Vergiftung an folgenden Beschwerden erkennen:
- Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
- Fiebersymptome
- Gelenkschmerzen
- Juckreiz an Hand- und Fußflächen
- Kopfschmerzen
- Lähmungserscheinungen
- Magen- und Muskelkrämpfe
- niedriger Blutdruck und Herzrasen
- Schwächeanfälle
- Schwindel
Sofern es sich um eine Fischvergiftung durch den Verzehr von verdorbenem Fisch oder eine aktive Fischvergiftung handelt, lassen die genannten Symptome meist nicht lange auf sich warten. In der Regel zeichnen sich erste Beschwerden schon binnen 30 Minuten bis 24 Stunden nach dem Verzehr ab. Bei einer passiven Ciguatera beträgt die Inkubationszeit hingegen oftmals 1 bis 30 Stunden, wobei in diesem Zeitraum zunächst Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Erst in den Folgewochen und -monaten melden sich dann auch andere Symptome. Die Sterberate liegt im Falle einer Ciguatera bei etwa 7 Prozent.
Behandlung bei Fischvergiftung
Die Therapie von Fischvergiftungen richtet sich grundsätzlich nach deren Ursachen. Auch muss gesagt werden, dass nicht jede Fischvergiftung gleichermaßen gut behandelbar ist. So ist der Tod bei einer Vergiftung durch den Verzehr von Kugelfisch beispielsweise meist sicher. Das in Haut, Leber und Eierstöcken des Fisches befindliche Tetrodotoxin entfaltet seine tödliche Wirkung nämlich bereits ab einer Dosis von nur 10 µg pro 1 kg Körpergewicht und setzt ohne sofortige Notfallmaßnahmen sämtliche Körperfunktionen durch umfangreiche Lähmungen außer Kraft. Es kommt also unweigerlich nach dem Verzehr zu einem Herz- und Atemstillstand. Leider sind Rettungskräfte nur selten direkt vor Ort, wenn falsch zubereiteter Kugelfisch serviert wird. Atmung und Kreislauf durch entsprechende Geräte und Medikamente vor einer Lähmung zu bewahren, ist damit nahezu unmöglich.
Besser stehen die Chancen bei einer Ciguatera und Fischvergiftungen, die durch Bakterien oder Viren entstehen. Hier können folgende Behandlungsmaßnahmen unternommen werden:
Verabreichung eines Gegengiftes: Gerade Muschelgifte lassen sich durch die Injektion eines geeigneten Gegengiftes gut behandeln. Wichtig ist, dass die intravenöse Verabreichung von Gegengift schnell von statten geht, da die Toxine ansonsten, ähnlich wie Tetrodotoxin, zur tödlichen Gefahr werden können.
Auspumpen des Magens: Eine Ciguatera wird von Ärzten meist durch das Auspumpen des Mageninhaltes beseitigt. Ergänzend kommen alkohol- und zuckerhaltige Lösungen zum Einsatz, welche die Ausscheidung von Giftresten über Darm und Nieren beschleunigen. Auch hierbei gilt: Je schneller besagte Maßnahmen ergriffen werden, desto besser, denn eine länger anhaltende Ciguatera kann zu bleibenden Schäden am zentralen Nervensystem führen.
Flüssigkeitszufuhr erhöhen: Symptome wie starker Durchfall oder Erbrechen im Zuge einer Fischvergiftung bedeuten für Patienten einen erheblichen Flüssigkeitsverlust. Um den Elektrolyt- und Wasserhaushalt des Körpers wieder zu stabilisieren, muss deshalb eine gezielte Flüssigkeitszufuhr, etwa über Infusionen oder vermehrtes Wassertrinken, gewährleistet sein. Die Maßnahme fördert zudem eine rasche Ausscheidung der Überreste entsprechender Gifte.
Mineralstoffzufuhr erhöhen: Neben dem Verlust von Körperflüssigkeit, kann bei einer Fischvergiftung auch die Zufuhr von Mineralstoffen in Mitleidenschaft gezogen werden. Infusionen sind hier ebenfalls die beste Wahl. Zusätzlich kann ein gezielter Ernährungsplan helfen, die Genesung nach der Vergiftung zu unterstützen.
Quarantänemaßnahmen: Bakterielle und virale Fischvergiftungen sind dazu im Stande, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei einer derartigen Vergiftung den Kontakt zu anderen Personen zu meiden, bis die Intoxikation sicher überstanden ist. Viele Patienten mit Fischvergiftung werden daher bis zur Genesung privat oder stationär unter Quarantäne gestellt und selbst Lokale, deren Gäste eine Fischvergiftung erleiden, müssen sich gelegentlich einer Sicherheitsschließung unterziehen, bis Ausmaß und Ursprung der Vergiftung genau ermittelt wurden.
