Die Dickdarmentzündung (Colitis) stellt eine Erkrankung dar, die vor allem in westlichen Industrienationen weit verbreitet ist. Insgesamt kommen auf 100 000 Einwohner etwa 250 bis 500 Krankheitsfälle – Tendenz steigend. Bekannte Formen dieser Darmentzündung sind vor allem Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Bei beiden Varianten handelt es sich um chronische Verläufe, die nicht nur mit schmerzhaften Entzündungen, sondern auch mit zahlreichen Lebensmittelunverträglichkeiten einhergehen. Um einen derart schwerwiegenden Krankheitsverlauf zu vermeiden, ist eine möglichst frühe Abklärung durch einen Proktologen wichtig. Vor allem bei familiärer Vorbelastung sollten Sie hier an regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung denken. In unserem Ratgeber zeigen wir Ihnen die Ursachen, Symptome und Möglichkeiten zur Behandlung einer Colitis.
Was ist eine Dickdarmentzündung?
Die Colitis fungiert in der Medizin als Oberbegriff für diverse Erkrankungen, die eine Entzündung des Dick- oder Grimmdarmes mit sich bringen. Darunter fallen sowohl akut-entzündlichen Erkrankungen des Darms (Enteritis), die durch Keime in der Ernährung, Medikamente oder Strahlung ausgelöst werden, als auch chronische Darmentzündungen. Allen Krankheitsbildern ist gemein, dass die Schleimhaut des Darmes stark angegriffen wird, was bis zu einer Strukturveränderung führen kann. Infolgedessen entstehen Verdauungsstörungen und schmerzhafte Beschwerden bei den Betroffenen.
Wie entsteht eine Dickdarmentzündung?
In den meisten Fällen von entzündlichen Erkrankungen des Darms liegt eine Schwächung der Darm- bzw. Dickdarmschleimhaut vor, die in Folge eine bakterielle Infektionen der Darmwand begünstigt. Charakteristisch für fast alle Formen der Erkrankung ist ferner eine erhöhte Sensibilität des Darms auf bestimmte Lebensmittel, sowie damit verbundene Verdauungsbeschwerden. Insbesondere kolikartige Bauchschmerzen und Durchfall gelten als Kardinalsymptome bei Colitis. Sie können im fortgeschrittenen Stadium sogar mit blutigem Stuhlgang einhergehen. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Darmwände durch die Entzündung bereits stark angegriffen wurden. Ebenfalls typisch für diverse Dickdarmentzündungen sind ein schubartiger Krankheitsverlauf, sowie ein Reizdarmsymptom als Folgeerkrankung.
Die genauen Umstände zur Entstehung von Dickdarmentzündungen sind bis heute ungeklärt. Trotzdem lässt sich bei vielen Patienten doch eine gewisse Überreaktion des Immunsystems feststellen. Deshalb gehören die meisten chronischen Formen von Colitis zu den Autoimmunerkrankungen. Bei den Bakterien muss es sich diesbezüglich nicht zwingend um körperfremde Erreger handeln. Oftmals entstammen die Erreger Bakterienstämmen, die eigentlich natürlich im Darm vorkommen. Bei einer Dickdarmentzündung rufen sie jedoch eine autoimmune Entzündungsreaktion hervor. Da es jedoch noch andere Ursachen für den Entzündungsprozess geben kann, wird bei Colitis zwischen folgenden Formen unterschieden:
- Colitis ulcerosa – Eine Darmentzündung in Form von Colitis ulcerosa wird durch genetisch bedingte Autoimmunreaktionen gegen natürliche Darmbakterien ausgelöst. Im Verdacht steht der sogenannte NFκB-Transkriptionsfaktor, welcher für die Regulierung von etwa 500 verschiedenen Genen verantwortlich ist. Er steuert bedeutende Abläufe im Immun- und Nervensystem sowie die Funktionalität von lymphatischen Organen. Colitis ulcerosa gilt als Krebsvorstufe und sollte von einem Arzt beobachtet werden.
