Beim Thema Diabetes denken viele sicher zuerst an Übergewicht, eine ungesunde Ernährung oder zu viel Alkohol – also einen ungesunden Lebensstil. Richtig ist zwar, dass Diabetes mellitus vom Typ 2 (die sogenannte Altersdiabetes) durch die eben genannten Risikofaktoren in ihrer Entstehung beeinflusst wird. Wer über die Zuckerkrankheit spricht, muss letzten Endes aber auch an die Existenz weiterer Diabetes-Typen denken. Gerade als werdende Eltern ist es nicht falsch, wenn Sie sich mit diesem Themenkreis intensiver auseinandersetzen.
Hintergrund: Neben der Schwangerschaftsdiabetes, die vor dem Hintergrund der hormonellen Umstellung entstehen kann, kann eine Form der Diabetes auftreten, die besonders Kinder betrifft.
Diabetes mellitus kann bereits Kinder treffen
Die Rede ist von einer Typ 1-Diabetes mellitus. In der ICD-10 Klassifikation als primär insulinabhängiger Diabetes mellitus bezeichnet, handelt es sich um eine Erkrankung, die verschiedene Auslöser haben kann. Das Ergebnis ähnelt sich aber in der Regel: Durch das Immunsystem werden die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse als potenzielle Erreger markiert und angegriffen. Am Ende sind die Schädigungen des Gewebes so massiv, dass die Insulinproduktion zum Erliegen kommt.
Damit handelt es sich bei der Typ 1 Diabetes um einen echten Insulinmangel – der schwerwiegende Folgen hat. Fehlt das Hormon Insulin, wird die Aufnahme von Glucose durch die Körperzellen gebremst. Letztere reichert sich im Blut an und es steigt der Blutzucker. Ab einer gewissen Schwelle kommt es dann zur Ausscheidung der Glucose über die Niere bzw. den Urin (Glukosurie).
Als Ursachen dieser Wirkungskette, die mit einer Autoimmunreaktion beginnt, sieht die Medizin genetische und Umweltfaktoren an. So können bestimmte Genkombinationen dazu führen, dass die Insulin produzierenden Zellen als körperfremd erkannt werden. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass es einfach zu einer Verwechslung kommt. Eigentlich körperfremde Antigene haben eine ähnliche Proteinstruktur wie die β-Zellen der Langerhansschen Inseln. Diese Ähnlichkeit führt zu einer Reaktion des Immunsystems, die sich gegen die Insulin produzierenden Zellen richtet.
Können Eltern Diabetes bei Kindern erkennen?
Grundsätzlich stehen Sie als Eltern vor einem Dilemma: Im Gegensatz zu Schmerzen sieht man Kindern die Erkrankung Diabetes mellitus nicht an. Und auch wenn Leitsymptome bekannt sind – in der ersten Phase ist davon wahrscheinlich wenig zu spüren. Ein Grund ist der Umstand, dass sich die Schädigung der β-Zellen über einen längeren Zeitraum hinziehen kann.
Erst allmählich versiegt die körpereigene Insulinproduktion. Ist das kritische Level allerdings erreicht, kann Ihr Kind unterschiedliche Anzeichen erkennen lassen. An welcher Stelle sollten Sie als Eltern aufmerksam werden?
Grundsätzlich setzen der Insulinmangel und ein hoher Blutzuckerspiegel verschiedene Mechanismen in Gang. Als typisches Symptom gilt beispielsweise eine Kombination aus vermehrten Harndrang und Durst. Eigentlich logisch, da der Körper das Konzentrationsungleichgewicht wieder auszubalancieren versucht. Darüber hinaus gibt es weitere Anzeichen, die aufmerksam machen müssen.
Machen Sie sich Gedanken, wenn es bei Ihrem Nachwuchs plötzlich zu einem Gewichtsverlust kommt, der sich nicht erklären lässt. Riecht der Atem von Kindern dann noch acetonartig, baut deren Körper Körperfett ab, um das entstehende Energiedefizit auszugleichen. Denn Glucose ist und bleibt einer wichtigsten Energieträger für die Körperzellen, der ersetzt werden muss. Da sich in diesem Stadium eine Ketoazidose entwickeln kann (die ohne Behandlung sogar tödlich endet), sollte spätestens jetzt der Gang zum Arzt on Erwägung gezogen werden.
Darüber hinaus wird die Typ 1 Diabetes mellitus häufig noch durch:
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit und Konzentrationsstörungen
- Muskelkrämpfe
- Bauchschmerzen und
- Erbrechen
begleitet.
Behandlung und Tipps zu Diabetes bei Kindern
Für Eltern ist die Diagnose Diabetes bestürzend. Da eine Typ 1 Diabetes auf der irreversiblen Schädigung des β-Zellen beruht, ist einzig und allein eine medikamentöse Therapie möglich. Durch geeignete Arzneimittel muss das fehlende Insulin ersetzt werden. Anders als im Vergleich zur Diabetes Typ 2, die im weiteren Verlauf durch einen Wechsel der Lebensgewohnheiten gesteuert werden kann, muss diese medikamentöse Therapie betrieben werden.
Sind Sie als Eltern betroffen, sollte zudem offen mit diesem Thema umgegangen werden – auch in der näheren Umgebung. Gerade die Kinderbetreuung bzw. das schulische Umfeld sind aufzuklären – auch in Bezug auf Notsituationen. Darüber hinaus ist es natürlich unerlässlich, sich selbst eingehend mit den Auswirkungen der Zuckerkrankheit zu beschäftigen. Was führt beispielsweise zu einer Unterzuckerung (Sport, viel Bewegung) und wie lassen sich deren Anzeichen erkennen? Was können Sie dagegen tun? Gibt es Einschränkungen in der Ernährung?
Wichtig: Da Diabetiker vom Typ 1 den Blutzuckerspiegel nicht selbst regulieren können, ist dieser nicht nur regelmäßig zu messen. Jede Mahlzeit hat Einfluss auf den Glucosepegel im Blut, was natürlich auch fürs Naschen gilt. Wer seinem Kind dies nicht verbieten will, muss sich an den Gedanken häufiger Insulinspritzen gewöhnen – und sich ärztlichen Rat bei der Wahl der richtigen Therapie suchen.
Übrigens ist eine Diabetes bei Kindern auch in der Therapie eine Herausforderung. Mit dem Wachstum des Organismus verändert sich auch die Zuckerkrankheit – und der Bedarf an Insulin.