Dass Brillenglas nicht gleich Brillenglas ist, wird den meisten Menschen spätestens dann bewusst, wenn ihre Sehhilfe besonderen Alltagssituationen ausgesetzt ist. Die ‚zweiten Augen‘ unterscheiden sich nämlich nicht nur bezüglich ihrer Stärke. Auch was mögliche Zusatzmerkmale anbelangt, gibt es ein breites Spektrum an Angeboten.
Welche Kriterien Ihre Brille neben dem individuellen Schliff zur Sehkorrektur noch erfüllen sollte, kommt dabei oftmals auf die Tagezeit sowie die aktuellen Wetterbedingungen an, in denen Sie die Korrekturgläser verwenden. Bei normalen Sichtverhältnissen ist ein herkömmliches Brillenglas meist ausreichend. Schwierig wird es aber, wenn die Funktion der Gläser durch schlechtes Wetter oder hohe Sonneneinstrahlung beeinträchtigt wird. In diesem Fall bieten Gläser mit entsprechenden Ausstattungsmerkmalen einen besseren Tragekomfort. Hier ein kleiner Überblick.
Der Entspiegelungseffekt
So gut wie jeder Brillenträger kennt das Problem spiegelnder Gläser beim Autofahren. Häufig sind es hier Reflexionen von Scheinwerfern entgegenkommender Autos, welche vor allem bei Dämmerlicht die eigene Sicht stark behindern. Entspiegelungsgläser können hier Abhilfe schaffen. Dank ihrer erhöhten Lichtdurchlässigkeit vermögen es diese Brillengläser, Spiegelungseffekte um bis zu 99 % Prozent zu reduzieren. Unterschieden wird zwischen drei Entspiegelungsvarianten:
- einfache Entspiegelungsgläser (Reflexionsreduzierung bis zu 50 %)
- mehrfache Entspiegelungsgläser (Reflexionsreduzierung um bis zu 80 %)
- Superentspiegelungsgläser (Reflexionsreduzierung um bis zu 99 %)
Polarisierende Gläser
Wie Entspiegelungsgläser sind auch Brillengläser mit Polarisationseffekt gut für Autofahrer geeignet. Dank ihrer Fähigkeit zur gezielten Reduzierung horizontaler Lichtschwingungen, welche für die Übermittlung von Blendeffekten verantwortlich sind, können polarisierende Gläser nicht nur störende, von Scheinwerfern, Laternen und Leuchtreklamen ausgehende Lichtreflexionen beseitigen, sondern verringern auch die Blendungsgefahr durch glatte Oberflächen, wie Motorhauben oder nasse Straßen.
Anwendungstipp: Auch Wassersportbegeisterte und Angler können von polarisierenden Brillengläsern profitieren, denn Wasserspiegelungen lassen sich mit ihrer Hilfe ebenfalls erfolgreich aus dem Sichtfeld bannen.
Getönte Gläser
Gerade im Sommer sind Sonnenbrillen nicht nur für Personen mit Sehproblemen unerlässlich. Da eine erhöhte UV-Strahlung auch gesunden Augen erheblichen Schaden zufügen kann, sollten selbst Menschen ohne Fehlsichtigkeit ihre Sehorgane stets mit einem geeigneten Sonnenschutz versehen. Daneben ist eine Glastönung bisweilen auch bei der Erkennung farblicher Besonderheiten äußerst hilfreich. Welchen unterstützenden Effekt getönte Gläser tatsächlich haben, hängt dabei von der Glasfarbe ab:
- Gelbe Gläser sorgen für eine verbesserte Wahrnehmung von Kontrasten und können sowohl bei greller Sonneneinstrahlung als auch bei Nebel oder leichtem Dämmerlicht für eine bessere Sicht sorgen.
- Graue Gläser bewahren die natürliche Farbgestaltung der Umgebung am besten. Warnschilder und Hinweise lassen sich mit ihnen besonders gut lesen, weshalb sie vor allem beim Autofahren zu empfehlen sind.
- Orangene Gläser sind ein wunderbares Hilfsmittel, um die Augen vor kurzwelliger UV-Strahlung und Blendlichteffekten zu bewahren. Beim Liegen am Strand oder anderen Sommeraktivitäten sollten sie daher nicht fehlen.
- Nur schlecht bis gar nicht für den Einsatz als Glastönung geeignet sind grüne, blaue und pinke Gläser, da diese Colorationen die natürliche Farbwiedergabe stark beeinträchtigen und somit zu farblichen Fehlinterpretationen der Augen führen.
Zusätzliche Hartschicht
Ist eine Brille dauerhaft einem erhöhten Risiko, Kratzer zu erleiden ausgesetzt, ist die Ausstattung der Gläser mit einem speziellen Härtelack ratsam. Dieser sorgt dafür, dass Schmutzpartikel der Glasoberfläche weniger Schaden zufügen. Erforderlich ist diese Maßnahme zum Beispiel bei der Ausübung bestimmter Handwerks- und Fertigungsberufe, die mit Vorgängen wie Sandtsrahlen oder Schleifen einher gehen. Doch auch bei Bergbautätigkeiten und Outdoorsportarten in besonders staubiger Umgebung bzw. bei sehr partikelreichen Luftverhältnissen kann eine Hartschicht gute Dienste leisten.
Achtung! Eine 100 %ige Garantie gegen eine Beschädigung der Gläser ist auch trotz Hartschicht nicht gegeben. Gehen Sie also dennoch behutsam mit Ihrem Brillenmodell um und schützen Sie es ggf. zusätzlich durch eine Schutz- oder Überbrille.
Weitere Ausstattungsmerkmale
Um zu entscheiden, welche Brillengläser für Sie geeignet sind, sollten neben den Zusatzfunktionen noch weitere Kriterien berücksichtigt werden:
Material: Überlegen Sie, ob sie Kunststoffgläser oder richtiges Brillenglas bevorzugen. Kunststoffmodelle sind in diesem Zusammenhang meist billiger und schonen den Geldbeutel.
Art des Schliffs: Ob Einstärken- oder Mehrstärkengläser zum Einsatz kommen, hängt ebenfalls von den persönlichen Vorlieben und finanziellen Möglichkeiten ab. So bieten Mehrstärkengläser beispielsweise den Vorteil, dass sie für mehr als einen Sichtbereich genutzt werden können. Allerdings sind besagte Glasvarianten oftmals teurer als Einstärkengläser.
Kombibrillen: Inzwischen gibt es die Möglichkeit, Sonnen- und Tagesbrillen durch nachdunkelnde Gläser miteinander zu kombinieren. In der Erstanschaffung mag diese Glasvariante kostenintensiver sein, doch gleichzeitig erspart sie den Kauf weiteren Brillenzubehörs, wie Sonnenclips, Überbrillen oder separater Sonnenbrillenmodelle.
Fazit
Egal welche Bedürfnisse ein Brillenkunde hat – die Optik bietet heutzutage für jedes situationsbedingte Sehproblem eine passende Lösung. Allerdings sind hilfreiche Glasmerkmale in der Regel eine Frage des Preises, weshalb die Anschaffung eines Brillenglasmodells für alle Fälle recht teuer werden kann.