Neigt sich Ihr Lebensjahr dem Ende entgegen und steht bald schon die 35 auf der Geburtstagstorte? Dann ändert sich für Sie nun einiges. Immerhin steht es Ihnen ab dem 35. Lebensjahr zu, sich jedes zweite Jahr von Kopf bis Fuß durchchecken zu lassen. Die Krankenkassen übernehmen die Vorsorgeuntersuchung und raten nicht selten, dass Frauen und Männer die Möglichkeit wahrnehmen. Allerdings herrscht sowohl Uneinigkeit über den Nutzen der Untersuchung, ebenso wie viele Menschen nicht wissen, was der Gesundheitscheck überhaupt beinhaltet.
Welchen Nutzen die Vorsorgeuntersuchung hat
Als Grundlage für die Vorsorgemöglichkeit gelten folgende Argumente:
- Rechtzeitige Erkennung verhindert schwere Erkrankungen
- Ernsthafte Gesundheitsschäden können frühzeitig behandelt werden
- Verringerte Krebsgefahr
- Verringertes Herzinfarktrisiko
Die Krankenkassen und zahlreiche Ärzte sind davon überzeugt, dass der zweijährige Check hilft, schwere Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Allerdings beinhaltet der Check längst nicht alle Untersuchung, die zielsicher die größten Risiken ausschließen. Zudem bedeutet die Erkenntnis eines eventuell erhöhten Cholesterinspiegels nicht direkt, dass eine Behandlung durchgeführt wird. Erst 2012 kam das Nordic Cochrane Centre im Rahmen einer Studie zur Erkenntnis, dass die Probanden, die die Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen, nicht unbedingt eine höhere Lebenserwartung haben, als Personen, die auf die Untersuchung verzichten. Ebenfalls konnte nicht festgestellt werden, dass sich die Krankschreibungen durch die mögliche Früherkennung deutlich reduzieren.
Unverzichtbare Vorsorgeuntersuchungen
Eine Vorsorgeuntersuchung schließt die Forschungsgruppe jedoch explizit aus ihrer Studie aus: die Krebsvorsorge. Gerade der regelmäßige Check beim Frauenarzt ist unumgänglich und hilft tatsächlich, Zysten, Tumore oder negative Veränderungen an der Gebärmutter, den Eierstöcken oder auch Knoten in der Brust zu erkennen.
Ebenso sollten gesetzlich Versicherte auf jeden Fall die Möglichkeit wahrnehmen, sich im Zweijahresrhythmus einem Hautarzt vorzustellen und die Haut auf schadhafte Veränderungen untersuchen zu lassen. Die Hautkrebsvorsorge ist ebenfalls ab dem 35. Lebensjahr kostenfrei und wird von den Krankenversicherungen übernommen.
Die Inhalte der Vorsorgeuntersuchung
Wenn Sie einen Termin zum allgemeinen Vorsorgecheck vereinbaren, werden die Faktoren überprüft, die vielfach zu einer Erkrankung führen. Dabei besteht die Untersuchung aus drei Teilbereichen:
- Erfragung der Krankengeschichte
- Körperliche Untersuchung
- Laboruntersuchung
Im mündlichen Gespräch erfragt Ihr Arzt Ihre persönlichen Lebensumstände, ob Sie bereits unter Krankheiten leiden oder ob es spezielle Erkrankungen in Ihrer direkten Verwandtschaft gibt, die Sie in eine erhöhte Risikogruppe einteilen. Des Weiteren erkundigt sich Ihr Arzt nach Ihren Lastern, also, ob Sie rauchen oder regelmäßig Alkohol zu sich nehmen.
- Die Ganzkörperuntersuchung
Wie der Name vermuten lässt, überprüft der Arzt Ihren körperlichen Gesundheitszustand. Dazu gehört übrigens auch die Erhebung Ihres aktuellen Gewichts und die Berechnung Ihres BMI. Zudem werden Sie von Kopf bis Fuß eingehend untersucht und abgetastet, Ihre Lunge abgehört, Ihr Bauch abgetastet und der Blutdruck gemessen.
- Laboruntersuchung
Für den letzten Teil des Gesundheitschecks ab 35 wird Ihnen Blut entnommen und Sie müssen eine Urinprobe hinterlassen. Das Labor überprüft nun, ob Ihre Cholesterinwerte oder Leukozyten erhöht sind oder andere Abweichungen von der Norm vorliegen. Ganz besonders heben sich folgende Punkte hervor:
- Blutzucker – Indikator auf eine mögliche Diabeteserkrankung
- Cholesterin – LDL-Cholesterin erhöht das Herzinfarktrisiko
- Triglyceride – erhöhte Blutfettwerte führen zu Herzerkrankungen
- Kreatinin – Erhöhung deutet auf Nierenerkrankungen hin
- Harnsäure – erhöhte Konzentration führt zu Gicht und Nierensteinen
- Rote Blutkörperchen – niedrige Konzentration führt zu Blutarmut
- Weiße Blutkörperchen – Leukozyten sind Indikatoren für Infektionen
Dem letzten Teil der Untersuchung sollten Sie besondere Beachtung schenken und insbesondere den Blutzucker und die Cholesterinwerte beachten. Liegt ein erhöhter Wert vor, ist es ratsam, dass Sie sich Medikamente verschreiben lassen, auch wenn Sie keine körperlichen Einschränkungen führen.
Die Laboruntersuchung wird von Medizinern trotz der Werte mit Skepsis betrachtet. Die gesetzlichen Versicherungen übernehmen nämlich nur das kleine Blutbild, welches beispielsweise viele Blutwerte zusammenfasst und nicht einzeln aufschlüsselt. Selbst Mineralstoffmangel lassen sich nicht ablesen. Wünschen Sie das sogenannte große Blutbild, müssen Sie die Kosten in der Regel selbst tragen.