Eine Blutvergiftung (Sepsis) ist eine Infektionserkrankung, bei der sich Erreger über einen Infektionsherd im Körper in der Blutbahn ausbreiten. Oft ist bei einer Wunde oder einer anderen Verletzung der Fall. Die Sepsis verursacht allein in Deutschland jährlich etwa 154 000 Krankheitsfälle, wobei die Sterberate bei etwa 36 Prozent (ca. 56 000 Todesfälle pro Jahr) liegt. Eine schnelle Behandlung ist bei einer Blutvergiftung also dringend erforderlich, um lebensgefährliche Symptome zu vermeiden. Lesen Sie im Folgenden mehr über die Ursachen, mögliche Symptome, sowie angemessene Maßnahmen zur Therapie und Prävention.
Entstehung einer Blutvergiftung
Im Normalfall ist unser Immunsystem dazu in der Lage, Infektionen durch entsprechende Abwehrmechanismen zu bekämpfen. Bei einer Blutvergiftung ist die Anzahl der Infektionserreger jedoch so groß, dass die Immunabwehr deren Eindringen in den Blutkreislauf nicht mehr aufhalten kann. Da die Blutgefäße den gesamten Körper durchziehen, ist im weiteren Verlauf der Sepsis auch mit weiteren Infektionen im Organismus zu rechnen. Hierdurch kann es zu lebensbedrohlichen Störungen der Vitalfunktion kommen. Darüber hinaus ist auch ein Organversagen nicht auszuschließen.
Mit Blick auf ihre Symptome lässt sich die Sepsis als eine systemische Entzündungsreaktion beschreiben. Durch das Eindringen der Infektionserreger in die Blutbahn werden übersteigerte Immunreaktionen ausgelöst. Diese sorgen zusätzlich zu bestehenden Entzündungsherden für weitere Entzündungen. Durch die verbreiteten Erreger werden in weiteren Körperregionen Entzündungsreaktionen und Symptome ausgelöst, die wiederum eine Reaktion des Immunsystems provozieren.
Die so hervorgerufene Immunreaktion setzt nun die eigentliche Symptomatik der Sepsis in Gang. In einer übersteigerten Antwort werden zahlreiche Überträgerstoffe freigesetzt, die eine Entzündung im gesamten Organismus hervorrufen. Zur besseren Einteilung werden diesbezüglich vier Schweregrade der Blutvergiftung unterschieden:
- 1. Grad – Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom (SIRS): In die Blutbahn eingewanderte Erreger lösen eine generelle und körperweite entzündliche Reaktion aus. Das SIRS geht mit einer erhöhten Herz- und Atemfrequenz einher. Auch kann die Körpertemperatur auf bis zu 38 °C oder mehr ansteigen.
- 2. Grad – Sepsis: Ein anfängliches SIR-Syndrom führt nun auch zu Durchblutungsstörungen und sichtbaren Rötungen. Die Körpertemperatur ist jetzt auch deutlich erhöht und äußert sich in Form von Fieber. Zudem treten Symptome wie Blutgerinnung, Fieber, Rötungen und absinkender Blutdruck auf.
- 3. Grad – Schwere Sepsis: Die Blutvergiftung hat weiträumig auf Organe wie Herz, Lunge und Nieren übergegriffen und behindert diese in ihrer Funktion. Dieser Grad der Sepsis ist bereits lebensgefährlich und bedarf intensiver stationärer Behandlung.
- Septischer Schock – Die Blutvergiftung ist so weit fortgeschritten, dass ein tödliches Multiorganversagen droht. Befördert wird das Organversagen durch umfangreiche Durchblutungsstörungen, die eine ausreichende Versorgung der Organe mit Sauerstoff erschweren.
