Bei einer Zwangsstörung handelt es sich um eine schwere psychische Erkrankung, bei der Betroffene zwanghaft immer wieder die gleichen Rituale ausführen oder von beunruhigenden Gedanken heimgesucht werden. Auch wenn die betroffenen Menschen erkennen, dass die Ängste und Handlungen irrational sind, können sie dieses Denken als auch Handeln oftmals nicht in den Griff bekommen.

Was steckt dahinter?
Bei einer Zwangsstörung liegt ein breites Spektrum an Verhaltensauffälligkeiten sowie anderen psychischen Merkmalen vor. Es gibt Betroffene, die von Zwangsgedanken verfolgt werden. Es kann sich dann um zwanghafte Vorstellungen, wie zum Beispiel unerwünschte sexuelle Handlungen oder bestimmte Gewalttaten handeln, die sie begehen wollen/müssen. Dann gibt es Menschen, die unter dem Druck stehen, bestimmte Handlungen immer wieder in ritualisierter Form ausführen zu müssen. Bekannt ist da beispielsweise das ständige Waschen der Hände oder das Menschen bestimmte Dinge immer in der selben Art und Weise angeordnet haben müssen.
Solche und weitere Gedanken als auch Handlungen bezeichnet man als Zwang. Betroffene versuchen meist erfolglos dagegen anzukämpfen. Das kostet Menschen viel Kraft, den inneren Widerstand und die Handlungen oder Gedanken zu unterlassen. Dieser Kampf mit sich selbst erzeugt eine immer stärker-werdende Anspannung sowie Angst. Der Druck wird erst nachlassen, wenn diese Menschen den Zwängen nachgeben.
Das Verhalten ist dabei mitunter dem von Suchtkranken ähnlich und es tritt auf Dauer eine Art Gewöhnungseffekt ein. Rituale können immer komplexer sowie langwieriger werden, bis sich die ersehnte Entspannung einstellt. Das Schlimme dabei ist, dass die vorhandenen Zwänge immer mehr Zeit und Energie in Anspruch nehmen werden.
Nicht jedes Ritual muss zwanghaft sein
Mit Sicherheit steckt in jedem Menschen zumindest ein bisschen zwanghaftes Verhalten. Dazu können auch abergläubische Vorstellungen gehören oder eben ganz harmlose Rituale. Manche Menschen fühlen sich an einem Freitag, den 13. nicht richtig wohl, wenn sie etwas bestimmtes an diesem Tag machen sollen und andere falten gerne Brötchentüten und heben sie auf.
Natürlich kann der Übergang von einem normalen Verhalten zu einer Zwangsstörung fließend sein. Manche fühlen sich sich vielleicht nur gezwungen, vor dem zu Bett gehen noch einmal zu überprüfen, ob das Licht im Flur ausgeschaltet ist, auch wenn sie das vor dem Gang ins Badezimmer schon getan haben. Es gibt auch die Menschen, die ein mehrstündiges Waschritual hinter sich bringen müssen, bevor sie ihr Zuhause verlassen können.
Vom Grundsatz her gilt, dass es sich dann um eine Zwangsstörung handelt, wenn die betroffene Person sich stark eingeschränkt im Alltag fühlt und/oder darunter leidet. Auf der Website oberbergkliniken.de kann man sich zum Beispiel auch noch weiterführend zum Thema Zwangsstörung informieren.
Sind viele Menschen von einer Zwangserkrankung / Zwangsstörung betroffen?
Oft schämen sich die Menschen, die unter einer Zwangserkrankung leiden, sehr für ihr „merkwürdiges“ Verhalten und erzählen deshalb möglichst wenig bis gar nichts darüber. Deshalb wird die Dunkelziffer der betroffenen Personen hoch sein. Es wird von Experten geschätzt, dass ca. 1 bis 3 % der Bevölkerung im ihrem Leben einmal von einer Zwangsstörung betroffen sein werden. Dabei sollen bei Männern öfters Kontrollzwänge auftreten und Frauen sollen mehr unter Wasch- oder Putzzwängen leiden. Zu den Zwangsstörungen kann es auch meist noch zu weiteren psychischen Störungen, wie zum Beispiel zu einer Depression oder zu einer Angststörung, kommen.
Zwänge können schon bei Kindern auftreten
Oft beginnen Zwangsstörungen bereits in der Kindheit oder Jugend. Bei vielen zeigen sich schon vor dem 15. Geburtstag die ersten Symptome einer Zwangsstörung. Häufig bemühen sich die Kinder sowie Jugendlichen, diese Zwänge geheimzuhalten. Jungen sollen mehr davon betroffen sein, als Mädchen. Stark manifestieren sich dann diese Zwänge häufig in Konfliktsituationen oder Lebenskrisen.
Mögliche Ursachen
Wie es zu den verschiedenen Zwangsstörungs-Arten kommen kann, wurde noch nicht herausgefunden. Zwillingsstudien sowie Familienuntersuchungen zufolge kann es sein, wie bei vielen anderen psychischen Erkrankungen auch, dass es sich um eine erbliche Vorbelastung bei manchen Zwangsstörungen handelt. Es müssen aber weitere Faktoren hinzukommen, damit diese auch ausbricht.
Was man darüber sonst noch weiß
Was man inzwischen noch weiß ist, dass bei Personen mit Zwangserkrankung beim Gehirn der Frontallappen überaktiv sein soll. Dieser kontrolliert neben anderem auch die sogenannten Basalganglien, was wiederum Hirnstrukturen sind, welche für die motorischen Abläufe benötigt werden. Diese Hypothese wird dadurch erhärtet, dass Personen, deren Basalganglien aufgrund von Tumoren oder Kopfverletzungen beeinträchtigt wurden, öfters Zwangsstörungen entwickeln. Außerdem hat es den Anschein bei Menschen mit Zwangsstörung, dass deren Serotoninhaushalt im Gehirn beeinträchtigt ist. Bei Serotonin handelt es sich um einen bedeutenden Nervenbotenstoff, auch Neurotransmitter genannt. Ebenso können auch Umwelteinflüsse, also häufig belastende Ereignisse der Auslöser für eine Zwangsstörung sein.
Mögliche Symptome?
Wiederkehrende Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen gehören zu den Hauptmerkmalen einer Zwangsstörung. Oft treten auch beide Symptome gleichzeitig auf. Zwangsgedanken als auch Zwangshandlungen führen zu einer starken innere Anspannung, welche häufig mit Angst verbunden ist.