Bei einer oberflächlichen Lederhautentzündung (Episkleritis) kommt es zu einer Entzündung der Bindegewebeschicht zwischen Bindehaut und Lederhaut des Auges. Die Sonderform der Skleritis ist dabei nur auf die oberste Lederhautschicht begrenzt. Sie zeichnet sich durch einen rötlich gefärbten Fleck oder hellrote Knötchen im Auge aus. In den meisten Fällen tritt eine Episkleritis unvermittelt, ohne vorherige Verletzungen oder Erkrankungen des Auges auf. Auch ist sie in der Regel harmlos und heilt ohne Komplikationen spontan von selbst aus. In ein paar Fällen ist aber dennoch Vorsicht geboten. Lesen Sie im Folgenden wichtige Patienteninformationen über Ursachen, Symptome sowie der Behandlung einer oberflächlichen Lederhautentzündung.
Wie entsteht eine Episkleritis?
Der Augapfel wird fast vollständig von der weißlichen Lederhaut (Sclera oder Sklera) umschlossen, welche das Auge vor äußeren Einflüssen schützt. Im Gegensatz zu anderen Elementen des Auges ist die aus Kollagenbindegewebe bestehende Sklera relativ gefäßarm. Sie erstreckt sich von der Eintrittsstelle des Sehnervs (Nervus opticus) bis zur Hornhaut (Cornea). Dabei ist die Lederhaut an der Übertrittstelle zur Hornhaut von einem kleinen Abschnitt der Bindehaut (Konjunktiva) überzogen. Unter der Lederhaut selbst verläuft nochmals eine eigene Bindegewebeschicht, die Episklera. Sie besteht aus dünnen Kollagenbündeln sowie lockerem Bindegewebe und trennt die Lederhaut am vorderen Auge von der Bindehaut.
Bei einer Episkleritis kommt es nun zu einer Entzündung dieser unter der Lederhaut verlaufenden Bindegewebeschicht. Anders als die gewöhnliche Skleritis sind entsprechende Entzündungen aber nur oberflächlich an der Episklera vorhanden und lassen darunterliegende Lederhautschichten unberührt. Kommt es bei dieser Entzündung auch zu einer Ausbreitung in die tiefere Lederhaut, so liegt eine Skleritis vor. Je nach Ausprägung kann eine oberflächliche Lederhautentzündung wie folgt unterschieden werden:
- noduläre Episkleritis – die Lederhautentzündung tritt hier als linsengroßer und druckempfindlicher, häufig auch geröteter Knoten auf.
- diffuse Episkleritis – die Lederhautentzündung hat sich tiefer in die Sklera ausgebreitet und erscheint äußerlich wie eine akute Entzündung der Bindehaut. In der Folge tritt hier meist eine umfassende Skleritis auf.
Ursachen für Episkleritis
Die genauen Ursachen einer oberflächlichen Lederhautentzündung sind derzeit noch nicht bekannt. Allerdings entstehen Entzündungen immer aufgrund eines Angriffs auf das körpereigene Immunsystem, was in Folge entzündliche Erkrankungen auslöst. Anders als bei vielen anderen Entzündungskrankheiten wird eine Episkleritis jedoch nicht oder nur höchst selten von Viren oder Bakterien hervorgerufen. Einzelheiten zu möglichen Gründen entnehmen Sie bitte der nachstehenden Übersicht:
- bestehende Infektionskrankheiten: Wie bereits erwähnt, kommen bakterielle oder virale Erreger als Auslöser einer oberflächlichen Lederhautentzündung eher selten vor. Maßgeblich sind es hier Bakterien, welche entzündliche Reaktionen an der Episklera hervorrufen. Als häufigste bakterielle Erkrankungen im Vorfeld gelten hier Tuberkulose, Borreliose, Syphilis und Gürtelrose. Virale Erkrankungen wie Herpes Zoster können in manchen Fällen ebenfalls zu einer Episkleritis beitragen.
- Autoimmunerkrankungen: Sehr häufig tritt eine Entzündung der Episklera in Zusammenhang mit einer Autoimmunerkrankung auf. Hierzu zählen vor allem Kollagenosen wie das Sjögren-Syndrom, die das Bindegewebe nachhaltig schwächen. Ebenso sind Autoimmunreaktionen bei Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes oder Sklerodermie nicht als Ursache der oberflächlichen Lederhautentzündung auszuschließen. Die Gefahr einer tiefgreifenden Skleritis als Folgeerkrankung ist in diesen Fällen sehr hoch.
- sonstige Erkrankungen: Auch Erkrankungen des Stoffwechsels, wie zum Beispiel Gicht, Erkrankungen des Verdauungstraktes wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sowie Gefäßentzündungen kommen als Auslöser einer Episkleritis in Frage. Daneben gibt es eine Reihe von Beschwerden, die höchstwahrscheinlich über eine Reizung des Sehnervs (z.B. bei Stress oder anhaltender Überanstrengung der Augen) zur Oberflächenentzündung der Sklera führen.
