Wie der Name bereits vermuten lässt, beschreibt die Gallengangsentzündung (Cholangitis) entzündliche Prozesse im Bereich der Gallenwege. Nicht selten tritt die Erkrankung aufgrund eines Gallensteinleidens oder einer Cholezystitis auf. Typische Symptome sind neben starken Schmerzen im Oberbauch auch Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass im Zuge der Cholangitis auch andere Entzündungen entstehen, wenn der Entzündungsherd nicht rechtzeitig behandelt wird. Wichtige Informationen zum Krankheitsbild, möglichen Optionen der Behandlung und Komplikationen bieten Ihnen dieser Ratgeber.
Entstehung von Cholangitis
Die Gallenwege oder Gallengänge dienen dem Transport Gallenflüssigkeit, welche in der Leber gebildet und im Zwölffingerdarm zur Fettverdauung benötigt wird. Zu unterscheiden sind dabei intrahepatische Gallengänge und extrahepatische Gallengänge. Intrahepatische Gallenwege liegen in der Leber lokalisiert und nehmen dort die gebildete Gallenflüssigkeit auf. Extrahepatische Gallengänge hingegen verbinden entweder die Leber mit der Gallenblase oder die Gallenblase mit dem Zwölffingerdarm. Eine Cholangitis kann damit an verschiedenen Stellen auftreten. Die Entzündungsherde sind dabei in der Regel einer Erkrankung angrenzender Organe oder der Galle selbst geschuldet.
Häufig tragen zur Entstehung von Gallengangsentzündungen bakterielle Vorinfektionen bei, die für Entzündungen der Gallenblase, Gallengänge, der Leber oder des Darms sorgt. Doch auch entzündliche Autoimmunerkrankungen sowie Wucherungen können eine Cholangitis begünstigen. Dabei wird zwischen drei Formen von Cholangitiden differenziert:
- Akute Cholangitis – Die Cholangitis entsteht aufgrund von bakteriellen Infektionen und hat eitrige Entzündungsprozesse im Bereich der Gallengänge zur Folge. In vielen Fällen werden die Gallengangsentzündungen hier von Verstopfungen der Gallengänge durch Gallensteine verursacht. Von akuter Cholangitis betroffen sind vorwiegend übergewichtige Frauen ab dem 40. Lebensjahr.
- Primär biliäre Cholangitis (PBC) – Diese Form der Cholangitis ist nicht eitrig und steht meist mit antimitochondrialen Antikörpern im Blut in Verbindung. Mediziner vermuten deshalb bestehende Autoimmunerkrankungen hinter der Krankheit. Gut 95 % aller Patienten mit primär biliären Cholangitiden sind Frauen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Ein schubweiser Verlauf ist allgemein üblich.
- Primär sklerotisierende Cholangitis (PSC) – Eine sehr seltene Form der Cholangitis. Sie betrifft überwiegend Männer, die doppelt so häufig an primär sklerotisierenden Cholangitiden erkranken wie Frauen. PSC gilt fast immer als Spätfolge von chronischen Darmerkrankungen. Das Antigen HLA-B8 lässt sich in den meisten Fällen nachweisen. Ein schubweiser Verlauf lässt sich auch bei dieser Cholangitisform beobachten.
Ursachen einer Gallengangsentzündung
Sowohl entzündliche Infektionen und Gallengangsverstopfungen als auch autoimmune Entzündungen können bei Cholangitis auf verschiedenem Wege zustande kommen. Die wichtigsten Ursachen können Sie hier erfahren:
- Gallensteine: Gallensteine, die sich zu Beginn noch in der Gallenblase befinden, können im späteren Verlauf in die extrahepatischen Gallenwege zwischen Gallenblase und Zwölffingerdarm abwandern. Zu entzündlichen Verstopfungen aufgrund der Fremdkörper kommt es hier sehr leicht. Ebenso sind Entzündungsreize und Infektionen durch Bakterien, die sich in den verstopften Gallengängen ansammeln, nicht ausgeschlossen. Sollte die Cholangitis nicht rechtzeitig behandelt werden, ist zudem eine Ausbreitung der Entzündung auf die Gallenblase denkbar. Diese ist auch als Cholezystitis bekannt.
