Zuckerkrank – rund sieben Millionen Deutsche müssen mit dieser Diagnose leben. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Diabetes als Erkrankung lange im Dunkeln und damit unbehandelt bleibt, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher sein. Das Problem: Die Zuckerkrankheit geht – gerade beim Typ II – mit so unspezifischen Symptomen einher, dass sie erst sehr spät erkannt wird. Mittlerweile weiß die Medizin, dass es nur zu Nervenschäden, Beeinträchtigungen des Stoffwechsels oder der Einflussnahme auf die Blutgefäße kommt. Diabetes wirkt sich zudem auch auf Ihre Zahngesundheit aus.
Speziell das Risiko einer Parodontitis-Erkrankung steigt durch das Vorliegen der Diabetes erheblich an. Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Steigerungsfaktor bei 3 bis 3,5 liegt. Praktisch bedeutet dies: Als Diabetes-Patient ist die Wahrscheinlichkeit einer Parodontitis im Vergleich zu Nicht-Diabetikern um mehr als 300 Prozent höher.
Zusätzlich kann es bei Ihnen passieren, dass Zahnbehandlungen deutlich komplizierter werden. Der Grund: Diabetes führt zu Wundheilungsstörungen – etwa im Anschluss an eine Zahnextraktion – oder Zahnfleischabszessen usw. Erkennen Sie sich wieder (und leiden auch an Rissen im Bereich der Mundwinkel)? Dann ist es möglicherweise an der Zeit, sich in Bezug auf das Vorliegen einer Diabetes-Erkrankungen durchchecken zu lassen. Was führt aber dazu, dass die Zuckerkrankheit unsere Zahngesundheit so nachhaltig beeinflusst?
Parodontitis als Folge einer Diabetes
Bei der Parodontitis, die immer noch gern als Parodontose bezeichnet wird, handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats. Ausgelöst durch das Vorhandensein bakterieller Plaque, kommt es hier – im Gegensatz zur „klassischen“ Zahnfleischentzündung (Gingivitis) – auch zu einem Substanzverlust des Knochens.
Unbehandelt kann Parodontose zum Verlust der Zähne führen. Das Problem: Diabetes beeinträchtigt nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch die Entzündungsfaktoren im Körper. Genau aufgrund dieser Tatsache steigt nicht nur das Risiko einer Parodontitis. Auch der Krankheitsverlauf nimmt bei Diabetikern deutlich an Schärfe zu. Damit nicht genug: Die Wechselwirkungen zwischen Entzündungen des Zahnhalteapparats und Diabetes kennen nicht nur eine Richtung.
Ist bei Ihnen die Zuckerkrankheit diagnostiziert worden, lässt sich aber schlecht einstellen, kann eine Ursache in dem Wirken einer versteckten Parodontose liegen. Denn die Entzündung ist – wie medizinische Untersuchungen zeigen – in der Lage, eine vorhandene Diabetes zu beeinflussen. Durch deren Wirken im Stillen lassen sich die Blutzuckerwerte schwerer auf das gewünschte Niveau einstellen, Sie haben immer wieder Probleme mit dem Blutzuckerspiegel – und wissen nicht warum. Letztlich beeinflussen sich Diabetes und Parodontose gegenseitig. Ein Wissen, das Sie für die Zukunft – auch ohne bisher zu den Betroffenen zu gehören – im Hinterkopf behalten sollten. Hier noch einmal die wichtigsten Punkte im Überblick:
- Es gibt wechselseitige Beziehungen zwischen Diabetes und Parodontitis
- Diabetes- Patienten haben ein um 300% erhöhtes Risiko, Parodontitis zu bekommen
- Bei Diabetikern verläuft eine Parodontitis oftmals deutlich schärfer
- Eine unbemerkte Parodontose kann jedoch auch die Einstellung einer Diabetes enorm erschweren
Diabetes und Parodontose – erkennen und heilen
Themenwelt: Folgen der Diabetes
Grundsätzlich besteht bei Diabetikern einerseits die Gefahr, dass es im weiteren Verlauf zu entzündlichen Erkrankungen der Zähne bzw. des Zahnfleischs kommt. Auf der anderen Seite wird die Tatsache zum Risiko, dass Entzündungen auch Einfluss auf die Zuckerkrankheit und deren Verlauf haben. Aus diesem Grund sollte Sie als Patient beide Seiten im Auge behalten. Einerseits kann das Auftreten und Fortschreiten der Parodontose ein Hinweis auf die Diabetes sein. Andererseits ist bei diagnostizierter Zuckerkrankheit ein regelmäßiger Check der Zahngesundheit zu empfehlen. Speziell die Ansiedlung von Plaque sollte vermieden werden. Grundsätzlich gilt zwar, dass Bakterien in der Mundhöhle völlig normal sind und per se keinen Anlass zur Sorge geben.
Erkrankungen – wie eben Diabetes – können hier aber zum Problem werden und das Gleichgewicht stören. Es ist unbedingt erforderlich, die Kontroll- und Prophylaxe-Maßnahmen vom behandelnden Zahnarzt durchführen zu lassen, um Entzündungen des Zahnfleischs zu vermeiden. Parallel kann die korrekte Einstellung der Diabetes dabei helfen, das Krankheitsrisiko für Parodontitis deutlich zu senken. Denn Studien legen in ihren Ergebnissen eines nahe: Wird die Zuckerkrankheit optimal eingestellt, sinkt das Krankheitsrisiko auf das eines Gesunden.
Tipp: Speziell eine Diabetes Typ II wird in teils erheblichem Umfang durch Ihre Lebensgewohnheiten beeinflusst. Ein entsprechender Lebenswandel (z. B. durch eine Gewichtsabnahme und eine Ernährungsumstellung) kann dazu führen, dass die Symptome und Auswirkungen der Zuckerkrankheit deutlich zurückgehen – und damit sich auch das Parodontitis-Risiko verringert. Lassen Sie sich bei der Diagnose Diabetes seitens des behandelnden Arztes grundlegend beraten. Inzwischen deuten Studien sogar an, dass eine entsprechende Ernährung die Symptome teilweise gänzlich verschwinden lassen kann.