Gemeinsam mit Oregano, Rosmarin, Thymian und Basilikum stellt Bohnenkraut (Satureja) einen klassischen Bestandteil der sogenannten Kräuter der Provence. Als Gewürze verwendet werden dabei vorrangig Sommer-Bohnenkraut (Satureja hortensis) und Winter-Bohnenkraut (Satureja montana). Wie es der Name bereits vermuten lässt, verleihen die beiden Arten der Satureja vor allem Bohnen bzw. Bohnengerichten einen hervorragenden Geschmack und werden deshalb schon seit Jahrhunderten als Küchengewürz hoch geschätzt. Allerdings besitzen die Kräuter auch eine verdauungsförderne Heilwirkung, welche sie nicht minder für einen Einsatz in der Küche prädestiniert.
Wissenswertes: Gemäß ihrer Artenbezeichnungen sind Satureja montana und Satureja hortensis auch als Berg- bzw. Garten-Bohnenkraut bekannt. Die botanische Fachbezeichnung ‚Satureja‘ für Bohnenkräuter leitet sich dabei von dem lateinischen Wort saturare für ’sättigen‘ ab.
Woher stammt Bohnenkraut? – Einzelheiten zur Anwendungsgeschichte
Während Sommer-Bohnenkraut aus dem östlichen Mittelmeerraum stammt und dort auch auf regionalen Inseln zu finden ist, gedieh Winter-Bohnenkraut ursprünglich ausschließlich auf dem südeuropäischen Festland. Auch geschmacklich gibt es Unterschiede, denn Saturea montana schmeckt wesentlich schärfer als Saturea hortensis, was auf eine höhere Konzentration der Inhaltsstoffe zurück zu führen ist. Aus demselben Grund wurde schon zu Zeiten der alten Griechen und Römer vorwiegend Winter-Bohnenkraut als Arzneipflanze verwendet. Ebenfalls gebräuchlich war eine Kultivierung von Bohnenkraut als Bienenweide. Diese beruhte unter anderem auf Weisungen des römischen Poeten Vergil, welcher Satureja unter dem Namen ‚Honigblume‘ zur Verfeinerung von Honigaromen empfahl.
In deutschen Klostergärten des Mittelalters fasste das Bohnenkraut etwa im 8. Jahrhundert auf Bestreben von Karl dem Großen Fuß. Er ließ das Kraut von Mönchen über die Alpen ins Fränkische Reich transportieren und dort gezielt als Heilpflanze kultivieren. Auf diese Weise beförderte der legendäre Frankenkönig nicht nur die medizinische Anwendung der Bohnenkräuter, sondern zudem auch eine volkstümliche Nutzung der mediterranen Gewürze ab dem 9. Jahrhundert.
Dank der Jahrhunderte langen Nutzung ist verwildertes Bohnenkraut inzwischen sogar in Mitteleuropa anzutreffen. Gerade Winter-Bohnenkraut gedeiht hier sehr gut, so zum Beispiel in Oberösterreich und Nordtirol. Sommer-Bohnenkraut ist aufgrund seiner klimatischen Standortansprüche eher selten.
Liebes- und Magenkraut – Von der Heilwirkung der Bohnenkräuter
Nicht nur auf Bienen soll Bohnenkraut außergewöhnlich verlockend wirken. Auch die sexuelle Anziehungskraft des Menschen lässt sich durch Satureja angeblich steigern. So schrieb der deutsche Botaniker und Mediziner Jacobus Theodurus Tabernaemontanus beispielsweise folgendes über die aphrodisierende Wirkung der Bohnenkräuter:
„Es schreibet Tragus, dass die Satureyen gar nutzlich und wol von dem gemeinen Maß zu und mit anderer Speiß gekochet werden sonderlich bey jungem Fleisch und bei den Fischen und bey der armen Leuth … Gewürtz und reitzen zu ehelichen Werken“
Mit Tragus ist wohl der Vater der modernen Homöopathie, Paracelsus, gemeint, der wie Tabernaemontanus im 16. Jahrhundert lebte.
