Gemäß einer Hochrechnung der AOK hat sich die Zahl der Diabetiker in Deutschland zwischen 2000 und 2009 nahezu verdoppelt. Hält der Trend an, so leiden bis zum Jahr 2030 etwa 1,5 Millionen Menschen unter Diabetes mellitus, womit die Erkrankung auf dem besten Wege ist, eine neue Volkskrankheit zu werden. Um dieser Entwicklung vorzubeugen ist vor allem eine frühzeitige Erkennung entsprechender Anzeichen wichtig. Nur wenn Diabetes im Anfangsstadium entgegen gewirkt wird, lässt sich eine endgültige Manifestation der Krankheit möglicherweise noch aufhalten. Bleibt natürlich die Frage, wie Sie als Einzelperson anfängliche Symptome einer Zuckerkrankheit zuverlässig deuten können. Wir verraten Ihnen die Antwort.
Welche Symptome zeigen einen Diabetes im Frühstadium an?
Diabetes mellitus geht stets mit einem erhöhten Bedarf des Körpers an Insulin einher. In den ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert sorgt das Proteohormon bei gesunden Menschen für die Umwandlung von Fruchtzucker (Glukose) in für den Organismus nutzbare Energie. Im Falle eines Diabetes ist dieser Zuckerstoffwechsel allerdings nachhaltig gestört. Mit weitreichenden Folgen, denn wenn der Körper Zucker nicht richtig verwerten kann, sind neben einem erhöhten Blutzuckerspiegel vor allem Energiedefizite die logische Konsequenz. Bereits im Frühstadium leiden darum viele Diabetiker unter:
- Abgeschlagenheit
- Antriebslosigkeit
- Bewusstseinstrübungen
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Schwächeanfälle
- Schwindel
- Seh- und Konzentrationsstörungen
Zusätzlich zu krankheitsbedingten Energiedefiziten muss bei Diabetes mit Beschwerden gerechnet werden, die entstehen, wenn der Körper seinen Mangel an Insulin bzw. Energie anderweitig zu kompensieren versucht. Hierbei können folgende Symptome auftreten:
hoher Blutzuckerspiegel: Insulin ist im menschlichen Körper für den Abbau von Glukosezucker verantwortlich. Ohne die natürliche Verwertungsarbeit des Hormons sammelt sich das Monosaccharid ungehindert im Organismus an. Erschwerend hinzu kommt, dass das fehlende Insulin die Einlagerung der Glukose im Gewebe beeinträchtigt. Der Zucker häuft sich somit im Blut des Patienten, wodurch die Blutzuckerwerte enorm ansteigen. Bei Diabetes Typ 1 geschieht dies bereits in den ersten Wochen nach Manifestation der Krankheit. Bei Diabetes Typ 2 versucht der Körper hingegen, den hohen Blutzuckerspiegel so lange es geht zu unterdrücken. Erst wenn dies nicht mehr gelingt, steigt auch bei Typ-2-Diabetes der Blutzucker unaufhaltsam in die Höhe.
vermehrtes Wasserlassen und unstillbares Durstgefühl: Um den erhöhten Blutzuckerspiegel bei Diabetes mellitus zu regulieren, versucht der Körper, Glukose vermehrt über den Urin auszuschwemmen. Durch das häufige Wasserlassen geht allerdings auch sehr viel Flüssigkeit verloren, weshalb Patienten sowohl im Frühstadium von Typ-1-Diabetes als auch im Endstadium von Typ-2-Diabetes unter unerklärlichem Durst leiden.
Gewichtsabnahme: Speziell bei Typ-1-Diabetes wirkt sich der Mangel an Insulin nicht nur auf den Blutzucker aus. Da dem Organismus durch das anhaltende Insulindefizit kaum noch Energie aus der Glukoseverwertung bereitgestellt werden kann, zehrt der Stoffwechsel ersatzweise von den Energiereserven im körpereigenen Fettgewebe. Zudem verlieren Patienten bei Diabetes Typs 1 sehr viel Flüssigkeit durch häufiges Wasserlassen. Zwei Aspekte, die eine rapide Gewichtsabnahme begünstigen.