- Bakterien: Zu den wichtigsten bakteriellen Erregern bei Cholangitis zählen E-coli Bakterien, Enterokokken und Klebsiellen. Sie finden maßgeblich über den Darm ihren Weg in die Gallenwege und können neben Gallengangsentzündungen auch eine Cholesystitis auslösen. Im Normalfall ist der mit dem Darm verbundene Hauptgallengang durch einen Schließmuskel, den Sphinkter, gut vor infektiösen Darmbakterien geschützt. Bei Verstopfungen des Gallengangs durch Gallensteine, aber auch bei Vorerkrankungen des Darms (z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) und der Leber (z.B. Hepatitis) wird die Schließmuskelfunktion des Sphinkters jedoch häufig beeinträchtig. Bakterien gelangen dann wesentlich leichter in die Gallenwege und lösen dort starke Entzündungen aus.
- Autoimmunerkrankungen: Autoimmunerkrankungen rufen zumeist eine primäre Form der Gallengangentzündung hervor. Auch in diesem Zusammenhang lassen sich immer wieder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa als Ursache ausmachen. Allerdings sind auch entsprechende Erkrankungen der Leber nicht als Ursache ausgeschlossen.
- Gewebewucherungen und Engpässe: In seltenen Fällen sind Divertikel im Zwölffingerdarm oder Tumore für Entzündungen der Gallengänge verantwortlich. Sie sorgen ähnlich wie Gallensteine für Verengungen und Sphinkterstörungen, wodurch sich Erreger leichter ansiedeln. Gelegentlich sind Engstellen an entsprechenden Stellen sogar auf angeborene Fehlbildungen im Bereich der Gallenwege zurück zu führen.
Die Symptome der Gallengangsentzündung
Je nach Art und Ausprägung der Cholangitis sind verschiedene Symptome möglich. Zudem sind gut 35 % aller Betroffenen zu Beginn der Krankheit vollkommen beschwerdefrei, was die Erkennung der Gallenerkrankung erschwert. Im späteren Verlauf lässt sich jedoch fast immer die sogenannte Charcot-Trias beobachten. Hierbei handelt es sich um ein Beschwerdebild, das Schmerzen im Oberbauch, Fieber und Gelbsucht umfasst. Insgesamt müssen Sie sich auf folgende Symptome einstellen:
- Abgeschlagenheit und Leistungseinbußen
- Fieber
- Gelbfärbung der Haut (Gelbsucht)
- Juckreiz
- Krampfadern in der Speiseröhre
- rheumatische Symptome
- Schmerzen im rechten Oberbauch
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
- unerklärlicher Gewichtsverlust
- Wasseransammlungen im Bauch
- Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
- Harnwegsinfekte
- Leberzirrhose
- hepatische Enzephalopathie
- Schilddrüsenerkrankungen
- Gelenkbeschwerden
Aufgrund der gestörten Fettverdauung sind darüber hinaus auch Fetteinlagerungen im Körper sowie im Stuhl möglich. Letzterer erscheint bei Gallengangsentzündungen nicht selten gräulich.
Diagnose und Therapie der Cholangitis
Besteht der Verdacht auf eine Cholangitis, sollte zunächst die Krankengeschichte des Patienten in einer Anamnese aufgenommen werden. Hierdurch lassen sich womöglich bereits Vorerkrankungen feststellen, die eine Entzündung der Gallengänge begünstigen. Ebenso geben Gelbfärbungen der Haut und das Abtasten des Bauchraums nützliche Hinweise. Einen verlässlichen Befund liefern jedoch nur Verfahren wie der Ultraschall und Labortests in Form von Blut- und Stuhluntersuchungen. Daneben ist eine endoskopische Retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) üblich. Hierbei wird Patienten ein Kontrastmittel verabreicht, das entzündliche Veränderungen in den Gallenwegen durch Röntgen sichtbar macht. Ausgeleuchtet wird das Gewebe dann mit einem Endoskop. Wurde im Rahmen der Diagnose eine Entzündung entdeckt, gibt es anschließend folgende Optionen bei der Behandlung:
- Umstellung der Ernährung: Eine Entzündung der Gallenwege bedeutet für die Verdauung starke Beeinträchtigungen. Um Leber und Gallenblase zu entlasten, ist deshalb eine stark fettreduzierte Ernährung notwendig. Verzichten Sie deshalb auf fettreiche Lebensmittel wie Wurst, Speck, fettige Milchprodukte. Zusätzlich ist zudem ein Verzicht auf Alkohol wichtig, denn dieser befördert ebenfalls die Freisetzung von Fettsäuren.