Fischvergiftung – Wann zum Arzt?
Eine Bakterielle oder virale Fischvergiftung löst sich nach wenigen Tagen meist von selbst in Wohlgefallen auf. Sind jedoch Gifte für die Vergiftung verantwortlich, ist ein Arztbesuch unerlässlich. Noch besser ist es, wenn Sie umgehend den Notruf wählen, sobald Sie entsprechende Symptome an sich feststellen, da eine geeignete Behandlung ohnehin im Krankenhaus erfolgen muss.
Fischvergiftungen vorbeugen – so geht’s
- Achten Sie beim Kauf von rohem Fisch unbedingt auf eindeutige Frischeanzeichen. Sollte der Fisch riechen, Verfärbungen oder trübe Augen aufweisen, können Sie davon ausgehen, dass es sich hier um einen mindestens zwei Tage alten Fisch handelt, der zum Verzehr nicht mehr geeignet ist. Auch angetaute Ware ist in diesem Zusammenhang nicht zu empfehlen.
- Besonders umsichtig sollten Sie bei der Frischfisch-Kontrolle sein, wenn es sich um Karibikfische handelt. Diese sind besonders anfällig für giftige Mikroorganismen wie das Geißeltierchen Gambierdiscus toxicus. Etwaige Marktexemplare müssen darum sorgfältig gereinigt, am besten auch mit einem Gütesiegel versehen sein. Lassen Sie sich dieses vom Händler zeigen, ehe Sie zu exotischen Fischprodukten greifen.
- Auch was den Kauf einheimischer bzw. europäischer Fischprodukte, insbesondere von Fischkonserven anbelangt, darf nicht geschludert werden. Eingelegte Herings-, Makrelen-, Thunfisch- oder Sardellenkonserven laden bakterielle Keime förmlich zum Nisten ein, weshalb Sie das Ablaufdatum der Ware immer genau unter die Lupe nehmen müssen.
- Bei der richtigen Zubereitung von Fisch kommt es zunächst darauf an, den Fisch von möglichem Tauwasser zu befreien. Reinigen Sie die Ware deshalb unter fließendem Wasser und trocknen Sie den Fisch danach gut mit einem Küchentuch ab.
- Die Hygiene spielt auch bei der Verarbeitung des Fisches eine große Rolle. Dringend geboten sind beispielsweise separate Schneidbretter für Fisch und Gemüse, sowie ein unbenutztes Fischmesser zum Schuppenputzen und Entgräten. Ferner sollte Ihr Fisch lange genug erhitzt werden, um mögliche Erreger zuverlässig abzutöten.
- Da warme Temperaturen ein wahres Freudenfest für Keime und Krankheitserreger jedweder Art sind, erscheint es kaum verwunderlich, dass der prozentuale Anteil von Fisch- und Lebensmittelvergiftungen im Sommer rapide zunimmt. Insbesondere in heißen und schwülen Monaten ist darum auf eine ausreichend kühle Lagerung des Fisches zu achten.
- Wenn Sie gerne in Fischlokalen oder Restaurants mit Fischgerichten im Angebot essen gehen, sollten Sie sich zuvor über die Hygienestandards der Küche informieren. Hierbei kann schon das Erscheinungsbild des Lokals erste Hinweise auf die Reinlichkeitsmanier des gastronomischen Etablissements geben. Auch raten wir von extravaganten Fischgerichten, wie Fugu aus Kugelfisch ab. Dessen Verzehr mag zwar ein außergewöhnliches, vielleicht aber auch das letzte Erlebnis sein, das sie genießen. Halten Sie sich lieber an bekannte Fischgerichte, deren Zutaten und Zubereitungsart unbedenklich sind.
Fazit
Eine Lebensmittelvergiftung durch Fischgerichte hat ihren Ursprung meist in einer mangelnden Hygiene bei der Lagerung oder Zubereitung der Meerestiere. Das Spektrum möglicher Gifte, welche für die Fischvergiftung verantwortlich sein können, erstreckt sich dabei von fischeigenen Nervengiften über giftproduzierende Bakterien und Viren bis hin zu Giften, die aus den Nahrungsquellen der Tiere stammen. Sollten Sie einen Verdacht auf Fischvergiftung hegen, ist deshalb die Hilfe fachkundiger Ärzte gefragt. Setzen Sie sich bei entsprechenden Symptomen also unverzüglich mit einem Arzt oder Notarzt in Verbindung, um bleibende Organ- und Nervenschäden zu verhindern!