Hautprobleme: Der Flüssigkeitsverlust des Körpergewebes macht bei Diabetes auch vor der Haut nicht halt. So können trockene bzw. juckende Hautstellen und eine verminderte Wundheilung ebenfalls Symptome für eine bestehende Zuckerkrankheit sein. Selbst dermale Durchblutungsstörungen als Anzeichen für Diabetes sind nicht auszuschließen.
Acetonatem: Der vermehrte Abbau von Fettreserven im Gewebe setzt bei Diabetes vermehrt Aceton frei – eine chemisch-organische Verbindung, die zwar farb- aber nicht geruchlos ist. Betroffene beschreiben häufig einem strengen Atem, der an faule Äpfel oder Nagellack erinnert. Das unangenehme Aroma des Acetonausstoßes deutet grundsätzlich auf einen fortgeschrittenen Mangel an Insulin hin und ist als Anzeichen beider Formen von Diabetes bekannt.
Ketoazidose: Eines der gefährlichsten Symptome bei Diabetes mellitus ist die Übersäuerung des Blutes (Azidose). Sie kommt bei einer Zuckererkrankung maßgeblich durch den erhöhten Acetongehalt im Blut zustande, wobei Acetonverbindungen in diesem Zusammenhang auch als Ketonkörper bezeichnet werden. Vorsicht, mit einer Ketoazidose ist nicht zu spaßen, da sie im unbehandelten Zustand neben Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen auch ein tödliches, ketoazidoses Koma verursachen kann. Zwar tritt eine Ketoazidose bei Typ-1-Diabetes häufiger auf, grundsätzlich kann die Übersäuerung aber ebenso ein Anzeichen für Diabetes Typ 2 sein.
Wann sollte ich einen Diabetesverdacht vom Arzt checken lassen?
Als eindeutigstes Anzeichen für Diabetes mellitus gilt verstärkter Harndrang in Kombination mit unerklärlichem Durst. Die beiden Symptome sind für einen Großteil an Arztbesuchen verantwortlich, in deren Verlauf eine Zuckerkrankheit festgestellt wird. Des Weiteren können genetische Dispositionen und die eigene Ernährung Hinweise für gerechtfertigte Verdachtsmomente liefern. Wenn sich in Ihrer Familie also bereits Diabetiker befinden oder Ihre bisherige Ernährung den Verdacht auf Diabetes erhärtet, zögern Sie nicht! Ein rechtzeitiger Arztbesuch nach Beobachtung anfänglicher Symptome kann Sie womöglich vor einer Ketoazidose mit tödlichem Ausgang bewahren.
Welche Diagnosemöglichkeiten für Diabetes stehen einem Arzt zur Verfügung?
Ärztlich diagnostiziert wird Diabetes mellitus mittels Bluttests. Zu diesem Zweck wird der Blutzucker im Blutplasma des Patienten auf kritische Werte hin untersucht. Um einen Verdacht auf Diabetes zu bestätigen, müssen dabei laut Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Blutzuckerwert beträgt zu einem zufällig gewählten Zeitpunkt 200 mg/dl oder mehr
- Blutzuckerwert beträgt nach einem oralen Glukosetest 200 mg/dl oder mehr
- Blutzuckerwert beträgt im nüchternen Zustand 126 mg/dl oder mehr
Im Anschluss an die Blutzuckermessung können Ärzte die Art der Zuckerkrankheit näher bestimmen. Zu untersuchen ist der Patient hierbei auf das Vorkommen von Autoantikörpern, welche sich gegen die insulinproduzierenden ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse richten. Sind entsprechende Antikörper vorhanden, so ist von einer Typ-1-Diabetes auszugehen. Sollten keine Autoantikörper nachweisbar sein, hilft möglicherweise eine Messung des Insulinspiegels bei der Bestimmung einer Typ-2-Diabetes.
Fazit
Um Diabetes mellitus an sich selbst zu erkennen, bedarf es einiges an Fingerspitzengefühl. Nur wer selbst die feinsten Abweichungen seines Körpers registrieren kann, erkennt erste Symptome der Zuckerkrankheit schon im Frühstadium. Auch sollten Sie bei der Beurteilung möglicher Risikofaktoren wie Ernährung oder genetische Disposition ehrlich zu sich selbst sein. Oftmals sind es genau jene Kriterien, deretwegen Diabetiker gerade noch rechtzeitig zum Arzt gehen, ehe die Erkrankung lebensbedrohliche Ausmaße annimmt.