Das auch als Perlgeschwulst bezeichnete Cholesteatom (Otitis media epitympanalis) bezeichnet eine Erkrankung des Mittelohrs. Hierbei wächst verhornendes Plattenepithel aus dem äußeren Gehörgang in das Mittelohr ein. Dieser Umstand entwickelt sich innerhalb mehrerer Jahre und führt häufig zu einer chronischen Mittelohrentzündung. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie ein Cholesteatom entsteht und wie es behandelt wird.
Entstehung eines Cholesteatoms
In einem gesunden Ohr ist die äußere Gehörgangswand mit einem verhornenden Plattenepithel ausgekleidet. Das Mittelohr liegt dahinter und wird hingegen von einem Schleimhautepithel bedeckt. In der Regel sind diese beiden Epithelbereiche durch ein intaktes Trommelfell voneinander getrennt. Bei einem Cholesteatom wächst das Plattenepithel allerdings durch einen Trommelfelldefekt in die Paukenhöhle ein. Dieser Defekt am Trommelfell kann bereits angeboren sein, jedoch auch durch eine Verletzung oder Erkrankungen des Mittelohrs entstehen. Je nach Ursache wird deshalb in vier Formen des Cholesteatoms unterschieden:
- primäres Cholesteatom – das Cholesteatom entsteht aufgrund einer Tubenbelüftungsstörung, durch die sich eine entzündliche Retraktionstasche bildet. Primäre Cholesteatome werden deshalb auch als Retraktionscholesteatom bezeichnet. Eine weitere Sonderform ist das Immigrationscholesteatom, bei dem Epithelzapfen in die Shrapnell’sche Membran einwachsen.
- sekundäres Cholesteatom – diese Cholesteatome entstehen aufgrund eines Trommelfelldefektes, durch den Plattenepithel in das Mittelohr einwächst.
- kongenitales Cholesteatom – bei dieser sehr seltenen Form entsteht das Cholesteatom noch innerhalb der embryonalen Phase hinter einem intakten Trommelfell. Es handelt sich also um eine angeborene Erkrankung.
- traumatisches Cholesteatom – in seltenen Fällen können Cholesteatome auch nach einem Schädel- oder Felsenbeinbruch entstehen. Hier wachsen äußere Hautschichten über die Bruchspalte in das Mittelohr ein.
Klassische Anzeichen eines Cholesteatoms sind verschiedene Hörprobleme, sowie Ohren- und Kopfschmerzen. Chronische Mittelohrentzündungen sind ebenfalls nicht ausgeschlossen und können sogar zu einer Knocheneiterung im Ohr führen. Bleibende Hörschäden sind somit eine reale Gefahr bei Cholestatomen und machen eine zeitnahe Behandlung erforderlich.
Ursachen für Cholesteatome
Gründe für Trommelfellschäden, die in Folge zum Einwachsen der Hornepithel des Außenohrs in die Schleimhautepithel der Paukenhöhle führen, gibt es viele. Oft ist hierfür eine Tubenbelüftungsstörung verantwortlich, bei der sich durch Unterdruck im Mittelohr eine entzündliche Retraktionstasche am Trommelfell bildet. Das Retraktionscholesteatom ist damit die häufigste Krankheitsform. Da es aber noch andere mögliche Ursachen gibt, hier ein kleiner Überblick zu denkbaren Auslösern:
- HNO-Erkrankungen: Ob Trommelfellentzündungen, Mittelohrentzündungen, Paukenergüsse oder andere Ohrerkrankungen – sie alle können im schlimmsten Fall zu Perforationen am Trommelfell führen. Ein Cholesteatom entsteht dabei vor allem, wenn die Perforation sehr nah an der Gehörgangswand liegt. Darüber hinaus sind auch Schwellungen im Bereich der Eustach’schen-Röhre als Ursache denkbar. Hier sind es vor allem vergrößerte Rachenmandeln und Nasenpolypen, die über Tubenbelüftungsstörungen ein Cholesteatom hervorrufen.
- Entwicklungsstörungen: In der Embryonalphase kann es geschehen, dass sich embryonales Bindegewebe nicht vollständig zurückbildet. Kongenitale Cholesteatome sind hierbei sehr häufig zu beobachten.
- Verletzungstraumata: Verletzungen am Trommelfell kommen nicht nur durch scharfe bzw. spitze Fremdkörper zustande. Auch bei falsch gehandhabten Wattestäbchen besteht die Gefahr einer Perforation des Trommelfells.
