Bei der Blinddarmentzündung ist zunächst zwischen einer Appendizitis und einer Typhlitis zu unterscheiden. Während Appendizitis eine Entzündung des blinddarmeigenen Wurmfortsatzes beschreibt, handelt es sich bei Typhlitis um eine oftmals nekrotisierende Entzündung des gesamten Blinddarms. Zusätzlich ist der davorliegende Dickdarm in Anteilen betroffen. Charakteristisch sind in beiden Fällen Symptome wie Fieber und mittelstarke bis starke Schmerzen im Unterbauch. Darüber hinaus verursacht auch eine Blinddarmreizung ähnliche Beschwerden, was zur genauen Bestimmun der Krankheit gute Differenzialdiagnosen nötig macht.
Im Normalfall versteht man unter einer Blinddarmentzündung jedoch die bloße Entzündung des Wurmfortsatzes. Diese kann in jeder Altersklasse entstehen, wobei ältere Patienten deutlich seltener betroffen sind. Insgesamt entfallen jährlich auf 100 000 Einwohner etwa 100 Fälle von Appendizitis, die immer häufiger in der Altersgruppe von 5 bis 29 auftreten. Über Einzelheiten zu den Ursachen und zur Behandlung klärt dieser Ratgeber auf.
Entstehung einer Appendizitis
Der Blinddarm (Caecum) bildet das blinde Ende des Dickdarms. Auf eine anhaltende Blinddarmreizung, zum Beispiel durch eine Infektion im Darm, reagiert das Organ zunächst mit Schleimhautentzündungen an seinem 1 cm langen Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Diese führen im Anschluss zu entzündungsbedingten Schwellungen und führen so einen Blinddarmverschluss herbei. Darüber hinaus können Blinddarmverschlüsse und damit verbundene Entzündungen auch durch Fremdkörper herbeigeführt werden.
Entzündungen im Blinddarm lassen sich oftmals noch ohne operative Maßnahmen behandeln, wenn die Entzündung am Wurmfortsatz rechtzeitig erkannt wird. Ohne geeignete Gegenbehandlung wächst sich eine Appendizitis jedoch schnell zu einer kompletten Entzündung des Blinddarms aus. Unterscheiden lassen sich Blinddarmentzündungen in diesem Zusammenhang wie folgt:
- Einfache Blinddarmentzündung (Appendizitis simplex) – Die Entzündung des Wurmfortsatzes beginnt mit einer Schwellung (katarrhalisches Stadium), die sich später wieder zurückbilden kann. Sollte dem ersten Krankheitsstadium aber eine entzündliche Schwellung mit Eiterbildung folgen (seropurulentes Stadium), so kann der entzündete Wurmfortsatz eine zerstörerische Blinddarmentzündung nach sich ziehen.
- Zerstörerische Blinddarmentzündung (Appendizitis destructiva) – Hierbei zerfällt das entzündete Gewebe des Blinddarms nach einer Entzündung des Wurmfortsatzes Stück für Stück. Eine OP ist in diesem Fall unumgänglich, da sonst ein Platzen des Blinddarms droht.
Ursachen für eine Blinddarmentzündung
Die Ursachen für Appendizitis können vielfältig sein und sind nur mit umfangreichen Differenzialdiagnosen abzuschätzen. In der Regel kommt es seltener durch Verstopfungen zu einer Entzündung. Häufiger sind bakterielle Infektionen für einen entzündeten Wurmfortsatz verantwortlich. Generell kommen folgende Ursachen für die Blinddarmentzündung in Frage:
- Infektionen: Infektiöse Ursachen ergeben sich bei Appendizitis vor allem durch bakterielle Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa. Schwellungen und Entzündungen am Wurmfortsatz bzw. dessen Schleimhäuten entstehen hier vor allem durch Abwehrreaktionen der blinddarmeigenen Lymphfollikel.
- Fremdkörper: Verschlüsse durch Fremdkörper werden im Blinddarm vor allem durch Obstkerne, Kotsteine oder vernarbtes Gewebe provoziert. Sie können den Übergang zwischen Blinddarm und Dickdarm verstopfen, wodurch das Blinddarmsekret nicht mehr oder nur unzureichend aus dem Wurmfortsatz abfließen kann. Das führt für gewöhnlich nicht nur zu entzündlichen Blinddarmverschlüssen, sondern auch zu Eiterbildung und Entzündungen des Organs.
