Bei einem langen roten Strich, der sich vielleicht sogar von einer Wunde aus unter der Haut entlang zieht, lässt bei Ihnen die Alarmglocken schrillen? Etwa, weil Sie sofort an eine Blutvergiftung und deren Folgen denken? Dann können Sie sich wieder beruhigen – zumindest etwas. Denn ein roter Strich, der im Volksmund so typisch für die Blutvergiftung ist, gehört eigentlich zu einem ganz anderen Krankheitsbild – der Lymphangitis. Hierbei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Lymphgefäße, Ihr Blutkreislauf ist primär davon aber nicht betroffen.
Trotzdem – ein Gang zum Arzt ist in jedem Fall indiziert. Auch eine Lymphangitis, ausgelöst durch die Infektion mit Bakterien, Viren oder anderen pathogen wirkenden Substanzen, kann weitreichende Folgen haben, und sich im späteren Verlauf zu einer echten Blutvergiftung entwickeln. Was uns wieder zu der Frage führt: Woran lässt sich die Sepsis, wie eine Blutvergiftung bezeichnet wird, erkennen?
Sepsis – lebensbedrohlich und tödlich
Der Begriff Sepsis ist leider vielen Verbrauchern nach wie vor unbekannt. Dabei handelt es sich hier um ein Krankheitsgeschehen, dessen Auswirkungen für Betroffene von erheblicher Pathogenität gekennzeichnet ist. Von den pro Jahr erkrankten 150.000 Patienten in Deutschland endet für rund 56.000 die Sepsis tödlich. Die Prognose muss an dieser Stelle als ernst bezeichnet werden, nur eine schnelle Therapie kann die Heilungschancen verbessern. Was ist eine Sepsis aber überhaupt?
Grundsätzlich handelt es sich hier um keine Vergiftung im klassischen Sinn. Ursprung der Sepsis ist eine Infektion. Lokal begrenzt und normal von der Immunabwehr bekämpft, stellt diese eigentlich keine Gefahr dar. Passiert es aber, dass aggressive Erreger bei eingeschränkter Immunabwehr in den Körper eindringen, entsteht eine lebensbedrohliche Situation, wenn die Infektion sich über den Blutkreislauf verbreitet. Das Immunsystem reagiert mit klassischen Entzündungsreaktionen, die allerdings nicht lokal begrenzt sind – sie erfassen den gesamten Organismus. Genau hier liegt das Problem der Sepsis, es kommt als Folge dieser Immunantwort zu einem Organversagen, was die schlechte Prognose verursacht.
Begünstigt wird die Sepsis unter anderem durch folgende Faktoren:
- ein hohes Aggressionspotenzial der Erreger
- das Auftreten einer massiven Infektion
- ein Einfallen der Erreger in schwach geschützte Bereiche
- das Nichteinsetzen einer entsprechenden Therapie.
Sepsis – daran lässt sich die Blutvergiftung erkennen
Für die Diagnosestellung Sepsis ist ein Erregernachweis erforderlich. Für Sie als Patient, der sich unwohl fühlt, sicher schwer zu bewerkstelligen. Es existieren aber auch einige Anzeichen, die selbst dem ungeübten Auge auffallen können. Tritt bei Ihnen oder einem Familienangehörigen:
- Fieber von über 38 °C oder
- ein Abfallen der Körpertemperatur unter 36 °C
- eine erhöhte Herzfrequenz
- schneller Atem (bis hin zur Hyperventilation)
auf, müssen Sie einen Arzt aufsuchen. Es liegt hier der Verdacht auf ein Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom nahe. Das SIRS ist zudem durch Auffälligkeiten im Blutbild, wie sehr hohe oder niedrige Leukozyten (weiße Blutkörperchen) gekennzeichnet.
Treten zudem ein Abfallen des Blutdrucks, Verwirrtheit und Organbeschwerden auf, muss schnell gehandelt werden. Der Grund: Das Systemische inflammatorische Response-Syndrom ist nur eine Form der Sepsis. Seitens der modernen Medizin wird die Blutvergiftung weiterhin in:
- die „eigentliche“ Sepsis (nach erfolgtem Erregernachweis)
- eine schwere Sepsis (bei Organschädigung)
- und den septischen Schock (bei abfallendem Blutdruck)
unterschieden. Da gerade im Anfangsstadium die Anzeichen eher unspezifischer Natur sein können, ist eine frühe Erkennung der Blutvergiftung leider schwierig. Ohne den Nachweis der Erreger (unter anderem durch Abstriche) sowie Blutuntersuchungen ist eine Differenzierung von anderen Erkrankungen nur eingeschränkt möglich. Das Problem: Je früher die Anzeichen der Blutvergiftung richtig gedeutet werden, umso besser stehen die Heilungschancen.
Im Rahmen der Untersuchung bzw. Therapie muss nicht nur geklärt werden, welcher Erreger verantwortlich ist, es kommt auch auf die Suche nach dem eigentlichen Infektionsherd an. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass immer neue Erreger in den Körper der Patienten streuen bzw. Toxine freigesetzt werden. Allerdings kann sich diese Suche als schwierig erweisen und nicht immer ist der eigentliche Infektionsherd ohne Weiteres zu finden. Dies gilt speziell für Situationen, in denen der Herd nicht auf eine reine Wundinfektion zurückzuführen ist, sondern beispielsweise verunreinigte Implantate o. Ä.