Rauchersatzmittel haben es schwer, sich durchzusetzen. Schließlich ist es für einen echten Raucher fast so schwierig, langfristig auf eine Alternative umzusteigen, als von heute auf morgen ganz aufzuhören, so scheint es zumindest. Eine Ausnahme allerdings könnte es geben. Nach einer Statistik der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, die die Zeit zitiert, frönen in Deutschland mittlerweile rund 1,1 Millionen Menschen der E-Zigarette. Andere Statistiken gehen sogar von dem Dreifachen aus – Tendenz steigend. Damit scheint der Glimmstengel Konkurrenz zu bekommen.
Doch was ist eigentlich das Besondere an E-Zigaretten als Rauchersatz und was macht die Verdampfer so erfolgreich im Vergleich zu Alternativen? Und welche Rolle spielen sie wirklich bei der Rauchentwöhnung?
Rauchersatzmittel – ein Überblick
Wer es jemals selbst probiert hat – ob mit oder ohne Erfolg -, der weiß: Das Rauchen aufzuhören, ist eine echte Herausforderung. Viele scheitern daran, nicht nur beim ersten Versuch, sondern immer wieder. Unterstützung versprechen Rauchersatzmittel. Dabei handelt es sich in erster Linie um Nikotinersatzmittel wie die berühmten Nikotinpflaster. Sie zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Nikotinersatzpräparate geben Nikotin an den Körper ab, allerdings in geringeren Dosen und deutlich langsamer als Zigaretten.
- Davon abgesehen enthalten Sie keine weiteren gesundheitsschädigenden Stoffe, anders als herkömmliche Glimmstengel.
- Nikotinersatzmittel dienen vor allem dazu, Entzugserscheinungen in der Anfangsphase nach dem Aufhören zu lindern und so die Entwöhnung zu erleichtern.
Nikotinersatzprodukte erhalten Sie in verschiedenen Formen:
- Nikotinpflaster zum Aufkleben auf die Haut
- Nikotinkaugummi
- Nikotinsublingualtablette zum Auflösen unter der Zunge
- Nikotinlutschtabletten
- Nikotininhalator
- Nikotinnasenspray
Zudem gibt es die Möglichkeit, in der Entwöhnungsphase zu Medikamenten mit den Wirkstoffen Bupropion und Vareniclin zu greifen. Diese sind allerdings, anders als Nikotinersatzmittel verschreibungspflichtig.
Die E-Zigarette ist erst in den letzten Jahren populär geworden und basiert auf einem eigenen Prinzip. Sie besteht aus einem Akku, einem Vernebler, der als Heizelement fungiert, und einer Kartusche mit Flüssigkeit. Letzte wird nicht verbrannt, sondern verdampft. Dies funktioniert nach dem folgenden Prinzip:
- Wie beim Rauchen zieht der Betreffende an der (E-)Zigarette – oder drückt auf einen Knopf.
- Dadurch wird das sogenannte „Liquid“ in der Kartusche erhitzt.
- Den entstehenden Dampf atmet der „Dampfer“ ein.
Liquid gibt es in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, mit unterschiedlichem Nikotingehalt und auch komplett nikotinfrei. In jedem Fall nimmt der Dampfer deutlich weniger Schadstoffe auf als beim Verbrennen von Tabak. Deshalb gelten E-Zigaretten als erheblich gesünder als herkömmliche Zigaretten.
Warum ist die E-Zigarette so erfolgreich?
Die E-Zigarette, anfangs von vielen belächelt, liegt im Trend. Vor allem in größeren Städten nehmen die Fachgeschäfte für Dampfer und Zubehör zu, ebenso wie die Zahl der Menschen, die statt schwarzen Rauch hellen Dampf verbreiten. Doch was sind die Gründe für diese Erfolgsgeschichte?
Eine allgemeingültige Antwort lässt sich darauf schlecht geben. Allerdings spielen die folgenden Eigenschaften von E-Zigaretten eine zentrale Rolle:
- Haptik: Rauchen ist auch deshalb so verführerisch, weil man dabei etwas in der Hand hat und etwas zu tun bekommt. E-Zigaretten bieten einen ähnlichen Vorteil. Auch sie eignen sich gut, um Pausen und Leerlauf zu überbrücken.
- Ähnlichkeit im Gebrauch: Anders als bei einem Nikotinpflaster ähnelt die Anwendung einer E-Zigarette dem Rauchen, auch wenn dabei nichts verbrannt, sondern nur verdampft wird.
- Moderne Optik: Vor allem junge Menschen schätzen das moderne, stromlinienförmige Design von Verdampfern, das von der Werbung gerne und intensiv betont wird.
