Unter Liebeskummer hat sicherlich jeder schon einmal gelitten. Doch nicht bei jedem entwickelt sich aufgrund des emotionalen Stresses nach einer Trennung ein Syndrom, das in seinen Symptomen einem Herzinfarkt ähnelt. Das genannte Syndrom trägt den Namen Broken-Heart-Syndrom (Stress-Kardiomyopathie), wobei Herzbruch, Liebeskummer und Trennungsschmerz nicht die einzigen denkbaren Ursachen für ein Syndrom dieser Art sind. Erfahren Sie hier mehr zu Entstehung und Eigenheiten der stressbedingten Kardiomyopathie und wie man das Syndrom am besten behandelt.
Wie entsteht das Broken Heart Syndrom?
Über die Entstehung der stressbedingten Kardiomyopathie sind sich Mediziner bis heute nicht ganz einig. Generell lässt sich aber sagen, dass vorrangig hormonelle Störungen als Ursache für das Syndrom im Verdacht stehen. Eine Vermutung ist, dass ein Ungleichgewicht von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin die Calciumregulation in den Herzmuskelzellen ins Ungleichgewicht stürzen. Dazu muss man wissen, dass das Herz nur durch eine ausgeglichene Calciumversorgung richtig funktionieren kann.
Bislang konnten Forscher bei Patienten mit einer stressinduzierten Kardiomyopathie bereits eine besonders hohe Konzentration bestimmter Stresshormone nachweisen. Diese sorgen über Störungen in der Leitung von Nervenimpulsen dafür, dass den Herzmuskelzellen weniger Calcium zur Verfügung steht. Die Herzmuskelzellen werden dadurch minderversorgt, wodurch es zu einer Erlahmung des Herzmuskels und somit zu Durchblutungsstörungen in den kleinen Herzmuskelgefäßen kommt. Infolgedessen verkrampft sich das Herz und verformt sich. Dies ist allerdings nur eine mögliche und keine vollständig gesicherte Erklärung für die Entstehung des Broken-Heart-Syndroms.
Ursachen eines Broken-Heart-Syndroms
Besonders häufig kann die stressbedingte Kardiomyopathie bei Personen beobachtet werden, die kurz zuvor einer starken emotionalen Belastung ausgesetzt waren. Somit beschränken sich die Ursachen nicht ausschließlich auf ein gebrochenes Herz aufgrund von Liebeskummer nach einer Trennung. Mehr hierzu verrät Ihnen unsere nachstehende Übersicht:
- negativer Stress: Gute Beispiele für eine Stress-Kardiomyopathie, wie sie durch negativen Stress ausgelöst wird, sind neben einer Trennung und dem damit verbundenen Liebeskummer auch der Tod eines nahen Angehörigen, Unfalltraumata und das Erleben von Gewalt oder Naturkatastrophe. Selbst anhaltender Alltags- und Berufsstress kann in einigen Fällen ein Broken-Heart-Syndrom auslösen. Das Risiko, an einer derartigen Kardiomyopathie zu erkranken, ist dabei umso höher, wenn mehrere der genannten Stressfaktoren zusammentreffen.
- Positiver Stress: Neueste Studien kamen zu dem Ergebnis, dass auch positiver Stress für das Broken-Heart-Syndrom verantwortlich sein kann. Beispiele hierfür sind eine Hochzeit oder das Überbringen der Nachricht über einen Lotteriegewinn. Eine Erklärung dafür, dass das Syndrom in solchen, eigentlich glücklichen Momenten entsteht, liefert abermals das hormonelle Geschehen des Körpers. Denn auch beim Versprühen von Euphorie werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, die in Folge möglicher Weise die Herzfunktion beeinträchtigen.
- hormonelle Ungleichgewichte: Da besonders Frauen in und nach den Wechseljahren häufig vom Broken-Heart-Syndrom betroffen sind, wird auch ein Zusammenhang zwischen dem menopausalen Absinken weiblicher Geschlechtshormone und der Entstehung der Erkrankung diskutiert. Grund hierfür ist die Tatsache, dass weibliche Geschlechtshormone eine schützende Funktion auf das Herz der Frau ausüben. Nimmt der Hormonanteil im Zuge der Menopause ab, wird das weibliche Herz demnach anfälliger für das Syndrom.
Symptome einer stressbedingten Kardiomyopathie
Die Symptome eines Broken-Heart-Syndroms ähneln stark denen eines Herzinfarktes und können in den meisten Fällen auch nicht von diesem unterschieden werden. Es kommt zu plötzlichen Schmerzen im Brustkorb und das Atmen fällt schwer. Im Allgemeinen können folgende Symptome ein Hinweis für eine Stress-Kardiomyopathie sein:
- Starke Schmerzen im Brustkorb
- Atemnot
- Absinken des Blutdrucks
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Übelkeit
- Erbrechen
Diagnose und Behandlung eines Broken-Heart-Synroms
Wie der Herzinfarkt gilt auch die stressinduzierte Kardiomyopathie als medizinischer Notfall und erfordert gemeinhin einen stationären Aufenthalt. Da sich das Syndrom in seiner Symptomatik kaum von denen eines Herzinfarktes unterscheiden, wird Ihr Arzt zunächst von einem Herzinfarkt ausgehen. Es erfolgt eine umfangreiche Diagnostik, die aus einem Elektrokardiogramm (EKG), einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiogramm) sowie einer Blutuntersuchung bestehen. Entscheidend für eine gesicherte Diagnose sind außerdem spezielle bildgebende Verfahren des Herzens. Mit Hilfe einer Angiografie oder eines MRT kann hier zum Beispiel die Durchblutung der Herzkranzgefäße dargestellt werden. Sind diese nicht Verstopft, lässt sich ein Herzinfarkt meist sicher ausschließen.
