Für viele Frauen in Deutschland wird die wohl mit am schlimmsten zu befürchtende Diagnose Wirklichkeit: Brustkrebs. Doch mittlerweile haben sich die Chancen, Brustkrebs zu überleben, deutlich erhöht – zumindest wenn dieser rechtzeitig erkannt wird. Selbstuntersuchungen und Medizintechnik machen dies allerdings durchaus möglich. Noch vor einem halben Jahrhundert starben drei Viertel aller erkrankten Frauen an Brustkrebs innerhalb des nächsten Jahrzehnts nach Diagnosestellung. Mittlerweile ist die Sterblichkeitsrate deutlich gesunken und fast 80 Prozent aller Erkrankten können diesen Zeitraum mehr oder minder schadlos überstehen. Mittlerweile kann der Brustkrebs im Frühstadium mit einer Hormontherapie behandelt werden. Fortgeschrittene Fälle verlangen allerdings weiterhin eine Chemotherapie.
Der Ablauf der Chemotherapie bei Brustkrebs
Die Behandlung des Brustkrebses durch eine Chemotherapie basiert auf verschiedenen Wirkstoffen, die im Regelfall zu einem Präparat zusammengefasst werden. Sinn und Zweck der Behandlung ist die Zerstörung möglichst vieler Krebszellen. Die Behandlung an sich kann sowohl in einem Krankenhaus oder auch in einer anderen Einrichtung ambulant durchgeführt werden.
Die Chemotherapie bei Brustkrebs gliedert sich in sogenannte Zyklen. Basierend darauf werden Ihnen im Fall der Fälle Zytostatika verabreicht. Der Tag ab der ersten Verabreichung des Präparats bis zu den Tagen oder Wochen der Ruhephase, in denen sich Ihr Körper von der aggressiven Wirkung erholt, wird als ein Zyklus umschrieben. Je nach Wirkung und Stadium des Brustkrebses besteht die Chemotherapie aus vier bis sechs Zyklen. In Extremfällen kann die Behandlung jedoch um weitere Zyklen ergänzt werden.
Die Verabreichung der Medikamente kann entweder durch eine Infusion oder durch Tabletten erfolgen. Bei Brustkrebs greifen Mediziner im Regelfall jedoch auf eine Infusion zurück. Viele Frauen lassen sich vor Beginn der Behandlung einen Portkatheter einsetzen, sodass die Venen nicht bei jeder Sitzung erneut angestochen werden müssen. Sollte Ihre Chemotherapie auf Tablettenbasis erfolgen, geschieht dies oftmals auf Grundlage von zwei Wirkstoffen:
- Capecitabin
- Vinorelbin
Das Schema der Chemotherapie
Bei der Chemotherapie ist es wichtig, wann genau Sie welches Medikament in welcher Dosierung und Reihenfolge erhalten. Ärzte orientieren sich daher an einem fest vorgegebenen Schema. Hierbei können unterschiedliche Schemata zur Anwendung gelangen. Die meisten lassen sich dabei auf Grundlage der verwendeten Wirkstoffe ableiten. So zum Beispiel:
FEC-Schema – Fluorouracil, Epirubicin sowie Cyclophosphamid
Selbstverständlich können auch andere Schemata und somit Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Für welches Schema sich Ihr Arzt entscheidet, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Hierzu zählen:
- die Art des Tumors
- die Größe des Tumors
- das Ausbreitungsgebiet des Tumors
- die Anzahl der gebildeten Metastasen
- die Geschwindigkeit der Ausbreitung
- sekundär von den akuten Beschwerden, die Sie vor und während der Behandlung aufweisen
Diese wichtigen Kriterien werden von Ihrem Arzt im sogenannten pathologischen Befund festgehalten.
Sonderformen der Chemotherapie
Zudem gibt es spezielle Formen des Brustkrebses, die auch eine spezielle Behandlung benötigen. Klassifiziert den Brustkrebs beispielsweise eine Hormonempfindlichkeit, so ist auch eine gezielte antihormonelle Behandlung möglich. Auch eine Antikörpertherapie kann sich der Chemotherapie anschließen.
Eine noch speziellere Form der Behandlung ist die dosisintensivierte oder auch die dosisdichte Form. Normalerweise wird diese Art der Chemotherapie nur innerhalb medizinischer Studien angewandt. Nichtsdestotrotz findet sie bei bestimmten Personenkreisen auch ihre praktische und gerechtfertigte Anwendung. So zum Beispiel bei Frauen, deren Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken, besonders hoch ist. Sollten Sie zu den Frauen mit erhöhtem Rückfallrisiko gehören, ist es möglich, dass eine dieser Formen der Chemotherapie bei Ihnen zur Anwendung gelangt. Diese zeichnet sich durch die Verabreichung der Medikamente in besonders kurzen Intervallen und erhöhten Dosierungen aus.
Mögliche Nebenwirkungen
Die möglichen Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie sind vielseitig und nicht zu unterschätzen. Dabei sollten Sie bedenken, dass eine Chemotherapie Sie nicht nur physisch, sondern auch psychisch extrem belasten kann. Einige der möglichen Nebenwirkungen, vor allem die häufige Übelkeit, können durch Medikamente gemindert werden. Auch die Verabreichung von blutbildenden Medikamenten ist keine Seltenheit. Zu den bekanntesten und häufigsten Symptomen bei einer Chemotherapie zählen:
- Übelkeit und häufiges Erbrechen
- Haarausfall
- Geschwächtes Immunsystem und eine daraus resultierende hohe Anfälligkeit für Erkrankungen
- Erschöpfungszustände
- Müdigkeit
Bewertung der Notwendigkeit einer Chemotherapie
Wie bereits erwähnt, ist es nicht immer zwingend notwendig, dass Sie sich bei diagnostiziertem Brustkrebs einer Chemotherapie unterziehen. Denn laut Aussage der Ludwig-Maximilian-Universität in München macht die Chemotherapie nur dann Sinn, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei über zehn Prozent liegt. Ob dies wirklich der Fall ist, können verschiedene Tests aufzeigen, die in Deutschland derzeit allerdings nicht überall angeboten werden sowie zum Teil sehr kostspielig sind und von den Krankenkassen nur selten bezahlt werden. Eine Möglichkeit stellt dabei der uPA/PAI-1-Test dar. Dieser misst die uPA- und PAI-1-Werte des Tumors. Bei einer geringen Konzentration ist das Rückfallrisiko entsprechend niedriger. Bei diesem Test ist allerdings mit Kosten in Höhe von circa 300 Euro zu rechnen. Andere Tests können sogar mehrere tausend Euro an Kosten verursachen. Fragen Sie am besten Ihren Arzt um Rat und suchen Sie gemeinsam einen Test zur Risikobewertung!