- Gesünder als Zigaretten: Wie gesund beziehungsweise ungesund E-Zigaretten tatsächlich sind, darüber diskutieren Forscher immer noch eifrig. Doch scheint es sehr wahrscheinlich, dass sie im Vergleich mit herkömmlichen Zigaretten deutlich besser abschneiden. Das wiederum macht sie attraktiver für gesundheitsbewusste Menschen.
- Geruchlos: Obwohl das Verdampfen dem Rauchen ähnelt, ist es weitgehend geruchlos. Das weiß auch die unmittelbare Umgebung des Dampfers zu schätzen. Auch Asche und Zigarettenstummel fallen beim Dampfen nicht an.
- Anpassbar: Das Liquid lässt sich so wählen, dass es den eigenen Bedürfnissen am nächsten kommt. Je nach Rauchertyp kann somit auch der Nikotingehalt sowie der Geschmack gesteuert werden.
Welcher dieser Gründe im jeweiligen Einzelfall ausschlaggebend ist, hängt sicher entscheidend von der betreffenden Person ab. Fest steht: E-Zigaretten haben sich zu einem Massenprodukt entwickelt. Damit bleibt die Frage zu klären, ob sie tatsächlich beim Rauchausstieg helfen oder vielleicht sogar kontraproduktiv sind.
Hilft die E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung?
In den letzten Jahren hat die Zahl an Studien über die E-Zigarette und ihre Wirkung zugenommen. Folglich gibt es neue Erkenntnisse über die Rolle der Verdampfer bei der Rauchentwöhnung. Allerdings sind diese weder eindeutig noch unumstritten:
- Eine Langzeitstudie der britischen Organisation Cancer Research UK kam zu dem Schluss, dass E-Zigaretten mit deutlich geringeren Gesundheitsrisiken verbunden sind als ihre herkömmlichen Verwandten. Wer also vom Rauchen auf das Dampfen umsteigt, lebt gesünder. Außerdem ergab die Studie, dass E-Zigaretten ähnlich viel Nikotin abgeben wie Glimmstängel, was längjährigen Rauchern das Umsteigen erleichtern könnte.
- Eine bereits 2013 in Neuseeland durchgeführte Studie, deren Ergebnisse bei Heise nachzulesen sind, bekräftigte die Wahrscheinlichkeit, dass E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung hilfreicher sind als Nikotinpflaster. Allerdings war die statistische Aussagekraft der Untersuchung nur gering, wie auch die Autoren zugeben.
- Wie unter anderem der Spiegel berichtet, schlägt sich das Royal College of Physicians auf die Seite derer, die E-Zigaretten als sinnvolle Alternative zum Rauchen empfehlen. Dabei verweisen die Ärzte darauf, dass die Verdampfer schon heute in Großbritannien das am weitesten verbreitete Mittel sind, um vom Rauchen loszukommen.
- Daneben existieren Studien, die betonen, dass auch E-Zigaretten die Gesundheit negativ beeinträchtigen. So entstehen beim Verdampfen beispielsweise die Stoffe Formaldehyd und Acetaldehyd, die krebserregend sind – wie im Ärzteblatt nachzulesen, in deutlich höherer Konzentration als beim „normalen“ Rauchen.
Insgesamt ist die Forschungslage E-Zigaretten betreffend derzeit noch gering. Deutsche Mediziner raten deshalb zur Vorsicht und verweisen auf mögliche ungeklärte Langzeitschäden des Dampfens.
Auch darüber, inwiefern E-Zigaretten wirklich bei der Rauchentwöhnung helfen, herrscht keine Einigkeit. Zwar mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Dampfen tatsächlich eine Unterstützung sein kann, vielleicht sogar mehr noch als die guten alten Nikotinpflaster. Doch aussagekräftige Zahlen, die dies einwandfrei belegen, fehlen noch. Davon unabhängig sind sich Mediziner weitgehend einig darin, dass E-Zigaretten – wenn schon nicht ungefährlich – deutlich weniger schädlich für die Gesundheit sind als konventionelle Glimmstengel. Im Zweifel gilt also: „Lieber Dampfen als Rauchen“.
Sicherheit wird die Zukunft bringen
Wer es genauer wissen will, muss warten. Die wachsende Beliebtheit von E-Zigaretten macht es wahrscheinlich, dass die Zahl der wissenschaftlichen Studien zu dem Thema in den nächsten Jahren rasant steigen wird.
Dann wird es nicht nur neue Erkenntnisse zu den Gesundheitsgefahren von E-Zigaretten geben. Auch ob und in welchem Umfang das Dampfen bei der Rauchentwöhnung hilft, wird sich wohl erst in Zukunft herausstellen. Davon abgesehen besteht die gesündeste Variante immer noch darin, gar nicht erst anzufangen – weder mit dem Rauchen noch mit dem Dampfen.