Ein menschlicher gesunder Erwachsener produziert im Verlauf eines Tages rund einen bis 1,5 Liter Urin (auch als Endharn bezeichnet), der täglich ausgeschieden wird. In der Regel schwankt die Farbe des Urins zwischen hellgelb bis bernsteinfarben. Solange Sie beim Gang zur Toilette Farbveränderungen in diesem Spektrum feststellen, gibt es wenig Anlass zur Sorge. An welcher Stelle müssen Sie sich bei Farbveränderungen des Urins aber Gedanken machen?
Generell entscheidet sich die Farbe des ausgeschiedenen Urins anhand der Inhaltsstoffe. Farbgebend in Erscheinung treten Urochrome, bei denen es sich um Stoffwechselprodukte handelt. Ein wesentlicher Bestandteil sind beispielsweise Abbauprodukte des Bilirubins (entsteht aus dem Blutfarbstoff Hämoglobin). Je nach Konzentration der Urochrome kommt es zu Veränderungen in der Urinfarbe. Ein heller bis farbloser Urin wäre beispielsweise typisch für niedrige Konzentrationen des Farbstoffs. Dunkelgelber Urin tritt dagegen bei hohen Konzentrationen auf, etwa im Fall einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme.
Abweichungen, die darüber hinausgehen, können ein Anzeichen für ernste Krankheiten sein – oder durch aufgenommene Lebensmittel beeinflusst werden. So kann es bei einigen Personen zu einer rötlichen Einfärbung des Urins kommen – als Folge einer Aufnahme von Carotinen. Ähnliche Effekte lassen sich aber auch bei einer Hämaturie beobachten. Hier sorgen Blutbeimengungen für die rötliche Einfärbung des ausgeschiedenen Urins. Ist dies bei Ihnen der Fall, müssen Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, da die Ursache der Hämaturie unter anderem Erkrankungen des Urogenitaltraktes sein können. Und auch bei braunem Urin kommt eine Krankheit als Auslöser in Frage.
Wie entsteht brauner Urin?
Verfärbt sich der Urin braun, kann dies mehrere Ursachen haben. Einerseits wäre auch hier eine Farbveränderung vor dem Hintergrund aufgenommener Lebensmittel denkbar. Andererseits steht eine Braunfärbung des Urins auch mit Lebererkrankungen im Zusammenhang. Der Grund: Im Zuge verschiedener Leberfunktionsstörungen werden die Abbauprodukte des Bilirubins nicht – wie im gesunden Zustand – weitgehend über den Darm ausgeschiedenen und färben den Stuhl braun.
Es kommt zu einer vermehrten Ausscheidung von Urobilinogen bzw. Sterkobilin, was zur sichtbaren Einfärbung des Urins führt. Parallel zu dieser Erscheinung ist eine zunehmende Entfärbung des Stuhls erkennbar, da die Stoffwechselprodukte die Leber umgehen und über die Nieren in den Urin abtransportiert werden. Welche Erkrankungen kommen an dieser Stelle als Ursache für den braun gefärbten Urin in Frage?
Generell kann der braune Urin als Krankheitszeichen ein Hinweis auf Tumore der Leber, Galle oder Bauchspeicheldrüse sein. Hintergrund: Auch wenn Bauchspeicheldrüsenkrebs eigentlich keinen direkten Einfluss auf die Bilirubin-Stoffwechselprodukte hat, kann eine Verlegung des Gallengangs zu entsprechenden Symptomen führen. Ebenfalls Auswirkungen auf den Bilirubinhaushalt können die Leberzirrhose (nicht nur durch einen übermäßigen Alkoholkonsum verursacht) oder Vergiftungen haben. Bevor Sie beim Auftreten braunen Urins voreilig Schlüsse ziehen, ist eine Untersuchung beim Arzt angeraten.
Themenwelt Urinveränderungen:
Hintergrund: Brauner Urin ist nicht gleich brauner Urin. Mitunter lässt sich die Farbänderung einfach erklären. Da bei sehr niedriger Flüssigkeitsaufnahme (oder hohen Flüssigkeitsverlusten) die Farbstoffkonzentration steigt, kann sich Urin bereits hier braun färben. Und auch die Einnahme verschiedener Medikamente hat Auswirkungen, wie der Griff zu diversen Antibiotika oder Malariamitteln. Zudem muss an dieser Stelle klar darauf hingewiesen werden, dass eine Braunfärbung unterschiedliche Facetten annehmen kann (wie z. B. gelblich-braun bis rötlich-braun, was unterschiedliche Ursachen vermuten lässt).
Ursachen für braunen Urin im Überblick
- Aufnahme bestimmter (Urin färbender) Lebensmittel
- Einnahme unterschiedlicher Medikamente
- erhöhte Konzentration an Bilirubin, Urobilinogen bzw. Sterkobilin (u. a. aufgrund von Leberfunktionsstörungen)
- Flüssigkeitsmangel
- Vergiftungserscheinungen
- eventuell Infektionen
Gegenmaßnahmen bei braunem Urin
Tritt bei Ihnen brauner Urin auf, sollten Sie zuerst nachdenken, welche Nahrungsmittel Sie in den letzten Tagen zu sich genommen haben oder ob Ihr Flüssigkeitshaushalt gestört sein kann. Mitunter lässt sich bereits hier eine Erklärung für den bräunlich eingefärbten Urin finden – speziell, wenn dieser isoliert auftreten sollte. Das Weglassen der Lebensmittel oder ein Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits kann hier bereits helfen. Kommen dagegen weitere Symptome hinzu, wie Bauchschmerzen im rechten Oberbauch, eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus bzw. Gelbsucht), Leberhautzeichen (Palmarerythrem, Dupuytren’sche Kontraktur, Weißnägel usw.), kann der braune Urin Anzeichen einer Leberfunktionsstörung sein.
In diesem Fall – und wenn Sie keine Erklärung für die Verfärbung haben – sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, der sich anhand der Anamnese bzw. Differenzialdiagnostik genauer mit den Symptomen und deren Ursache befasst.