Depression – Infos und Tipps zur Depression
Eine bleierne Müdigkeit macht sich breit, jeder noch so kleine Schritt erfordert Überwindung und alles, was zuvor als liebenswert und wunderbar betrachtet wurde, ist mit einem Mal wertlos, ja, gar uninteressant. Wenn Sie unter einer Depression leiden, wird sich Ihr Leben von Grund auf verändern. Nichts scheint mehr so, wie es einmal war, Ihr ganzes Sein ist von einer unbändigen Traurigkeit und Gleichgültigkeit umgeben, die Sie nicht abschütteln können.
Tatsächlich ist die Depression keine Modeerscheinung, auch wenn sie gerade in den letzten zehn Jahren häufiger diagnostiziert wird. Psychische Erkrankungen gibt es bereits seit Menschengedenken, doch werden selbst in der jüngsten Zeit Krankheiten des Geistes als unanständig und unnormal betrachtet. Wer unter einer Depression leidet, soll „sich nicht so anstellen“, soll doch einmal „die Zähne zusammenbeißen und sich selbst einen Tritt in den Allerwertesten verpassen“. Termine bei Psychologen und Psychiatern werden von vielen Menschen weiterhin mit einer nicht greifbaren Verrücktheit gleichgesetzt – kein Wunder also, dass viele Betroffene stillschweigend vor sich hinvegetieren, anstatt den Mut zu haben, sich in fachkundige Hände zu begeben. Doch genau hier gehören Depressive hin, denn alleine lassen sich weder die Symptome lindern, noch die Ursachen erkennen.
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Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe gibt an, dass ungefähr fünf Prozent der Deutschen in einem Alter von 18 – 65 Jahren unter der Erkrankung leiden. Genaugenommen sind das, werden Personen außerhalb dieser Altersgruppe miteinbezogen, fast 4 Millionen Menschen. Noch drastischer sind die Ausmaße, die eine Depression nehmen kann. So begehen knapp 15 Prozent der Erkrankten Selbstmord, obwohl es durchaus möglich wäre, die Krankheit in den Griff zu bekommen – und mit ihr zu leben.
Ein Grund mehr, sich das Krankheitsbild genauer anzusehen und zu verstehen, was sich hinter einer Depression verbirgt.
Ursachen für Depressionen
Nicht nur der Verlauf und die Symptome einer psychischen Erkrankung sind schwer greifbar, auch die Ursachen können bei jedem Erkrankten variieren. Sicherlich sind
- Todesfälle im engsten Familienkreis
- Arbeitsplatzverlust
- Finanznöte
- traumatische Erfahrungen
- Verluste
sehr häufig bei den Erkrankten festzustellen, doch lassen sich die Ursachen nicht allein auf diese Punkte beschränken. Dafür sind Menschen viel zu unterschiedlich und jeder empfindet Veränderungen im Umfeld anders, geht auf eine andere Weise mit Problemen und Stress um – oder aber, leidet unter einer Depression, deren Ursachen auf den ersten Blick überhaupt nicht erkennbar sind.
Dennoch lässt sich sagen, dass vielfach persönliche Verluste als Auslöser gelten. Stirbt ein enger Verwandter oder der Lebenspartner, können viele Menschen die Trauer nicht richtig verarbeiten und erleben eine depressive Episode. Schaffen sie es nicht, sich von der Trauer zu lösen und erneute Lebensfreude zu gewinnen, entwickelt sich aus der Episode unter Umständen eine Depression. Dasselbe gilt für Personen, die ihren Arbeitsplatz verlieren. Gerade Perfektionisten und Menschen, die sich selbst über ihre Leistungen in der Berufswelt definieren, kommen mit der plötzlich veränderten Situation nicht zurecht, ziehen sich zurück, verfallen in Selbstmitleid oder treten tatsächlich in die Phase einer Depression ein.
Schwerwiegender sind Depressionen, die auf traumatische Erfahrungen zurückzuführen sind. Mobbingopfer entwickelt beispielsweise überaus häufig eine Depression, selbst wenn das Mobbing bereits einige Jahre zurückliegt. Hier liegt der Grund wieder in der fehlenden Verarbeitung. Jede neue Kritik, jede neue schwierige Situation ruft die Mobbingerfahrungen wieder in die Erinnerung zurück, so lange, bis das Opfer aufgibt, sich zurückzieht und eine Depression entwickelt.
