Zeigt der Urin keine gelbliche, sondern eine rote bis bräunliche Färbung, kann das ein Anzeichen für Blut im Urin (Hämaturie) sein. Der Schreck sitzt vielen Patienten mit entsprechenden Symptomen oft tief in den Knochen. In jedem Fall sollte der blutige Urin von einem Facharzt untersucht werden. Denn auch wenn Hämaturie nicht zwingend lebensbedrohliche Ursachen haben muss, können sich hinter den Beschwerden doch hartnäckige Erkrankungen der Harnwege verbergen. Dazu gehört zum Beispiel eine schwere Blasenentzündung. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zu möglichen Ursachen für Blut im Urin, sowie zu geeigneten Maßnahmen in der Behandlung.
Wie entsteht Hämaturie?
Unter dem Symptom der Hämaturie verstehen Mediziner die vermehrte Ansammlung von roten Blutkörperchen im Urin. Diese besitzen einen hohen Anteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, welcher neben der Rotfärbung auch für die Sauerstoffbindung im Blut verantwortlich ist. Kommt es zu einer durch reines Hämoglobin ausgelösten Urinverfärbung, spricht man hier auch von einer Hämoglobinurie. Des Weiteren lassen sich Formen von Hämaturie wie folgt unterscheiden:
- Makrohämaturie – Bei dieser Form von Hämaturie lässt sich das Blut im Urin mit bloßem Auge erkennen.
- Mikrohämaturie – Diese Form der Hämaturie lässt sich nur im Labor nachweisen, da die Blutbeimengungen sehr gering sind. Nur durch mikroskopische Untersuchungen oder einen Urintest lässt sich diese Form der Hämaturie feststellen.
Nun hat Blut normalerweise nichts im Urin zu suchen. Entsprechende Beimengungen mit Blut sind somit immer ein Hinweis auf bestehende Gesundheitsprobleme. Meist handelt es sich bei den Ursachen um eine Verletzung oder Entzündung der Harnröhre, der Harnleiter oder der Blase, welche in der Folge für Einblutungen in den Harn sorgen. Doch auch die Niere kann an blutigem Urin beteiligt sein. Zur besseren Übersicht nachstehend eine kleine Auflistung zu den häufigsten Gründen für Blut im Urin:
- Blasenentzündung: Unter einer Blasenentzündung leiden Frauen bekanntlich öfter als Männer. Grund hierfür ist die verkürzte Harnröhre des weiblichen Geschlechts, durch die Infektions- und Entzündungserreger deutlich leichter in die Harnwege gelangen. Für gewöhnlich äußert sich eine leichte Blasenentzündung zunächst durch brennende Schmerzen beim Wasserlassen, sowie den berühmt berüchtigten Harndrang. Er wird durch entzündungsbedingte Reizungen der Harnwege verursacht und geht meist mit nur geringen Ausscheidungen einher. Sollte eine anfängliche Blasenentzündung nicht rechtzeitig behandelt werden, können die Entzündungserreger von der Harnröhre über die Harnleiter bis in die Blase oder gar die Niere vordringen und so die Infektion verschlimmern. Blut im Urin ist hier ein deutliches Anzeichen für einen fortgeschrittenen Harnwegsinfekt.
- Harnwegsinfekte: Die häufigsten Auslöser eines Harnwegsinfekts sind Bakterien wie Escherichia Coli, Stypholokokken und Klebsiellen. Diese sind in etwa 70 bis 95 Prozent aller Fälle für die Infektion verantwortlich. Doch auch Parasiten, Viren und Pilze (v.a. Chlamydien und Hefepilze) kommen als Erreger von Blasenentzündungen und Co. in Frage. Darüber hinaus können für einen Harnwegsinfekt auch mechanische Reize, wie zum Beispiel transurethrale Katheter, Harnwegsoperationen und Fehlbildungen der Harnwege verantwortlich sein. Selbst bestehende Grunderkrankungen im Bereich der Harnwege sind als Ursache nicht ausgeschlossen. Gemeinsam ist den vielseitigen Ursachen, dass sie oft ähnliche Symptome hervorrufen. Neben Schmerzen und Problemen beim Wasserlassen ist hier, wie schon bei der unkomplizierten Blasenentzündung, mit blutigem Urin zu rechnen. Dieser deutet entweder auf Wunden im Bereich der Harnröhre, Harnleiter, Blase oder Niere hin.
- Nierenerkrankungen: Besonders kritisch zu beurteilen ist ein Harnwegsinfekt im fortgeschrittenen bzw. chronischen Stadium. Hier greift der Infekt nicht selten auf die Niere über, was für bleibende Schäden sorgen kann. Dauerhafte Funktionseinbußen der Harnwege sowie Störungen in der Harnproduktion sind hier nicht mehr auszuschließen. Daneben können auch andere Erkrankungen der Niere für Blut im Urin sorgen. Dazu gehören beispielsweise Nierensteine, Glomerulonephritis, Nephropatie oder Niereninsuffizienz im fortgeschrittenen Stadium.
