Rheuma ist eine Erkrankung, die in den Augen einer breiten Bevölkerungsschicht vor allem ältere Menschen trifft. Es tauchen dabei fast immer Bilder deformierter Gliedmaßen, speziell der Hände, in den Köpfen vieler Verbraucher auf. Rheuma ist aber weit mehr und kann bereits junge Menschen treffen. Unter der Begriff Rheuma (eigentlich wäre die Bezeichnung Krankheiten des rheumatischen Formenkreises korrekter) wird ein ganzer Krankheitskomplex zusammengefasst, in dem nicht nur gelenkspezifische Krankheitsbilder auftauchen.
Die moderne Medizin kennt beim Stichwort Rheuma inzwischen auch Erkrankungen, die:
- das Gefäßsystem (z. B. Morbus Wegener)
- Muskeln und Sehnen (z. B. Polymyalgia rheumatica)
- oder den Stoffwechsel (z. B. Hämochromatose)
erfassen. Eine bunte Mischung verschiedener Krankheitsbilder, welche die Komplexität des Leidens Rheuma deutlich machen. Für die allgemeine Wahrnehmung prägend bleiben aber entzündlich-rheumatische Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew.
Rheuma und Ernährung
Auf den ersten Blick haben Krankheiten des rheumatischen Formenkreises und Ihre Ernährungsgewohnheiten wenig miteinander zu tun. Denkt man über die Auslöser und die Folgen der einzelnen Erkrankungen intensiver nach, lassen sich allerdings erste Zusammenhänge erkennen. Beispielsweise stellt Übergewicht für bereits geschädigte Gelenke und Knochenstrukturen eine zusätzliche Belastung dar. Darüber hinaus weiß die Medizin, dass die Aufnahme bestimmter Stoffe zumindest im Bereich der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen Einfluss auf den Krankheitsverlauf – positiv wie negativ – haben kann.
Tatsachen und Erkenntnisse, aus denen sich über die Jahre verschiedene Ernährungsempfehlungen für betroffene Patienten haben ableiten lassen. Wie sehen diese im Einzelnen aus? Ein erster wichtiger Hinweis bezüglich der Ernährung betrifft das Körpergewicht. Jedes Kilo auf den Hüften ist bei Rheuma ein Kilo zu viel. Als Patient mit Übergewicht sollten Sie zuerst das Gewicht normalisieren. Als Hilfestellung können Sie an dieser Stelle den BMI (Body-Mass-Index) heranziehen, der sich aus dem Quotienten Ihres Körpergewichts und der quadrierten Körpergröße ergibt.
Zudem sollten Sie einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit auf die Erhaltung der Knochengesundheit richten. Kalzium spielt an dieser Stelle eine besondere Bedeutung. Eine ausreichende Zufuhr wird daher in der Ernährung bei Rheuma eine Rolle spielen.
Ernährungstipps für Patienten mit Rheuma
Wer unter entzündlich-rheumatischen Erkrankungen leidet, muss mit Schmerzen leben und kann mitunter dabei zusehen, wie sich die Gelenke der Hand oder der Finger verändern. Gerade für den Bereich der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bewerten Experten das Potenzial einer Ernährungsumstellung hoch. Mit der richtigen Diät sind Rheuma-Patienten mitunter nicht nur in geringerem Umfang auf eine medikamentöse Therapie angewiesen. Auch die Beschwerdehäufigkeit nimmt durch eine angepasste Ernährung ab.
Als Ernährungsempfehlung gilt grundsätzlich, dass Rheumatiker tierische Fleisch- und Wurstprodukte (auch Milchprodukte mit hohem Fettanteil und Eier) meiden sollten, pflanzliche Produkte und Fisch dagegen bevorzugt aufnehmen sollten. Hintergrund: In den tierischen Produkten ist Arachidonsäure (gebildet aus Linolsäure bzw. Gamma-Linolsäure) enthalten. Letztere fördert Entzündungen, sie wirkt damit wie ein Trigger auf entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Größere Mengen dieser Verbindung sind unter anderem in:
- Rindfleisch
- Huhn
- Schweinefleisch
- Eiern oder
- Thunfisch und Lachs
enthalten. Zum Beispiel enthält Rindfleisch 20 mg Arachidonsäure pro 100 Gramm, beim Schweineschmalz schnellt der Wert aber auf 1.700 mg hoch. In pflanzlichen Produkten ist die Arachidonsäure dagegen nicht enthalten. Wirkt sich der Verzehr arachidonsäurehaltiger Lebensmittel negativ aus, hat die Aufnahme von Eicosapentaensäure (entsteht aus Alpha-Linolsäure) ganz andere Wirkung. Diese wirkt entzündungshemmend und tritt quasi als Antagonist der Arachidonsäure auf (Syntheseprodukte der Eicosapentaensäure hemmen die Bildung entzündungsfördernder Verbindungen aus der Arachidonsäure).
Hohe Gehalte der Eicosapentaensäure sind unter anderem in diversen Pflanzenölen, wie:
- Leinöl
- Chiaöl
- Raps- oder Walnussöl
zu finden. Ebenfalls als Quelle für Eicosapentaensäure bzw. deren Synthesevorstufen (Omega-3-Fettsäuren) in Frage kommen Fische, zu denen unter anderem:
- Lachs
- Sardelle
- Hering
- oder Thunfisch
und deren Öle gehören. Basierend auf diesen ernährungsphysiologischen Zusammenhängen lassen sich für Sie als Rheumatiker konkrete Ernährungsempfehlungen ableiten. Essen Sie:
- Fleisch oder Wurst nur 2 x pro Woche
- so wenig wie möglich fettreiche tierische Produkte
- mehrmals die Woche Fische (z. B. Lachs, Hering usw.)
- vermehrt pflanzliche Produkte und nutzen häufiger pflanzliche Öle
- Hülsenfrüchte, Nüsse und kalziumreiches Gemüse.
Bezüglich des Verzehrs von Milchprodukten gilt, dass 0,5 l fettarme Milch bzw. 100 Gramm bis 300 Gramm andere Milchprodukte (Käse, Joghurt, Quark) je nach Fettgehalt pro Tag durchaus eine vertretbare Menge darstellen. Auf sehr fettige Milchprodukte (Mascarpone oder Sahnequark) sollte dagegen eher verzichtet werden.