Ursachen für eine Sepsis
Die Ursache einer Sepsis findet sich zunächst im Eindringen von Krankheitserregern in den Körper. Grundsätzlich kann demnach jede Infektion auch zu einer Blutvergiftung führen. Lesen Sie nachstehend Einzelheiten zu möglichen Ursachen:
- Vorinfektionen: Infektionen können im menschlichen Körper sowohl durch bakterielle Erreger und Viren, als auch durch Pilze, Parasiten und Einzeller entstehen. Zu den häufigsten Infektionskrankheiten gehören dabei:
- Blinddarmentzündungen
- Harnwegsinfekte
- Hirnhautentzündungen
- Lungenentzündungen
- Magen-Darm-Infekte.
Bleibt hier eine medizinische Behandlung aus, können die Infektionen rasch auf den Blutkreislauf übergreifen. Erschwerend hinzu kommt, dass bei einer bestehenden Infektion meist auch das Immunsystem geschwächt wird.
- Immunschwäche: Eine Sepsis entsteht besonders häufig, wenn die Immunabwehr so stark geschwächt ist, dass sie sich nicht mehr ausreichend gegen die Erreger wehren kann. Dabei kommen neben Vorinfektionen vor allem systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder HIV, Autoimmunerkrankungen und Krebserkrankungen für die Immunschwäche in Frage.
- Medikamente und Operationen: Auch manche Arzneimittel, so zum Beispiel Immunsuppressiva wirken sich schädlich auf die Immunabwehr aus. Patienten mit entsprechender Medikation sind deshalb stets dazu angehalten, sich in besonderem Maße vor Infektionserregern zu schützen. Des Weiteren sind in Sachen Blutvergiftung auch Krankenhausaufenthalte und Operationen nicht als Einflussfaktoren zu unterschätzen. Zum Beispiel gelangen Keime durch Operationswunden besonders leicht in den Körper. Im Zuge einer stationären Behandlung ist zudem auch eine Infektionsgefahr durch Krankenhauskeime gegeben.
Symptome einer Blutvergiftung
Die Leitbeschwerden einer Sepsis sind Fieber, erhöhte Körpertemperatur und allgemeines Krankheitsgefühl. Relativ unspezifische Symptome also, die Betroffene zunächst meist an eine harmlose Erkältung oder einen grippalen Infekt denken lassen. Im weiteren Verlauf der Blutvergiftung treten dann allerdings schnell schwerere Symptome wie Atembeschwerden, ein sinkender Blutdruck sowie ein beschleunigter Puls auf, die unbehandelt zu einem septischen Schock führen können. Insgesamt müssen Sie bei einer Blutvergiftung mit folgenden Beschwerden rechnen:
- allgemeine Durchblutungsstörungen
- Atembeschwerden
- Benommenheit
- beschleunigter Herzschlag
- Blutgerinnung
- Fieber
- gestörte Nierenfunktion
- niedriger Blutdruck
- Rötungen und rote Flecken auf der Haut (v.a. bei Hirnhautentzündung)
- Schwellungen
- Schüttelfrost
Diagnose und Therapie bei einer Sepsis
Die Diagnose einer Sepsis wird nach einer Analyse der Atemfrequenz, Körpertemperatur, des Blutdrucks sowie des Blutbildes gestellt. Letzteres wird auf Entzündungsparameter wie Procalcitonin untersucht, die bei einer Sepsis verstärkt im Blut auftreten. Ebenso kann die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) stark vom Normwert abweichen. Zur Eingrenzung des Infektionsherdes sind darüber hinaus bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT nötig, die entzündete Gewebeveränderungen und Flüssigkeitsansammlungen aufzeigen. Um den Infektionsherd anschließend bestmöglich behandeln zu können, ist außerdem ein genauer Erregernachweis notwendig. Dieser kann durch Urin-, Blut-, Gewebe- oder Nervenwasserproben sowie Wundabstriche ermittelt werden.