- Ischämische Colitis – Die Ischämische Colitis wird durch Durchblutungsstörungen (Ischämien) im Bereich des Dickdarmgewebes ausgelöst. Meist tritt sie in Folge einer Arteriosklerose oder einer Langzeittherapie mit gefäßverengenden Wirkstoffen wie Adrenalin, Noradrenalin, Angiotensin oder Serotonin auf.
- Mikroskopische Colitis – Die Ursachen für diese Form der Darmentzündung sind bislang ungeklärt. Wahrscheinlich sind aber wie bei Colitis ulcerosa autoimmunologische Prozesse bzw. ein bis jetzt noch nicht identifizierter bakterieller oder viraler Erreger für die Entzündung verantwortlich. Ihren Namen erhielt die Mikroskopische Colitis, weil sie sich derzeit nur unter dem Mikroskop feststellen lässt.
- Morbus Crohn – Die Darmentzündung Morbus Crohn betrifft meist nicht nur den Dickdarm, sondern auch den Dünndarm, Magen und die Speiseröhre. Ursache ist auch hier eine genetische Veranlagung, die zu einer Autoimmunreaktion des Körpers gegen Bakterien der Darmflora führt. Im Verdacht stehen unter anderem mutierte NOD2-Rezeptoren, sowie veränderte Genabschnitte am 8. Chromosom. Diese sind für die Produktion von Defensin verantwortlich. Das natürliche Antibiotikum beansprucht am Chromosom Nr. 8 für gewöhnlich vier Produktionsabschnitte. Bei Patienten mit Morbus Crohn existieren dagegen nur drei Defensin-produzierende Genabschnitte dieser Art.
- Pseudocrohn – Diese Form der Darmentzündung kann sowohl den Dick- als auch den Dünndarm betreffen. Ausgelöst wird sie durch Bakterien der Gattung Yersinia. Pseudocrohn ist deshalb auch unter dem Namen Yersiniose bekannt.
- Pseudomembranöse Colitis – Pseudomembranöse Colitis ist auch als antibiotikaassoziierte Colitis bekannt, weil sie ausschließlich nach einer dauerhaften Einnahme von Antibiotika auftritt. Die Arzneimittel sorgen dabei für eine tiefgreifende Schädigung der Darmflora. Diese führt dazu, dass sich das darmeigene Stäbchenbakterium Clostridium difficile zu stark vermehrt und über seine toxischen Ausscheidungsprodukte zu einer Entzündung im Darm führt. Ein Reizdarm als Folgeerkrankung der Darmentzündung ist bei dieser Form von Colitis besonders häufig anzutreffen.
- Strahlenkolitis – Wie der Name es vermuten lässt, wird Strahlenkolitis durch radioaktive Strahlung, meistens in Folge einer Tumorbehandlung, ausgelöst. Tritt die Darmentzündung nur im Enddarm auf, wird sie auch als Proktitis bezeichnet. Geht die Entzündung hingegen über den Enddarm hinaus, ist Colitis die übliche Bezeichnung.
Welche Ursachen rufen eine Dickdarmentzündung hervor?
Wie bereits aufgezeigt, können die Ursachen für eine Entzündung des Dickdarms sehr vielseitig sein. Verschiedene Bakterienstämme und Gensequenzen spielen dabei eine wichtige Rolle. Allerdings gibt es noch weitere Faktoren, die zur Entstehung einer Colitis oder zum Voranschreiten einzelner Krankheitsschübe beitragen können. Hier eine kleine Übersicht.
- Vererbung: Die genetische Disposition einer Person ist ein Faktor, der Studien zufolge einen der wichtigsten Ursachen für den Ausbruch chronischer Darmentzündungen stellt. Meist handelt es sich hierbei um mutierte Gene, die der Steuerung von Abwehrprozessen bei bakteriellen Infektionen dienen. Aufgrund ihrer Mutation richten sich besagte Gene jedoch nicht nur gegen körperfremde Bakterien, sondern auch gegen die körpereigenen Bakterienstämme der Darmflora. Die Folge ist eine Produktion von Autoantikörpern, welche die Darmflora nach und nach zersetzen und so für eine Darmentzündung sorgen. Liegt eine entsprechende Genmutation vor, sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn die üblichen Formen.