Symptome eines Cholesteatoms
Ein Cholesteatom macht sich vor allem durch Schmerzen, Missempfindungen und Schallübertragungsstörungen im Ohr bemerkbar. Besonders typisch ist außerdem übelriechendes Sekret, dass aus den Ohren austritt (fötide Otorrhö). Hat sich das Cholesteatom bereits auf den in unmittelbarer Nähe zum Mittelohr verlaufenden Gesichtsnerv (Nervus facialis) ausgebreitet, kann es ferner zu einer einseitigen Gesichtslähmung kommen. Insgesamt können folgende Symptome auftreten:
- Fieber
- Gesichtslähmung
- Störungen des Gleichgewichts
- Kopf- und Ohrenschmerzen
- Ohrendruck und Ohrenentzündung
- Schallleitungsschwerhörigkeit
- Schwerhörigkeit
- Schwindel
Diagnose und Therapie bei einem Cholesteatom
Die Diagnose eines Cholesteatoms wird durch einen HNO-Arzt vorgenommen, der das betroffene Ohr innerhalb einer Otoskopie untersucht. Dabei ist meist bereits ein Trommelfelldefekt oder eine Retraktionstasche erkennbar, in der sich weißlich-gelbe Epithelschuppen angesammelt haben. Anschließend werden bildgebende Verfahren wie Röntgen oder eine CT eingesetzt, um eventuelle Komplikationen und den Schweregrad der Cholesteatome zu ermitteln. Zusätzlich ist ein Tonaudiogramm zur Beurteilung etwaiger Hörprobleme üblich.
Da ein Cholesteatom stetig anwächst und nicht selbstständig abheilt, muss die Gewebewucherung innerhalb einer Operation entfernt werden. Je nach Schweregrad und bereits auftretenden Komplikationen sind weitere Folge-OPs denkbar. Insgesamt kommen folgende Maßnahmen zur Behandlung infrage:
- Operation: Bei einer Operation wird das Cholesteatom vollständig aus der Paukenhöhle entfernt. Anschließend kann innerhalb einer Tympanoplastik das Gehör durch eine chirurgische Sanierung des Trommelfells und der Gehörknöchelchen meist wieder vollständig hergestellt werden. In besonders schweren Fällen nehmen Ärzte eine Mastoidektomie vor. Hierbei wird ein künstlicher Hohlraum aus dem äußeren Gehörgang, dem Kuppelraum des Mittelohrs und der Wurzelfortsatzhöhle geformt. Durch diesen bleibt der geschädigte Bereich dauerhaft für ärztliche Kontrollen und Reinigungen zugänglich.
- Antibiotika: Ist das Cholesteatom aufgrund eines bakteriellen Infektes im Mittelohr entstanden, so wird zusätzlich zur Operation eine Behandlung mit Antibiotika nötig. Nur so lassen sich erneute Bildungen eines Cholesteatoms verhindern. Die Wahl des Medikamentes richtet sich dabei nach dem jeweiligen Erreger.
- Nachbehandlung: Während der Behandlung sollte das betroffene Ohr vor schädigenden Einflüssen wie Badewasser oder Hygieneartikeln geschützt werden. Auch das Putzen der Ohren mit Wattestäbchen zählt hier mit dazu, da der Fremdkörper weitere Schäden am Trommelfell auslösen könnte.
Cholesteatom – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Wird ein Cholesteatom sowie dessen Ursache frühzeitig erkannt und behandelt, so kann das Gehör meist vollständig erhalten werden. Der Heilungsverlauf beträgt hierbei mehrere Wochen.
- Unbehandelt kann ein Cholesteatom jedoch zu schweren Schädigungen der Gehörknöchelchen führen, was eine dauerhafte Ertaubung nicht völlig ausschließt. Weitere mögliche Komplikationen stellen Lähmungen der Gesichtsnerven, wiederholte Cholesteatome oder eine Ausbreitung entzündlicher Prozesse bis auf die Hirnhaut dar. Eine Knocheneiterung durch bestehende Entzündungen ist ebenso denkbar.
- Um einem Cholesteatom vorzubeugen. empfiehlt es sich, vor allem Defekte am Trommelfell zu vermeiden. Gehen Sie zum Beispiel bei der Ohrreinigung vorsichtig mit Ihren Wattestäbchen um und führen Sie es nicht zu tief ins Ohr ein. Verletzungen und Erkrankungen der Ohren sollten darüber hinaus frühzeitig kuriert werden, damit kein Cholesteatom als Folgeerkrankung entsteht.
Fazit
Ein Cholesteatom ist eine Einwucherung von verhornendem Plattenepithel des Außenohrs in die Paukenhöhle des Mittelohrs. Die Einwucherung führt zu einer chronischen Mittelohrentzündung und kann sich schädigend auf das Gehör auswirken. Besonders häufig wird ein Cholesteatom durch eine Tubenbelüftungsstörung oder durch einen bereits bestehenden Trommelfelldefekt verursacht. Entsprechende Situationen zu vermeiden, ist deshalb ein wichtiger Schritt in der Vorsorge. Ist bereits ein Cholesteatom entstanden, so hilft nur eine Operation, um die Erkrankung zu behandeln.