Im Gegensatz zum Bluthochdruck (Hypertonie) kann es bei Blutdruckschwankungen neben einem plötzlichen Blutdruckanstieg kurzfristig auch zu einem zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) kommen. Gelegentliche Schwankungen des Blutdrucks sind dabei noch kein Grund zur Besorgnis. Schwankt der Blutdruck hingegen dauerhaft, so ist Vorsicht geboten, denn hier könnten ernste Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinter dem Blutdruckanstieg bzw. -abfall stehen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr über die Ursachen eines schwankenden Blutdrucks und dessen Behandlungsmöglichkeiten.
Wie entstehen Blutdruckschwankungen?
Der Blutdruck eines Menschen ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Neben dem Geschlecht und Alter einer Person spielen hier auch Tageszeit, Ernährung sowie die körperliche und geistige Verfassung eine wichtige Rolle. So senkt sich der Blutdruck nachts beispielsweise von Natur aus ab, weil sich der Körper zu dieser Zeit in der Ruhephase befindet. Tagsüber kommt es dagegen zu einem natürlichen Blutdruckanstieg, der den Blutdruck um bis zu 15 % höher ausfallen lassen kann als in der Nacht. Es wird ersichtlich, dass geringfügige Schwankungen des Blutdrucks völlig normal sind. Unterschieden wird dabei zwischen zwei verschiedenen Formen von Blutdruck:
- systolischer Blutdruck – Dieser Blutdruck gibt den Druck in den Gefäßen an, der entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht, um das Blut in rhythmischen Intervallen in die Aorta zu pumpen. Die Werte des Blutdrucks erhöhen sich hierbei kurzfristig und betragen beim Erwachsenen im Normalfall zwischen 120 und 129 mmHg.
- diastolischer Blutdruck – Nach dem Pumpvorgang entspannt sich das Herz in regelmäßigen Abständen, was die Gefäße zur Entspannung veranlasst. Der Puls nimmt in dieser Entspannungsfahre natürlich ab, weshalb die Normalwerte des diastolischen Blutdrucks mit 80 bis 83 mmHg deutlich niedriger sind als die des systolischen Blutdrucks.
Die oben genannten Blutdruckwerte sind freilich nur Richtwerte. Zwischen diesen und der medizinischen Definition von Hypertonie und Hypotonie gibt es deshalb durchaus Spielräume. Generell spricht man aber von Hypertonie, wenn ein Blutdruckanstieg Werte von 140 zu 90 mmHg oder mehr verursacht. Hypotonie ist wiederum gegeben, wenn die Blutdruckwerte 110 zu 65 mmHg oder weniger betragen. Treten derartige Abweichungen von der Norm gehäuft auf, so liegen medizinisch bedenkliche Blutdruckschwankungen vor. Als Ursachen des extrem schwankenden Blutdrucks kommen dabei folgende Hintergründe in Frage:
- körperliche und seelische Belastung: Liegt eine dauerhafte Belastung für den Organismus vor, kann es durchaus zu starken Blutdruckschwankungen kommen. Das Herz beginnt hier schneller zu arbeiten und in kürzerer Zeit mehr Blut in den Kreislauf zu pumpen, was in der Regel zu einem Blutdruckanstieg führt. Dabei ist es unerheblich, ob die Belastung körperlicher oder seelischer Natur ist. Sowohl anstrengende Tätigkeiten wie Sport oder schweres Heben als auch Stress, Wut und Angstzustände gelten als häufige Ursachen für einen schwankenden Blutdruck.
- Übergewicht und Untergewicht: Menschen, die an einem Übergewicht leiden, haben für gewöhnlich mit einem Bluthochdruck zu kämpfen, denn das Herz muss bei höherer Gewichtsbelastung deutlich schwerer Arbeiten und neigt deshalb zur Hypertonie. Personen mit Untergewicht tendieren dagegen zu niedrigem Blutdruck, weil das Herz weniger bzw. zu wenig gefordert wird. Je nachdem, wie extrem die Abweichungen vom Normalgewicht sind, sind Blutdruckschwankungen in beiden Fällen möglich.
- Erkrankungen: Es gibt eine ganze Reihe an Erkrankungen, die Hypertonie oder Hypotonie hervorrufen können. Neben Herz- und Gefäßkrankheiten wie Arteriosklerose, Herzinsuffizienz oder der Koronaren Herzkrankheit, kommt hier auch eine Unterfunktion der Schilddrüse oder Nebennierenrinde als Ursache in Frage. Vergiftungen und Organerkrankungen sind ebenfalls nicht auszuschließen
- Substanzeinfluss: Es gibt eine ganze Reihe an Medikamenten, die eine Blutdruckschwankungen als Nebenwirkung aufweisen. Vor allem Medikamente gegen Antidepressiva, Diuretika und Arzneimittel zur Gefäßerweiterung (Vasodilatatoren) sind immer wieder für Schwankungen des Blutdrucks verantwortlich. Bluthochdruck im Speziellen wird zudem durch Alkohol-, Nikotin- und Koffeinkonsum begünstigt. Und auch Salzmangel kann eine Blutdruckschwankung hervorrufen.