- Medikamente: Bakterielle Entzündungen erfordern bei Cholangitiden eine äußerst hohe Antibiotikadosis. Präparate aus der Gruppe der Fluorchinolone (z.B. Ciprofloxacin) werden hier besonders häufig eingesetzt. Auch die Anwendung von Acylaminopenicillinen wie Piperacillin ist denkbar. Bei PBC und PSC lassen sich des Weiteren Ursodesoxycholsäure und Cholesterinhemmer wie Cholestyramin und Colestipol anwenden.
- Operation: Ist die Gallengangentzündung auf eine Verstopfung durch Gallensteine zurückzuführen, kann der Art eine Entfernung der Gallensteine veranlassen. Dabei nutzen Ärzte neben der Cholezystektomie auch häufig die Endoskopischen Retrograden Cholangio-Pankreatikografie, welche auch zur Diagnose eingesetzt wird. Sollte die Entfernung keine Besserung bringen, kann ein Stent in den Gallengang gesetzt werden. Darüber hinaus lassen sich auch Tumore, Gewebewucherungen und schwer geschädigte Gallenabschnitte per OP entfernen. Geht die Erkrankung mit einer Leberzirrhose einher, hilft ggf. nur noch eine Lebertransplantation.
Gallengangentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine akute Cholangitis, die auf einem Gallensteinleiden beruht, verheilt nach geeigneter Therapie meist vollständig, sofern die Behandlung rechtzeitig erfolgt. Chronische Formen wie PBC und PSC sind hingegen oft problematischer. Nicht nur, dass hier meist schwer behandelbare Begleiterkrankungen entstehen. Auch die Optionen in der Therapie sind sehr begrenzt. Eine vollständige Heilung gibt es in solchen Fällen kaum.
- Komplikationen entstehen bei Gallengangsentzündungen maßgeblich durch chronische Verläufe. Neben Leberzirrhose sind gerade bei PSC auch häufig Gallenwegskarzinome zu beobachten. PBC wiederum fällt nicht selten durch komplexe Mehrfachentzündungen, rheumatische Symptome, Speiseröhren- oder Magenkrampfadern sowie gestörte Gehirnfunktionen auf. Das Risiko von Komplikationen liegt umso höher, wenn Mischformen aus PSC und PBC vorliegen, was in etwa 10 % aller primären Cholangitiden der Fall ist.
- Vorbeugen kann man Gallengangsentzündungen nur hinsichtlich der Entstehung von Gallensteinen. Hier ist in der Prävention vor allem eine gesunde Ernährung wichtig. Verzichten Sie auf allzu fettreiche Lebensmittel und genießen Sie Alkohol nur in Maßen. Bei bestehenden Darmerkrankungen ist diese Maßnahme ebenfalls wichtig, damit existierende Entzündungsherde nicht auf den Hauptgallengang übergreifen.
Fazit
Die Cholangitis ist in den meisten Fällen einem Gallensteinleiden geschuldet und lässt sich in diesem Zusammenhang meist erfolgreich durch eine Cholezystektomie behandeln. Es gibt jedoch auch Ursachen, die schwerer oder gar nicht zu therapieren sind. Nur eine frühzeitige Diagnose kann hier schwere Verläufe durch die Gabe von Medikamenten verhindern. Besonders achtsam sollten hier Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen der Leber oder des Darms sein, denn von hier aus greifen Entzündungen besonders leicht auf die Gallenwege über.