Zur Behandlung einer stressbedingten Kardiomyopathie, ebenso wie zur Ursachenfindung ist neben der körperlichen Untersuchung auch ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt notwendig. Emotionale und stressbedingte Belastungen wie Liebeskummer sollten hier vom Patienten offen und ehrlich angesprochen werden. Nur so lässt sich im Anschluss eine geeignete Therapie finden. Diese kann folgende Maßnahmen umfassen:
- Medikamente: Da Stresshormone verantwortlich für das Broken-Heart-Syndrom sind, kann es sinnvoll sein, die Wirkung bestimmter Stresshormone für einen gewissen Zeitraum medikamentös zu senken. Beispiele hierfür sind so genannte Alphablocker, welche die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin aufheben. Auch hilft der Einsatz von Betablockern, die neben der Hemmung von Stresshormonen zusätzlich zu einer Senkung der Herzfrequenz und des Blutdrucks beitragen. Sollten Vorgänge im Körper während der Menopause für das Syndrom verantwortlich gemacht werden können, ist eventuell die Einnahme von östrogenhaltigen Hormonpräparaten notwendig. In der Akutphase des Syndroms hilft ergänzend möglicherweise die Gabe von angstlösenden Medikamenten wie Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva, um das Herz wieder zu beruhigen.
- Infusionstherapie: Sollten Sie aufgrund der Stress-Kardiomyopathie zusätzlich an einem Schock leiden, bei dem es zu einem verminderten Kreislaufvolumen kommt, wird mit der Gabe von Elektrolytlösungen über eine Infusion dieser Flüssigkeitsverlust ausgeglichen. Neben der medikamentösen und Infusionstherapie ist es ferner üblich, den Patienten für eine Weile auf der Intensivstation zu überwachen, bis sich dessen Zustand stabilisiert hat.
- Einsetzen einer Ballonpumpe: Ist der Blutdruck im Zuge des Broken-Heart-Syndroms sehr instabil und auch die Gabe von Medikamenten bringt keinen Erfolg, können Stationsärzte eine Ballonpumpe in Ihr Herz einsetzen, um die Gefäße zu erweitern. Diese Maßnahme ist allerdings nur in seltenen Fällen notwendig.
- psychotherapeutische Maßnahmen: Tritt die Stress-Kardiomyopathie aufgrund eines traumatischen Erlebnisses auf, können psychotherapeutische Maßnahmen angemessen sein. Egal ob es sich nun um eine schwere Trennung mit Liebeskummer, beruflichen Stress, ein Todes-, Unfall- oder Gewalttraumata handelt, eine Gesprächstherapie, ggf. kombiniert mit einer Verhaltenstherapie sind dringend angeraten, um ein erneutes Broken-Heart-Syndrom zu vermeiden.
Broken-Heart-Syndrom – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- In der Regel lässt sich ein Broken-Heart-Syndrom trotz der Schwere der Symptome gut behandeln und verläuft weitaus weniger kompliziert als ein Herzinfarkt. Bei vielen Patienten klingen die Symptome bereits nach wenigen Stunden ab. Nach einigen Tagen oder Wochen hat sich in der Regel auch die Herzfunktion wieder normalisiert und Sie können aus dem Krankenhaus entlassen werden.
- Komplikationen entstehen bei der Stress-Kardiomyopathie vor allem durch eine unzureichende oder zu spät erfolgte Behandlung. Die Stressbelastung kann sich hier nicht nur als seelische Störung, sondern auch als dauerhafte Herzrhythmusstörung manifestieren, die dann deutlich ernster zu beurteilen ist als ein einmaliges Broken-Heart-Syndrom.
- Vorbeugen lässt sich dem Syndrom nur bedingt. Traumatischen Erlebnissen, ebenso wie hormonellen Umschwüngen in den Wechseljahren lässt sich nicht präventiv begegnen. Allerdings kann es hilfreich sein zu lernen, mit Stressbelastung im Allgemeinen besser umzugehen, damit bei Stressbelastung keine Stress-Kardiomyopathie entsteht.
Fazit
Ein Broken-Heart-Syndrom entsteht durch hohe emotionale Belastungen, die den Hormonhaushalt des Körpers durcheinanderbringen. Die Symptome gleichen einem Herzinfarkt und gelten als medizinischer Notfall. Aus diesem Grund sollten Sie bei Symptomen wie starken Brustschmerzen, Herzrasen und Atemnot schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Trotz der Schwere der Symptome, kann eine Stress-Kardiomyopathie jedoch gut behandelt werden und die Funktion des Herzens normalisiert sich bei adäquater Therapie binnen kürzester Zeit. Vorbeugen lässt sich dem Syndrom nur, indem sie darauf achten, Ihr Stresslevel möglichst gering zu halten und mit Schicksalsschlägen des Lebens besser umzugehen.