- bakterielle Infektionen: Sofern eine genetisch bedingte Autoimmunreaktion als Auslöser für die Darmentzündung ausgeschlossen werden kann, sind möglicher Weise körperfremde Erreger für die Erkrankung verantwortlich. Ein gutes Beispiel ist hier der Bakterienstamm Escherichia Coli. Zwar gehören ihm auch natürliche Darmbakterien an, doch ebenso gibt es enterohämorrhagische E-Coli Bakterien, die besser unter dem Namen EHEC bekannt sind. Sie können ebenfalls für entzündliche Darmerkrankungen sorgen. Blutiger Durchfall ist hierbei ein deutliches Anzeichen für eine EHEC-Infektion. Weitere Bakterien, die eine Darmentzündung auslösen können, sind Campylobacter-, Clostridium-, Salmonella-, Shigella- und Yersiniastämme.
- weitere Erreger: Zu den möglichen Auslösern einer infektiösen Darmentzündung zählen auch Viren (z.B. Adeno-, Noro- oder Rotaviren), Pilze (z.B. Aspergillus-, Candida- oder Geotrichumpilze) und Parasiten (z.B. Würmer oder Einzeller). Sie alle greifen die Darmschleimhaut empfindlich an und rufen damit Entzündungen im Dick- oder Dünndarm hervor. Nicht zu unterschätzen sind hier vor allem Würmer, Einzeller und Candidapilze. Sie gelten neben Bakterien als die häufigsten Erreger im Bereich des Darms.
- mangelnde Hygiene: Akute Darmentzündungen beruhen oftmals auf einer infektiösen Ansteckung mit Bakterien, Viren, Pilzen oder Bakterien. Erneut lässt sich hier die EHEC-Infektion als Beispiel heranziehen. Die bakteriellen Erreger werden hier meist von Tier zu Mensch übertragen. Deshalb sind vor allem kontaminierte Lebensmittel wie Fleisch oder Milch gefährliche Ursachen einer Entzündung. Daneben sind auch keimträchtige Oberflächen als Ursache nicht auszuschließen. Wird dann auch noch die persönliche Hygiene vernachlässigt, kann es schneller zu einer Darmentzündung kommen als gedacht.
- neurologische und seelische Beeinträchtigung: Emotionaler Stress, ebenso wie eine gestörte Reizleitung im Nervensystem sind in Sachen Colitis nicht zu unterschätzen. Gerade wenn es um Krankheitsschübe geht, geben entsprechende Faktoren oft den Anstoß. Studien zufolge beeinflussen nämlich bestimmte Botenstoffe, die über Nervenbahnen in den Darm gelangen, die Entstehung von Entzündungen enorm. Zudem gilt der Darm als wichtiger Anzeiger für seelische Gesundheit. Er reagiert auf psychische und emotionale Unausgeglichenheit nur zu gerne mit Verdauungsproblemen und Entzündungen.
- Ernährung: Eine klassische Folge von Darmentzündungen sind Unverträglichkeiten für Lebensmittel, die mitunter sogar einen Krankheitsschub auslösen können. Insbesondere eine Ernährung, die reich an fettigen, scharfen, säure- und zuckerhaltigen Lebensmitteln ist, wirkt absolut schädlich. Geht es um Zucker, sind auch Laktose und Fruchtzucker kritisch. Milchprodukte und Fruchtzuckerprodukte mit hohem Zuckeranteil können eine bestehende Entzündung demnach ebenfalls verschlimmern. Des Weiteren wird immer wieder von Unverträglichkeiten gegenüber Fleisch berichtet.