- Störungen im Stoffhaushalt: Vielfach unterschätzt sind bei blutigem Urin oftmals Erkrankungen des Stoffwechsels oder Immunsystems. Dafür kann unter anderem eine Erkrankung an Diabetes mellitus verantwortlich sein. Besagte Krankheiten haben meist ein Ungleichgewicht im körpereigenen Stoffhaushalt zur Folge, was sich auch auf die Harnwege auswirkt. Des Weiteren setzen Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen die Abwehrfunktion des Körpers herab. Dies gewährt Erregern von Harnwegsinfekten natürlich leichteren Zugang in den Organismus.
- Fremdkörper und Wucherungen: Wie bereits erwähnt können auch mechanische Reize zu blutigen Entzündungen im Bereich der Harnwege führen. Zu diesen Reizen gehören neben Kathetern und Sonden vor allem Blasen-, Harnleiter- und Nierensteine. Zudem sind auch Tumore, Zysten, Divertikel und Geschwulste als Ursache für Blut im Urin möglich. Eine operative Entfernung der Störquellen ist in solch einem Fall meist unausweichlich.
Behandlung bei Blut in Urin
Bevor eine Behandlung des blutigen Urins erfolgen kann, muss der Arzt zunächst die genaue Ursache feststellen. Besonders hilfreich sind hier zum einen Urintests, innerhalb derer sich stoffliche Konzentrationen im Harn zuverlässig nachweisen lassen. Auf diese Weise können zum Beispiel Infektionserreger, ein Steinleiden oder die tatsächliche Blutmenge festgestellt werden. Ergänzend ist eine Untersuchung per Ultraschall hilfreich. Zudem dürfte Ihr Arzt Sie zu bestimmten Grunderkrankungen befragen. Je nach Ursache gestaltet sich die Therapie bei Blut im Urin unterschiedlich:
- Medikamente – Ob nun Schmerzen, bakterielle Entzündungen oder Arzneistoffe zur Behandlung bestehender Grundkrankheiten – eine medikamentöse Therapie ist bei Blut im Urin meist alternativlos. So lassen sich die Ursachen so schnell wie möglich in den Griff bekommen und bleibenden Schäden an den Harnwegen wird vorgebeugt. Vor allem bakterielle Harnwegsinfekte sollten diesbezüglich lieber zu früh als zu spät mit Antibiotika behandelt werden. So lässt sich verhindern, dass die Krankheitserreger bis in die Niere vordringen. Bei Blasen- und Nierensteinen können dagegen alkalisierende Medikamente zum Einsatz kommen. Liegt eine Nierenentzündung vor, sind Wirkstoffe wie Kortison oder Azathioprin die Mittel erster Wahl.
- operative Behandlung – Geht es um die Entfernung von Tumoren, Zysten, Divertikeln und Co., greifen Ärzte bei Blut im Urin oftmals zur operativen Therapie. Hier wird mittels einer Endoskopie das störende Gewebe entfernt. Auch Blasen-, Harnleiter- und Nierensteine lassen sich mittels Operation zertrümmern oder via Schlinge herausziehen. Eine Teilresektion der Harnwegsorgane, sowie das Legen eines Blasenkatheters ist hingegen meist nur bei vollständigem Funktionsverlust der Organe notwendig.
- Hausmittel – Gerade bei Blasenentzündung werden gerne Hausmittel wie Tees und Säfte aus Brennnessel, Brunnenkresse, Cranberry, Holunder, Johanniskraut und Kamille angewandt. Die Kräuter haben eine entzündungshemmende und meist auch harntreibende Wirkung. Dies spült Erreger zuverlässig aus den Harnwegen. Überhaupt sollten Sie bei bestehenden Harnwegserkrankungen sehr viel trinken, damit Keime keine Chance haben, sich in stehendem Harn anzusammeln. Eine auf den Unterleib gelegte Wärmflasche kann ebenfalls wohltuend sein. Bei all den nützlichen Hausmitteln sei jedoch erwähnt, dass Heilkräuter, eine erhöhte Trinkmenge und Wärme bei schweren Harnwegsinfekten nur unterstützend eingesetzt werden sollten.
Blut im Urin – Wann zum Arzt?
Themenwelt Urinveränderungen:
Ganz gleich, ob Sie nun Schmerzen empfinden oder nicht: Bei blutigem Urin ist grundsätzlich ein Arztbesuch empfehlenswert. Die Blutungen weisen auf eine Verletzung der Harnwege hin, die auf keinen Fall unbehandelt bleiben darf. Nur so können Sie bleibende Schäden zuverlässig verhindern. Diese können von chronischer Blasenentzündung über anhaltende Störungen beim Wasserlassen bis hin zu Niereninsuffizienz und Nierenversagen reichen. Nehmen Sie blutigen Urin deshalb stets ernst und gehen Sie bei Verdachtsmomenten lieber zu früh als zu spät zum Arzt.
Fazit
Hämaturien können mitunter sehr gefährlich sein. Zwar handelt es sich in den meisten Fällen um unkomplizierte Harnwegsinfekte, die sich gut mit Medikamenten behandeln lassen. Gelegentlich steckt hinter den Blutbeimengungen im Urin aber auch ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem, das die Funktionalität der Harnwege nachhaltig einschränken kann. In diesem Zusammenhang sind auch verschleppte, also in erster Instanz nur unzureichend therapierte Harnwegsinfekte nicht zu unterschätzen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist bei Blut im Urin deshalb unabdingbar. So können Sie die Gesundheit Ihrer Blase langfristig erhalten.