Diagnose und Behandlung der Blutdruckschwankungen
Eine Tendenz zu Blutdruckschwankungen lässt bei ärztlicher Untersuchung durch Messung der Blutdruckwerte feststellen. Hierzu führen Ärzte verschiedene Belastungstests durch, um den Blutdruck in individuellen Situationen zu simulieren. Ergänzend ist eine Tagebuchführung ratsam, bei der die morgendlichen und abendlichen Werte des Blutdrucks sorgfältig festgehalten werden. Lassen sich über einen längeren Zeitraum Schwankungen verzeichnen, gibt dies dem Arzt weitere Hinweise. Innerhalb einer genauen körperlichen Untersuchung können dann mögliche Ursachen für den schwankenden Blutdruck ermittelt werden. Auch eine ausführliche Befragung des Patienten zu dessen Lebensgewohnheiten und Krankengeschichte helfen bei der Ursachenfindung weiter. Die Behandlung der Blutdruckschwankungen gestaltet sich dann wie folgt:
- Kontrolle des Blutdrucks – Für Patienten mit Blutdruckschwankungen empfiehlt sich ein Messgerät für zu Hause. Ein zu niedriger Blutdruck muss nicht immer sofort behandelt werden, denn er stellt nur selten eine Schädigung der Organe dar. Allerdings kann es bei Hypotonie zu Kreislaufbeschwerden kommen, die ggf. regelmäßige Kontrolluntersuchungen erfordern. Wesentlich wichtiger ist eine sorgfältige Überwachung dagegen bei Bluthochdruck. Hier drohen unter Umständen extreme Gefäß- und Organschäden, sofern die Schwankungen sehr extrem ausfallen.
- Medikamente – Um den Blutdruck zu stabilisieren, helfen bei Hypotonie Medikamente wie Sympathomimetika, Dihydroergotamin oder Mineralkortikoide. Sie sind dazu in der Lage, den Blutdruck anzukurbeln. Bei Hypertonie kommen dagegen ACE-Hemmer und Beta-Blocker zum Einsatz, um den Blutdruck dauerhaft zu senken.
- Ernährungsumstellung – Die Ernährung spielt bei der Behandlung von Hypotonie und Hypertonie eine entscheidende Rolle. Patienten mit Bluthochdruck sollten beispielsweise auf Kaffee, Alkohol, Fett und zu viel Salz verzichten. Menschen mit niedrigem Blutdruck wird hingegen empfohlen, mehr Jodsalz zu sich zu nehmen und darüber hinaus ausreichend zu trinken.
- Bewegung – Ganz egal ob zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, Bewegung hat bei Blutdruckschwankungen immer einen regulierenden Effekt. Sport und Gymnastik sind darum eine wichtige Empfehlung. Selbst manche Ursachen, wie Übergewicht oder Stress können durch die Bewegungstherapie Besserung erfahren.
- Entspannungsübungen – Für stressgeplagte Menschen sind Entspannungsmaßnahmen unerlässlich, um den Blutdruck wieder zu normalisieren. Auch Personen, die sich leicht aufregen oder innere Unruhe beklagen, profitieren von entspannenden Therapieangeboten. Zudem ist Wechselduschen für Patienten mit Blutdruckschwankungen eine gute Methode, um den Blutdruck zu beruhigen.
Blutdruckschwankungen – Wann zum Arzt?
Wie zu Beginn erwähnt, ist ein schwankender Blutdruck nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Bleibt er ein einmaliges Problem, ist ein ärztlicher Besuch kaum notwendig. Anhaltende Blutdruckschwankungen sind dagegen weniger unbedenklich. Gehen Sie deshalb vorsorglich zum Arzt, wenn…
…Blutdruckschwankungen über längere Zeit vorhanden sind.
…Begleitsymptome wie Schwindel, Übelkeit oder Kreislaufprobleme auftreten.
…starkes Übergewicht oder Untergewicht besteht.
…bestimmte Substanzeinflüsse hinter dem schwankenden Blutdruck stecken könnten.
…Sie an einer Gefäß- oder Herzkrankheit leiden.
Fazit zur Blutdruckschwankung
Blutdruckschwankungen können die harmlose Folge natürlicher Alltagssituationen sein. Werden die Schwankungen jedoch zu extrem, halten überdurchschnittlich lange an, oder gehen sogar mit Begleitbeschwerden wie Schwindel einher, so ist ein gesundheitliches Ursachen sehr wahrscheinlich. Ärztlicher Rat kann zumindest nicht schaden, weshalb wir eine professionelle Untersuchung empfehlen, sofern der schwankende Blutdruck unerklärlich ist. Wesentlich bedenklicher als ein zu niedriger Blutdruck ist dabei anhaltender Blutdruckanstieg. Er steht häufig mit ernsteren Erkrankungen oder schädlichem Substanzeinfluss in Verbindung und kann demnach ein Hinweis auf ernste Gesundheitsprobleme sein.