- aggressive Substanzen und Therapien: Mit Blick auf eine Colitis und Strahlenkolitis bzw. –Proktitis durch Antibiotika seien an dieser Stelle auch chemische Substanzen und Bestrahlungen als mögliche Ursachen erwähnt. Bei Chemikalien kommen neben Giftstoffen, Alkohol, Nikotin und chemischen Drogen vor allem aggressive Arzneistoffe infrage. Dazu gehören Antibiotika, Antidepressiva, Antirheumatika und Zytostatika. Radioaktive Strahlung kann wiederum durch Strahlentherapien bei Krebsleiden oder durch radioaktiv verseuchte Umgebung für eine Colitis oder Proktitis sorgen.
Symptome bei Dickdarmentzündung
Die Symptome einer Entzündung im Dickdarm beeinträchtigen Betroffene im Alltag oft enorm. Lebensmittelunverträglichkeiten und sonstige Sensibilitäten des Darms erfordern meist einen genau geplanten Tagesablauf. Hier sollten weder zu viel Stress, noch anderweitige Reizungen des Darms auftreten. Ansonsten kann es sehr schnell zu folgenden Symptomen kommen:
- Blähungen
- Erbrechen und Übelkeit
- Durchfall mit oder ohne Blutbeimengungen
- Fieber
- Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit durch Nährstoffmangel
- kolikartige Schmerzen und Krämpfe
- Verstopfung
Welche Symptome wie oft bei einer Entzündung im Dickdarm auftreten, hängt stark vom Krankheitsverlauf ab. Zumindest für die Häufigkeit von Durchfall mit Schmerzen lässt sich aber eine grobe Einteilung vornehmen:
- geringe Krankheitsaktivität – Von einer geringen Krankheitsaktivität kann gesprochen werden, wenn ein durchfallartiger Stuhlabgang maximal viermal pro Tag besteht. Geringe Mengen von Blut im Stuhl können vorhanden sein. Begleitsymptome wie Fieber treten in dieser Phase jedoch noch nicht auf.
- mäßige Krankheitsaktivität – Bei mäßiger Krankheitsaktivität beträgt die Anzahl an Stuhlabgängen mindestens vier bis sechs Durchfälle pro Tag. Der Stuhl ist zumeist mit Blut vermengt und es liegt Fieber mit einer Temperatur von 38° C vor.
- hochgradige Krankheitsaktivität – Eine hochgradige Krankheitsaktivität beschreibt eine Symptomatik von deutlich mehr als sechs Durchfällen pro Tag. Andauernde Stuhlblutungen, sowie hohes Fieber über 38° C gehören auch dazu. Verkompliziert wird die Lage in diesem Stadium durch den oft erheblichen Verlust von Blut und Nährstoffen. Diese können durch den hochfrequenten Durchfall nicht im Körper gehalten werden. Auch die Resorption von Eiweißen und Mineralien, sowie Spurenelementen im Darm kann nicht ausreichend durchgeführt werden.
Diagnose und Behandlung einer Dickdarmentzündung
Um die Entzündung im Darm und ihre Art feststellen zu können, sind umfangreiche Untersuchungen nötig. Vor einer geeigneten Therapie müssen bestehende Symptome durch Anamnese abgeklärt werden. Auch die genaue Ursache, sowie eventuelle Unverträglichkeiten für Lebensmittel und andere Triggerfaktoren bedürfen einer sorgfältigen Prüfung. Die wichtigste Methode zur Diagnose ist die Koloskopie (Darmspiegelung). Hierbei werden Darmwand und Darmschleimhaut mittels eines oral oder rektal eingeführten Endoskops genau betrachtet und so Entzündungsherde sorgfältig untersucht. Erfolgen kann die Darmspiegelung entweder mit oder ohne Narkose. Im Anschluss müssen unter Umständen Allergie-, Stuhl- und Bluttests durchgeführt werden, um mögliche Erreger für die Entzündung zu ermitteln. Je nach Befund sind dann folgende Therapieansätze denkbar:
Natürliche Therapie und Hausmittel
- Ernährung: Stehen entzündliche Erkrankungen des Darms im Zusammenhang mit Unverträglichkeiten, z.B. einer vorliegenden Zöliakie oder einer Fruktosemalabsorption, muss in erster Linie die Ernährung angepasst werden. Dabei gilt es, die reizauslösenden Substanzen (Gluten, Fructose oder Laktose) zu meiden und insgesamt leicht verdauliche Kost zu sich zu nehmen. Auch bei chronischen Darmentzündungen sollen einzelne Komponenten der Nahrung durchaus ein Potenzial zur Linderung der Beschwerden besitzen: Studien wiesen nach, dass Kamille1 und Kurkuma2 bei Patienten mit Colitis ulcerosa eine Remission der Krankheit begünstigen. Kamille erreicht in Kombination mit Kaffekohle und Myrrhe gar einen Effekt, welcher mit der Wirkung des Standardmedikaments Mesalazin vergleichbar ist.