Symptome bei entzündeter Episklera
In der Regel sind Formen der Episkleritis schmerzfreie Erkrankungen, die sich durch deutlich erkennbare hellrote Flecken oder Knötchen am Auge auszeichnen. Die Knötchen lassen sich hierbei meist verschieben und sind druckempfindlich. Zu einem eingeschränkten Sehvermögen kommt es bei oberflächlicher Lederhautentzündung normalerweise nicht. Allerdings kann sich die Entzündung der Lederhaut anderweitig bemerkbar machen. Insgesamt ist bei entzündeter Episklera mit folgenden Symptomen zu rechnen:
- hellrote Flecken oder Knötchen auf dem Auge
- Augenbrennen
- tränendes Auge
- Schwellungen
- Lichtempfindlichkeit
- Druckempfindlichkeit und Druckschmerzen
blauen Verfärbung des Auges umgehend einen Arzt auf, da dies auf eine Skleritis hindeutet!
Diagnose und Therapie bei Episkleritis
Die Diagnose einer entzündeten Episklera erfolgt durch einen Augenarzt. Dieser untersucht das betroffene Auge äußerlich auf Auffälligkeiten wie rötliche Knötchen und starken Tränenfluss. Ebenso wird der Patient innerhalb eines Gespräches zu weiteren Symptomen und bestehenden Erkrankungen befragt. Anschließend erfolgt eine Analyse des betroffenen Auges mittels Spaltlampe. Auf diese Weise kann ein Arzt feststellen, ob sich die Entzündung bereits in tiefere Gewebeschichten ausgedehnt hat, womit eine Skleritis gegeben wäre.
Neben der Therapie bestehender Grunderkrankungen orientieren sich weitere Maßnahmen bei entzündeter Episklera zunächst an den Symptomen. Eine eigenständige Behandlung ist bei oberflächlicher Lederhautentzündung meist nicht erforderlich, sofern die Entzündung innerhalb weniger Wochen von selbst abheilt. Hier einige Patienteninformationen zu wichtigen Schritten:
- Schonung und Befeuchtung: Um das Abklingen der Entzündung zu unterstützen, können Augentropfen mit Hyaluronsäure zur Befeuchtung des betroffenen Auges eingesetzt werden. Ein geeignetes Mittel ist hier zum Beispiel Vismed. Für das Auge strapazierende Tätigkeiten, wie längere Bildschirmarbeiten oder langes starren in helle Lichtquellen, sind vorübergehend auszusetzen. Auch von einem Reiben der Augen ist abzusehen.
- Entzündungslinderung: In schweren Entzündungsfällen kann eine Episkleritis auch mit steroidalen Augentropfen (z.B. Isopto-Max, Tobradex) behandelt werden. Diese sollte man jedoch nur kurzfristig einsetzen, da sie bei einer sensiblen Lederhautentzündung in seltenen Fällen auch zu einer Verschlechterung der Symptomatik führen können.
- Kühlung: Bei Schwellungen und Augenschmerzen kann das betroffene Auge gekühlt werden. Hierzu wird am besten eine Kühlkompresse verwendet, die in ein Stofftuch gewickelt sanft auf das Auge gelegt wird. Die Kälte wirkt außerdem einer Ausbreitung des Entzündungsherdes entgegen. Heilsame Kräuterextrakte wie Augentrost sind für die Kompressen zu empfehlen
Episkleritis – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine oberflächliche Lederhautentzündung ist meist eine harmlose Reaktion, die innerhalb weniger Wochen von selbst abklingt. Dennoch kann es bei einer ausbleibenden Behandlung der Grunderkrankung zur wiederholten Entstehung einer Lederhautentzündung kommen.
- In seltenen Fällen kann sich eine Episkleritis auch zu einer tieferliegenden Skleritis entwickeln, die zu schweren Komplikationen am Auge führen kann. Eine Entzündung der tieferen Sklera kann sich unbehandelt auch auf die Netzhaut ausbreiten, was im schlimmsten Fall zur Erblindung führt.
- Da die genauen Ursachen für Episkleritis noch ungeklärt sind, ist eine Prävention schwierig. Es empfiehlt sich aber, das Auge generell mit Pflegemaßnahmen (z.B. Augentropfen zur Befeuchtung oder gezielte Schonung des Auges) zu stabilisieren, vor allem dann, wenn eine Vorinfektion bereits bekannt ist. Liegen verschiedene systemische oder autoimmune Erkrankungen vor, ist eine frühzeitige Therapie wichtig, um Entzündungen der Episklera zu vermeiden.
Fazit
Bei einer Episkleritis kommt es zu einer Entzündungsreaktion des Körpers innerhalb der Lederhaut des Auges. Die Entzündung befällt dabei die Episklera, bei der es sich um die oberste Bindegewebsschicht der Lederhaut handelt. Eine oberflächliche Lederhautentzündung verläuft meist schmerzlos und macht sich nur durch Verfärbungen, starken Tränenfluss und gelegentlich auch Augenbrennen bemerkbar. Die Behandlung richtet sich nach der auftretenden Symptomatik und beinhaltet vor allem Augentropfen und Kühlungsmaßnahmen. Sofern ergänzend zugrundeliegende Krankheitsursachen zeitnah behandelt und das Auge bis zur Ausheilung der Entzündungsreaktion geschont wird, besteht meist kein Grund zur Sorge. Denn die Sonderform der Skleritis heilt im Großteil aller Fälle von selbst wieder ab. Nur, wenn sich die Entzündung auf tiefere Schichten der Lederhaut ausweitet, ist Vorsicht geboten. Hier könnte das Sehvermögen des Patienten nachhaltig beeinträchtigt werden.