- Parasitenbefall und Blinddarmverletzungen: Auch ein Wurmbefall des Darms kann sich in einer Appendizitis äußern. Meist sind hier Spülwürmer oder Oxyuren für die Entzündung verantwortlich. Daneben kommen auch Verletzungen am Blinddarm, z.B. durch einen unfallbedingt abgeknickten Wurmfortsatz, für eine Blinddarmentzündung in Frage.
Symptome einer Blinddarmentzündung
Neben den typischen Symptomen einer Entzündung wie Fieber zeichnet sich die Blinddarmentzündung auch durch vielseitige Schmerzen aus. Sie treten gezielt im rechten Unterbauch auf und können bis zum Bauchnabel strahlen. Intensiver werden die Schmerzen oftmals durch Berührung oder Druck. Daneben sind folgende Symptome charakteristisch für Appendizitis:
- Fieber
- Erbrechen
- Übelkeit
- Appetitlosigkeit
- Stärker werdende Schmerzen im Bauchraum
- Druckschmerzen
- Berührungsschmerzen
Diagnose und Therapie bei Appendizitis
Da die Symptome einer Blinddarmentzündung jenen einer Blinddarmreizung oder Typhlitis sehr ähnlich sind, müssen bei der Untersuchung wie bereits erwähnt ausführliche Differenzialdiagnosen vorgenommen werden. Die Angaben des Patienten zu Schmerzen und bisheriger Dauer der Beschwerden geben hier einen ersten Hinweis. Des Weiteren führen Ärzte Tast-, Blut- und Ultraschalluntersuchungen durch, um das Stadium der Entzündung zu ermitteln. Ist die Diagnose eindeutig, können entsprechende therapeutische Maßnahmen folgen. Diese gestalten sich bei Appendizitis wie folgt:
- Schonung und Laborkontrolle: Eine anfängliche Blinddarmentzündung oder -reizung kann oftmals noch durch gezielte Bettruhe, die Gabe von Antibiotika und Schonkost behandelt werden. Zu den hilfreichen Nahrungsmitteln zählen hier vor allem Knoblauch, Ingwer, Rizinusöl, Zitrone, Bockshornkleesamen und Minze. Eine regelmäßige Laborkontrolle ist aber dennoch wichtig, um ein Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig entdecken zu können. Sollte sich keine Besserung oder gar eine Verschlimmerung der Entzündung zeigen, bleibt eine OP alternativlos.
- Operation: Früher wurde ein Blinddarm meist über einen etwa 5 cm langen Schnitt in der Bauchdecke entfernt. Das offene Verfahren gilt jedoch als veraltet, da es eine lebenslang sichtbare Narbe am Unterbauch hinterlässt. Die moderne Medizin wendet deshalb fast nur noch das Laparoskopische Verfahren (Schlüssellochtechnik) an. Hierbei werden drei kleine Schnitte am Bauch durchgeführt und durch sie eine Führungsschiene bis zum Blinddarm vorgeschoben. Durch die Schiene lassen sich dann ein Endoskop zur Blinddarmbetrachtung, sowie Operationsbesteck zur Blinddarmentfernung einbringen. Je nachdem, wie weit die Appendizitis fortgeschritten ist, entfernen Chirurgen im Anschluss den Wurmfortsatz oder den gesamten Blinddarm.
Blinddarmentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Der Verlauf einer Blinddarmentzündung erschließt sich nach der Zügigkeit der Behandlung. Je schneller eine Therapie eingeleitet wird, desto unkomplizierter verläuft die Erkrankung. Nach einer OP werden Betroffene bis zu 3 Wochen krankgeschrieben. Danach ist die Entzündung vollständig überstanden.
- Wird eine Blinddarmentzündung nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt, kann es zum Platzen des Wurmfortsatzes und somit zu einem Blinddarmdurchbruch kommen. Zudem erschweren Abszesse und Darmverschlüsse eine Behandlung.
- Vorbeugen lässt sich einer Blinddarmentzündung nur bedingt. Allenfalls eine Vermeidung von Verstopfungen und Darmentzündungen, sowie ein sorgfältiges Zerkauen von Obstkernen kann präventiv gegen Appendizitis fungieren.
Fazit
Die Blinddarmentzündung ist eine weitverbreitete Erkrankung, die vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen immer häufiger auftritt. Wird die Entzündung anhand der Symptome schnell erkannt, treten bei der Behandlung aber keine weiteren Komplikationen auf. Je nach Krankheitsstadium kann in der Therapie auf besondere Schonung des Blinddarms oder auf eine OP gesetzt werden. Letztere sind bei fortgeschrittenen Blinddarmentzündungen meist optionslos und auch dringend erforderlich, um einen lebensbedrohlichen Blinddarmdurchbruch zu verhindern.