Plötzlich einsetzende heftige Bauchschmerzen, die durch eine verhärtete Bauchdecke, Fieber und Kreislaufschwäche begleitet werden – diese Symptome bezeichnen Ärzte als „akutes Abdomen“ oder „akuten Bauch“. Eine mögliche Ursache der Beschwerden kann in diesem Fall ein Darmdurchbruch sein. Er löst nicht nur intensive Schmerzen aus, sondern verursacht mitunter verheerende Entzündungsreaktionen. Folglich muss die Darmperforation umgehend ärztlich behandelt werden, um lebensbedrohliche Konsequenzen vom betroffenen Patienten abzuwenden. Sollte die Perforation besonders groß sein, könnte zudem ein Stoma erforderlich werden. Erfahren Sie im Folgenden, wie ein Darmdurchbruch entsteht und wie sich dieser behandeln lässt. Darüber hinaus zeigen wir Ihnen die Symptome auf und erklären, welche Maßnahmen Sie tätigen können, um Betroffene bis zum Eintreffen eines Notarztes zu stabilisieren.
Was ist ein Darmdurchbruch?
Die einem Darmdurchbruch (Darmperforation) kommt es zu einer ernsthaften Verletzung des Verdauungsorganes, bei der ein Riss oder ein Loch in der Darmwand entsteht. Obgleich die perforierte Stelle relativ klein ausfallen kann, trägt jeder Durchbruch ein lebensgefährliches Risiko in sich: Gelangen Speisebrei und Darmbakterien durch die Öffnung in die Bauchhöhle, können sich die angrenzenden Organe und das Bauchfell schwer entzünden (Peritonitis). Die Entzündung wiederum kann in eine tödlich verlaufende Blutvergiftung (Sepsis) münden.
Wie entsteht ein Darmdurchbruch?
Eine Darmperforation entsteht, wenn die Darmwand durch Vorerkrankungen in ihrer Struktur geschwächt oder durch äußere Einwirkungen verletzt wird. Besonders häufig tritt ein solcher Durchbruch bei Vorliegen einer entzündlichen Darmerkrankung auf. Bekannte Beispiele sind diesbezüglich eine Gastritis im fortgeschrittenen Stadium oder eine Divertikulitis. Ebenso sind Darmverschlüsse und operative Eingriffe im Darmbereich häufig an einem Durchbruch beteiligt.
Je nachdem, ob die Perforation dabei an der Dünn- oder Dickdarmwand auftritt, dringen durch den Bruch Speisebrei oder Kot in die Bauchhöhle ein. Durch die darin enthaltenen Bestandteile, wie Magensäure und Darmbakterien, besteht die Gefahr einer massiven Entzündung in der Bauchhöhle sowie Nachbarorganen des Darmtraktes. In deren Folge kann sich im betroffenen Bereich Eiter bilden und eine Sepsis entstehen. Je nachdem, wie intensiv der Austritt von Darminhalt ist, wird in der Medizin zwischen zwei Formen des Darmdurchbruchs unterschieden:
- freie Darmperforation – der Darminhalt kann ungehindert in die Bauchhöhle ausströmen
- gedeckte Darmperforation – die Perforationsstelle wird durch benachbarte Organe stabilisiert beziehungsweise verdeckt. Dies verhindert das vollständige Ausströmen des Darminhalts und nur geringe Mengen Darminhalt dringen in die Bauchhöhle ein.
Ursachen für einen Darmdurchbruch
Wie bereits angedeutet können an der Entstehung eines Darmdurchbruchs unterschiedliche Faktoren beteiligt sein. Gemeinsam ist diesen jedoch, dass sie eine Veränderung oder Verletzung der Darmwandstrukturen auslösen. Einzelheiten zu möglichen Ursachen entnehmen Sie bitte der folgenden Auflistung:
- Darmentzündungen: Krankheiten wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa gehen mit chronisch entzündlichen Prozessen im Darm einher, die eine Schwächung der Darmwände provozieren. Die typischen Beschwerden treten zumeist in Schüben auf und äußern sich in blutigen Durchfällen, Fieber und Schmerzen. Ebenso ist es möglich, dass durch die Darmentzündungen eine Durchblutungsstörung der Darmwand entsteht. Dies führt nicht selten zu einem gefährlichen Darmverschluss. In diesem kann letztendlich die Ursache für eine Darmperforation liegen.
- Blinddarmentzündung: Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) verursacht zumeist starke Beschwerden im Bauch, wenn die Darmwand noch intakt ist. Im weiteren Verlauf kommt es dann zur Perforation des Blinddarmes (Blinddarmdurchbruch), die von intensiven Schmerzen begleitet ist. Betroffene müssen zu diesem Zeitpunkt sofort in ein Krankenhaus eingeliefert werden, um in einer Notoperation die Gefahr einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) abzuwenden.