Fernab seiner Eignung zum Aphrodisiakum hat ein Verzehr von Bohnenkraut aber noch andere Vorzüge. Gerade was die Zubereitung von blähenden Lebensmitteln wie Bohnen betrifft, kann Satureja nämlich etwaigen Flatulenzen entgegen wirken. Des Weiteren sind andere Effekte im Bereich der Verdauung bekannt, so zum Beispiel die Wirksamkeit von Bohnenkraut gegen Magenkrämpfe und Durchfall. Selbst bei Atemwegsbeschwerden und Hautproblemen soll Bohnenkraut sehr hilfreich sein, hier ein kleiner Überblick zu möglichen Anwendungsbereichen:
- Beschwerden dermaler Natur
z.B. unreine Haut oder Insektenstiche - Beschwerden sexueller Natur
z.B. Beeinträchtigungen der Libido, Erektionsstörungen oder ungesunde Sexsüchte - bronchiale Beschwerden
z.B. Husten, rauer Hals oder verschleimte Atemwege - Verdauungsbeschwerden
z.B. Appetitlosigkeit, Blähungen, Brechreiz, Durchfall oder Magenkrämpfe - sonstige Beschwerden
z.B. Leberprobleme, Nervenleiden, Stoffwechsel- oder Gelenkbeschwerden
Inhaltsstoffe der Satureja
Winter- wie Sommer-Bohnenkraut haben einen würzigen Geschmack, der ein wenig an Pfeffer erinnert, weshalb die Kräuter auch unter dem Namen Pfefferkraut bekannt sind. Für die ähnliche Geschmacksnote der Gewürze ist möglicherweise der gemeinsame Inhaltsstoff Pinen verantwortlich. In Sachen medizinische Anwendung sind jedoch vor allem die ätherischen Öle der Satureja (Saturejae Atheroleum) von Bedeutung. Die Kräuter enthalten hohe Mengen an Carvacrol, welches entzündungshemmend wirkt und häufig zur Behandlung von Rheuma oder Gicht eingesetzt wird.
Weiter unterstützt wird die Heilwirkung von Bohnenkraut durch verschiedene Terpene, deren Eigenschaften von krebshemmend über verdauungsfördernd bis hin zu hormonstimulierend reichen. Insgesamt sind folgende Inhaltsstoffe der Satureja von medizinischem Interesse:
- Bitterstoffe
- ß-Sitssterin
- Carcacol
- Citral
- Cymol
- Dipenten
- Gerbstoffe
- Kampfer
- Phenol
- Thymol
- Ursolsäure
Anwendung und Nebenwirkungen – keine Satureja bei bestehender Schwangerschaft
Die gängigste Anwendung von Bohnenkraut ist freilich eine Nutzung als Gewürz. Ob gegen Blähungen durch Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Linsen, zu Fischgerichten wie Aal oder zu Lamm- und Schweinegerichten – den Einsatzmöglichkeiten der scharfwürzigen Satureja innerhalb der Küche sind kaum Grenzen gesetzt. Nutzen Sie hier am besten eine Kombination mit Basilikum, Oregano, Rosmarin und Thymian, denn das Pflanzenquintett wird nicht umsonst als beliebte Gewürzmischung namens Kräuter der Provence angeboten.
Alternativ können Sie Bohnenkraut auch als Tee zubereiten. Nehmen Sie hierzu für eine Tasse einen EL der Kräuter und übergießen Sie diese mit heißem Wasser. Der Sud der Kräuter hilft insbesondere bei Magen-Darm-Beschwerden, sowie Erkrankungen der Atemwege und Problemen sexueller Natur sehr gut.
Bei Hautproblemen, ist Bohnenkraut als Badezusatz oder Bestandteil einer Ölmassage zu empfehlen, damit die heilsamen Inhaltsstoffe der Satureja ohne Umwege direkt in die Dermalschicht einziehen können. Auch Kompressen haben sich diesbezüglich bewährt. Gegen Insektenstiche soll es helfen, das Kraut zu zerdrücken und dann direkt auf den Stich zu geben.
Nebenwirkungen: In hohen Dosen kann sich die krampflösende Wirkung von Bohnenkraut ins Gegenteil kehren und herbe Bauchschmerzen auslösen. Dies ist besonders für Schwangere wissenswert, ist es doch nicht auszuschließen, dass entsprechende Krämpfe eine Früh- bzw. Fehlgeburt einleitend. Allergiker sollten vom Gebrauch der Satureja ebenfalls absehen. Gerade wenn eine Allergie gegen Beifuß vorliegt, ist eine Kreuzallergie mit Bohnenkraut nicht auszuschließen.
Nebenwirkungen der Satureja im Überblick:
- zu hohe Dosierung der Satureja kann Krämpfe auslösen
- in der Schwangerschaft auf das Kraut verzichten
- Kreuzallergie bei Satureja mit Beifuß nicht ausgeschlossen
Fazit
Viele Gewürze und Kräuter sind nicht nur schmackhaft, sondern besitzen auch heilpflanzliche Eigenschaften. Dies gilt auch für Bohnenkraut, mit dem sich nicht nur Blähungen erfolgreich lindern, sondern auch die Liebeslust steigern, Bronchialerkrankungen besänftigen und Hautprobleme behandeln lassen. Allergiker und Schwanger sollten das Kraut allerdings mit Vorsicht genießen, da Krämpfe und Hautausschläge bei einer zu hohen Dosis Satureja nicht auszuschließen sind. Ansonsten stellt Stureja als Kraut in der Küche eine echte Bereicherung für Geschmack und Gesundheit dar.