- Mineral- und Nährstoffsupplemente: Nahrungsergänzungsmittel leisten bei umfangreichen Unverträglichkeiten für Lebensmittel eine wertvolle Hilfe. Dies gilt ebenso bei anhaltendem Nährstoffverlust durch chronischen bzw. blutigen Durchfall. Durch die Supplementierung von Eisen, Eiweißen, Vitaminen und Co. können krankheitsbedingte Mangelerscheinungen zum größten Teil kompensiert werden. So lassen sich zudem Folgeerkrankungen wie Knochen- und Gelenkschwund zuverlässig verhindern. Auch durch Mineral- und Nährstoffmangel verursachte Symptome wie Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen lassen sich durch das gezielte Zuführen von Supplementen deutlich lindern. Ein guter Tipp ist hier Gerstengrassaft, der viele wichtige Mineral- und Nährstoffe enthält und zudem auf schonende Weise die Darmflora reguliert. Er wird von vielen Patienten mit chronischer Darmentzündung gut vertragen und ist im Reformhaus rezeptfrei erhältlich.
Schulmedizinische Behandlung und Arzneimittel
- Medikamente: Entzündungshemmende Medikamente zählen zur Standardtherapie bei Dickdarmentzündungen. Gängig sind Immunsuppresiva und Entzündungshemmer wie 6-Mercaptopurin, Azathiprin, Budesonid, Glucocorticoid, Mesalazin und Sulfalazin. Die tatsächliche Wahl des Präparates richtet nach Ihrer Verträglichkeit als Patient in Bezug auf Medikamente. Bei schweren Schüben kommen zudem TNF-α-Blocker und Integrin-Antagonisten wie Adalimumab, Infliximab und Vedolizumab zum Einsatz, um bestehende Symptome zu lindern. Gegen den für die Entzündung im Dickdarmbereich typischen Durchfall ist darüber hinaus die Gabe von Aktivkohle oder Loperamid sinnvoll. Antibiotika sind bei Colitis mit Vorsicht zu genießen, da die Art von Medikamenten wie bereits angedeutet eine Sonderform der Darmentzündung auslösen kann.
- Teilresektion des Darms: Sind bestimmte Darmabschnitte bereits stark durch die Entzündung angegriffen, kann möglicher Weise nur eine Teilentfernung des Darms (Resektion) helfen. Der Verdauungstrakt wird somit zwar verkürzt, doch die Beschwerden können durch den operativen Eingriff deutlich reduziert werden.
Forschungsansätze und alternative Wirkstoffe
- alternative Therapieansätze: In einer groß angelegten Studie wird derzeit die Effizienz von Eiern des Schweine-Peitschenwurms (Trichuris suis) gegen Morbus Crohn getestet. In einer Vorstudie ließen sich bereits positive Effekte auf die chronische Entzündung zeigen. Des Weiteren wird Akupunktur und Maßnahmen zur Entspannung eine positive Wirkung bei Darmentzündungen nachgesagt. Ähnliches gilt für Indischen Weihrauch, Mastix, sowie medizinisches Cannabis. Ebenfalls viel diskutiert sind spezielle Kohlenhydratdiäten wie die Lutz-Diät, bei der auf eine kohlenhydratarme, dafür aber fettreiche Ernährung gesetzt wird.
Dickdarmentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Akute Dickdarmentzündungen (bspw. aufgrund einer Infektion mit Candidapilzen) lassen sich durch entsprechende Medikamente meist leicht beheben. Anders sieht es bei chronischen und genetisch bedingten Entzündungen des Dickdarms aus. Zu diesen gehören vor allem die Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Hier helfen nur palliative Therapien, welche die Symptome lindern. Bei der Behandlung kommt es hier vor allem auf die Vermeidung von Schüben durch Vorbeugung gegen entsprechende Trigger an.
- Im Verlauf einer chronischen Entzündung ist es die wichtigste Maßnahme, Einflussfaktoren zu vermeiden, die einen neuen Krankheitsschub auslösen könnten. Verzichten Sie deshalb auf Nahrungsbestandteile, die nachweislich Verdauungsbeschwerden und Krämpfe auslösen. Schädliche Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder aggressive Arzneistoffe, die nicht der Behandlung Ihrer Colitis dienen, sind ausdrücklich tabu. Sie greifen nämlich die ohnehin schon geschwächte Darmflora an und beeinträchtigen zudem den Stoffwechsel. Dies kann wiederum zusätzliche Komplikationen bedeuten. Gleiches gilt für zu säure- und zuckerhaltige Nahrung sowie einen stressreichen Alltag.
- Komplikationen entstehen bei chronischen Dickdarmentzündungen vor allem durch die komplexen Unverträglichkeiten mancher Patienten. Dazu kommt der anhaltende Mineral- und Nährstoffmangel aufgrund von Durchfall. Ist dieser darüber hinaus noch blutig, fehlt es Betroffenen vor allem an Eisen, was aber durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel kompensiert werden kann. Schwieriger zu behandeln sind die bleibenden Schäden an der Darmwand, welche durch die Entzündung entstehen. Eine Teilresektion des Magens ist bei großen Entzündungsherden darum oft optionslos. Dies gilt umso mehr, wenn entzündungsbedingte Wucherungen und schwere Blutungen künftig vermieden werden sollen.
Präventive Maßnahmen lassen sich bei Colitis nur bedingt ergreifen. Zumindest durch vorübergehende Infektionen entstehenden Entzündungen lässt sich jedoch durch ausreichende Hygiene und die Meidung keimträchtiger Orte vorbeugen. Auch die Vermeidung von Stress und die Auflösung seelischer Spannungen spielen bei der Prävention von Darmerkrankungen eine wichtige Rolle.
Fazit
Viele Ursachen für Darmentzündungen geben der Medizin bis heute Rätsel auf. Fest steht jedoch, dass genetische Aspekte, Unverträglichkeiten und emotionaler Stress wichtige Faktoren bei der Entstehung der Erkrankung sind. Dies gilt auch für das Auftreten einzelner Schübe. Ziel einer Behandlung muss deshalb stets die Schonung der Darmflora, sowie der bestmögliche Erhalt körperlicher und seelischer Gesundheit sein. Ihr Arzt sollte hierbei auf sanfte Therapiemethoden setzen, welche den Darm entlasten. Eine fachärztliche Betreuung ist dabei unerlässlich und sollte von einem Arzt durchgeführt werden, der umfassende Kenntnisse im Bereich der Proktologie vorzuweisen hat. Auch neueste Studien können hierbei hilfreich sein.
- Langhorst J, Varnhagen I, Schneider SB, Albrecht U, Rueffer A, Stange R, Michalsen A, Dobos GJ. Randomised clinical trial: a herbal preparation of myrrh, chamomile and coffee charcoal compared with mesalazine in maintaining remission in ulcerative colitis–a double-blind, double-dummy study. Aliment Pharmacol Ther. 2013 Sep;38(5):490-500. doi: 10.1111/apt.12397. Epub 2013 Jul 4. PubMed PMID: 23826890 ↩︎
- Kumar S, Ahuja V, Sankar MJ, Kumar A, Moss AC. Curcumin for maintenance of remission in ulcerative colitis. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Oct 17;10:CD008424. doi: 10.1002/14651858.CD008424.pub2. Review. PubMed PMID:23076948 ↩︎