- Darmverschluss: Eine dauerhafte Lähmung der Darmmuskulatur führt zu einem anhaltenden Verschluss des Darmes. Deshalb staut sich der Speisebrei im Darm an und wird nicht mehr weiter transportiert. Dies sorgt für eine massive Dehnungsbelastung der Darmwand, welche in Folge einreißen und so einen Darmdurchbruch auslösen kann.
- Divertikulitis: Divertikel sind sackartige Ausstülpungen aus der Darmwand, die für sich allein genommen nicht bösartig sind. Kommen Divertikel gehäuft vor, sprechen Ärzte von einer Divertikulose. Mit der Zeit kann sich Kot in den Divertikeln sammeln, zu sogenannten Kotsteinen verfestigen und entzünden. Die Entzündung (Divertikulitis) weitet sich unter Umständen derart aus, dass die Darmwand geschwächt und an der erkrankten Stelle durchbrochen wird.
- Polypen und Darmkrebs: Außer Divertikulitis gibt es noch weitere Neubildungen von Gewebe, die eine Perforation der Darmwände begünstigen. Darmpolypen, die als gutartige Geschwüre gelten, können mit der Zeit in der Größe anwachsen und zu Tumoren ausarten. Wird die Darmwand durch die Gewebeneubildungen ausgeweitet und abgedrückt, kann dies die Ursache einer Perforation darstellen.
- Operationen: In Sachen operative Eingriffe erhöhen vor allem künstliche Darmausgänge die Gefahr einer Darmperforation. Das sogenannte Stoma bzw. Enterostoma, eine Beutelsystem, wird durch einen Schlauch oder Kunststoffverschluss durch die Bauchwand am Darm angebracht. Es erfordert eine Eröffnung der Darmwand und kann im Falle einer Infektion oder undichten Naht für Risse im Darmwandgewebe sorgen. Zudem können Operationen im Bereich des Darms auch Verletzungen verursachen, die bei ungenügender Behandlung unter Umständen größere Risse in den Darmwänden hervorrufen.
- Koloskopie: Die Darmspiegelung gilt als risikoarme Vorsorgeuntersuchung, die für Patienten ab dem 55. Lebensjahr zur Darmkrebsvorsorge besonders wichtig ist. IVor allem bei älteren Patienten mit Begleiterkrankungen oder bei der Durchführung durch einen unerfahrenen Arzt kann es allerdings zu Komplikationen kommen. Im schlimmsten Fall entsteht durch Einwirkung des Endoskop oder das Einblasen von Luft eine Perforationsstelle in der Darmwand.
- Verletzungen durch Gewalteinwirkung: Auch äußere Einflüsse durch Gewalttraumata und Unfälle können die Ursache einer Perforation bilden. Hier ist die Rissgröße oft besonders groß. Aus diesem Grund kommt es nicht selten zu einer freien Darmperforation und somit zu einem besonders gefährlichen Darmdurchbruch. Auch verschluckte oder anal eingeführte Gegenstände verletzen die Darmwand möglicherweise so stark, dass sie perforiert wird.
Symptome eines Darmdurchbruchs
In der Regel leiden Betroffene bei einer Darmperforation unter heftigen, teils kolikartigen Schmerzen und Krämpfen im Bauch. Die Bauchdecke erscheint gehärtet und ist stark druckempfindlich. Mediziner sprechen bei diesem Phänomen von der sogenannten Abwehrspannung. Leider sind die Beschwerden nicht vollständig von gängigen Symptomen einer Darmerkrankung wie Divertikulitis, Sigmadivertikulitis, Gastritis oder Darmverschluss abzugrenzen. Deshalb sollte in jedem Fall eine Untersuchung durch einen Arzt erfolgen. Ergänzend zu bestehenden Schmerzsymptomen müssen Sie auch mit folgenden Symptomen rechnen:
- Bauchkrämpfe
- Blässe
- Darmlähmungen
- Druckempfindlichkeit
- Erbrechen und Übelkeit
- Fieber
- Herzrasen
- Kreislaufschwäche
- Schockzustände
- Schüttelfrost
- Unterleibsschmerzen
- verhärtete Bauchdecke (Abwehrspannung)
Behandlung und Akuthilfe bei einem Darmdurchbruch
Eine Perforation des Darms muss umgehend medizinisch durch einen Arzt versorgt werden. Tätigen Sie also unbedingt zunächst den Notruf, bevor Sie sich um eine Stabilisierung des Betroffenen kümmern. Nach einer anfänglichen Akuthilfe erfolgt die Diagnose dann vor allem durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen. Auch endoskopische Untersuchungen wie etwa eine Gastroskopie oder Laparoskopie sind denkbar. Dank entsprechender Verfahren lassen sich nicht nur Bruchstellen, sondern auch eventuelle Ursachen wie Divertikulitis, Darmtumore und entzündliche Darmerkrankungen feststellen. Zusätzlich erfolgt eine Patientenanamnese, sowie ein vorsichtiges Abtasten des betroffenen Bauchbereichs. Zur Behandlung des Darmdurchbruchs sind folgende Maßnahmen sinnvoll:
- Akuthilfe: Um den Bauchraum des Betroffenen zu entlasten, sollten Sie diesen in eine bauchschonende Haltung versetzen. Hierzu wird am besten eine Nackenrolle unter die Kniekehlen gelegt und der Oberkörper des Betroffenen leicht erhöht gelagert. Sorgen Sie zudem für eine ausreichende Versorgung des Patienten mit Sauerstoff, indem sie beispielsweise die Fenster öffnen. Weitere Maßnahmen zur Akuthilfe beim Durchbruch des Darms sind der vorübergehende Verzicht auf Flüssigkeit und Nahrungsmittel, sowie gutes Zureden, um dem Betroffenen die Angst zu nehmen.