Die Symptome der Depression
Fakt ist: Keine Depression gleicht der anderen. Dennoch werden einige Symptome immer wieder beobachtet, wobei die Anzahl der Symptome und deren Ausprägung variieren. Je nachdem, wie viele Symptome und in welcher Schwere diese auftreten, wird die Depression eingestuft. Gemeinsam ist der Depression die Antriebslosigkeit, die auffallende Lustlosigkeit und das Gefühl einer Leere, die das ganze Sein einzunehmen scheint. Nichts wirkt mehr reizvoll und selbst die vormals liebsten Hobbys verkommen zu uninteressanten Nebenschauplätzen, zu denen sich Betroffene selten aufraffen können.
Übrigens: Vielfach werden die ersten Symptome zuerst von Bekannten und guten Freunden beobachtet. Lange, bevor der Betroffene selbst feststellt, dass mit ihm etwas „nicht stimmt“, beobachten Freunde, dass sich Betroffene vermehrt zurückziehen.
Mediziner unterteilen die gängigen Symptome in Kategorien:
Hauptsymptome:
- Andauernde Freudlosigkeit/Trauer
- Starke Antriebslosigkeit
- Stets gedrückte Stimmungen
- Interessenverluste
- Minderwertigkeitskomplexe
- Suizidgedanken, Vorstellung, wie es wäre, tot zu sein
- Unruhe
- Gefühlslosigkeit, Passivität
- Schuldgefühle
- Hemmungen
- Angst
Körperliche Symptome:
- Appetitverlust
- Druckgefühl im Brustbereich
- Entzündete, lichtempfindliche Augen
- Schlafstörungen
- Kreislaufprobleme
Dabei müssen die Symptome nicht alle zutreffen. Einige Betroffene leiden sogar unter dem Gegenteil von Appetitverlust und versuchen, ihre Probleme durch den übermäßigen Verzehr von Speisen zu kompensieren. Ebenso häufig greifen Betroffene zu Alkohol oder Drogen, wobei diese Vorgehensweise vielfach das „Vergessen“ fördern soll. Der Wunsch, sich die Sinne zu benebeln und für mehrere Stunden – oder gar für immer – abzutauchen, alles hinter sich zu lassen, provoziert diese Vorgehensweise.
Wichtig ist zu wissen, dass eine Depression mit dem sogenannten selbstverletzenden Verhalten einhergehen kann. Diese Verhaltensweise kann sich durch
- Drogenkonsum
- Alkoholkonsum
- Verletzungen (das Ritzen)
- Tablettenkonsum
und vielem mehr äußern. Die Verhaltensweisen können einen Schrei nach Hilfe darstellen, den Versuch, die Umwelt auf die eigenen Probleme aufmerksam zu machen. Vielfach versuchen die Betroffenen jedoch gerade durch das Zufügen von Schmerzen, den inneren Druck zu mindern. Da die Gefühlslosigkeit eine häufige Symptomatik ist, wird mit dem Zufügen von Schmerzen ebenfalls versucht, sich selbst zu spüren. Für Außenstehende ist das selbstverletztende Verhalten ein unverständlicher Schrecken. Betroffene fühlen sich hingegen zwar im ersten Augenblick erleichtert, leiden im Endeffekt jedoch nur vermehrt unter Schuldgefühlen.
Vorsicht: Das selbstverletztende Verhalten kann ein Indiz auf Suizidgedanken darstellen, muss aber nicht unbedingt mit dem Wunsch nach dem Freitod in Verbindung stehen.
Die Behandlung der Depression
Vorab: Obwohl bei schwerer Suizidgefahr eine zwanghafte Unterbringung möglich ist, muss der Betroffene selbst erkennen, dass er Hilfe benötigt. Ohne diese Einsicht ist eine erfolgreiche Therapie nicht möglich.
Um die Depression zu behandeln, gibt es unterschiedliche Wege. In der Regel findet die Behandlung aus der Kombination folgender Therapien statt:
- Medikationstherapie
- Verhaltenstherapie
- tiefenpsychologische Psychotherapie.