Da eine Sepsis innerhalb weniger Stunden zu schweren Komplikationen führen kann, ist eine frühzeitig einsetzende medizinische Behandlung überlebenswichtig. Dabei kommen folgende Maßnahmen der Therapie zum Einsatz:
- Medikamente: Um eine weitere Ausbreitung der Erreger zu verhindern, werden bei Blutvergiftung Antibiotika eingesetzt. Weist der Patient bereits Symptome eines septischen Schocks auf, so müssen zusätzlich Medikamente verabreicht werden, die zu einer Verengung der Blutgefäße und somit zur Stabilisierung des Blutdrucks führen (z.B. Adrenalin). Zusätzlich setzen Ärzte Infusionen (z.B. NaCl-Lösung) ein, um Kreislauf und Blutdruck zu stabilisieren, wenn dieser bereits gefährlich abgesunken ist. Hierzu wird die Infusion über einen venösen Zugang in den Blutkreislauf eingebracht und das Flüssigkeitsvolumen im Organismus damit erhöht.
- chirurgische Maßnahmen: Wurde das umliegende Gewebe durch die Blutvergiftung bereits stark angegriffen, so wird eine sog. Fokussanierung durchgeführt, bei der der Infektionsherd und betroffenes Gewebe chirurgisch entfernt werden. Die Resektion von Organen ist hier nicht ausgeschlossen und kann im Ernstfall das Überleben des Patienten sichern.
- intensivmedizinische Maßnahmen: Hat sich die Blutvergiftung bereits zu einer schweren Sepsis oder einem septischen Schock entwickelt, ist für gewöhnlich eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Hierzu zählen Maßnahmen wie Beatmung, Sauerstoffgabe, Dialyse, die Spülung infizierter Gewebestellen, Drainagen oder die Gabe von Insulin zur Stabilisierung der Blutzuckerwerte. In besonders schweren Fällen kann der Patient auch in ein künstliches Koma versetzt werden, was die anschließende Behandlung durch Senkung der Körperfunktionen erleichtert.
Blutvergiftung – Tipps zur Prävention
- Eine Sepsis ist eine schwerwiegende Erkrankung, die ohne zeitnahe Behandlung starke Komplikationen auslösen kann. Bleibt eine Blutvergiftung unbehandelt, kann sie trotz maximalintensiver medizinischer Behandlung zum Tod durch multiples Organversagen führen.
- Betroffene, die eine schwere Form der Sepsis überleben, leiden häufig noch unter Folgen wie Nervenschäden, Muskelschwäche oder Bewegungsstörungen. Um diese, auch seelisch belastenden Nachwirkungen zu meistern, können sich Betroffene an die Selbsthilfegruppe der Deutschen Sepsis-Hilfe e.V. wenden.
- Um einer Blutvergiftung vorzubeugen, ist es notwendig, Infektionen zu vermeiden. Aus diesem Grund sollten Sie Ihr Immunsystem durch eine gesunde Lebensweise stärken. Ernähren Sie sich vitaminreich und tragen sie auch durch regelmäßige Bewegung an der frischen Luft zur Abwehrstärkung ihres Körpers bei. Sollten dennoch Infektionen oder Entzündungen entstehen, ist es ratsam, diese frühzeitig von einem Arzt behandeln zu lassen. Dies gilt vor allem für Patienten, die Immunsuppressiva einnehmen oder die unter einer erblich bedingten Immunschwäche leiden.
Fazit
Eine Blutvergiftung ist die lebensgefährliche Folge einer Infektion. Sie muss schnell behandelt werden, da bei anhaltender Sepsis ein multiples Organversagen droht. Leider sind die Symptome einer Sepsis nicht immer eindeutig, weshalb zur Absicherung eine eingehende ärztliche Untersuchung wichtig ist. Zur Behandlung müssen dann sowohl Infektionserreger als auch bedrohliche Leitbeschwerden nachhaltig bekämpft werden. Vorbeugend ist es wichtig, bestehende Infektionen zeitnah behandeln zu lassen. Ebenso können eine vitaminreiche Ernährung, sowie ausreichende Bewegung durch Stärkung des Immunsystems zur Prävention beitragen.