- Notoperation: Innerhalb einer Eröffnung des Bauchraumes (Laparotomie) wird bei Darmperforation zunächst die Durchbruchsstelle in der Darmwand geschlossen. Ebenso können unter Umständen Resektionen des Darms sowie das Entfernen von wuchernden Gebilden im Darm oder das Legen eines vorübergehenden Stomas notwendig werden. Handelt es sich um eine freie Darmperforation, wird die Bauchhöhle darüber hinaus gespült. So lassen sich Entzündungen der umliegenden Organe durch austretenden Bruchinhalt verhindern. Unmittelbar nach der Operation wird der Patient für einen Zeitraum von mindestens 10 Tagen im Krankenhaus überwacht und die restliche Flüssigkeit über eine Drainage abgeleitet. Auf diesem Weg kann man den eventuellen Ausbruch weiterer Erkrankungen oder Entzündungen in der Bauchhöhle rechtzeitig entdecken und behandeln.
- medikamentöse Nachbehandlung: Nach dem operativen Eingriff erfolgt eine Therapie mit Antibiotika. Diese töten mögliche Krankheitserreger ab, die beim Durchbruch in die Bauchhöhle gelangt sind. Durch diese und die vorhergehende Spülung der Bauchhöhle kann im Bestfall eine Sepsis verhindert werden. Auch müssen meist Schmerzmittel verabreicht werden. Wichtig ist es hier, auf Medikamente zu verzichten, die Muskelkrämpfe auslösen können. Dazu zählen zum Beispiel Opioide. Empfehlenswert sind hingegen schmerzstillende Arzneimittel wie Pethidin.
Darmdurchbruch – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Nach einem 10-tägigen Aufenthalt in der Intensivstation können Patienten mit einem unkomplizierten Durchbruch das Krankenhaus meist wieder verlassen. Erfolgt dann zu Hause eine ausreichende Schonung von 2 bis 4 Wochen, sollte die Operationswunde in diesem Zeitraum problemlos abheilen. Komplikationen können allerdings durch bestehende Grunderkrankungen oder besonders große Darmwandrisse auftreten. Insbesondere Entzündungen erschweren die Wundheilung deutlich, da sie für nachträgliche Infektionen im Wundbereich sorgen können. Weitere Komplikationen werden von einer Sepsis oder Bauchfellentzündung gestellt.
- Einer Perforation des Darmes kann nur bedingt vorgebeugt werden. Dies liegt vor allem daran, dass sich ursächliche Darmerkrankungen häufig schleichend entwickeln. Lassen sie daher regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen und pflegen Sie Ihre Darmflora durch eine gesunde und ballaststoffreiche Ernährung. Ferner sollten Sie auf reizende Einflüsse wie übermäßigen Konsum von Alkohol, sowie fettreichen bzw. stark zuckerhaltigen Speisen verzichten.
- Durch die tägliche Aufnahme von 2-3 Litern Flüssigkeit können chronische Verstopfungen und damit auch Darmverschlüsse verhindert werden. Regelmäßiger Sport sorgt zusätzlich für eine angeregte Darmaktivität und fördert den Verdauungsprozess. Bei bestehenden Vorerkrankungen des Darms ist eine gewissenhafte Ernährung und Bewegung umso wichtiger. Denn so können schwere Krankheitsschübe durch entsprechende Maßnahmen oftmals verhindert werden.
Fazit
Ein Darmdurchbruch ist eine schwere Verletzung, die ohne die Behandlung im Krankenhaus lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Sepsis oder eine Bauchfellentzündung nach sich ziehen kann. Betroffene leiden unter starken Schmerzen im Bauch und kolikartigen Krämpfen, sowie Übelkeit, Kreislaufstörungen und einer verhärteten Bauchdecke. Die Symptome eines Darmdurchbruchs erfordern die sofortige Verständigung eines Notarztes, um das Überleben des Betroffenen zu sichern. Behandeln lässt sich die Perforation nach der Akuthilfe nur durch eine Notoperation, bei welcher der Darmwandriss geschlossen wird.