- Die medikamentöse Behandlung
In vielen Fällen wird die Therapie durch die Einnahme von Antidepressiva eingeleitet. Die Medikamente wirken auf den Hormonspiegel und heben die Stimmung spürbar an. Oftmals ist es Betroffenen erst mit den Medikamenten möglich, überhaupt die Kraft zur Bewältigung der Depression aufzubringen. Es muss aber gesagt sein, dass die Medikamente nicht von heute auf morgen wirken, sondern zumeist erst nach drei Monaten ihre volle Wirkung entfalten. Auch müssen sie über einen gewissen Zeitraum, der meist über die Therapie hinausgeht, eingenommen werden. Nicht selten nehmen stark Depressive die Medikamente ihr Leben lang ein. Leider besitzen Psychopharmaka schwere Nebenwirkungen, die das Befinden deutlich stören. Zu ihnen gehören:
- Gewichtszunahme
- Haarausfall
- Müdigkeit
- Kreislaufprobleme
- sexuelle Unlust.
Gerade die Müdigkeit wird als belastend empfunden, da sie sich bleiern über den Körper legt und die ohnehin vorhandene Antriebslosigkeit verstärken kann.
- Die Verhaltens- und tiefenpsychologische Therapie
Diese beiden Varianten können sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Bei einer sehr schweren Depression empfiehlt sich die stationäre Behandlung. Im Umfeld der Klinik fällt es Betroffenen leichter, abzuschalten und sich einzig mit sich und ihren Problemen zu befassen. Zudem werden Betroffene in der Klinik dauerhaft betreut und automatisch in einen geregelten Tagesablauf integriert, was das Zurückkommen ins „normale“ Leben erleichtert.
Bei der Verhaltenstherapie setzen sich Betroffene akut mit ihren Verhaltensweisen in speziellen Situationen auseinander und lernen Wege, diese Situationen geschickter zu meistern. So können Personen, die sich stets die Schuld geben oder das Gefühl haben, ständig zu versagen, im Rahmen der Therapie lernen, dass nicht sie das Schicksal der Welt auf ihren Schultern tragen, dass es normal ist, Fehler zu machen und überperfektionistische Ansprüche grundsätzlich zum Versagen führen.
Die tiefenpsychologische Therapie hingegen kommt überwiegend dann in Betracht, wenn die Ursachen der Depression in der Vergangenheit zu finden sind. Schwere Schicksalsschläge, traumatische Erfahrungen und Mobbing sind nur drei Beispiele, die in das Gebiet dieser Therapie fallen.
Grundsätzlich ist die Behandlung einer Depression ein langer und steiniger Weg, der nicht unterschätzt werden sollte.
Prävention
Ist es möglich, eine Depression zu vermeiden? Eine depressive Phase erleiden die meisten Menschen, dennoch kann das Abrutschen in die richtige Depression vielfach vermieden werden. Wichtig ist vor allem ein starkes Selbstbewusstsein, das Eltern schon ihren Kindern mit auf den Weg geben sollten. Wer selbstbewusst durchs Leben schreitet, leidet seltener an Schuldgefühlen, wird nicht so schnell ein Opfer von Mobbing und leidet weniger unter den täglichen Anforderungen. Zudem hilft eine aktive Lebensweise. Die Bewegung an frischer Luft, gemeinsam mit Freunden Sport treiben oder sich einfach in einem Café treffen und Probleme von der Seele zu reden, kann Wunder bringen. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass
- Selbstbewusstsein
- Freunde
- Aktivität
- Sport
wichtige Faktoren darstellen, um gar nicht erst an der Depression zu erkranken. Vollkommen auszuschließen ist sie natürlich nicht, schließlich lassen sich persönliche Schicksalsschläge nicht vermeiden.
Ein Tipp zum Schluss: Die beste Prävention ist, Probleme nicht stillschweigend mit sich zu vereinbaren, sondern offen über diese zu reden. Nur redenden Menschen kann geholfen werden – im Falle einer drohenden Depression trifft das Sprichwort absolut zu. Wer gleichzeitig noch lernt, Stress zu kompensieren und sich bei all der Hektik einen eigenen Ruhepol und Lebensmittelpunkt zu erschaffen, kann durchaus die Depression umschiffen.